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Dresdner Journal. i Derautwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. :7 r. . ' . atz '. 1856 Freitag, de« 21. März Pret« für da« Bterleljabr Thaler. Insertion«-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. Erscheint mit Au«nahme der Sonn- und Festtage täglich Abend» und ist < dnrch alle Postanstalten zu boziehen. Nichtamtlich er Theil. Netrrsicht. Taaet-eschichte. Teleg-aphische Nachrichten aus Londvn und Konstantinopel. — Dre-den: Die Stadt Eibenstock durch eine Feuersbrunst verheert. — Leipzig: Generalversammlung der Aktionäre der Leipzig- Dresdner Eisenbahn. — Wien: Tagesbericht. DaS Tedeum zur Feier der Geburt d«S französischen Thron erben. — Prag: Die Directorstelle bei der Handels akademie besetzt Frequenz der Nordbahn. — Berlin: Die „Zeit" über die Einladung Preußen« zu den Pariser Eonferenzen. DankeSworle der Frau v. Hinckeldey. — München: Glückwünsche zur Geburt des französischen Thronerben. — Hannover: LegationSrath Detmold — Paris: Bulletins. Tnadenacte. Freitheater. Die erste Eonferenz unter Theiinahme der Bevollmächtigten Preu ßen«. Der große Empfang in den Tuilerien. — Ostende: Einschiffung de« Königs und Ankunft desselben in Dover. — London: Der Hof nach Windsor. Der Zustand de« Volksunterricht«. Herr Buchanan abgereist. — Kopen hagen: An« dem ReichSrathe. — Aus der Krim: La gerberichte.— Konstantinopel: Theuerung. Russische Gefangene auSgewrchselt. Local- uud Provinzialatrgelegevheiken. Dresden: Au« den Verhandlungen der Stadtverordneten. Gratisi- cationSvertheilunq im Gtadtkrankenhause. — Chemnitz: Verlängerung de« Privilegiums der Stadtbank nachgesucht. — Freiberg: Thätigkeit de« Gewerbeverein«. — Schnee berg: Feuer in Eibenstock Berichtigung. — Augustus burg: Waldbrand. Die Dachschieferbrüche i« der Gegend von Lößnitz. Feuilleton. Inserate. Bvrsevuachrichten. .... .... - . - Lagesgeschichte. - r - - Telegraphisch« HkachrLchteu. London, Mittwoch, IV März*). Die heutige „Time-" sagt, et sei wahrscheinlich, daß der Friede, um eine Erneuerung des Waffenstillstandes zu ver meiden, noch vor dem 31 März abgeschlossen werde. Zur Abfassung des FriedenStractates ist ein Gönnte, bestehend aus den Herren Lord Cowley, Baron Bour- queney, Graf Buol, Graf Cavour, Aali Pascha und v. Brunnow, ernannt. Nach erfolgtem Friedensschlüsse bleibt ein Ausschuß zur Ordnung der Detailfragen. Freiherr v. Manteuffel wird der formellen Friedens unterzeichnung beiwohnen. Die Vorgänge in der Con- ferenz selbst werden kaum veröffentlicht werden. *) Für unser gestriges Blatt zu spät eingegangcn. Konstantinopel, 13. Marz. (Tel.Dep.derOest. Corresp.) Omer Pascha ist mit mehrern Offizieren seines Stabes aufUrlaub hierangekommen; das„Journ. de Const." macht die Bemerkung, der Urlaub sei dem Serdar aus Gesundheitsrücksichten gestattet worden. Der hiesige Gesundheitszustand der Franzosen bessert sich. Eine Deputation ist aus Jassy eingetroffen, um sich bittlich an den Sultan ,».s zu wenden. Nachrichten au- der Krim zufolge sind auch dir festen Gebäude der Karabelnasa in die Luft gesprengt worden. Dresden, 20. März. Zufolge einer auf tele graphischem Wege hier eingetroffenen amtlichen Nachricht ist die Stadt Gibenstock gestern durch eine Feuersbrunst verheert worden. Der dritte Theil ihrer Häuser, 140 a» der Zahl, liegt in Asche. Bereits heuteMorgen hatsich von Zwickau der Kreisdirector, Freiherr v. Friesen