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für die Königliche Amtshauptmannschaft, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrat zu Dippoldiswalde. Nr. 211 Freitag den 11. September 1914 80. Jahrgang Mit achtseitigem „Illustrierten Unlerhaltungsblatt" und täglicher Unterhaltungsbeilage. Mr die Aufnahme eines Inserats an bestimmter Stelle und an bestimmten Tagen wird keine Garantie übernommen. Verantwortlicher Redakteur: Paul Jehne. — Druck und Verlag von Carl Jehne in Dippoldiswalde. WHeritzMung TMeitW md WM für WMnM SchmiMtrg ii. ll. Die MnÄiFSt nähme der Sonn- und Feiertage und wird am Spätnachmittag ausae- aeben. Preis vierteljähr. 8 i Sr- so Pf, zwei, monatlich iDmrk, ein- monatlich SO Pf- Ein» reine Nummern 10 Pf. Alle Postcmstalten,Post- boten, sowie unsere Aus- träger nehmen Beste!» lungen an. Amtsblatt Inserate werden mit 15 Pf., solche aus unserer Amtshcnrptmannschaft mit 12 Pf. die Spaltzelle oder deren Nanni berech net. Bekanntmachungen auf der erstell Seite (nur von Behörden) die zwei- gespaltene Zeile 35 bez. 30 Pf. — Tabellarische undkomplizierteJyserate mit entsprechendem Auf schlag. — Eingesandt, im redaktionellen Teile, die Spaltenzeile 30 Pf. Benzin, Benzol und sonstige leichtsiedende Petroleum- und Teeröldestillate, die für den Betrieb von Ervlosionsmotoren geeignet sind, werden, wie schon an die einzelnen Ortsbehörden verfügt worden ist, künftig, und zwar im Interesse der Heeres versorgung in beschränktem Umfange, nur freigegeben an: a) Feuerwehren, b) Krankenhäuser und Aerzte, c) Fabriken und sonstige Betriebe, die Heereslieferungen auszusühren haben, soweit sie hierfür Benzin oder Benzol nicht entbehren können, cl) Bergwerke zur Speisung der Wetter-Sicherheitslampen. e) Für Explosionsmotoren in landwirtschaftlichen, staatlichen und kommunalen Betrieben darf der unumgänglich notwendige Betriebsstoff nur in Schwer benzin und Schwerbenzol verabfolgt werden. Gesuche um Freigabe von Betriebsstoffen sind in Städten mit revidierter Städte ordnung beim Stadtrot, im übrigen — ausreichend begründet und von der Ortsbehörde bestätigt — nach wie vor bei der Kgl Amtshauptmannschast einzureichen. Diese, bez. der Stadtrat werden die Gesuche zwecks Ausstellung eines Freigabescheines an das stell- vertretende Kgl General-Kommando weitergeben. Die Freigabescheine, die vom Ver käufer bei Abgabe des Benzins usw. einzubehalten sind, hat er am Sonnabend jeder Woche an die Inspektion des Militär-Luft- und -Krafifahrwesers in Berlin-Schöneberg einzusenden. Die Inanspruchnahme von Schwerbenzin und Schwerbenzol hat sich in den mäßigsten Grenzen zu hallen. Die Freigabe müßte aufgehoben weiden, wenn der Verbrauch zu groß wird. Es liegt daher im eigensten Interesse der Motorenbesitzcr, wo angängig, anstatt des Benzins oder Benzols oder vermischt mit diesem auch andere Betriebsstoffe (Spiritus oder Leichtpetroleum) zu verwenden. Die in letzter Zeit namentlich mit Spiritus (etwa 20 o/o Benzol und 80 o/o Spiritus) gemachten Versuche haben dem Ver nehmen nach ein durchaus günstiges Ergebnis gehabt, sodaß viele Stellen bereits zum Spirttusbelriebe übergegangen sind. d>lr.32bcl^ob. Kgl. Amtshauptmanfchaft Dippoldiswalde, IO September 1914. Die Schweineseuche ist unter dem Schweine,, estande des Gutsbesitzers M. Gerber in Börnersdorf Nr. 2I erloschen. Dippoldiswalde, am IO. September 1914. König!. Amtshauptmarnschast. Der dreijährige Herbsljahrmartt in Schmiedeberg am 28. September wird niokl abgehallen. Der Gemeindevorstand. