Volltext Seite (XML)
Amtsblatt für de« Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. Sonnabend, den 8. Juli 1893 Die Abend-Laternen in Hohenstein brennen am 8. Juli von 9—11 Uhr — die Nacht-Laternen von 11—2^ Uhr. 43. Jahrgang. Am Rathskeller zu.Hohenstein sollen den 11. Juli, vormittags 10 Uhr — dort eingestellt — verschiedene Gegenstände, worunter Schreibsekretär, Kleiderschrank, Pianino) Pfeilerspiegel und Sopha, gegen Baarzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Sekretär Kurth. >Q 314 93.) Im Auctionslokale kommen den 11. Juli, vormittags 9 Uhr Strümpfe und Garne znr Versteigerung. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Sekretär Kurth. (Q 301/93.) In der Reitthold'schen Schankwirthschaft — „Schmiede" — in Ernst thal soll den 12. Juli, vormittags 8 Uhr — dort eingestellt — ein Pianino und ein Sopha gegen Baarzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Sekretär Kurth. lQ. 385/93.) An der Wohnung des Sattlers Herold in Hohenstein, am Markt, sollen den 13. Juli, vormittags 10 Uhr Sophagestelle, Rehhaare, Peitschenstöcke, Sopha, Regulator u. A. m. gegen Baarzahlung versteigert werden. Der Gerichtsvollzieher des Königl. Amtsgerichts Hohenstein-Ernstthal. Sekretär Kurth. lQ. 383/93.) Nr. 156 Sächsisches. Hohenstein, 7. Juli. Jin Herbst d. I. finden Ergänznngswahlen zur 2. Kammer des sächsischen Landtages statt, da folgende Abgeordnete aus scheiden: 19 Conscrvative: Berger (37. ländl. Wahlkr.: Harten stein, Wildenfels, Lichtenstein); Fritzsche (3. städt. Wahlkr.: Leipzig): Hertwig (8. städt. Wahlkr.: Riesa, Strehla, Oschatz rc.); Horst (17. ländl. Wahlkr.: Wilsdruff, Nossen); Klemm (5. städt. Wahlkr.: Dresden); Kockel (8. ländl. Wahlkr.: Kamenz, Königs brück, Königswartha); Kökert (22. ländl. Wahlkr.: Taucha, Zwenkau, Pegau rc.); Kurtz (7. städt. Wahlkr.: Meißen, Lom matzsch rc.); Leithold >39. ländl. Wahlkr.: Remse, Meerane rc.); Oehmig (14. städt. Wahlkr: Meerane, Hohenstein rc.); Opitz (22. städt. Wahlkr.: Elsterberg, Netzschkau rc.); v. Polenz (43. ländl. Walstkr.: Auerbach, Falkenstein rc.); Rößner (25. ländl. Wahlkr.: Borna, Frohburg rc.); Hänsel (4. städt. Wahlkr.: Nenstadt, Sebnitz rc.); Seydel (28. ländl. Wahlkr.: Mittweida, Colditz rc); Steyer (13. ländl. Wahlkr.: Altenberg, Frauenstein, Dippoldiswalde); Uhlemann (26. ländl. Wahlkr.: Leisnig, Mügeln, Döbeln); Uhlig (34. ländl. Wahlkr.: Zöblitz, Marien berg, Annaberg); Wehner (45. ländl. Wahlkr.: Oelsnitz, Mark neukirchen rc.); 2 Nationallibcrale: Preibisch (3. ländl. Wahlkr.: Reichenau, Ostritz, Herrnhut) und Werner (18. städt. Wahlkr.: Thum, Zschopan rc.): 4 Fortschrittler: Starke (10. städt. Wahlkr.: Hamichen, Frankenberg, Mittweida); Streit (Zwickau); Müller (11. städt. Wahlkr.: Trebsen, Nerchau); und Uhlmann (7. städt. Wahlkr.: Stollberg, Lößnitz rc.); 1 Socialdemokral: Goldstein (23. ländl. Wahlkr.: Leipzig). Außerdem muß in Chemnitz U. eine Neuwahl stattfinden, da Liebknecht aus der Kammer ausgeschicden ist. Durch den Tod der Abgeordneten Gelbke (cons.) und Grahl (Fortschritt) sind die Mandate für den 38. ländl. Wahlkr. (Glauchau) und den 24. städt. Wahlkr. (Oelsnitz) erledigt. Ferner wird in den zwei neuen Wahl kreisen der Stadt Leipzig zum ersten Male gewählt werden. Jnsgesammt wird somit die Wahl von 31 Äbgeordneten er forderlich