Exc., nach dem Unglücksorte begeben, um Rath und Hilfe zu bringen, und auch von hier aus werden, wie wir vernehmen, mit Beschleunigung Maßregeln ergriffen werden, um die Bedrängniß der so schwer heimgesuchten Stadt zu mildern. (S. unten den Hilferuf.) — * Leipzig, 19. März. He«te hat die diesjährige Ge neralversammlung der Aktionäre der Leipzig-Dre-dner- Eisenbahn-Compagnie stattgefunden. Alles, was da« Direktorium in Uebereinstimmung mit dem Ausschüße Vor schlägen ließ, wurde durch Acclamarion angenommen, so daß es gar nicht zu einer Abstimmung kam. Die Rechnungen über das verflossene BetriebSjahr wurden ohne jede Beanstan dung justificirt. Der Reservefonds ist auf 500,000 Thlr. festgestellt worden. Von den jetzigen Uebecschüssen wird dazu nur so viel verwendet, als dazu gehört, um diese Summe zu erfüllen. Der noch verbleibende Ueberschuß kommt diesmal nicht zur Vertheilung, wird vielmehr dem Capitalconto zu geschlagen. Da vorjetzt der Reservefonds auf dieser Höhe stehen bleiben soll, wird sich die Dividende künftig nicht un bedeutend erhöhen lassen. Die Dividende für das Betriebs jahr 1855 wurde zu 9 Thlr. pro Actie (ö 100 Thlr.) fest gestellt, so daß diese (mit 4H> Zinsen) 13 Thlr. jährlichen Ertrag giebt. Zur Unterstützung-Lasse wurden abermals 5000 Thlr. verwilligt. Herr Advocat Vrmon zog seinen auf der Tagesordnung stehenden Antrag, den Reservefonds nicht weiter als bis auf 500,000 Thlr. zu vermehren, zurück, weil man seinen Wünschen in der Hauptsache entgegen ge kommen war. Schließlich fand noch die vorschriftsmäßige Wahl von viep Ausschußmitgliedern statt. Wien, ist. Märi. (W. Bl. t lkHr neu ernannte Obsrst- hofmarschall Graf v. Kuefstein har heute früh 10 Uhr den vorgeschriebenen Eid in die Hände Sr. Majestät deS Kaisers abgelegt. Sodann wurde demselben das gesammte Personal des Obersthofmarschallamtes vorqeftellt. — Der Herzog von Galliera ist heute früh mittelst Nordbahn nach Paris abqereist. — Einige von den Bevollmächtigten für die deutsch-österrei chische Münzconferenz haben am verflossenen Sonnabend Wien verlassen und sich auf die Dauer von zehn Tagen in ihre Heimath begeben. Mittwoch, den 26. März, werden die Con- ferenzen wieder fortgesetzt. — Die „Wien. Ztg." schreibt: Heute fand hier in der St. Anna-Kirche bei einem außerordentlichen Andrange der in Wien wohnenden Franzosen die Feierlichkeit statt, welche Vicomte de Serre, kaiserlich französischer Geschäftsträger, aus Anlaß der glücklichen Geburt eines Sohnes seines hohen Souveräns veranstaltet hatte. Außer dem Personal der Ge sandtschaft fanden sich alle Großwürdenträger Sr. k. k. apo stolischen Majestät, die k. k. Minister, sowie das sämmtliche diplomatische Corps zu dieser Feierlichkeit in Galauniform ein. 2e. Eminenz der Cardinal Viale Preis wohnte cm Cbor dem feierlichen Tedeum bei, welches von dem hochwürdigen Kanonikus Monsignor Mislin unter Mitwirkung eines aus gezeichneten Orchesters abgesungen wurde. Man bemerkte auch die Anwesenheit d,S kaiserlich russischen Geschäftsträger- am hiesigen Hofe, sowie jene de« General- Graf Stackelberg und der übrigen Mitglieder der russischen Gesandtschaft. U Prag, 19. März. Herr Arenz, bisher Lehrer an der Leipziger Handelsschule, ist vom hiesigen Handelsvorstande al« Director der neu zu errichtenden Handelsakademie ange- stellt worden. Die Besetzung der übrigen Lehrerstellen wird demnächst erwartet. — Nach officiellen Daten betrugen die