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Ä r-L .r rüN N ««.M «Frscheiat: «Aich M r UB- »erden <mgc»H»»»e». dis Abends «.Gönn- 1,g« di, Mittags 12 Uhr: Marirnfiraße 18. .'t - 1 Montag, 8. Decbr. 18SS ANzeig. in dies. Blatte, »ü« jetzt in IV.VVV Asemplaren erscheint, linden eine erfolgreiche Verbreitung- >1 Ftottnement: BiertcljLhrlich 20Ngrr bei unentgcldlicher Ä«f serung in'S HanS. Durch die Königl.,Post vierteljährlich -2 Nga Einzeln« Nummern 1 Ngr. Tageblatt für Unterhaltuag und Geschäftsverkehr. Mitredacteur: Theodor Drobisch. Anseralmpreise: Für de» Raum einer gespaltenen Zeile: i Ngr. Unter „Einge sandt" die Zeile 2 Ngr. Druck und Eigcnthnm der Herausgeber: Likpslh öt Neichar-t. - Verantwortlicher Redacteur: Julius Nttchardt. Dresden, den 8. Dccember. — Vorgestern Abend gegen 6 Uhr widmete Se. Majestät der König den hier durchpassirenden österreichischen WiNdisch- grätzdragonern einen längeren Besuch, nahm wiederholt von den Verpflegungs-Einrichtungen die genaueste Einsicht und di rekte mit den Officieren »n den Zimmern der Leipzig-Dresdner Bahnhofsrrflauration. Se. Majestät unterhielt sich mit den Mannschaften in freundlichster Weise und brachte im Officiers- kreise einen herzlichen Trinkspruch auf den erhabenen Kriegs herrn der heimkehrenden Truppen, auf Se. Maj. den Kaiser von Oesterreich, aus. — Herr Professor Ritter v. Nartowski eröffnet« Mit- woch den 30. Nov. im Saale des Hotel de Pologne den ChcluS seiner angekündigten sechs astronomischen Vorträge, die jede Mittwoch Abends 7 Uhr daselbst stattfinden werden. Bei dem im gebildeten Publikum immer mehr steigenden Interesse für die höhere Naturwissenschaft, machen wir auch auf diese die Lehre von den Weltkörpern und deren Bewegungen be handelnden Vorträge aufmerksam. — — s Vorgestern fand in dem mit Waffen und allerhand Kriegsemblemen sinnig decorirten Saale von Braun'S Hotel die von Herrn Hauptmann von Meerheimb veranstaltete thea tralische Vorstellung zum Vesten der ältesten und hilfsbedürf tigsten Invaliden der K S. Armee statt. Es hatte sich zu derselben ein sehr gewähltes, namentlich dem schönen Ge schlecht» angehörigeS Publikum eingefunden. Freilich war zu wünschen, daß die Theilnahme eine noch etwa- tegöre gewesen, namentlich von Seiten des MMärstandes, der nur außerordentlich schwach vertreten war. Die gebotenen Leist ungen gestaltet«, den Abend zu einem äußerst genußreichen. Namentlich splMh der von Herrn Hoack gedichtete einfache NM schlich«, aber von tiefem innen? Gefühle durchdrungene ^vorgcteGrn, zeichneten s Prolog, den Herr Pfund, mit Verständniß und Wärme als Aires AeeompagnrmM altersgrauer Invalid vortrug, sehr an. Die Sologesänge deS Hxxrn Weiß, fandst, mit Recht rauschenden Beifall, nicht min der die theatralischen Aufführungen, welche recht brave Dilet- taptenleistungen boten. Unter den sonstigen Mitwirlenden er wähnen wir namentlich Frln. Möl. Stein, die in „Becker'S Geschichte" ihre Mine,,, klangvolle Stimme, im „Kosmos" Lustspiel v. F. Wehl, ihr frisches, munteres und belebte- Spiel M Geltung, bringen konnte. Auch die gesanglichen LeistlPvUM, d«S Hr«. Hartmann vom Stadttheater in Liegnitz warenAr^. «rkennenswerth. Gewiß werden Alle dem Hrn. HauptvvM v. Meerheimb, sowie denen, welche den gestrigen Abend durch ihre Leistungen verherrlicht hatten, zu Danke verpflichtet sein, da sie ihnen auf eine so angenehme und genußreiche Weise Gelegenheit Abölen,. Gutes zu thun für die Braven, welche dem Vaterland ihr Theurtstes, ihre Gesundheit, gern und willig geopfert Hab«,. — Gestern Morgen wurde im Gehölz in der Nähe der Eautzner Straße ein an einem Baume Erhängter aufgefunden und gerichtlich aufgehoben. — Wird die gegenwärtige Geldtheuerung von langer Dauer sein? Diese Frage wird im „Bremer Handelsblatt" aufgeworfen und auch bejaht. Das genannte Blatt glaubt an längere Fortdauer des gegenwärtigen