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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1891
- Erscheinungsdatum
- 1891-09-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189109134
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18910913
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18910913
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-09
- Tag 1891-09-13
-
Monat
1891-09
-
Jahr
1891
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.09.1891
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AbonnementspreiS En der Hauptrxpedition oder den im Stadt bezirk und den Bororten errichteten Aus- gabestrven obgeholt: vierteljährlich^14.50, oei zweimaliger täglicher Zustellung ins Hau« ^l 5.50 Durch dir Post bezogen für Deutschlaad und Oesterreich: vierteljährlich 6.—. Direrte täglich« Drruzbandsendung ln» Ausland: monatlich ^4 8.—. Dir Morgen-Ausgabe erscheint täglich 6 Uhr, die Abeud-Ausgabe Wochentags 5 Uhr. Le-action und Lrpeditioa: A-tzamtt-Oass« 8. Die Expedition ist ununterbrochen ge- vffnet von früh 8 bi- Abend» 7 Uhr. Filialen: Vit» «e»»'» e«rtt«. (Alfred v«h»). Universitätsstraße 4, L,«t» Lüsche, Kathnrioeustr. 14, pari, und KSuigsplatz 7. Druck und Verlag vou E. Polz in Leipzig. LMM,T>Wlllaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. JnsertionspreiS Morgen-Ausgabe: die 6gespaltene Petii- »eil«80»ä, Reklamen uuterdem Stedactioas- strich (4gespaltrn) S0>^, vor dea Familien- nachrichtea (6 gespalten) 40-L. Abeud-AuSgabe: di« kgespaltene Petitzeil« 40 ^L, Reclamea uuterdem Siedactiousstrich (4 gespalten) 1^4, Familienuachrichtr» und Anzeigen verlorener Gegenstände (Ogespaltra) LO i^ Gröbere Schriften laut uuserem Prris- verzeichuib. Tabellarischer und Zissernsatz nach höherem Tarif. Oxtr«-Vellage» (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbesSrder»»g ÜL—, mit Postbesörderung ^4 7V.—. Annahmeschlnß för Inserate: Abeud-Ausgabe: Vormittags 10 Uhr. Morg«»-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh S Uhr. Bei de» Filialen und Auaahmestelle» je ein« halb« Stunde früher. Inserate stad stets an di« " zu richten. 286. Sonntag den 13. September 1891. 85. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Der für Montag. den 14. ds». Mo»., vormittag» I« Uhr ««beräumte Dermin zur Versteigerung von vauplatzen an der vrassi-, Veethoven- und Ferdinand Ähode-Ttratzr wird hiermit anfgehaden Neber den Dag des anderweiten Dermin» werden wir f. 3 Bekanntmachung erlassen. Leipzig, de« 12. September 18SI. Der Math der Stadt Leipzig " t. Kr I>r. Geargi. rumbiegel. Bekanntmachung. Wir haben beschlossen, die von der Aeußeren Halleschell Straße gegenüber der Baracken-Kaserne nach der Vlumen-Strahe in Leipzig-Gohlis führend« Straße Mechler-Strahr zu benennen. Leipzig, de» 10. September 189l. . 3W4 Der «ath der Stadt Leipzig. ^°-108? vr. Georgt. Rüling. Wohnungsvermiethung. Im früheren RathhauSgrundftück in Leipzig-Plagwitz ist eine im 3. vdergeschofz nach der Kurzen Strotze heraus gelegene, ans 6 Zimmern und sonstigein Zubehör bestehende Wohnung von jetzt oder von einem späteren Zeitpuncl an gegen einhaldjährtge Kündigung anderweit zu vcrinicthen. Miethaesuche werden auf dem hiesigen Rathhaus«, 1. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegengcnommen. Leipzig, den 10. September 188t. Der Rath der Stadt Leipzig. In. 8689. Vr. Georgi. Krumbiegel. vermiethung. Im alte« Schulgebäude in Lcipzig-Dhonberg. Schulgasse Rr. 11, ist ein i» Srdgeschatz nach dem Hase ,n gelegener, grützerer Rau«, welcher sich besonders zu einer Tischler- oder Glaserwertftatt eignen würde, nebst einem Lagerraum sosort anderweit zu ver«tethen. MzethGeflsh» werde» W»f dom Rathhanfe, 1. Etagen Zimmer Rr. 8, entgegeugenommen. Leipzig, de» 11. September 1891. Der N«th der Stadt Leipzig. I». 