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WSchenUich erscheinen drei Nummern. PrünumeraiionS-Prei- 22) SUbergr. (j Thtr.) niericljnhrlich, Z THIr. fin da« gwije Jahr, ohne ErdShung, i» allen Theilen der Preußischen Monarchie. Magazin für die Pränumtralionen werden von jeder Buchhandlung (in Berlin bei Veit u. Comp., Hägerftraße Nr. 25), so wie von allen Königl. Poft-'Remtern, angenommen. Literatur des Auslandes. .4? 102. Berlin, Sonnabend den 24. August 4844. Holland. Holländische Marinebilder. Von Heinrich Smidt. I. Nordische Wirren. . (IKS7-I0Ü8.) Bei der Wichtigkeit, welche der Ostseehandcl für Holland hatte, war cs natürlich, daß die Ereignisse, welche zu dieser Zeit in Skandinavien statt fanden, die Aufmerksamkeit der Generalstaaten auf sich zogen, und eine neue Erpedition nach dem baltischen Meere beschlossen wurde. Mit Unwillen dachte der König von Dänemark, Friedrich III., der Zeit, da die Schweden seinen Vater überfallen und Christian IV. mancherlei Unbill hatte ertragen müssen. In seinem Herzen sehnte er sich nach Wiedervergel- tung, und da er den Schwcdenkönig Karl Gustav hinlänglich mit den Polen beschäftigt glaubte, rückte er mit seinen Truppen in das Herzogthum Bremen und nahm Bremervörde weg, anstatt einen Angriff auf Schweden selbst zu machen. Allein ehe man sich dessen versah, kehrte Karl Gustav aus Polen zurück, fiel in Holstein und Schleswig ei», eroberte beive Hcrzogthümcr unb drang nach Jütland vor. Der König von Dänemark schickte dem unaufhalt sam vordringenden Feind seinen Fcldmarschall Anders Bilde entgegen; aber Letzterer benahm sich so unverzeihlich nachlässig aus diesem Zuge, daß nicht nur die Schweden in ihrem Vordringen nicht gehemmt wurden, sondern auch, nach einem kaum merklichen Widerstande, die Festung Friedericis eroberten, ein Besitzthum, das für Schweden von außerordentlicher Wichtigkeit war. Der Winter war hart und schwer; Karl Gustav unternahm das Wagestück, mit 7000 Mann nach Fünen hinüber zu marschiren, schlug die Dänen, welche sich ihm hier noch einmal entgegenstelltcn, und nahm dann die ganze Insel in Besitz. Dieses fortdauernde Glück machte ihn stolz, und er faßte den Ent schluß, das dänische Reich ganz und gar zu vernichten; er wollte dies herr liche Jnselreich zu einer schwedischen Provinz machen. So schritt er nun auf seinem Siegeszuge immer weiter vor, nahm die Inseln Langeland, Laaland und Falster, ohne auf einen besonderen Wiverstand zu treffen, unv faßte Fuß auf Seeland. Hier waren die VertheidigungS-Anstaltcn in einem so schlechten Zustande, daß die Schweden bereits vor Wordingborg standen, ehe man in der Hauptstadt noch irgend etwas davon wußte, daß er den großen und kleinen Belt überschritten habe. Hier überlegte man nun in aller Eile, was zu thnn sey. Von einer Vcr- theidigung war keine Rede, und man sandte dem Könige zwei Reichsräthe entgegen, welche einstweilige Aufhebung der Feindseligkeiten nachsuchen und Friedens-Unterhandlungen beginnen sollten. Aber der König von Schweden hatte hierzu nicht besondere Lust; mit den Worten: „Ich habe diesen Krieg nicht angefangen!" wies er die dargcbotcnen Anträge zurück und machte da gegen so übertriebene Forderungen, daß an eine Erfüllung derselben nicht zu denken war. Durch nichts aufgehalten, rückte Karl Gustav gegen Kopenhagen vor; er hatte die Absicht, diese herrliche Stadt ganz zu vernichten, und wollte, wenn er ganz Dänemark für sich erobert, in Schoonen residiren. Indessen konnte er seine Pläne nicht völlig so ausführen; die Furcht, ganz Europa gegen sich i»die Schranken zu rufen, hielt ihn hiervon zurück. Von allen Seiten liefen Vorstellungen ein, und mehr als eine Macht bot ihre Vermittelung an. Der Lord-Protektor sandte den Obersten Meadau, und durch dessen geschickte Unterhandlungen kam ein Frieden zu Stande, der in Roskildc abgeschlossen wurde. Dieser Frieden war im höchsten Grade nachtheilig für Dänemark. Nicht nur sorgte Karl ungebührlich für sich selbst, sondern auch für seinen Schwiegervater, den Herzog Friedrich von Holstein, dem er die Unabhängig keit von Dänemark erwirkte. Als der Frieden zu Stande gekommen war, stattete der König von Schwe den seinem vielgeliebten Bruder von Dänemark einen Besuch in Kopenhagen ab, und beide Monarchen lebten einige Tage lang in vollkommener Einiracht auf dem Schlosse Frederiksborg. Man gab sich Feste, überhäufte sich mit Artigkeiten, und es hatte den Anschein, als ob hier ein dauernder Freund« schaftsbunv geschloffen sey. Allein dies war keincSwcges der Fall. Die Kommiffarien beider Souveraine, welche zusammengetrcten waren, um die Friedens. Bedingungen in Ausführung zu bringen, stießen auf Schwierigkeiten mancherlei Art und konnten nicht einig werden. Ein