Zustandes, weil die wesentlichen Ursachen der jetzigen Geldtheuerung voraussichtlich Koch lange fortwirken werden. Die Wiederkehr des Friedens in Nordamerika sei — trotz aller für die Nordstaaten günstig lautenden SirgeSberichte — noch immer in ziemliche Ferne gerückt, und «me Verminderung des Silberabflusses nach Ost asien lasse sich astch binnen kurzem nicht erwarten. Die Gel der, welche in Antheilen der zahlreichen neuen englischen ActirnunterUeMiungen angelegt sind, werden zum Theil gar nicht, zum Theil wenigstens nicht so schnell wieder für den Handel flüssig zu machen sein. Die Ueberspeculation im Häu serbau werde hier und da zu. heftigen Krisen führen, und die Folge davon werde sicherlich nicht eine Erleichterung des Geldmarktes sein. Die Geldknappheit ist überhaupt nicht localer, sondern europäischer Natur. — Ein Taschenspieler ganz eigner Art producirte vor gestern Abend seine Künste in einer hiesigen Restauration. Derselbe ließ einen io Thalerschein spurlos verschwinden, hatte jedoch vergessen, denselben wieder hervorzucitiren und be schuldigt« auf diese Weise die Gesellschaft eines unbefugten Hineinmischens in seine Zauberkünste. Nur das Erscheinen zweier Sensd'armen brachte unfern zweiten Bosco zu der Ein sicht, daß es doch reichlicher sei, den längst verschwundenen Kassenschein wieder hervor zu zaubern und so entging er zwar ^rr polizeilichen Aussuchung wurde aber hierauf von der sämmtlichen Gesellschaft an die Lust gesetzt. — Prodalum vsl! — Herr Nappo wird zu den Weihnachtsfeiertagen in Berlin seine Vorstellungen eröffnen und zwar in einer eigens dazu neuerbauten steinernen Arena. Sein Aufenthalt in Dresden ist daher nur noch kurze Zeit. — Concert. Der königl. Musikdirektor Herr Ludwig Hoffmann aus Berlin gab Freitag den 2. Dec. im Saale des Hotel de Saxe ein Concert, an welchem sich die Mitglieder des königl. Hostheaters Fräulein Alvsleben und Herr Scharfe, die Mit glieder der königl. Kapelle Herr Schlick und Herr Seelmann, ein Theil der Dresdner Singakademie lChorgesgngverein) und endlich das Witting'sche Musikchor betheiligten. Das Programm enthielt lauter eigne Compositionen des Concertgebers. Liegt hierin einerseits auch etwas Bedenkliches, so kann man doch nicht läugnen, daß ein Componist auf diesem geraden kauf männischen Wege seine Absicht, bekannt zu werden, ungleich leichter erreicht, als wenn er so lange wartet, bis neidische Fachgenossen sein künstlerisches Streben unterstützen. Wer die leidige Mißgunst unter den heutigen Tomponisten einigermaßen kennt, wird wissen, was ich sage und was ich verschweige. Die hier zu Gehör gebrachten Compositionen bestanden aus Opern-, Orchester-, Kammersachen und Liedern. Im All gemeinen läßt sich über diese musikalischen Erzeugnisse, die so verschiedenartigen Gattungen angrhören, ganz Günstiges sagen. Es zeigt sich in ihnen eine gesunde Harmonik ; die Gedanken streben nach verständlicher Fassung. Herr Hoffmann weiß mit der Führung der Singstimmen gut Bescheid, ebensö mit der Glaviertechnik, und versteht sich besonders auf die praktisch« Und zugleich interessante Behandlung der Orchesterinstrumente, für welche letztere Behauptung namentlich das Scherzo für Orchester spricht, doch hat der Komponist hin und wieder Längen in seinen Musikstücken. Dieser Vorwurf trifft die Ouvertüre, das Allegro Müvstoso im ltrio und einiges An dere. Er dürfte bei einer vorsichtigen Oeconomie seinen For men nicht nur ein« weit wirksamere Abrundung, sondern auch zugleich seinen Melodiken eine größere Prägnanz geben. Die kleiner«* * Lieder von Frl. AlvölrdM und Herrn Scharfe gut zeichneten Och dnrch ^kwre Empfindung und sau- pNgnnnM am Meisten aü», nächstde« das Tri» auch di« »stimmigen Chorlieder waren nicht ohne Wirkung. Armin Früh. — DaS Fortepiano fängt wirklich an, Streiche zu machen, die Besorgnisse einflößen und bald könnte es heißen: vom Pianoforte bis zum Irrenhaus ist nur ein Schritt. Seine Kühnheit und seinen Dünkel könnte man noch hingehen lassen, aber dir Langeweile, welche es in den besten Gesellschaften verbreitet, da» ist'S, was Elend läßt zu so hohen Jahren kommen, wie Hamlet sagt. Wohl keine Stadt Deutschlands ist so mit Pianvfortespiel hcimgesucht wie Dresden; da giebt es Straßen, wö ich die Wette eingehe, in jedem Hause wenigstens vier bis fünf Pianoforte zu finden. Und diese Spieler, diese Klimperer, oft noch mit Gesang untermischt, ,^in Lied, das Steine erweichen, Menschen rasend machen kann!" Ebenso die musikalische Literatur. Es gab eine Zeit, wo Lißt das Piano zum Philosophen und Philologen machte und bald darauf juckte es einen tastenschlagenden Heros: „moralische Studien" für das Pianoforte herauszugeben. Jst's anders geworden? Nein! man ist nicht sicher, daß heute oder morgen ein Rondo unter dem Titel erscheint: „Neue Be merkung zu den Statuten des Spar- und Vorschuß-Vereins" oder „Kurz gefaßte Geschichte der Pastrana und ihres Kindes", vierhändige Sonate. Vielleicht auch: „Ansichten eines Clavier- spielers über Besitzergreifung Schleswig-Holsteins durch Preu ßen, brillante Phantasie für Piano und Violine", sodann: „Parallele zwischen Bismark und Rechberg, Nondoletto", endlich: „Die wahrhaft bürgerliche Köchin, leichte Variationen für Clavirr" und „Erläuterung über das Verfahren bei An legung von Poudretten-Fabriken, Studium für's Piano" re. — Eine größere Haasenjagd fand vorgestern in dev Gegend von Reick über Strehlen nach dem Großen Garten zu statt, welche Se. Königl. Hoheit der Kronprinz mit zahl reichem Gefolge abhielt. Es wurden hierbei weit über 200 Haasen geschossen. — Aus Kassel geht dem Publicist die nachstehende aus sührliche Depesche über die Antwort des Kurfürsten von Hessen auf die Adresse der Ständeversammlung zu: Kassel, Sonn abend, 3. December, Vormittags. In der gestern Nachmit tags auf Veranlassung der Regierung stattgehabten Sitzung der Ständeversammlung wurde derselben von dem Landtagscom- missarius ein landesherrliches, von sämmtlichen Ministern contrasignirtes Antwortschreiben auf die Adresse verkündet und nach der Vorlesung dem Präsidenten überreicht. Der Kur fürst weist darin die Adresse als einen die Schranken ständi scher Wirksamkeit verletzenden Schritt zurück, weil sie, statt in ge ziemender Ehrerbietung um Abstellung bestimmter etwaiger Beschwerden zu bitten, in allgemeinen vagen Vorwürfen eine unbefugte Kritik des bisherigen gcsammten Negiernngssystems enthalte, in dm Bereich dieser Kritik selbst Negicrungsperioden seiner Vorfahren hereinziche und sogar nicht Anstand nehme, Zweifel an dem Willen seiner Regierung zur Erfüllung der Verheißungendes Juni-Patentsauszusprcchcn. Es wird das höchste Befremden darüber ausgedrückt, die Zustände des Lan des von seinm Vertretern in solcher Weise getadelt und die Thätigkeit der Regierung verkannt zu sehen, insbesondere aber hinsichtlich des Junipatents zu bedenken gegeben, daß die Re gierung allen Zusagen desselben bereits nachgekommen sei, und der noch nicht erfolgte Abschluß der Verfassungsangelegenhrit lediglich der Ständeversammlung zur Last gelegt werden müsse, welche solchen auf Kosten der unveräußerlichen Prärogative der Krone und einer gesicherten Staatsordnung zu erzielen ge denke und namentlich zur Vereinbarung einer neuen Wahlord nung sich hätte bereit finden lassen sollen. Indem der Kur fürst die Ständeversammlung auf Erledigung dieser letzteren Angelegenheit verweist, weil sie vom Standpunkte seiner Re gierung die erste und fundamentale Voraussetzung jeder gedeih lichen Beilegung des Streits bilde, zugleich aber erklärt, daß seine Regierung nicht «blassen werde, auch unter Mitwirkung der jetzigen Landesvertretung der Beförderung der Land«»- wohlfahrt sich anzunehmen, lehnt er die Bitte der Adresse ab, seiner