sein. Der am 28. Februar 1865 in Hohenstein geborene vor malige Bicrschröter Friedrich Richard Beger, bis zum 11. Mai 1893 beim Biergeschäftsinhaber H. in Chemnitz in Stellung, wegen Diebstahls in den Jahren 1880 und 1885 je ein Mal vorbestraft, entwendete seinem Diensthcrrn zu drei verschiedenen Malen aus dem Keller je ein Faß Bier, Gesammtwerth 17 M. 64 Pf. Das gestohlene Bier trank er gemeinschaftlich mit einem Dritten, der von den Diebstählen keinerlei Kenntniß hatte. Unter Anrechnung eines Monats der erlittenen Untersuchungs haft auf die Strafhaft wurde Beger in der Gerichtssitzung vom 1. Juli von der Strafkammer I des königl. Landgerichts zu Chemnitz wegen einfachen Rückfallsdiebstahls bei Annahme mildernder Umstände mit 4 Monaten Gefängnißstrafe belegt. Am Mittwoch wurde von dem Schwurgericht zu Erfurt der 23 Jahre alte Schlosser Friedrich Uhlig aus Witschendorf im Königreich Sachsen wegen versuchten Todtschlags — er hatte in der Nacht vom 5. zum 6. März d. I. in Waltersleben bei Erfurt auf Landleute, welche ihn beim Diebstahlsversuche er wischten, geschossen — zu 7 Jahren Zuchthaus verurtheilt. Von Erfurt aus wurde Uhlig gestern nach Plauen i. V. transportirt, um sich vor der dortigen Strafkammer wegen zahlreicher schwerer Diebstähle zu verantworten. Uhlig ist noch von Chemnitz aus wegen Raubes verfolgt. Die „Leipz. Ztg." entnimmt einer Zusendung, daß noch 2 Procent der gegenwärtigen Bewohner Pegaus directe Nach kommen Luther's sind. Die Hinrichtung des Mörders Tannert, welcher im Zucht hause zu Waldheim einen Aufseher erstochen hat, wird in den nächsten Tagen im Hofe des königlichen Landgerichts zu Ehemnih erfolgen. Am Mittwoch wurde in Zwttkau von einem dortigen thümliches Benehmen, daß man ans einen hohen Grad von Betrunkenheit schließen konnte. Auf das höchste erschrocken, ließ der Besitzer sofort den Thierarzt herbeiholen, der bald des Räthsels Lösung fand. Unter dem Kleefutter war ein beträcht licher Theil Mohnblumen enthalten, deren bekanntlich berauschen der Saft seine Wirkung auch auf den starken Rinderschädel ausgeübt hatte. Nachdem der Rausch verflogen, befand sich der Viehbestand wieder wohlauf. Den Wirth des Gasthofes „Zur Fichte" in Stahlberg bei Bärenstein hat ein bedauerliches Unglück getroffen. Der in den besten Jahren stehende Mann begab fich vor einigen Tagen in erhitztem Zustande in den Keller, um Bier anzustecken, wurde bei seinem Wiedereintritt in die Gaststube aber zu seinem Schrecken gewahr, daß er das von einem Gaste ihm auf den Tisch gelegte Geldstück nicht sehen konnte, ebensowenig die Gegenstände in seiner Nähe. Es war durch den plötzlichen Uebergang aus der Wärme in die kalte Kellerluft Lähmung der Sehkraft cingetreten und hat sich dieselbe bis heute leider nicht zum Besseren gewendet. Eine erschütternde Trauerbotschaft Durcheilte gestern Abend in der 6. Stunde die Stadt Dresden: die tödtliche Verletz ung mehrerer Maurer bei den Abbruchsarbeiten des Hauses Prager Straße 23, Ecke der Struvestraße, hatte stattgesunden. Das genannte, Herrn Baumeister Sünderhauf gehörige Grund stück ist leergestellt, außen umplankt bez. berüstet und sollte, da an dessen Stelle ein Neubau geplant war, bis auf das Parterre herab abgetragen werden. Sieben Maurer waren im vierten Stockwerke nachmittags gegen halb 6 Uhr mit den