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MMe WMng. Amts- und Anzeigevlatt für das Köniql. Gerichtsamt und den Stadtrath zn Schandau und den Stadtgemeinderath zu Hohnstein. !87l Schandau, Mittwoch, den 25. Januar Die „Sächsische Elb-Z-ltung" erschein« Mittwoch und Sonnabend und tfi durch alle Pofianfia Iten, sowie durch tlc Erpe - . früh 9 ilhr er- fShrltch ,n beziehen. - Inserate Nir da» MiNwochSblatt werden bis Dienstag früh !> Mir, kkr das SonnabendSbloN spu«',^ ^l>n- beienz später eingehende Inserate könne» er» in der darans folgenden Nummer Ausnahme finden. — Auswärts werden Inserate Nr l g Leipzig, stein bei Hrn. Hesse, in Dresden in den Annonrcn-Burcaur der Herren W. Saalbach nnd M. Nnschpler, und Haaseufiein >' g , Französische Schändlichkcitcn. Anü Anlaß der Chaudordh'schen Kundgebung über die deutsche Kriegführnlig und Behandlung gesange. »er Franzosen Hal Graf Bismarck unter dem 9. d. ein Rundschreiben erlassen, um diese Verhältnisse auf beiden Seilen in das rechne Licht zu fegen. Bou der Darlegung des „römischen Grafen" fehl der Bnndeskanzler voraus, dass sie mehr für dir Deuisch- landS feindliche Presse als für dre Mächte geschrie- den wurde, denen sie wohl nicht einmal zngmg. Er würdigt sic keiner unmilieldaren Widerlegung, weist vielmehr sogleich auf unbestreitbare Thalsachen hin. Unbestreitbar ist ter Unterschied der Kriegführung, welchen auf deutscher Seite die allgemeine Wehr- Pflicht, auf französischer die Conscriptio» mit Los. lausung, das Einstcherweseu und die Strasbataillone begründeten. Während die Franzosen stolz waren auf ihre Turcos, fegen wir hinzu, sind wir eö aus unsere Soldaten alle ohne Ausnahme. Von der englischen und nordamerilanischen Presse wird an< crlannl, rast unsere Truppen Tapferkeit mit Mensch lichkeit verbinden, dass Mastregeln der äußersten Strenge gegen den Feind nur nm Widerstreben da d»rchgeführl worden, wo daS völkerrechtswidrige Verhalten der Franzosen Schutz unserer Truppen gc- gen den Meuchelmord erheischt. Schon vor Mona- teil wurde gegen die rohen Feindseligkeiten proicstirt, welche die Franzosen sich gegen Parlamentäre, Am- bulanccn und Acrztc zu Schulden lommen Kesten. In der gegenwärtigen Circulardepcsche werden nicht weniger als 2l Fälle namhaft gemacht, bei denen Zufall und Jrrthnm ausgeschlossen waren und wo auf Parlamentäre mit weißer Fahne und Trompeter von Schützen und durch Salven und zwar mit blu. tigcm Erfolg gefeuert wurde. Bei Wörth ergab sich, daß französische Acrztc die Genfer Convention nicht kannten. Nachher haben die Franzosen sich die Vor- 'heile feuer Convention gern ungeeignet, ohne den Verpflichtungen derselben zu genügen. Während fran. zösischc Aerztr, Krankenwärter und Mitglieder der Hilfsvereinc sich im deutschen Hauptquartier und ungeachtet der nicht unbenutzt gebliebenen Gelegen- heil zu verrätherischer Anzetteluug in den Lazarcthcn und Gesänge,icnstandvrten bewegen dürfen, Haden die Franzose» ans Verbandplätze geschossen, deutsche Aerzic mißhandelt, fortgeschlcppt und beraubt. Von einem schweizer Arzt Vr. Burkhard wird bezeugt, daß ein sranzösischer Arzt sich rühmte, deutsche Vor- wundtic mit dem Revolver niebcrgcschossen zu haben. Man wird sich erinnern, daß die Franzosen unmit telbar vor AuSbruch des Krieges in Karlsruhe gro ßen Lärm um erplodircndc Flintcnkugeln machten, die bei den badenschcn Truppen nicht geführt werden und der Petersburger Convention zuwider siud. Als Repressalie drohten die Herren damals mit allen Schrecknissen Ludwigs XIV., sogar die Frauen soll- tcn nicht geschont werden. Bei denselben Franzosen sind aber nach der Schlacht von Wörth solch- Spreng geschosse gefunden worbe». Bei TourS sind damit nachweislich Verwnnbungen bewirk«. In Straßburg cmhieltrn die Arsenale Sprengpatronen für