Hanpthinderniß war auch, daß die Schweden noch immer keine Anstalt machten, ihre Truppen zurückzuziehen, wodurch eS den Anschein hatte, als ob das Land noch immer von dem Feinde besetzt gehalten werde. Karl Gustav, der nicht bloß tapfer, sondern auch schlau und gewandt war, setzte unterdessen seine Beobachtungen in der Stille fort. Die Schwäche des dänischen Reiches, das geringe Ein- verständniß, welches zwischen dein Könige und dem hohen Adel des Landes herrschte, blieb ihm nicht verborgen, und er fand hierin Veranlassung und Bürgschaft, seine früheren Entwürfe jetzt zur Ausführung bringen zu können. Er beurlaubte sich bei seinem königlichen Wirthe, rief bald darauf die Kom miffarien ab, behauptete, daß gleich zu Anfang der Friedens-Vertrag von Noskilde verletzt worden sey, und erschien mit einer Flotte im Sunpe. In der That stand eS jetzt um die Existenz des dänischen Staates nicht besonders; die Lage desselben war um so gefährdeter, als das Mißverständniß, welches zwischen dem Könige und dem ReichSraihe herrschte, fortdauernd im Zunchmen war. Am feindseligsten bewies sich der Adel ; theils stand er unter schwedischem Einfluß, mehr aber noch beschäftigte er sich in egoistischer Weise mit seinen eigenen Privilegien, und kämpste blind gegen Alles an, was die selben gefährden konnte. Man ricih dem Könige allgemein, sich in Sicherheit zu bringen und entweder nach Norwegen oder zu seinen Bundesgenossen, den Holländern, zu flüchten. Aber der König antwortete muthig und unerschrocken: „Und wenn Alles verloren ist, so will ich doch, wie der Adler, auf meinem Horste sterben!" Er verließ den falschen, zweideutigen Adel und wandte sich an die Bürger, die Studenten und die wenigen Bauern der Landmiliz. Ihnen vertraute er seine Hauptstadt an; er versprach ihnen Schätze und große Pri vilegien, die sie besitzen sollten, wenn die Freiheit errungen wäre; die Leib eigenen unter den Landleuten gab er sogleich frei, denn er wollte nur mit freien Männern kämpfen. Durch diese und ähnliche Handlungen erwarb er sich die Herzen des Volks, und mit unerschütterlicher Ausdauer hielten sie eine sechsmonatliche Belagerung aus. Ein betrübendes Ereigniß war es, daß auch der Schlüssel des Sundes, die Festung Kronborg, durch das jämmerliche Be nehmen des Kommandanten Benfold, in die Gewalt der Schweden fiel; aber die Bürger von Kopenhagen begrüßten diese Nachricht mit einem Schrei des Unwillens, sic machte» unter Anführung ihres Stadthauptmanns Turnsen einen Ausfall und brachten den Belagernden, die sich eines so heftigen Angriffs nicht gewärtig waren, eine tüchtige Niederlage bet. Wiederholt hatte Dänemark seine holländischen Bundesgenossen zum Bei. stände aufgefordert; bisher hatten diese noch immer gezögert, aber nun schien eS den Generalstaaten an der Zeit, etwas Entscheidendes zu unternehmen, denn ein längeres Zögern konnte für sie selbst verderblich werden. Schweden hatte den Einfluß Hollands in der Ostsee immer mit Neid betrachtet; siegte eS jetzt, so würde Karl Gustav keinen Augenblick Anstand genommen haben, den Handels-Unternehmungen der Holländer in den Ostseeländcrn eine gewichtige Schranke cntgegenzusctzcn. Die Generalstaaten säumten nicht, die Ausrüstung der Flotte sofort zu befehlen. Das oberste Kommando fiel dem Herrn von Wassenaar zu; unter ihm standen die Vice-Admirale Witte, Cornelius de Witt und Pieter Floriffon. Die Flotte bestand aus vierzig Schiffen und sechs Brandern, außer einer bedeutenden Anzahl von Fluitschiffcn und Galioten, die als Transportschiffe benutzt wurden. Außerdem schifften sich am Bord dieser Fahrzeuge zweitausend Soldaten ein, die unter dem Kommando des Obersten Pichlers standen und dazu bestimmt waren, die Besatzungen von Kopenhagen und Kronborg zu verstärken, denn man wußte in Holland noch nicht, daß diese Festung bereits den Schweden in die Hände gefallen war. So ausgerüstet und mit den bestimmtesten Ordrcö versehen, lichtete die holländische Flotte die Anker am 17. Oktober und setzte ihren Cours nach der Ostsee. England. Daö junge England. (Fortsetzung.) „Coningsby" beginnt mit dem Jahre I8Z2, also in der Zeit der Parlaments- Reform, und man crräth bald, daß der Verfasser die Geschichte der gegenwär. ligen Parteien von den Störungen beginnen wird, die dieses Ereigniß in der cng- lichen Staatsmaschine hervorbrachte. Der Held des Buches, der Repräsentant der „neuen Generation", Henry Coningsby, ist in jener Zeit fünfzehn Jahr alt und befindet sich auf der Schule zu Eton. Er ist der Enkel eines der reichsten Herren Englands, des Marquis von Monmouth. Der alte Lord, ein egoistischer Schwelger, hat, trotz seiner feinen Sitten, eine gewisse natürliche Rohheit des Charakters. Mit seinem ältesten Sohn ist er zerfallen; der