Abbruchsarbeiten beschäftigt, als plötzlich der Fußboden wich und sechs Mann, durch alle Etagen hindurch, auch das Keller gewölbe durchschlagend mit den Gesteinsmassen hinabgerissen und großentheils verschüttet wurden. Der Unglücksfall rief schnell hilfsbereite Hände herbei von benachbarten Bauten, der Arzt vr. Plettner, der Wohlfahctspolizei-Jnspektor Klotzsche und Gendarmerie waren sofort bereit zu Anordnungen. Die herbei gerufene Feuerwehr betheiligte sich energisch an den Rettungs arbeiten und gelang es nach etwa einstündiger Arbeit, nach und nach sämmtliche Verunglückte aufzufinden und in Gegenwart des Polizeiarztes Herrn Medizinalrath vr. Donau ans Tages licht zu befördern. Vier Mann mußten leider als todt erkannt werden, zwei mehr obenauf gelegene Maurer wurden schwer verletzt in Siechkörben dem Stadt-Krankenhause zugesührt. Der letztgenannte Arzt stellte nach erfolgter Rekognition der Ver unglückten durch ihre Mitarbeiter den Befund fest. Die lödt- lich betroffenen vier Mann sind der Polier August Hermann Leonhardt aus Trachenberge, die Maurer Leberecht Philipp aus Schellwitz, Wilhelm Schindler aus Burckersdorf bei Frei berg und ein erst kürzlich angenommener Maurer Namens Wächtler. Die nach dem Stadtkrankenhause übergesührten schwer Verletzten sind die Maurer Bruno Bransk aus Weistropp und Ernst Gärtner aus Dresden. Sehr bald nach der unglück lichen Katastrophe fanden sich auf der Unglücksstätte ein die Herren Polizeipräsident Le Maistre, Polizcihauptmann von Wolffersdorff, Stadtrath Teucher, Branddirektor Thomas, Kriminalkommissar Hohlseldt und viele weitere Polizei- und Stadtbezirksbeamte. Die großen Menschenansammlungen konnten nur unter Aufbietung vieler Polizeimannschaft an dieser sehr lebhaften Verkehrsstelle der Prager Straße in Fluß erhalten werden. Nach der polizeilichen Befundsaufnahme und nach der weiterhin erfolgenden Erörterung durch die königl. Staatsan waltschaft an der Unglücksstätte wird die Ueberführung der er schlagenen vier Männer, die der ärztlichen Meinung nach von sofortigem Tode betroffen sind, nach dem Tolkewitzer Friedhof erfolgen. Ob ein Verschulden vorlicgt und wen dasselbe trifft, werden die behördlichen Erörterungen feststellen. Ursache zu dem Durchbruch fämmtlicher Etagen dürfte wohl in morschem Balkenwerk zu finden sein. Die Theilnahme und Bewegung unter den Paffanten war eine sehr große, tief ergreifende. Gastwirth ein falsches Nickelzwanzigpfennigstück vereinnahmt und der Polizei übergeben. Das Falsificat trägt die Jahreszahl 1890 und ist aus Blei gefertigt Am 2. Pfingstfeiertage ereignete sich in Wilkau, wie man sich erinnern wird, das Unglück, daß ein kleines Mäd chen durch Verbrennen tödtlich verletzt wurde. Dieser Unglücks- sall sollte die Folge unglaublicher Rohheit eines 13jährigen Knaben sein, der angeblich die Kleider des Kindes vorsätzlich in Brand gesteckt hatte. Der Knabe wurde denn auch ver haftet, aber am andern Tage schon wieder frcigelasfen, und die Untersuchung hat ergeben, daß nicht dieser Knabe, sondern das jüngere Schwesterchen des verunglückten Mädchens durch Spielen mit Streichhölzern das Unglück herbeigeführt hat. Die königl. Kreishauptmannschaft zu Zwickau hat auf Ver wendung des Stadtraths zu Geyer dispensationsweise ge nehmigt, daß bis auf Weiteres die Bestimmung des Tanz regulativs