3511. vr. Georgi. Wagner. In Gemäßheit der 88- 2 und 7 dcS Regulativs für Gasrohr leitunara und Gasbeleuchtungsanlagen in Privatgrundstücken vom 2. März 1863 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner- meister Herr Lnrl Finne, Elisenstraße Nr. 56, zur Uebernahm« solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nachgewiejen hat. Leipzig, dea 11. September 1881. Der Rath der Stadt Leipzig. X. 6135. vr. Georg st Wolfram. In Gemäßheit des 8- 1 der Vorschriften für die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der Stadtwasserkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Johann Larl Pätzold, L--Volkmar«dors, Wühclmstraße Nr. 44, zur Uebernahm« solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Lesttz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen uachgrwiesen hat. Leipzig, he» 10. September 1881. Der «ath der Stadt Leipzig. X. 6218. Lw. Georgst Wolfram. Bekanntmachung. Die Herstellung eine- kreisrunden gemauerten Rothausgusies von 1,12 m Durchmesser neben der Ausmündung der Rietzschkenschleuße aa deren unterem Ende soll an «inen Unternehmer in Accord ver- dnugeu wer den. Die Bedingungen und Zeichnungen für diese Arbeiten liegen in unserer Tiefbau-Verwaltung, Rathhau-, 8. Stockwerk, Zimmer Rr. 14, au« und können daselbst «ingesrben oder gegen Entrichtung der Ge- bühren im Betrage von SO welch« eveut. in Briefmarken emzusenden sind, entnommen werden. Bezügliche Angebot« sind versiegelt und mit der Aufschrift: „RothauSgntz der Rtrtzschkenschlrutzr" versehen ebendaselbst, und zwar btt zum 26. dst. M., Rachmittags 5 Udr einzurrichen. Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote ab zulehnen. Leipzig, den 8. September 1891. le. 4746. De» «ath» der Stadt Leipzig Ttratzendan-Dkvntation. Ataktische Gewerbeschule. Di« Stadien des Winterhalbjahres beginnen Donnerstag. den 1. Drtader ». e., der TageScursus früh 8 Uhr, di« Abendkurse um 6 bez. 7 Uhr. Anmeldungen zur dlusnahme in die Gewerbeschule nach Maßgabe von 8- 4 der Schulordnung werden dis zn« 1A. Sep1e«»er schriftlich erbeten. Zur mündlichen Auskunstsertheilung ist der Unterzeichnete Sonntag, den 27. September, Bormiltags von 11—12 Uhr, im Schulgebäude, Wächterstraße Nr. 13, bereit. Leipzig, den S. September 1891. Der Director: vr. Ludw. Nteper. M ktisiltl ln?mi»i>te> Stute» u>4»nik» befindet sich jetzt Dorotheenstraße 1, I. » »»«etEnlol,, U. S. Lonsul. Das Kaiserlich Ruslische Consulal bleibt vom 18. bis 20. Septeniber d. I. geschlossen und befindet sich dann Q»erftratze Rr. 1*12, Gartcngrbäude parterre. Der Katholikencongreß in Mecheln. Der Katholikencongreß in Mecheln unterscheidet sich von den deutschen Katholikenvrrsammlungen durch feinen inter nationalen Charakter, obwohl auch die deutschen Katholiken» Versammlungen die Politik nicht au« ihrem Programm ver bannen können. Die Frage der Wiederherstellung der welt lichen Macht de» Papstes ist bei allen deutschen Katholiken tagen «rortrrl worden, und die deutschen Katholiken haben diese Frage stets bejaht. Wir haben u»S bereits vor Iabrcn in dem Sinne ausgesprochen, daß dieser Thatsache kein allzu großes Gewicht beizulcgcn ist, weil dieser Programmpunct allmälig zur bloßen Form berabgesunken ist, aber dann sollten sich die deutschen Katholiken in ihren Versammlungen auch nicht mit der Frage beschäftige», ob eS der Papst zum Dreibünde hält, oder ihm feindlich gcgenübersteht, denn die Wiederherstellung der weltlichen Macht dcS Papstes ist nur möglich, wenn der Dreibund in Trümmer zerfallen ist. In Mecheln hat man sich ausschließlich mit internationalen Angelegenheiten beschäftigt. Papst Leo Xlll. ist als Ver söhner der griechischen und römischen Kirche