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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.08.1912
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1912-08-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19120823020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1912082302
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1912082302
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1912
-
Monat
1912-08
- Tag 1912-08-23
-
Monat
1912-08
-
Jahr
1912
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BezugS-Preit Mr L«lp,t» «nd <j»rott« d»rch ,»!»,, Lräarr und Svedttenr» Lmnl tä,ltch tn» hau, »edracht: » PI. monatU, L7u Dir. »teneljährl. Bei unser» Filtaien «. Nn» »cchmestellen adaehoU' 7S PI. „narl^ LL Ml. oierulsahrl. D«ch »», Putz: innerhalb Deutschland» und der deutschen Kolonien vterteljährl. ».SU Ml., monatl. 1.2V Ml. auijchl. Postdestellaeld ßernec in Lel«ien^ Dänemark, den Donaustaaten, Italien, riuremduia. !»ted»rlande, Rar» wegen. Oeiterreich. Ungarn Xuhlano, Schweden und Schweiz. In allen übrige» Staaten nur otrrtt durch die Leschair». stell» de» Blatte» erhältlich. Da» Lei»,,,«, Tagediatt »richetn, »mal täglich, S«nn» ». Feienag» nur morgens illdonn»m,nr»«>llnnadm» 2»h«»»»»«aN» 8, det unseren Tragern. Filialen.Spediteure» »ad Unnahmeslelle.i, sowie Postäimera »ad Bnefträgern. atn,«l»»rra»»»»»«t» u» vt. Abend Ausgabe. np.ngtrTagMait ,,, 114892 l«.cht..»chl»»r Lel.-Ä»chl. i 14 893 114894 Handelszeitung. Sankkonto: Nllaemetn» Deutsch, LredU» Anstalt Brühl 7S/77 Deutsch« Bank, Filiale Uetp»tg Dep.-Kass» Srtmur. Steinweg S Amtsblatt des Aales und des Aolizeiamtes der Stadt Leipzig. W7K' Anzeigen-Prets für Inserate au» Lripiia and Umgebung die lspalkig, Petttietlr S Pst dl« Reklame teil» l Mk. »on anrwärt» M Pst Reklame» UÄ> Ml. Inserate oon Behörden im amt lichen Teil di» Perit»e,l» St» Ps. <b«schast»an»«tgea mit Piahoorschrlftr» >m Preis« erhöht Rabatt nach Tarlr. Beilagegebühr tvesamt» auslag» S Mk. o. lausend «rkl. Postgedütza Teildellag« höher. Festertetlt, Austräge tonnen nicht inriU^ gezogen werden Für da» Erscheinen a» deltimmten Tagen und Plagen wird tetn« Earantt, übernommen. Lnjrigen - Annahme Iohanm.gall» det sämtlichen Filialen a. allen Annoncen» Erpeditionea de» In- and Au»lande» Lr»U »ad Perl«« »»» Fische» L kürste» Inhaber: Paul küeite». Nedattio» »ad tdeschöstilletl«: Iohaani»gall« L Haupt»Filiale D««»»«u: Seeitrage < l (Telephon 4K2V. Nr. 430. /reitag, ürn 2S. ilugull ISIS. l06. Jahrgang. Die vorlielleuoe Ausgabe umfaßt 8 Leiten. Das Wichtigste. * In Nord-Kotsowo sollen vierundvier- «ig türkische Bataillone -um Schutze der Grenze gegen Montenegro bereitstehen. (S. bes. Art.) * Der Rat der Stadt Leipzig hat die Durchführung des Kraftsayr betrie be s bei der Leipziger Feuerwehr be schlossen. (S. Leist-. u. Umgeb.) * Durch einen dreisten Einbruch sind in vergangener Nacht in dem Juwclengcschäft von Hugo Mesch ke in der Grimmaischen Strahle Juwelen im Werte von 1000 Mark gestoh len worden. (S. Leipz. u. Umgeb.) Das Programm üer Dresüner Lailertsge. (Bon unserer Dresdner Redaktion.) Für den Aufenthalt des Kaisers und der übrigen Fürstlichkeiten in Dresden liegt nunmehr das Programm in großen Zügen vor. Außer dem Kaiser werden 18 weitere Fürstlichkeiten in Dresden eintreffen, die sämtlich als Gäste des Königs im Residenzschlosse Wohnung