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— —— ach fische AocheiluU 54. Jahrgang.-, Sonnabend, den 17. Jecember 1892 Ar. 149 Feuilleton. daß er und der Vorlage, zuzustimmen, scheinen mir politische als werden bi» Montag, Mittwoch u. Freitas Mittag angenommen und kosten: bielspalt.Zeile IbPsg Unter Eingesandt: 30 Psg. Kleinigkeiten abgerechnet, voll und ganz In der Begründung des Gesetzentwurfes weniger Militär technische und finanz- vielmehr rein politische Gesichtspunkte Politische Weltschau. Deutsches Sketch. Am Mittwoch wurde im Reichstage die erste Lesung der Militärvorlage beendet. Nachdem wir die Reden der Vertreter der verbündeten Regierungen, de- Reichskanzlers Grafen v. Caprivi und deS sächsischen KriegSministerS Edler v. d. Planitz, eingehend wiedergegeben haben, ertheilen wir heute dem socialdemokratischen Abgeordneten Bebel als dem Ver treter der Opposition das Wort. Derselbe führte u. A. auS: „Ich habe keine Veranlassung, auf die sehr in militärische Details eingehende Rede des Reichskanzlers, in der ich übrigens große allgemeine Gesichtspunkte vermißt habe, zurückzukommen. Nur der Schlußworte möchte ich Erwähnung thun, in denen der leitende Staatsmann hervorhob, daß die socialdcmokratischen Rekruten mit voller Lust und Freude ihre militärischen Verpflichtungen zu erfüllen Pflegen. Dies Lob nimmt mich durchaus nicht Wunder, denn ich glaube, daß die Bereitwilligkeit, mit der gerade meine Parteigenossen sich der militärischen DiSciplin fügen, ein Ausfluß der Zucht ist, die ihnen das Leben beibringt. Die Social- Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. Amtshauptmannschasten Dresden-Altstadt und DreSden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentäruter Dresden, Tharandt und Moritzburg. verantwortlicher Redakteur und Verleger Ker^«am» Müller tu Dresden. -7- Jnseraten- Nnttahmestelein Die Arnoldische Buchhandlung, Jnvalidendank, Haasenstein LVogler, Rudolf Mosse, G. L. Daube « Co in Dresden, Leipzig, Frankfurt a/R., G. Lohl, KesselSdo.i u s. w. Der Abgeordnete v. Stumm hat fitzt bereits erklärt, seine konservativen Freunde bereit seien, Der Mutter Wille. Eine Familiengeschichte von Karl Zastrow. Nachdruck verboten. (19. Fortsetzung.) „Setz' Dich, Franz! Tu sagst, Du könntest eS Dir denken, wie eS mir geht?" „Ja, Bertha! Die Mutter hat Deine Heirath nach bloßer Berechnung gestiftet und daß davon nichts Gutes kommt, weiß ich. Nun, Du Haft ja auch bereits die Früchte ihres Willens in Händen. Dein Herr Gemahl ist der Staatsanwaltschaft in die Hände gefallen, wie ich auS glaubwürdiger Quelle erfahren habe." O, mein Gott!" rief die junge Frau erschrocken, „auch Du weißt eS schon?" Der junge Mann lächelte. „Ich sollte nicht wissen, wovon die ganze Stadt spricht?" rief er. „Du solltest die Urtheile hören, die über ihn im Umlaufe sind. Jetzt, wo das Unglück über ihn hereingebrochen ist, hält kein Mensch mehr damit zurück, am wenigsten diejenigen, die von ihm Geld zu ungewöhnlich hohen Zinsen geborgt haben und sich nun so recht von Herzen freuen, von ihren Verpflichtungen lo-zukommen!" Die trüben Empfindungen stürmten von Neuem mit voller Gewalt auf die junge Frau ein. Der Gedanke, das Weib eines Ehrlosen zu sein, ergriff sie wie ein Fieberschauer und