gefeiert worden; der Pariser Stadtrath Cochin bat den Papst gelobt, weil er sich in Folge des russisch-französischen Einvernehmens Frank reich genähert habe, nnd Professor Deöcamps-David von der Universität Löwen hat die civilisatorischen Werke in Afrika gerühmt und Frankreich aufgefordert, diesen Werken nicht hinderlich zu sein. Die interessanteste Rede hat aber der bekannte elsässische Geistliche und Mitglied deS deutschen Reichstages, Winterer, über den SocialismuS gehalten. Er nannte den Socialistencongreß in Brüssel ein historisches Ereigniß, weil dort die wahre Natur des Socialismus als eine internationale Gefahr zum ersten Mal in voller Klarheit hervorgetreten sei. Die Socialisten hätten sich nicht vereinigt, um das Loos der Arbeit zu ver bessern, sondern um die Gesellschaft zu vernichten. Die Zukunft werde einen furchtbaren Kampf zwischen SocialismuS nnd Ebristenthum bringen, und an diesem müsse sich die katholische Welt energisch betheiligen. Man müsse den Revolutionairen und Proletariern die Friedensarmee der ordnungsliebenden Arbeiter entgegcnstellen. Es ist wichtig, daß von einer so weit vernehmbaren Stelle, wie eS der Katholikencongreß in Mecheln ist, die Wahrbeit verkündet wird, die Verbesserung des Looses der Arbeiter sei den Socialisten nur der Vorwand, um die bestehende Gesellschaft zu vernichten. Daß es so ist, kann Niemandem zweifelhaft sein, welcher der socialistischen Bewegung mit Verstiindniß gepaarte Auf merksamkeit zugcwandt hat, aber in dieser Form ist der Satz noch nicht zur allgemeinen Kenntniß gebracht worden. Ein Diener der katholischen Kirche, welcher für sich die Fähigkeit in Anspruch nimmt, die sociale Frage zu lösen, erklärt kurz und bündig, daß die Interessen dcr Arbeiter und der Socialisten mit einander nichts gemein haben, sondern daß die Arbeiter von den Socialisten nur vorgeschoben werden, um mit ihrer Hilfe und über ihre Köpfe hinweg die Weltordnung umzugestalten. Die Frage drängt sich auf, wie denn die katholische Kirche dazu kommt, sich zur alleinigen Schützerin dieser Weltordnung aufzuwerfen, und daraus giebt Herr Wintercr die Antwort, daß der Kampf zwischen SocialiSmus und Ebristenthum auSgcfocktcn werden wird. Da die bestehende Wettordnung wesentlich auf dem Christenthum beruht, so muß natürlich das Ebristenthum den SocialismuS bekämpfen, aber dieser Kamps wird nicht allein von der katholischen, sondern auch von der protestantischen Kirche geführt, und nach Lage der historischen Entwickelung muß der protestantischen Kirche der Hauptantheil am Kampf zufallen. Wir weisen die katholische Kirche keineswegs als Bundesgenossin in dem großen Kampfe der Zukunft zurück, aber wir müssen dagegen Widerspruch erheben, daß sie sich als alleinige Vertreterin des Chrislenthums ausgiebt, daS ist der Standpunkt PiuS' IX., der alle Getauften als Glieder der katholischen Kirche in Anspruch nahm. Der Gegensatz zwischen SocialismuS und Christenthum ist klar und einleuchtend. Der SocialismuS ist das Ergebniß des Neides der Besitzlosen gegen die Besitzenden, während daS Christenthum die Nächstenliebe zur Cardinaltugend erhebt. Da die völlige Gleichheit der Menschen nicht ru erreichen ist, so muß die Nächstenliebe die bestehenden Unterschiede möglichst auSgleicben. Daß auf diesem Gebiete unendlich viel zu thun übrig bleibt, ist unzweifelhaft, aber eine Gesellschaft, welche nur als höchste Stufe der Nächstenliebe denkbar wäre, ohne Religion aufzurichten, wie eS der SocialismuS will, ist ein Unsinn, der auch dem blödesten Verstände zum Bewußtsein kommen muß. Wir sind stets dafür eingetreten, daß dem Volke die Religion erhalten bleiben muß, aber man darf die Religion nicht vom Standpunkt einer bestimmten RcligionS- aesellschaft auffaffen; die