nehmen werden. Außer dem treffen noch eine große Anzahl fremdherrlicher Offiziere in Dresden ein, die mit der Mehrzahl der Suiten der fremden Fürstlichkeiten im Hotel Bellevue und im Palasthotel Werber verquartiert werden sollen, wo bereits eine große Anzahl von Zimmern durch das König!. Oberhofmarschallamt belegt wor den sind. Das deutsche Kronprinzenpaar und die übrigen kaiserlichen Prinzen, die gleichfalls an der großen Parade bei Zeithain und an den an schließenden Kaisermanövcrn teilnehmen, werden nicht mit nach Dresden kommen, sondern im Ba rackenlager Zeithain resp. im Manövergelände Quar tiere beziehen. Der Kaiser trifft am 28. August nachmittags 2,10 Uhr auf dem Dresdner Hauptbahnhofe im Sonder zuge ein. Er wird von dem König und den Prinzen auf dem Perron begrüßt und durch den Königssalon nach dem Vorplatze des Hauptbahnhoses geleitet, wo großer militärischer Empfang stattfindet, und zwar wird die 6. Kompanie des 2. Grenadier-Regiments Nr. 101 mit Fahne, Spielmannszug und Regimentsmusik vor dem Königssalon des Hauptbahnhofes als Ehren kompanie Aufstellung nehmen. Weiter ist zum Emp fang noch eine Eskadron des Ulanen-Regiments Nr. 21 in Ehemnitz, dessen Chef der Kaiser ist, kom mandiert worden, um dem vierspännigen Hofwagen, in dem der Kaiser an der Seite des Königs Friedrich August seinen Einzug hält, voran- und nachzureiten. Auf dem Bahnhöfe werden auch die Spitzen der königlichen und städtischen Behörden zur Begrüßung anwesend sein. Der Einzug erfolgt durch die ein heitlich geschmückten Straßen der inneren Stadt, und zwar durch die Prager Straße, die Seestraße, über Die grotze Karriere. 41s Roman von A. von Klinckowstroem. (Nachdruck verboten.) Abends las er ihr vor, mitunter gute gediegene Dinge, die ihn früh einschläserten, manchmal kleine frivol« Sachen mit feiner psychologischer Spitze. Bei denen blieb er dann hell wach und begleitete sie mit leicht hingeworfenen Glossen. Es unterhielt ihn der Abwechslung halber, den ehrbaren Hausvater zu spielen, den „Bourgeois", der mit Weib und Kind da heim sitzt. Einmal warf er Stifters „Studien" hin, die ihn in einen Zustand von Halbschlaf versetzten. Ein Gedanke war ihm dazwischen gekommen, der ihn plötzlich wieder belebte. Er fragte: „Hast du eigentlich daran gedacht, Sigrieds Geburt in der Zeitung anzuzeigen?" Nein, Esther hatte nicht daran gedacht. Das könnt« nach ihrer Meinung niemand interessieren. Dock er war anderer Ansicht. Er gehörte fetzt zu den bekannteren Künstlern der Stadt, und der wachsende Kreis seiner Bewunderung besaß ein Recht darauf, von allem Kenntnis zu erhalten, was sich in seinem Leben abspielte. „Wir wollen das gleich nachholen. Morgen trag ich es selbst in di« Expedition," erklärte er eifrig und fetzte sofort eine Anzeige auf, die in dem gelesensten Tageblatt mir Riesenbuchstaben erscheinen sollt«: „Ende September schenkte uns Gott eine Tochter. Ian Pallingcr und Frau." Er lachte selbst bis zu Tränen über diese Fassung, die so rührend ehrbar klang. Damit konnte er die Leute wieder verblüffen. Esther nahm dabei Eelcoenheit, von der Tauf« zu reden und muhte sich auf Widerstand von seiner Seite gefaßt. Doch er antwortete prompt: „Natürlich taufen wir, und zwar mit dem ganzen Pomp, der un serer Aeltesten gebührt. Die Prinzessin Hohenberg soll die Hauptpatin sein, und dann nehmen wir noch den alten Hugo Blankenstein