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Materialwarenhändlers Arthur Richard Rüthrich in Reinhardtsgrimma wird, nachdem der in dem Vergleichstermine vom 6. August 1914 angenommene Zwangsvergleich durch rechtskräftigen Beschluß vom gleichen Tage bestätigt ist, hierdurch aufgehoben. Dippoldiswalde, den 9. September 1914. Königliches Amtsgericht. Geschüftszeit des Königlichen Amtsgerichts. Vom Königlichen Justizministerium ist auch sür das hiesige Amtsgerichts- vom 16. September an für alle Werktage durchgehende Geschäftszeit von vormittags 8 bis nachmittags 3 Ahr angeordnet worden. Wirklich dringende Geschäfte werden auch zu anderer Zeit und wie bisher an Sonn- und Feiertagen durch einzelne diensthabende Beamte erledigt werden. Sie sind im Dtenerzimmer oder in der Hausmanns-Wohnung im Eesängnisflügel anzumelden. Auf andere Stunden bereits anbcraumte Termine, namentlich in Zwangsversteigcrungs- und Konkurs.Sachen bleiben bestehen, soweit nicht im Einzelsalle Verlegung verfügt wird. Dippoldiswalde, den 10. September 1914. Das Königliche Amtsgericht. Die für den 12. September in Obercunnersdorf angesetzte Versteigerung üvävt vivdt statt. Dippoldiswalde, den 10. September 1914. 789/14. Der Gerichtsvollzieher des Königlichen Amtsgerichts. HolMstWmg: Zchmitileberzer EtMorslmiw. Gasthaus „zur Post" in Schmiedeberg. 21. September 1914, vorm. i/2lvUhr: 4b h. und 4758 w. Stämme, 45 h. und 10563 w. Klötze, 1436 w. gek. u. 751 w. Derbstangcn i. g L., 14545 w. Reisstangen. Nachm. >/23 Ahr: 66 rm w. Brenn- schkite, 103 rm h. u w. Brennknüppel, 19 rm h u w. Zacken, 127 rm h. u. w. Beste. Schlag- und Linzelhvlzer: Abt. 1, 6, 12, 20, 65. 66, 93, 102. Kgl. Forstrevierverwaltung Schmiedeberg, Kgl. Forstrentamt Frauenstein. Drucksachen für Gemeindebehörden fertigt Buchdruckerei Carl Jehne Großes Hauptquartier, 10. September. Die östlich Paris in der Verfolgung an und über die Marne vorge- drungencn Heeresteile sind aus Paris und zwischen Meaur und Monimirail von überlegenen Kräften ange griffen worden. Sie haben in schweren zwcitägigen Kämpfen den Gegner ousgehalten und selbst Fortschritte gemacht. Als der Anmarsch neuer, starker feindlicher Kolonnen gemeldet wurde, ist der Flügel zurückgenommen worden. Der Feind folgte an keiner Stelle. An Siegesbeute dieser Kämpfe sind bisher fünfzig Geschütze und einige tausend Gefangene eingebracht worden Die westlich Verdun kämpfenden Hcererteile befinden sich in fortschreitendem Kampfe. In Lothringen und in den Vogesen ist die Lage unverändert. Auf dem östlichen Kriegsschauplätze hat der Kampf wieder begonnen. Generalquartiermeister von Stein. Neue Erfolge. Großes Hauptquartier, 10. September. Der deutsche Kronprinz hat heute mit seiner Armee die befestigte feindliche Stellung südwestlich von Verdun genommen. Teile der Armee greifen die südlich von Verdun liegenden Sperrsorts an. Die Forts werden seit gestern von schwerer Artillerie beschossen. General von Hindenburg hat mit dem Ost heere den linken Flügel der noch in Ostpreußen befindlichen russischen Armee geschlagen und sich dadurch Zugang in den Rücken des Feindes geöffnet. Der Feind hat den Kamps ausgegeben und befindet sich in vollem Rückzüge. Das Ost heer verfolgt ihn in nordöstlicher Richtung gegen den Njemen. Generalquartiermeister von Stein. Telegramm des Kaisers an König Friedrich August. Dem König Friedrich Auguft ist Donnerstag nach mittag um 4 Uhr 14 Minuten in Wachwitz foigendes Telegramm des Kaisers zugegangen: Sr. Majestät dem König von Sachsen, Wachwitz. Während der ganzen Operationen Hal Deine Armee oft unter besonder» schwierigen Verhältnissen Hervorragendes geleistet. Die gestern nach heißem Kampfe errungenen Erfolge bilden «in neue» Ruhmesblatt. Du kannst stolz sein auf Deine Truppen. Nimm meinen warmen Glückwunsch entgegen Wilhelm. Ein Kaisersohn verwundet. Berlin. Se. kgl. Hoheit Prinz Joachim von Preußen isi gestern durch einen Schrapnelgchuß verwundet worden. Die Kugel ging durch den rechten Oberschenkel ohne den Knochen zu verletzen Der Prinz war als Ordonanz- Ossiziec auf dem Schlachtfelds tätig gewesen. Er ist in das nächstliegende Lazarett gebracht