sittliche Grundlage ist die Haupt sache und diese wird von allen Bekcnnrrn de« Christenlhums als daS Wesen desselben anerkannt. ES ist aber nicht richtig, die sociale Frage lediglich vom Standpuncte der Anhänger und Feinde des ChristenthumS aufzusassen, denn eS giebt unendlich viel Gleichgiltige in religiösen Dingen, die trotzdem dem SocialismuS als Tod feinde gegenüber stehen, ja wir werden kaum fehlgeben, wenn wir anneymen, daß auch viele Gottesleugner auf Seiten der Gegner de« SocialismuS stehen. Dcr Kampf des SocialiSmus gegen die bestehende Staats- und Gesellschaftsordnung ist nicht sowohl ein Kampf der Ungläubigen ge^rn die Gläubigen, al« ein Kampf der Besitzlosen gegen die Besitzenden, es handelt sich bei dem großen Kampfe der Zukunft nicht um die Religion, sondern um das Mein und Dein. Der SocialiSmus ist so realistisch und materialistisch geartet, daß ihm die Religion al« Hinderniß bei der Erreichung seiner Zwecke er scheint, aber die Religion gilt ihm nicht als der Feind, der zu vernichten ist. Für den Socialisten ist eS selbstverständ lich, daß er sich an die Zeit hält, die ihm aus Erden zuge- mcssen ist, und von jeder Fortdauer abstrahirt, welche ihm der Glaub« in Aussicht stellt.- Die Socialisten wollen den Himmel bereit« auf Erden genießen, unter diesem Aushänge schild Werber» sie ihre Anhänger, und da der Mensch immer Da» glaubt, wa« rr wünscht, so lasten sich auch Biele durch diesen Köder fangen, natürlich auf ihre Kosten, wie da bei allen marktschreierischen Anpreisungen von Gelegenheiten, mühelosen Reichtyum zu erwerben, der Fall zu sein pflegt! Es giebt noch rin anderes Gegengewicht gegen den SocialiSmus al« da- Christentbum, und da« besteht in der Befriedigung der erfüllbaren Wünsch« der Arbeiter-Bevölke rung. In dieser Beziehung hat gerade das Deutsche Reich ein leuchtende- Beispiel gegeben durch den Erlaß der social politischen Gesetze, welche dem Arbeiter jede nur denkbare Hilfe in Nothstäiidrn leisten. Aber auch auf diesem Gebiete kann dcr Staat nicht allein wirken, die Privatwohlthätigkrit muß ihm zur Seit« stehe», und da» ist auch vielfach geschehen. aber noch lange nicht in ausreichendem Maße. Die Nächsten liebe schreibt vor, daß die vom Glück begünstigten Per sonen ihre Glücksgüter nicht im eigenen Interesse, sondern zur Hebung des Gemeinwohls verwenden. Es ist daS in großartigem Maßstabe besonders in Amerika geschehen und dadurch auch der Anstoß gegeben worden, diesem ruhm- würdigen Beispiel in Europa nachzueisern. Das ist der praktische SocialismuS, der zugleich mit der christlichen Cardinal- ttigrnd der Nächstenliebe in Wechselbeziehung steht, wenn der Reicht aus eigenem Antriebe von seinem Ucbcrfluß den Noth- leidenden Hilfe bringt. Kirche, Staat, Gemeinde und einzelne Personen müssen Zusammenwirken, um der Noth und dem Elend, die ja niemals ganz verschwinden werden, entgegen zu treten. Die Kirche wird stets ein wichtiges Glied inner halb der Kette bilden, welche dem SocialismuS Schranken zieht, aber eS ist eine durchaus verkehrte Anschauung.^ wenn die katholische Kirche sich als die allein mögliche Besiegerin de« SocialismuS hinstellt. Als Bundcsgenossin im Kampfe gegen den SocialiSmus ist uns die katholische Kirche will kommen , eine writergehendr Bedeutung in diesem Kampfe kommt ihr nicht zu. * Leipzig, 13. September. * Die Abkommandirnng deS Generals Grafen Walder- see zum Ehrendienst beim König von Sachsen wäh rend dcr Manöver bei Cassel ist, wie versichert werden darf, auf ausdrücklichen Wunsch des Königs geschehen. Graf Waldersee genießt in besonderem Maße das Vertrauen und die Freundschaft desselben. Dementsprechend hat diese kaiser liche Anordnung am Dresdner Hofe auf das angenehmste berührt. * Der Kaiser hat sich