dazu und Professor Maurer." „Ja, wenn sich die nur so nehmen lassen." .Die beiden ersten kommen, da kannst du sicher sein, wenn auch aus keinem anderen Grunde, als um zu sehen, wie Ian Pallinger sich bei einer kirchlichen Zeremonie benimmt." Er war wie elektrisiert durch die Borstellung, wieder ein Fest in seinem Haus« geben zu können, und den Altmarkt und durch die Schloßstraße, wo tue Ein fahrt durch das sogenannte Grüne Tor erfolgen wird. Zn den Einzugsstraßen werden die Dresdner Ver eine und Korporationen mit ihren Fahnen sowie die Schulen Spalier bilden. Im Residenzschlosse wird der Kaiser von den Prinzessinnen des Königlichen Hauses und dem Kaiserlichen und Prinzlichen großen Dienste begrüßt werden, woran sich eine Königliche Tafel im Residenzschlosse anschließt, bei der jedoch keinerlei Trinksprüche gewechselt werden. Nachmittags Uhr findet ein feierlicher Emp fang des Kaisers im Neuen Rathause statt. Für diesen Empfang hat auch der König seine An wesenheit zugesagt. Am Borplatze des Rathauses werden die Dresdner Innungen mit ihren Fahnen und Emblemen Spalier bilden, woran sich eine Be grüßung durch Oberbürgermeister Geh. Rat Dvr. Beutler an der Spitze der städtischen Kollegien anschließen wird. Der Aufgang zu den Repräsen tationsräumen erfolgt durch das Haupttrepvenbaus, dessen künstlerische Malereien durch Professor Otto Eußmann bis dahin vollständig fertiggestellt sein werden. Nach Schluß des Begrüßungsaktes, bei dem Oberbürgermeister Geh. Rat Beutler eine An sprache an d«n Kaiser halten wird, werden die beiden Monarchen zunächst den Stadtverordnetensaal be sichtigen und dann nach dem Festsaale zurückkehren, in dem dem Kaiser auch ein Ebrentrunk kredenzet werden soll. Nach dem Besuche des Rathauses findet am Abend im Residenzschlosse noch eine ge sellige Vereinigung der anwesenden Fürstlichkeiten und der hervorragendsten Manövergäste statt. Diese Bereinigung trägt jedoch gleichfalls einen rmyr ge selligen Charakter, und es dürften auch hier keinerlei Ansprachen gehalten werden. Am andern Morgen begeben sich der Kaiser und der König sowie die übrigen Fürstlichkeiten und die fremden Offiziere nach dem Truppenübungsplätze Zeithain, wo die große Kaiserparade der beiden sächsischen Armeekorps stattfindet. Die Rückkehr vom Paradefelde nach Dresden dürste nachmittags oeg-m 3 Uhr erfolgen. Abend, 7 Uhr findet dann t« Ne- sidenzschlosse eine große Paradetafel statt, an der sämtliche Fürstlichkeiten, die Suiten derselben und die fremden Offiziere teilnehmen werden. Voraus sichtlich werden bei dieser Paradetafel auch offi zielle Trinksprüche zwischen dem Kaiser und König Friedrich August gewechselt werden. Gegen ^9 Uhr begeben sich die Fürstlichkeiten und die sonstigen Gäste nach dem Königlichen Opernhause, um von der Exedra aus den großen Zapfenstreich der sächsischen Militärmusikkorps entgegenzunehmen, der vom Musikdirektor Röpenack dirigiert wird und an dem auch die Spielmannszüge der beiden sächsischen Armeekorps teilnehmen werden. Bei dem Zapfen streich werden die Kapellen von 31 Infanterie-, Ka vallerie- und Artillerie-Regimentern sowie von 2 Jäger-, 2 Pionier- und 2 Train-Bataillonen in der Front stehen, so daß über 1000 Musiker an dem Zapfenstreich beteiligt sind. Am Morgen des 30. August begeben sich der Kaiser und die Fürstlichkeiten sowie die sonstigen Gäste in das Manövergelände und