ließ sie vom Scheitel bis zur Sohle erbeben. Unfähig, den Strom ihrer Gefühle länger schenSweny. ö freundlich zu stimmen und sodaSZustandekommen einer russisch-ftanM Koalition ... Bindern aber alle seine diesbezüglichen Anstren- !nnaen erwiesen sich als vergeblich; er mußte deshalb d-nM-ibund ,ch°ff-n. d-r '-"-SM-m --"--Lm- n-ti-n Rußland richtet. Man spricht immer von Frank- «ich und I-m-n R-o-nch-g-M-"!, ab« <« kann dach nicht b-ftrm-n w-rd-n, dab «m g-°b-r rhnl d-r dark,-» B7°öll--un, °Mg sti-dl ch g-ftn"'«L«' Earnot bat sich in diesem Esinne erst jüngst geäußert. Frankreich glaubt man vielmehr, daß Deutschland nur auf den Augenblick warte, um Frankreich überfallen und vollständig vernichten zu können. Im kommenden Kriege stehen außer dem linken Rhemufer auch die Ost- provmzen für unS auf dem Spiel- DaS nesrge Ruß- land ist naturgemäß auf daS Mittelmeer das Schwarze Meer und die Ostsee angewiesen und eS sucht sich mit großer Energie den Weg dorthin zu bahnen. Der Reichskanzler hat nun m firner letzten Rede von der Million waffensähiger junger Leute gesprochen, die unter den gegenwärtigen Verhältnissen im Falle eme» Krieges hinter dem Ofen Zurückbleiben; aber auch nach Annahme dieser Vorlage würde noch Million von diensttauglichen jungen Leuten nicht mit inS Feld rücken. Die vollständige Durchführung der allgemeinen Wehr pflicht die auch wir für nothwendig halten, wird durch diese Vorlage, so kolossale Mehrforderungen sie enthält, dennoch nicht bewirkt. Der Mllitäretat würde, sollte die Vorlage Gesetz werden, im Ganzen auf 703 Millionen Mark wachsen; dazu kommen noch die MarineauSgaben, die Zinsen für die zur Vervollständigung der KriegSrüstun- gen aufgenommenen Anleihen, so daß sich die Gesammt- summe auf 913 Millionen M. stellen würde. Das sind Ausgaben, die unsere Nation auf die Dauer nicht tragen kann, ohne sich schon in Friedenszeiten zu verbluten. Wenn wir innerhalb fünf Jahren einen Krieg bekommen, so dürften allerhöchsten- 300,OM Mann nuhr al» gegenwärtig inS Feld geführt werden können. Dieser Zuwachs will aber gar nichts sagen im Vergleiche zu der kolossalen Masse von Mannschaften, die wir bei einem Kriege nach zwei Fronten inS Feld stellen werden. Wenn wir in der Lage sein sollen, für den Fall der Gefahr mit den nöthigen Mitteln ausgerüstet zu sein, müssen wir während der FriedenSzeit unsere Mittel schonen. Dies ist aber nur möglich, wenn der alte demokratie darf gewissermaaßen als eine Vorschule für den Militarismus gelten. Wir stehen ja — und in dieser Beziehung unterscheiden wir uns von allen Parteien dieses HauseS und auch von der Regierung — auf dem Boden, daß Jeder, der die physischen Kräfte dazu hat, Soldat werden soll.- Der Abgeordnete v. Bennigsen hat jüngst mit begeisterten Worten auf die Vorzüge der neuen Vorlage hingewiesen, auf den großen Werth der zweijährigen Dienstzeit, auf die Bor theile der Verjüngung der Armee; aber er vermied eS, sich deS Näheren darüber auszusprechen, inwieweit er geneigt ist, mit der Regierung ein Kompromiß abzu- schließen; denn daß eS dazn kommen wird, wissen wir ja Alle. Die Regierung dürfte schließlich ein mensch liche- Rühren fühlen und nachgeben und schließlich werden sie und die Mehrheit deS Reichstage- sich in die Arme fallen