bekanntlich über die Leistungen im bayerischen Manöver sehr lobend ausgesprochen. Die »Kölnische Zeitung" ist in dcr Lage, den authentischen Wortlaut mitzulhcilen. Dcr Kaiser sagte: »Die baye rischen Truppen haben alle meine Erwartungen bei Westen, übertroffen, und ich werde dieselben fortan zu den allerbesten Deutschlands zählen." Während de» VxnLvrr» äußerte der Kaiser mehrfach: »Etwa» Bessere« habe ich selten in meinem Leben gesehen. An die Officiere hielt der Kaiser eine warme, zum Herzen sprechende Anrede. Eia Ohrenzcnge, selbst ein Höherer Officier, bemerkte über da» Urtheil deS Kaisers, eine ähnliche Anerkennung, ein ähnlich sckars acccntiiirteö Lob sei ihm in mililairischen Dingen noch nickt zu Ohren gekommen. Der Prinz-Regent und die Prinzen Ludwig und Leopold waren sichtlich in gehobener Stiinmung, als sie nack München zurückkehrten, wo sie vom Publicum aufö Wärmste begrüßt wurden. — Der Tagesbefehl, den der Prinz-Regent an den Leiter der Manöver, Prinzen Leopold, gerichtet hat, lautet: Die in Anwesenheit Sr. Majestät deS deutschen Kaisers und Königs von Preußen stattgehabten, mit dein heutigen Tage zu Ende geführten Manöver haben Mich ersehen lassen, daß die Ausbildung der Truppen aller Waffen aus eine Stufe gebracht ist, welche den heutigen Anforderungen an Kriegstüchtigkeit entspricht. Trat dies zu- nächst in der Haltung der Truppen bei der großen Parade, wie bei den unter dcr Oberleitung Ew. König!. Hoheit zur Durchführung gelangten Manövern vortheilhast zu Tage, so sind insonderheit auch die bet der Zusaminenziehung größerer Truppcnlürper anzusordernden erheblichen Marsch- und Gefechtsleistungen allerwärts mit jener Frische und Ausdauer erfüllt worden, welche die kriegsmäßig vor gebildete und gut disciplinirte Truppe kennzeichnen. Solche Resultate lassen sich aber nur zeitigen durch stete Friedensarbeit und die nie ermüdende Sorgfalt, welche unter der ztclbewußten Anleitung der commandirenden Generale die Officiere oller Grade, wie auch die Unter- oificiere jederzeit der militairischen Erziehung und kriegsmäßigen Aus- bildung der von vortrefflichem Geist beseelten Mannschaften angedeihen lassen. Gern« nehme Ich daher Beranlassung, den fämmllichen an der großen Parade und den Manövern betheiligten Stäben und Truppen, theilen Meine besondere Anerkennung auszufprechen, derselben da- durch Ausdruck verleihend, daß Ich Ew. königliche Hoheit a I» suit« des 3. Feld-Artillcrie-Regiments stelle — jene- Truppentheile«, in dessen Verbände Eure königliche Hoheit im Feldzuge 1870/71 als Batteriechef die höchste militairische Auszeichnung, den Mtlltatr- Max-Josef-Ordcn, sich erworben haben, und gleichzeitig den common- direndcn General des II. Armeecorps, General der Infanterie und Generaladjulanten v. Parseval in daS Berhältniß 4 In «uit« des Jiisanterie-Leib-Regimentes, in welchem derselbe seine militairische Laufbahn begonnen hat, stelle. * DaS »Berliner Tageblatt" bringt ein Telegramm aus Zanzibar vom Freitag, wonach ein Gefecht der Expedition TelewSky'S gegen den Stamm Wahehe bei Ilenza statt- gesunden habe und wobei angeblich 9 Deutsche und viele schwarze, Angehörige der Schutztruppe, gefallen seien. Die Lieutenants Zitzewitz und Puschow, sowie der Unterofficier Tiedemann werden unter den Tobten genannt. Vier Deutsche sollen angeblich von den Wahehe's gefangen sein. * Im letzterschienenen Hefte der Marine-Rundschau ist ein Auszug aus den Berichten des Commandanten S. M. Kanonenboot »Iltis", Corvettencapitain Ascher, ver öffentlicht, welch« die Thätiakrit dieses Kanonenboots während des Ausbruchs und im Verlauf der chinesischen Un ruhen zum Gegenstand haben. AuS dem Inhalt ist zu ersehen, wie wenig zutreffend die Mittheilungen waren, welche in fremdländijchcn