Ergebnisse der Nordbahn in den Monaten Januar und Februar für Personen, Gepäck und Eilgut 209,148 Gulden (um 558,417 Gulden mehr al« in der gleichen Periode von 1855) und an Frachten 3,192,645 Gulden (um 875,809 Gulden mehr als in denselben Monaten 1855); die Erträg nisse sämmtlicher an die Staatsbahngesellschaft überlassenen Linien waren im Januar und Februar 1856 für Personen, Gepäck und Eilgut 508,064 Gulden (um 103,576 Gulden weniger al« 1855) und für Frachten 1,436,893 Gulden (wieder um 216,381 Gulden weniger al« in den gleichen Monaten 1855). Die Zusammenstellung dieser Ergebnisse muß um so mehr befremden, al« doch die SlaatSbahngesell- schaft die Hauptlinie in Ungarn besitzt und also an den Vor theilen, welche der Getreideexport aus diesem Lande nach Preußen der Nordbahn brachte, participirte und außerdem noch auf der ehemaligen nördlichen Staatsbahn den bedeu tenden Export nach Sachsen allein auüzunutzen hatte. Zu dem waren im Januar und Februar des Vorjahres die Tarife noch nicht erhöht. Die Ziffern mögen dafür sprechen, daß mit solchen Maßregeln nicht immer eine Mehreinnahme er zielt wird, und die« um so weniger, wenn man sich nicht einer besonders humanen Behandlung de« PublicumS be fleißigt. So hat man erst kürzlich hier decretirt, daß nur mir Fahrkarten versehene Personen Zutritt in die Wartesäle haben sollen. Der Nutzen dieser Verordnung ist nicht abzu sehen, da in den Wartesälen keine Lokomotive einherbraust und eine Ausschließung deü Publikums au« denselben, wie aus dem innern Bahnhofe nicht als Vorsichtsmaßregel ange sehen werden kann. Berlin, 20- März. Die „Zeit" widmet heute der an Preußen ergangenen Einladung zur Theilnahme an den Pa riser Eonferenzen einen länger« Artikel. E« heißt in dem selben unter Andern, „Die Notifikation de« Grafen Wa- lewSki von dem Beschluß wegen Preußen« Einladung war, wie man hört, von der vertraulichen Bemerkung degkettet, daß die Conferenzmächte auf Preußen« Vertretung ^urch den Herrn Ministerpräsidenten hofften. Bestätigt sich die«, so liegt darin für Herrn v. Manteuffel eine höchst ehrenvolle Anerkennung des Auslandes, sowie andererseits eine Bürg schaft, daß das Vertrauen, dessen Träger er hier wie dort ist, zu einem gedeihlichen Zusammenwirken führen wird. Wenn wir recht unterrichtet sind, war es vorzugsweise Frankreich, das in der Eonferenz die Einladung Preußen- befürwortete. WaS England betrifft, so scheint dies, wenn wir die letzten Erklärungen Lord Palmerstons im Unterhause zu Rache zie hen, dem Eintritte Preußens in die Eonferenz nicht in glei cher Weise hold gewesen zu sein.... Was Lord Palmerston über die Bedeutung und den Zweck von Preußen« Einladung im Unterhause gesagt hat und durch die „Morning Post" hat sagen lassen, darüber wollen wir unS nicht weiter erzür nen, sondern e« der Vergangenheit aufs Conto schreiben. In demselben Augenblicke, wo wir die in Berlin eingetroffen« Einladung des Grafen Walewski meldeten, haben wir kein Hehl davon gemacht, daß die Grundlagen des in Paris zum Abschluß zu bringenden Kriedensvertraq« von den am Kriege betheiligt gewesenen Mächten bereits festgestellt seien, daß eS sich also nur noch darum handle, auf diesen schon gefunde nen Grundlagen ein dauerhafte- Gebäude deS Frieden- zu Libvssa. Herau-gegeben von Paul Aloh-Klar. Mit zwei gestochenen Porträt« und Kunstblättern. Prag und Leipzig, bei Calve und Hübner. 