werden nicht wieder nach Dresden zurückkehren, sondern Quartiere in den Baracken des Manövergeländes beziehen. Die Lage in üer Türkei. Türkische Truppen an der montene grinischen Grenze. Laut einer Mitteilung Ibrahim Paschas aus Uesküb sind in verschiedenen Positionen in Nord- Kossowo insgesamt vierundoierzig Batail lon« vorhanden, die im gegebenen Moment zum Schutz der türkisch-montenegrinischen Grenze herangezogen werden können. Die Kabinettskrisis. Konstantinopel, 23. August. (Wiener k. k. Tel - Korr.-Bureau.) Die Lag« des Ministeriums bleibt unsicher: selbst Informationen aus amtlichen Quellen widersprechen einander. Tatsache ist, daß Ferid Pascha, dem das Justizportefeuille (nicht das des Ministeriums des Innern) angeboten wurde, unter Geltendmachung von Gesundheitsrücksichten ab gelehnt hat. Kiamils Demission steht unmittel bar bevor. Der Schech ul Islam sowie der Unter richts- und Finanzminister werden seinem Beispiel folgen. Wie verlautet, übt die Liga eine Pression zugunsten der Bildung eines Kabinetts Kiamil Pascha aus. Die Demission Hilmi Paschas ist haupt sächlich auf die durch vier Generale ausgeübte Pression der Liga zurückzuführen. Aus autorisierter Quelle weroen die Meldungen, daß der Botschafter in London Tewfik Pascha, beauftragt sei, die Friedenspourparlers zu leiten, dementiert. Die Pforte b«traute bloß den Senator Azarian, der den Thronfolger auf seiner Reise be gleitet, mit einer diskreten Mission. Azarian pflegt mit den italienischen Delegierten wahrscheinlich in Lausanne Unterredungen. Inzwischen befinden sich die Türkei und Italien fast im Waffenstillstände. — Die Regierung versprach, den Südalbaniern die gleichen Zugeständnisse zu gewähren, wie den Nord albaniern. Vir ^Haltunst der Albanier. Nach einer Meldung der Regierung des Wilajets Janina kehrten alle Arnautenführer von Argy- kastron, Dalona, Berat, Tirana und Elbasan mit ihren Anhängern in ihre Dörfer zurück. Hassan Bei und andere Arnautenführer erklärten, daß die Arnauten bestimmt auf die Einhaltung der getroffe nen Abmachungen rechnen. -U Friedensbedinpunprn. Paris, 23. August. Der „Figaro" bespricht die Möglichkeit des Friedensschlusses zwischen Italien und der Türkei und erklärt dabei, daß Ita lien heute nicht mehr auf der Anerkennung der Annexion von Tripolitanien und Benghasi seitens der Türkei bestehe. Auch in bezug auf eine Entschädigung scheint, nach An deutung des „Figaro", Italien der Türkei nicht mehr prinzipiellen Widerstand entgegenzusetzen, macht aber allerdings in bezug auf die Höhe der Entschädigungs summe geltend, daß es durch den Krieg enorme Aus gaben gehabt habe. Auch die Frage der Inseln scheint sich, wie der „Figaro" meint, dadurch regu lieren zu lassen, daß Italien von der Türkei Garan tien für eine bessere Behandlung der Bevölkerung der Inseln verlangen würde. auch Esther fand sich in den Gedanken hinein, weil die Feier doch der Kleinen galt. Als erste Vorbereitung dazu erschien dann die Annonce, die in ihrer Raumverschwcndung und Knappheit allen Lesern sofort in die Augen fallen mußte. Die Kollegen, die Pallinger näher kannten, lächelten dazu. Die Prinzessin Hohenberg aber war geradezu erschüttert von dieser schlichten Art des Aus drucks, die einem kirchlichen Bekenntnis gleichkam. Auch Kathi Haidek las sie ihrem Mann vor, ehe er in den Dienst ging. Es kostete sie das eine kleine