Zeitungen erschienen sind und »ach denen dir deutschen Kanonenboote sich wenig oder gar nicht an den Maßnahmen betheiligt hätten, welche von den europäischen Kriegsschiffen zum Schutze der Fremden getroffen wurden. Aus den Berichten geht im Geaenthril hervor, daß S. M. Kanonenboot »Iltis" »ach jeder Richtung hin für die Sicherheit der bedrohten Interessen eingetreten ist und eine hervorragende Thätigkrit entfaltet hat, um im Verein mit den Schiffen der anderen Mächte da» Leben und Eigrnthnm der gefährdeten Personen zu schützen. * Der neue Staat-minister von Altenburg, von Hell- dorsi, ist vom Herzog zum Bevollmächtigten beim BundeSrathe für daS Herzoglhum ernannt worden. * Kaiser Franz Josef ist am Freitag Abend unter leb haften Ovationen der Bevölkerung vou Galgocz nach Bistritz abgereist. In dem Zuge befanden sich auch der deutsche und der italienische Militairattach» der Botschaften in Wien, die Oberstlieutenants v. Deine» und Brusati. Der russische MilitairattachS Oberst Zujew ist nach Wien zurückgekehrt. — Wie di« Prager Blätter melden, wird der Ministerpräsident Graf Ta affe den Kaiser Franz Iasef auf der Reise durch Böhmen begleiten. * Der Abgeordnete v. Plener erstattete in Eg er seinen Rechenschaftsbericht an seine Wähler. Er besprach die innere Lage» die Huldigung der Deutschen für den Kaiser Franz Josef bei seinem Besuch in Böhmen. Er sagte, man solle dabei dir Dankbarkeit dafür bekunden, daß daS AuS- alcichSwcrk der weitblickenden Initiative de» Kaisers ent sprungen sei. Damit sollte rin neuer Abschnitt in dcr innere« Entwickelung statlßndcn. Die Deutschen wollen diese Wand lung fördern, bei einem etwaigen Rückschlag aber sofort wieder in Opposition treten. Plener appellirte schließlich an die Einigkeit und Zusammengehörigkeit aller Deutschen in Oesterreich. * Die „Neue Freie Presse" bespricht den Trinkspruch, welchen der französische Minister-Präsident und Kriegsminister Freycinet bei den Manövern in Vendeuvre ausbrachte, in einem etwas pessimistischen Tone. „Die Rede Freycinet'S, sagt das genannte Blatt, »läßt keine andere Deutung zu, al» die einer öffentlichen Ankündigung der vollzogenen fran zösisch-russischen Annäherung, um nicht zu sagen der fran zösisch-russischen Allianz. Sie ist die erste, sozu age« amtliche Constatirung, daß Frankreich seit dem Depeschcn- wechsel zwischen dem Zaren und Herrn Carnot seine Lage al» geändert, seine Stellung zu den europäischen Mächten astl eine neue ansieht, und wenn ein Zweifel darüber bestehen könnte, wer unter Denjenigen, denen die französische Arme« Vertrauen einflößt, zu verstehen sei und wen Freycinet unter Denjenigen verstanden wissen will, denen sie Achtung gebietet, so würde der Zweifel durch die Thatsache beseitigt, daß unter den versammelten Militair-BevoUmächtigteu, welche die Red« anhörtcn, kein anderer al» der russische sich erhob, um sie mit einem schmeichelhaften Trinkspruche zu beantworten. Der Ort, wo die Gesellschaft, in der die Rede gehalten wurde, geben ihr einen ausgeprägt demonstrativen Charakter; das Ver sprechen Freycinet'S, Frankreich werde beweisen, daß eS klug sei und auch in der neuen Situation Rübe, Maß unv Würde bewahren wolle, wird wesentlich dadurch^» seinem Werth« be- einträchtiat, daß man sich fragen muß, ob diese im Tone ds« zu plötzlich«« Reichth»«« gelangten arme» Manne» grarben« Zusicherung nicht schon der Anfang einer Reihe von Uaklugyeiteu fft, die Frankreich zu begehen im Begriffe steht. Wa» bisher au« de« Ereignissen und der Natur der Dinge nur geschloffen werden konnte, da» steht jetzt leibhaftig vor unS; die Tbeilung Europa» in zwei gegensätzliche Lager, deren jede» sich als da« Gegengewicht des andern betrachtet, die einander eifer süchtig überwachen und sich