für Geyer in Kraft bleiben dürfen, wonach an allen Sonntagen, jedoch von den Inhabern der Tanzsäle abwechselnd, öffentliche Tanzmusiken abgehalten werden. Beim Grasmähen trat in Reiboldsgrün eine Dienst magd auf die Schneide einer beiseite gelegten Sense und schnitt sich den rechten Fuß vollständig durch. Auf der Straße zwischen Plauen und Oberlosa ver unglückte ein Geschirrführer auf seltsame Weise. Er saß vorn über gebeugt auf dem von ihm geleiteten Wagen, als das galoppirende Pferd mit einem Male em Hufeisen verlor; letzteres flog mit großer Gewalt dem Geschirrführer an die Stirn, er sank von seinem Sitze herab und war todt. Gestern stand vor der zweiten Strafkammer des König lichen Landgerichts zu Leipzig der Mord zur Verhandlung, der am Abend des 2. Juni aus der Wurzener Straße unweit Paunsdorf von dem 17-jährigen Arbeitsburschen Bruno Kremp- ler an dem gleichaltrigen Arbeitsburschen W. Rößler aus Paunsdorf verübt wurde. Die Untersuchung hat ergeben, daß seit längerer Zeit Streit zwischen den beiden Genannten herrschte, daß der Ermordete wiederholt seine körperliche Ueber- legenheit ausgenutzt hat, um Krempler zu schlagen, daß Röß ler an jenem Abend ohne directe Veranlassung wieder thätlich gegen Krempler geworden und daß Letzterer durch die Ohr seigen in gereizten Zustand versetzt worden ist. Die That hat sich in folgender Weise abgespielt: Am Abend des 2. Juni ging Krempler mit seinem Stiefbruder E. nach Hause. Kurz vor Paunsdorf hörten sie, daß in einiger Entfernung Leute hinter ihnen gingen. E. meinte zu Krempler: „Da kommt Rößler!", worauf dieser erwiderte: „Der wird mich schlagen!" oder: „Laß ihn nur rankommen!" Für den Fall eines An griffs nahm indessen Krempler sein Taschenmesser heraus, öffnete es und steckte es dann aufgeklappt wieder in die Tasche. Inzwischen hatte Rößler, der mit dem Arbeitsburschen M. kam, die beiden Erstgenannten eingeholt und Krempler ohne jede Veranlassung von der Seite eine Ohrfeige gegeben. Der ersten ließ er unmittelbar darauf zwei weitere folgen. Dann trat er etwas zurück, Krempler hatte aber unterdessen das geöffnete Taschenmessec hervorgezogen und es mit voller Wucht dem Rößler in die Brust gestoßen. Als Krempler es wieder her ausziehen wollte, entfiel es ihm, Rößler hob es auf, es entfiel aber auch ihm sofort, Rößler taumelte, fiel in den Straßen graben und war nach wenigen Augenblicken eine Leiche. Der Gerichtshof hat den Angeklagten mildernde Umstände zuge billigt; er erkannte wegen Körperverletzung mit tödtlichem Er folge auf 1 Jahr 9 Monate Gefängniß. Fürst Bismarck wird auf der Hinreise nach Kissingen Leipzig sicher nicht berühren; ob derselbe auf der Rückreise Leipzig mit seinem Besuche beehren wird, ist noch sehr fraglich. Aus Tautenhain wird den „Nachrichten für Grimma" geschrieben: Ein merkwürdiger Vorfall trug sich vor einigen Tagen auf einem hiesigen Gute zu. Als man am Morgen den Kuhstall öffnete, zeigten die fünf stattlichen Kühe ein solch eigen- Hahensteiner Tageblatt jeden Wocheuwq*ab^ den folgenden Hll nehmen die Expedition btS Vorm. 10 Utz« Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gers-ors, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rüßdorf, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, > Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund u. s. w.