und ein Herz und eine Seele sein. Scharnholst'sche Gedanke in vollem Umfange verwirklicht wird und zwar auf derselben Basis, wie ihn derselbe hat durchführen wollen. Dieser Gedanke ist übrigen» nicht im Kopfe Scharnhorst'S entsprungen; er wurde schon praktisch durchgeführt während deS großen ame- Gesetz in dieser trüben Angelegenheit die entscheidende Stimme gesprochen hat." „Dagegen läßt sich freilich nicht- sagen!" nickte der junge Tischlermeister. „Doch wenn dieser Zeitpunkt ein getreten sem wird, Schwesterchen, dann rechne ich mit Bestimm heit auf Deine Zusage!" Er reichte der jungen Frau zum Abschiede die Hand und verließ mit freundlichem Gruße da- HauS. Kaum fünf Minuten mochten seit seiner Entfernung ver strichen sein, al- von der Straße herauf das Rollen eines vorfahrenden Wagens ertönte. Von einer eigen- thümlichen Ahnung ergriffen, eilte Bertha an das Fenster und traf daselbst noch rechtzeitig genug ein, um da» grellfarbige Umschlagetuch der Mutter wahrzunchmen, welche sich eilig in da- HauS begab. Bald darauf rauschte die Mutier, dem Anscheine nach vollständig erschöpft und außer Athem, in da- Zimmer. „Na, Kind?" rief sie, indem sie sich auf den zur Selle stehenden Stuhl niederließ und ohne mit irgend einem Gruße die Unterhaltung vorzubereiten, „die Sache wirklich so. Der H offner ist ein gottloser Mensch — ein Betrüger im schlimmsten Sinne! Und nicht eine Stunde länger sollst Du die Gattin diese» Mannes heißen. Ich komme soeben vom Justizrache Ebener, einem unserer ersten Advokaten. Mit dem hab' A 0" Angelegenheit bereit- besprochen. Mitgift und nussteuer muß heraus gegeben, der ScheidungSproceß ungesäumt m die Wege geleitet werden. Je eher Du von dem schlechten Menschen loskommen kannst, desto besser. Laß eS gut sein und betrübe Dich nicht, Kind, es ist noch nicht» verloren! E- wird meine ernste Sorge SU«-, u. Redaktion HreSvrn-Renftavt. R. Methner Kasse 4. Mte Zeitung erscheint Dtenfta«, HONnersta« und Tonuavend früh. USuunementS- Preis: MrtettLhrl. M. 1,50 Zu beziehen durch St» kaiserlichen Post- «chalten und durch unsere Boten. Bei freier Lieferung ius HauS erhebt die »ast noch eine Ge bühr von 25 Pfg. Abonnements - Einladung. Auf da- mit 1. Januar beginnende erste Quartal der „Sächsischen Dorfzeitung"» „KünfundfünfrWer Jahrgang", nehmen alle kaiserlichen Postämter, Postexpedittonen und Landpostboten gegen Vorausbezahlung von 1 Mark 50 Pf. Bestellungen an; auch kann da- Blatt, wenn eS verlangt wird, den geehrten auswärtigen Abonnenten durch die betreffenden Postanstalten gegen Botenlohn von nur 25 Pf. pro Quartal jeden Dienstag, Donnerstag und Sonn« abend pünktlich in- HauS gesandt werden. Diejenigen Pränumeranten in Dresden und Umgegend, welche ihre Bestellungen direkt bei unS (Neustadt, kl. Meißner, gasse 4), oder bei den von unS angestellten Boten machen, erhalten die Zeitung jeden Dienstag, Donnerstag und Sonnabend ohne irgend eine Preiserhöhung zuge schickt. Dringend ersuchen wir aber, die Abonnements-Bestel lungen gefälligst sofort machen zu wollen, indem wir bei späteren Aufträgen für die Nachlieferungen der bereit erschienenen Nummern nicht einstehen können. Inserate finden bei der bedeutenden Auflage der „Sächsischen Dorfzeitung" durch dieselbe sowohl in