auch hinlänglich stark fühlen, Da«, was sie als Störung de» Gleichgewicht« ansehen, mit den Waffen zu verhindern. Mit der neuen Situation, welche Herr Freycinet angekündigt hat, wird man fortan in alleit internationalen Fragen, welche auftauchen, zu rechnen haben, und daß so viele alte halbVergessene Fragen wieder lebendig werden, ist vielleicht schon eine Folge der neuen Situation/ * Nach Annahme eine« Beschlusses, welcher sich für die Vermehrung der Zahl der Arbeiterdeputirten im Parlamenk ausspricht, wurde der Congreß der Gewtrkvereine in New-Castle geschlossen. * Der »Neuen Freien Presse" wird aus Konstantinopesi gemeldet: Der vom PiräuS nach Taganrog im Asowschen Meer gehende Dampfer „SamoS", welcher ohne Erfüllung der hierzu erforderlichen Formalitäten in den Dardanellen Passagiere landen wollte, wurde von der Panzcrsrcgatte „Mahmudie" angchalten und «in bereits gelandeter Passagier verhaftet. * Ueber die Verhaftung de» Mörders des bulga rischen Finanzminister« Beltschew wird der Wiener „Presse" aus Bukarest geschrieben: Am vorigen Sonnabend wurde in Sinaia ein Individuum, welche« sich al- Mörder deS bulgarischen FinanzministcrS Beltschew auSgab, unter nachstehenden Umständen verhaftet. Ein bulgarischer Polizei- Agent, welcher aus der Suche nach den Mördern de« Finanz ministers Beltschew nach Rumänien entsendet wurde, batte sich in Bukarest mit einem Serben, Namen- Wukaschin Milo- schevicS, in Verbindung gesetzt, welcher — in der Meinung, daß sein neuer Bekannter ein Emigrant und Gegner dcr jetzigen bulgarischen Regierung sei —ihm in einem Augen- bliae vertraulicher Mittyeilungen gestand, daß er Beltschew getödtet habe, sodann in Sistowo verhaftet worden, eS ihm icdoch gelungen sei, die Fesseln zu sprengen und sich aus dem Gefängnisse zu flüchten. Am 5. d. M. begab sich Milo- schevicS nach Sinaia; der bulgarische Agent folgte ihm nach und erstattete der dortigen Behörde die Anzeige von dem Vorfälle. Verhaftet, gab MiloschevjcS beim ersten Verhöre an, daß seine früheren Behauptungen gegenüber dem bulgarischen Agenten unwahr seien nnd daß er, gänzlich mittellos, sich nach Sinaia deshalb begeben habe, um einen Dienst zu suchen, eventuell sich bei der Königin Natalie von Serbien eine Unterstützung zu erbitten. Unter den bei ihm Vorgefundenen Papieren befindet sich auch ein Empfehlungs brief de« russischen Vice-Consul« in Odessa, damit dem Miloschevics unentgeltliche Fahrt nach Odessa bewilligt werde. Die hiesige Staatsanwaltschaft und der Polizeipräfect wurden von der Verhaftung MiloschcvicS' in Kenntniß gesetzt. Letzterer dürfte hierher gebracht werden. Derselbe ist schlanken Wuchses und hat absolut keinen verdächtigen GesichtSauSdrnck; am Sonntag Vormittag war er nach einer lustig verbrachten Nacht in der fröhlichsten Stimmung. MiloschcvicS dürste an Serbien auSgcliefert werden, wo rr wegen eines gemeinen Verbrechens abgeurtheilt wurde. * Nach einer Meldung der „Politische» Correspondenz" auS Athen gilt der Rücktritt de- Minister« deS Auswärtigen DeligiorgiS als sicher. Dir Vervollständigung de- Ministerium» werde alsbald erfolgen. * Der Gesandte der vereinigten Staaten in Berlin» Mr. W. W. PhrlpS, hat unlängst in einer Unterredung mit einem nordamerikanischen Journalisten bemerkt, daß er gern noch die Auslieferungsfrage regeln würde: Haben St« sich nicht über den Fall Hoyt geärgert? Er be stahl ein« elektrische Gettliichai, und flüchtete auf einen Hamburger Dampfer, welcher abfuhr, ehe man ihn fassen konnte. DaS Staat«, departement kabelt« dem Gesandten in London und mir, um darauf zu achten, ob er nicht in Southampton oder Cuxhaven verhaftet werden kSnnt». Der Capitaio wollte «inen englischen Polizisten
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