Regierung ein rascheres Handeln noch besonders zur Pflicht zu machen, da er vielmehr einer getreuen Pflichterfül lung zu derselben sich versehe, dahingegen aber auch von der Ständeversammlung erwarte, daß sie sich künftig eines jeden mit seiner Autorität unvereinbarlichen Schrittes enthalten Werda — Welcher Unfug mit dem Peitschenknallen, strotz allen Verbots, immer noch getrieben wird, davon kann man ßch am Besten überzeugen, wmn man früh von 5 bis gegen 8 Uhr, die Ziegelgasse, dm Elbberg, die Amalienstraße u. s. w. begeht, wo die Fuhrknechte das Knallen mit aller Kunstfer tigkeit und Virtuosität üben und dort ein förmliches Concert avsführm. — Personen, die nach 10 Uhr Nachts auf dm Straßen etwas lärmen, schreien oder singen, werden von Gens- d^armen und Nachtwächtern zur Ruhe verwiesen ; können dies« nicht auch dem fragliche» Unfug in dm Frühstunden, wo Poch so Mancher ruht und Kranke im erquickenden Schlafe ließ«, entgegmtreten? * Ein Fleischermeister auf der Berliner Oranienbnrger Vor stadt wurde in der Nacht zum Sonnabend durch ein gellettd« Schweinegeschrei aus dcm Schlafe geweckt. Er glaubte an fangs, es würde eine Heerde dieser Thiere auf der Straße unter seinm Fenstern vorbeigetrieben, wie das, in der Nähe des Bahnhofes, wohl öfters vorkommt. Nachdem er aber siitze Repetikuhr befragt und erfahren hatte, daß es erst 1 Uhr sei, und als es ihm obmein fast schien, das anhaltende Geschrei ertöne gar nicht einmal von der Straße, sondern eher von seinm auf dem Hofe gelegenen Stallungen her, da wurde ihm die Sache bedenklich, umsomehr da er selbst einige fette Schweine hatte, denen ja möglicherweise etwas Menschliches atz-- gekommm sein könnte. Er sprang daher eiligst auf, warf et liche Kleidungsstücke um und begab sich auf den Hof. KaM öffnete er die Hausthür, so huschten auch einige Männer bei ihm vorbei durch den geöffneten Thorweg auf die Straße; dieselben entwickelten eine außcrodentliche Gelenkigkeit in dm Beinen, so daß sie alsbald um die Ecke spurlos verschwunden waren. Der gute Meister weckte nun einige Hausgenosse?» und machte sich mit ahnungsschwerem Herzen daran, seinm Schaden zu besehen. Es ergab sich, daß die Spitzbuben die Absicht gehabt hatten, die beiden fetten Schweine zu stehlm. Um dies in aller Stille thun zu können, hatten sie Chloroform angewandt, durch welches Mittel sowohl der Hund als auch das eine Schwein bereits mäuschenstill gemacht waren, dmn sie lagen da und streckten alle Viere von sich. Das andere Schwein befaß jedoch entweder eine stärkere Natur, oder es hatte sich noch gar nicht packen und chloroformiren lassen ; dmn es grunzte verdrossen auf dem Hofe uniher und fing sein Ge schrei von neuem an, als man cs wieder in den Stall treiben wollte. Nach und nach kamen auch die beiden betäubten Vier füßler wieder zu sich und erholten sich bald vollständig. Die Diebe, welche alle ihre Vorbereitungen ziemlich sicher und vor sichtig eingerichtet hatten, müssen mit der Localität sehr ver traut grwesm sein. Wahrscheinlich haben sie Fuhrwerk in der Nähe gehabt, sonst wäre es ganz unerklärlich, wie sie die schweren Thiere hätten fortschaffen wollen. * Wolken bruch in Rio de Janeiro. Am 10. No vember wurde Rio von einem mit Wolkenbrr-ch und Hagel schlag verbundenen Orkan hcimgesucht. wie ihn die ältest« Leute nicht erlebt haben Zum Glück dauerte der Sink«, der aus Süd Süd-West heranzog» nur etwa 12 Minuten und seine Wirksamkeit rrstreckte sich über eine etwa 4 Meile breite Zone. Er fielen Schloßen in der Größe von Hühnerei« in solcher Menge, daß dos Eis auf Wagen weggefahren w«, den wußte. Eäwmtliche der Richtung des WindrS ausgesetztk Fensterscheiben waren im Nu zertrümmert und der herein- trömende Regen hat außerordenil chen Schaden ungeachtet. In vielen Häusern regnete eS im ersten, zweiten und dritte» Stockwerke wie auf der Straße. Im Zollhaus« beläuft sich