worden. Englischer Hilfskreuzer verloren. London. (Amtlich ) Die Admiralität gibt bekannt, daß der als Hilfskreuzer armierte Dampfer „Oceanic' von der White Star Linie an der Nordküste Schott lands Schiffbruch gelitten hat. Der Dampfer ist vollständig verloren. Alle Offiziere und Mann schaften find gerettet. Der „Oceanic", 17 300 Registertons fassend, wurde 1899 erbaut, halte eine Schnelligkeit von 21 Knoten und faßte 2500 Passagiere außer der Besatzung. Die Rüstungen der Türkei. Auf Umwegen über Beirut verbreitet der „Vossischen Zeitung" zufolge das Reutersche Bureau Mitteilungen über die Rüstungen der Türkei. Darnach wird die Mobil- machung der Truppen in Syrien mit dem größten Eifer betrieben, und die Soldaten werden nach Damaskus ge bracht. Besonders beschwert sich der Berichterstatter dar über, daß die Behörde offen ihre Deutschsreundlichkcit be kunde und dem Dampfer „Peter Rickmers", der sich in den Hafen von Beirut flüchtete, erlaubte, seine Ladung Dynamit zu löschen. Die Bewohner von Beirut sind nach dem Libanon geflohen. Es herrscht unter ihnen große Unruhe, da keiner weiß, was die Regierung plant. Gleichzeitig wird bekannt, daß E-zerum mit liefen Lauf gräben umgeben wird und an vielen Punkten der russisch- türkischen Grenze Befestigungen angelegt werden unter der Leitung deutscher Ingenieure. Russische Scheußlichkeiten ohne Ende! Dortmund. Hier trafen zahlreiche ostpreußische Flücht- llng? «in, die von den ostpreußischen Behörden freie Fahrt erhallen hallen. Die Stadt brachte sie in zurzeit leer- stehenden Gebäuden unter, und die Bürgerschaft tat ihr Möglichste», den Vertriebenen da» neue Hlim mit Möbeln auszustatten. Alle haben ihr gesamtes Vermögen verloren. Sie erzählen viel von russischen Scheußlichkeiten, die durch den bedauerndswerren Zustand mehrerer Frauen bestätigt werden. Ihnen schnitten die Russen die Brüste ab — eine bei den Russen besonders beliebte Greueltat. In einem Dorfe verging sich russische Reiterei an zehn jungen Mädchen und hängte sie dann mit den Beinen an Bäumen auf, so baß sie einen schrecklichen Tod erlitten. Das Ausland über unser Wirtschaftsleben. Wie man im Ausland über den normalen Fortgang unseres Wirtschaftslebens erstaunt ist, geht aus einem Brief hervor, den eine bedeutende Holzfirma in Schweden an eine Firma in Gelsenkirchen gerichtet hat. Es heißt in dem Brief wörtlich: „Die deutschen Firmen zahlen, als wären sie vom Kriege gar nicht berührt. Wir finden es großartig." Wie französische Gefangene die deutschen Sieges nachrichten aufnehmen. Bezeichnend sür die Stimmung der französischen Kriegsgefangenen auf dem Asberg bei Ludwigburg ist die Tatsache, daß bei Bekanntgabe der Nachricht, daß die deutsche Kavallerie vor Paris stehe, die ganze Gesellschaft in die Hände klatschte und dadurch ihrer Freude Ausdruck gab, daß der Krieg dann voraussichtlich bald zu Ende sein werde. Was die Franzosen schon alles bombardiert haben. In der holländischen Zeitung „De Tijd" finden wir unter der Ueberschrift „Lügenhafte Berichte" aus Maastrich eine Korrespondenz über Flugblätter, die von französischen Fliegern über Lüttich und anderen Orten herabgeworfen wurden und die einen Beweis liefern, wie auch die französische Regierung nach wie vor mit Lügen arbeitet. Es heißt da: Nachdem tue Franzosen Straßburg, Mül hausen und Metz genommen haben, dringen sie in Baden und in die Pfalz ein. Die Häfen von Altona, Hamburg, Lübeck und Stettin haben sich nach einem Bombardement durch die französisch-englische Flott« ergeben. Die Be setzung von Namur hat eine unmögliche Zahl von Toten auf deutscher Seite gefordert. 50000 Deutsche find ge fangen, 12 Feldbatterien und eine Anzahl Maschinen- gewehre fielen den Belgiern in die Hände. Bei Rüpel wurde ein Zeppelin heruntergeschoßen. Da» 31. russische Armeekorps rückt schnellstens gegen Berlin vor. Die