den s. g. I»sO ü tahutiürv. Aus Orleans wurden 300 m dem Lazarcih liegende Baiern „als Gefangene" nach Pau geführt und dort har, behandel«, lieber die Scheußlichkeit, daß Turcos Verwundeten die Augen mit dem Damnen aus dem Kopfe brückten, hat nur daS „Journal deS Debcus" Worte der Entrüstung gefunden. Andere französische Blätter haben den eben auS Afrika angcko,„menen Gums ähnliche Grau- samkcilcii dringend anempfohlen. Vom Präfeete» deS Departements Cütc d'or wurde,, die Bauern offen zum Meuchelmorde aufgcfvrdcrt. Solchen Thalsachen gegenüber wollen di» Franzosen sich bc- klagen, daß deutsche Soldaten auf frischer Tha, Rache nahmen? Nach selchen Vorgängcn hat dir provisorische Negierung noch die Unverschämtheit, sich in einem nettsten Circnlar darüber zu beschweren, saß die einzige heilige Weltstadt, die Stätte der Civilisation, die all' das Unheil angcstificl hat, >etzt ernstlich beschossen wirb! Sollte» w,r die Hetzer und Großsprecher von Paris, weil sie sich hinter histori schen Gebäuden n»b Kunstschätzen verbergen, schonen, damit sic nachher desto frecher hervortretc» und neuen Volkerhaß führen? Sic beschweren sich, daß die Beschießung von Paris nicht vorher angekün- digt wurde. Sollte sie ihnen etwa deshalb angc- zeig« werden, damit sie wieder auf den hkraiilommeu- den Parlamentär schösse»? Mit Recht weist die Cir- culardepefchc vom 9. Januar darauf hi», daß Franl- rcich sich sclber die ärgste Schrrcke»Shcrrs af, gesetzt Hai, die iiichi Ehre »»d Schaade lenm und direci und indireet gegen die eigene Naiio» wüihci. Deuischlanb Hai den Krieg nicht angefangen. Es wollte ihn gegen die französischen Soldaten, nicht gegen friedliche Bürger führen. Wenn fenc Solda ten sich aber nicht ais diScipltnirle Truppe», sondern als wilde Horden zeigen, und wenn die friedlichen Bürger sich tückisch in Himerhalt legen, so befinden sich die deutschen Krieger im Stande der höchste» Nothwchr und können in den Mitteln der Vrrthcr- diglmg nicht wählerisch sein. Tagcügcschichtc. Sachsen. Schandau. Von Selten deS hie sigen Theaier-VcrcmS ist an die hilfSdcdürfuge» An gehörigen der im Felke stehenden Krieger der hiesigen Parochic als Ertrag der am 2. d. Mio. stattgefunoe- »en theatralischen Vorstellung die namhafte Summe von -13 Thalern zur Vcnheilung gekommen; es wur- den 42 Frauen mit je 20 und 45 Kinder mit je 10 Groschen unterstützt. Dresden, 21. Januar. Sr. Majestät dem Könige ist durch Vermittelung des hiesige» königl. preußischen Gesandten ein aus Versailles durch ei- »cn Feldjäger hierher gelangics Handschreiben Sr. Majestät deS Königs von Preußen zugegangcn, durch welches Allcrhöchstdersclbe unser« Königs Ma jestät die Aiinahmc der deutschen Kaiscrwürde noli- ficirt. Wie wir vernehmen, ist von Sr. Majestät dem König in Erwidcnmg dieser Botschaft heute ein Danlsagungü- und Glückwüiischungüfchreibcn an des deutschen Kaiser» Majestät nach Versailles abgc- gangen. — Se. Majestät der König haben von Sr. kö niglichen Hoheit dem Kronprinzen aus dem Haupt- quartier des Obcrcommandoü der Maaüarmec das nachstehende Telegramm erhalten: Margency, 20. Januar, Abcndü. An dem Siege ves Generals v. Gocbcn bei St. Quentin Hal die sächsische Cavalcric- bivision mit dem I. Jägcrbatailloii und der 2. rei tenden Batterie glänzenden Antheil gehabt. Albert. — DaS „Dr. I." schreibt unlcrm 21. Januar- Bezüglich des ElbciSstandeü ist zu gedenken, daß derselbe sich am 19. d. M. (von Pillnitz aus) bis zur Prvsscner Dorfbach ununterbrochen, stellenweisc bei starken Zusammcnfchicbungcn und bei einem Wasscrstandc von 3 Ellen über Null erstreckte. An sämmilichen Fährstellcn von Pillnitz bis Rathen sind Eisbahnen für Fußgänger abgesteckt, in Pirna eine solche für schweres Fuhrwerk. In Königstein ist der Verkehr über die Elbe wegen zu geringer