Dresden uvd dessen Umgegend, als auch im ganzen Lande die aus. gedehnteste Verbreitung. Die Verlag--Expedition. geltend gemacht worden zu sein. Die Armee soll die Aufgabe haben, die Integrität und die Machtstellung des deutschen Reiches nach Außen unter allen Umständen zu wahren. Der Abgeordnete v. Bennigsen Hot nun den Zuständen und den Einrichtungen ein hohe- Lob gezollt, die nach dem Kriege von 1870 infolge der Wieder- aufrichtung des deutschen Reiche- bei unS Platz gegriffen haben. Der nationalliberale Führer versteht eS sehr gut, die Dinge so zu färben und darzustellen, daß Alles schön und glänzend auSsieht; er scheint aber ganz vergessen zu haben, daß in den letzten 20 Jahren an dem Körper deS deutschen Reiche- gar böse schwarze Flecken zu Tage getreten sind. Ich erinnere nur an den Kulturkampf, an die Gründerzeit von 1872j73, an das Socialistengesetz, da- 12 Jahre unS bedrückt hat und noch heute auf unS lasten würde, wenn der Avg. v. Bennigsen und seine Freunde hier das entscheidende Wort zu sprechen hätten. Im Anschlusse hieran ver. weise rch auf die neue Steuerpolitik, die dem Volke ungeheuere Lasten auferlegt. Zwar nach Außen hin hat sich die Machtstellung Deutschlands enorm gestei gert, aber in gleicher Weise ist auch die fortwährende Bedrohung deS Friedenszustandes gewachsen; heute sind wir so weit, daß die ganze Steuerkraft deS Landes von den militärischen Rüstungen aufgezehrt wird. Die Annektion von Elsaß Lothringen hat die heutige schwie rige politische Stellung Deutschlands verschuldet; daraus erst ist für unS die Gefahr eines Krieges nach zwei Fronten hin erwachsen. Eme Verständigung mit Fcank- zurückzudrängen, schlug sie die Hände vor daS Gesicht zusammen und begann laut zu schluchzen. „Weine nicht, liebe Schwester!" bat der junge Hand werker in weichem Tone; „ich bin gekommen, mich Deiner anzunehmen. Nach dem Vorgefallenen wirst Du die Einsicht gewonnen haben, daß Du bei Deinem Gatten fortan nicht bleiben kannst. Und selbst, wenn er sein Unrecht bereute und eS mit allen seinen Kräften wieder gut zu machen strebte, ist doch nie mehr ein innige-, harmonisches Zusammenleben zwischen Euch möglich, weil Du die Achtung vor ihm verlieren mußtest. Da habe ich nun gedacht, das Beste wäre, wenn Du Dich entschließen könntest, zu mir zu ziehen. Du weißt, daß mein Geschäft mit jedem Tage einen größeren Auf schwung nimmt; ich beschäftige sechs Gesellen, darunter drei auf Pianofortefabrikation. Ein Magazin mit der. artigen Instrumenten, daS ich angelegt, macht sich vor trefflich. Ich bitte Dich also, Schwester, komme zu mir und übernimm die Leitung meines Hauswesens. Es soll keineswegs zu Deinem Schaden sein!" Bertha sah nachdenklich vor sich nieder. Sie schien de- Bruders Vorschlag ernstlich zu erwägen. „ES ist da nicht- zu überlegen, Bertha!" fuhr Franz fort. „ES bleibt Dlr kaum eine andere Wahl. Oder", fuhr er mit einem eigenthümlichen Aufblitzen seiner Augen fort, „willst Du etwa gar in daS älterlrche HauS zurückkehren?" „Vorläufig werde ich weder da- Eine noch daS Andere thun, Bruder!" erwiederte die junge Frau ruhig. „Du wirst mir hoffentlich Recht geben, wenn ich Dir sage, daß eS meine Pflicht ist, so lange da- HauS meine» Manne-, da- mir anvertraut ist, zu wahren, bi» da»