1856. E« erscheint diese« Jahrbuch bereit- zum fünfzehnten Male und ist sein Ertrag der Versorgung«- und BeschäftigunqSanstalt für erwachsene Blinde in Böhmen gewidmet. Dieser edle Zweck machte« doppelt wünschen-werih, daß sich auch da« Au«land, d. h. da« übrige außerösterreichische Deutschland, an der Ver breitung jene« wohlthätigen Merkchen« beiheilige. Wir finden allervinq« in der „Libuffa", die schon ihrem histo rischen Namen nach vollkommen böhmisch und eben so local al« national ist, wesentlich nur österreichische Autoren. Doch scheint da- Streben der Redaktion dahin zu gehen, un- immer mit neuen jüngern Namen und Talenten bekannt zu machen, wäh rend sie darauf hält, auch einige allgemein beliebte Schriftsteller, gleichviel weß Stamme- sie sind, in ihrem Buche zu repräsen- tiren. Bei dem prosaischen Inhalte de» Buch,« wird stet- auf novellistische Unterhaltung und zugleich auf eine geschichtliche und biographische Darstellung öffentlich bekannter Persönlichkeiten Rücksicht genommen. So findet Ach in diesem Bande eine in teressante Lrbrnlbeschreibung Gabriel Seidl'S, sowie eine andere von Joseph Helfrrt. Unter den Erzählungen tritt de« „Grenzer- Töchterlein" von Fr. Steinbach al- fleißige Arbeit hervor. Zwei kleine Genrebilder von Joseph Rank: „Reich!" und „Wer har Recht!" find gut empfunden, leiden aber an einer didaktischen Absichtlichkeit und Schwere, die den künstlerischen und poetischen Werth bedeutend stören. Feuilleton. Zu den Gedichten von Seidl, Vogl und Frankl sind noch einige andere von bekannten Namen zu erwähnen. ES ist da rührende „Schwanenlied" de« Grafen Mailäth, der sich, wie man weiß, im vorigen Jahre, von einem ungünstigen Geschick verfolgt und zur Verzweiflung getrieben, mit seiner Tochter im Starnberger See da« Leben nahm , und ferner einige Lieder von dem talentvollen Moritz Hartmann, welche die ernste, leidende Stimmung de« Verfasser«, an dessen Genesung man lange zweifelte, poetisch wiederspiegeln. ES seien unfern Lesern hier diese kleinen Dichtungen al« Probe au« der „Libussa" mitgetheilt. O. B. Kchwancnlied de- Grafen Johann Mailäth. Der Arme schreitet durch die Nacht Und sucht ein Hau«, wo Mitleid wacht. Er schreitet emsig für und für. Doch ach! er kommt an keine Thür. Und kann ich nicht bei Freunden sein, Kehr ich bei meinem Vater ein; Der hat ein Hau-, da- ist gar groß, D'rin herbergt mancher Leidgrnoß. Et ist gar wundersam gebaut ; Wer e« mit frommem Sinn beschaut, Dem wird zum Dulden neuer Muth, Und still wird da« bewegte Blut. E- hat deS Vater- milde Hand Ein Zelt darüber au-gespannt, Hat'- blau und goldig auSgeschmückr, Daß e« im tiefsten Leid entzückt. Und d'rinnen ist ein Kämmerlein, DaS ist so kühl und still und rein. Wer in daS Kämmerlein kann zieh'n, Den wird der Kummer ewig flieh'«. WaS d'raußen wandelt, hört man nicht, Vernimmt nicht, waS da d'raußen spricht: Bald deckt ihn Schnee, bald Blumen zu, Und Niemand störet seine Ruh'. Nicht Sonnen- nur und Sternenglanz, All' Anderes vergißt er ganz; Die stille Kammer ist da- Grab — O Vater! ruf' mich bald hinab! Kerbsiwetter. Don Moritz Hartmann. Herbste-reqen, weine, weine! Tose, beule, Srurme-wetter! Traget fort au» meinem Hain» Noch die letzten treuen Blätter! All' ihr traurigen Gewalten, Dir ihr jetzt mit Macht regieret, Scdafft, bi- auS der Welt, der kalten, Sich der Rest von Lenz verlieret! Ganz muß sein Ein Lenz begraben Soll rin neuer sich erheben; Herzen, die nicht Trost mehr Haden Fangen an ein neue« Leben