Festig keit des Eises noch eingestellt; hingegen wird in Wendsschfährc, Schandau, Kreppe», Schmilka und Schöna mittelst Kahnes resp. der Fähre für Fuhr- werk in Schandau die Commtmication unterhalten und ist auf letzterer Strecke bei jetziger geringer Kälte die Elbe daselbst ganz eisfrei. Von der so- gcnannien Grenzbrücke oberhalb Schöna steht die EiSdrckc wieder in bedeutenden Massen bi» weit nach Böhmen hinein, Umerschiclmngen und EiSausthürm- ungcn vielfach zeigend. — In unsrer Nähe befinden sich EiSübcrgänge in Loschwitz für leichtes Fuhrwerk; innerhalb des hiesigen Stadtgebietes beim sogeiiann- len Baherwall nnd am obern Ende der Appareillc unlerhalb der Terrasse — neben der von der hiesi gen Fischcrinnung rccht hübsch vorgcrichtcle» Schlitt« schuhdahn —, während von Dresden stromabwärts bei den HeberfahrtSanstaltcn ebenfalls Eisbahnen für Fußgänger und Fuhrwerk abgesteckt sind und untcr- hatir» werde». Nach alle» Wahrnehmlmgcn über diese Verhältnisse, soweit sie dic Natur und Erfah rung an dic Hand geben, darf man Heuer mit Rück- sicht auf die bedcuicndcn Schncemafscu eine strenge EiSfahri und Hochwasser in Aussicht nehme», wenn nicht daö Thauwrner recht günstig auslritt. Leipzig. Wie daS „Tgbl." vernimmt, beginnt der Ba» der Baraken für dic nach Leipzig bestimm ten französischen Kriegsgefangenen auf den Feldern bei Gohlis, gegenüber dein Erercierplatze, bereits in den nächsten Tagen. Dic gcsammlc bauliche Aus- fübrung ist dem Baugcwrrkmcistcr Herrn Sicid über lassen worden, und man berechnet die Herstellung»- losten aus über 100,000 Thaler. Der Bau muß in circa 4 Woche» vollendet sein. — „Ein ehrlicher Finder" erschien dieser Tage ans der Polizeibehörde mit der Summe von 1280 Thaler iu KaffenbilletS, dic er gefunden. Der Brave, ei«, Schlossergesclle auö Eutritzsch, erhielt 128 Thaler als Belohnung und ein gutes Gewissen. Kric.qsnKchrichtcn. Versailles, 20. Januar. (Officiell.) An Ihre Majestät die Kaiserin-Königin Augusta: General v. Gocben Hai noch gestern Abend, nach dem Sinrm des EiscnbahnhofS durch daü 19. Regimen«, St. Quenlin durch die Division Prinz Albrecht Sohn und eine Brigade de» 8. Corps besetz« und den nach Norden und Osten zersprengten Feind heute verfolgt. Hier (vor Pari») ist bis jetzt, 2 Uhr, Alles still. Die Truppcu stehen aber gegenseitig in Position. Wilhelm. — General v. Goeben: Noch am Abend deS 19. wurde der Bahnhof von S«. Quentin von den diesseitigen Truppen erstürmt und demnächst dic Stadt selbst besitzt. In derselben wurden 2000 Ver wundete drö Feindes vorgefunden. Anßcrdem hatte sich bis zum Morgen des 20. die Zahl der in unsre Hände gefallenen unverwuiideicn Gefangene» auf 7000 vermehrt, fccdS Geschütze waren genommen worden. — Diesseitiger Verlust vor Pari» am 19. wird auf etwa 400 Mann geschätzt. Der Verlust deS Feindes war so bedeutend, haß derselbe um ei nen 48stündige„ Waffenstillstand nachsuchie. 500 Mann des Gegners wurden gefangen. — General v. Sperling melde, aus St. Quentin vom 20. Ja- nuar: Die 1. Armee ha« gestern einen glänzenden Sieg bei S«. Qucniin erfochten; Hiera» bctheiligicn sich außer Truppen der 1. Armee Truppen des kgl. sächsischen Generals Grafen zur Lippe. St. Quen tin am Abend besetz«, nachdem das 19. Regiment von der Division deS Prinzen Albrecht den Bahn hof mit Sturm genommen. Mehrfache glückliche Cavalerie. Attaquen. 0 Geschütze nnd etwa 10,000 »nvcrwlmdete Gefangene genommen. Ucberall Zei chen der größten Auflösung der feindlichen Armee. Unser Verlust noch »ich, constaiirl; der der Franzo sen viel größer. — Nachrichten auö Versailles zu folge ist Graf Bismarck zum Generalleutnant cr- mmm worden. Bei der am 18, daselbst erfolgten Kaiscr-Proclamation waren auch die baierschen Ar- mcecorpö vertreten. Brüssel, 21. Januar. Aus Cambrai vom gc-