Ueberwindung. Doch sie tat es ganz tapfer. „Lächerlicher Schnack!" sagte er. „Zeig doch mal her, bitte." — Er nahm die Aitung selbst zur Hand und runzelte die Stirn. — „Wahrhaftig, diese pomp hafte Einfachheit nimmt ein« Viertelseite des Blattes in Anspruch, damit es nur ja allen Menschen in die Augen springt. Die Leute wollen immer etwas Be sonderes vorstellen." „Wie kann dich das ärgern. Wolf?" „Ich finde es albern." „Und ich finde es eigentlich n«tt, daß sie dem Kind chen solche freudig« Wichtigkeit beilegen." „Die wären gerade die Richtigen, um einen Fami lienzuwachs mit folcher Freude zu begrüßen. Eitelkeit ist cs, weiter nichts. Sie wollen wieder von sich reden machen." Er sprach gereizt, stand auf, schnallte den Säbel um und griff zur Mütze. „Was fängt denn die kleine Frau heute vormittag an?" fragte er dann, wieder liebenswürdig undheiter wie gewöhnlich werdend. „Geht ein biss«rl zur Mutter hinüber und plautscht. wie?" — Er streichelte ihr die Wange. „Vermutlich. Mutter ist nicht recht wohl." „Soll ich mein Herzl um halb eins abholen? Sonst vergißt es am Ende, rechtzeitig Heimzukommen." Immer sprach er mit ihr zärtlich scherzend röte mit einem kleinen Mädchen. . i „Ja, lieber Junge, und du springst wahrscheinlich inzwischen von der Kaserne hie und da herüber, um nach dem Braten zu sehen," gab lie lachend zurück. „Wo denkst du hin! Ich mutz schon vor zwölf zu Hause s«in und der „Perfekten auf die Finger gucken." - - Er warf «inen Blick auf di« Uhr, fand, daß er Zeit sei aufzubrechen und küßte Kathi auf die Stirn. Sie bog sich dann zum Fenster hinaus, um ihm nachzu schauen. Ls war ihr immer eine Freude, seine ele gante, leicht aufgebaute Gestalt rasch und elastisch davongehen zu sehen. Von unten winkte er regel mäßig noch einmal hinauf. Die junge Frau lehnte noch ein« Weile im Fenster. Ihr Mann behielt zuerst den gleichmäßig eiligen Schritt bei, blieb dann jedoch mit einmal vor einem Blumenladen stehen, musterte die Auslagen und be trat schließlich das lSeschäft. „Himmel!" dachte sie. „Jetzt bestellt er womöglich wieder Geranientöpfe fürs Erkerfenster, und es sind doch noch alle in Blüte. Das ist wirklich überflüssig. Außerdem nehmen wir ja nie etwas aus jenem Laden." Sie machte schnell Straßentoilette und sprach auf dem Wege zu ihrer Mutter bei der Blumenver- kaufcnn vor. „Eben, vor einer halben Stunde etwa, war ein Herr hier, ein Offizier, nicht wahr?" „Ja, gnädiges Fräulein." — Kein Fremder nahm jemals an vag Kathi verheiratet sein könne. „Mein Mann hat jedenfalls Geranien bestellt. Ich wollte nur sagen, daß wir dl« im Augenblick noch nichr brauchen. Bitte, schicken Sie sie erst in 14 Tagen. Zu Frau von Haidek, Türkenstraße 846." „Gnädige Frau verzeihen, der Herr hat nur von den langgestielten Rosen da ein paar gekauft und gleich wegschicken lassen." „So, so!" — Kathi fühlte den plötzlichen Wunsch in sich aufsteigen, zu erfahren, wem cr die Rosen ge sandt habe, mochte jedoch keine direkte Frage stellen. — „Schade, daß sie schon fort sind," sagte sie und wurde glänzend rot dabei. „Ich würde gern noch einige Wort« auf meines Mannes Karte dazu ge schrieben haben." „Der Herr hat weder eine Karte gegeben, noch seinen Namen genannt. Der Strauß sollte ohne irgend eine Bestellung in Schwabing bei Frau Pallinger ab gegeben werden " Siebzehnte» Kapitel. 'Milte November ging nun im Pallingerschen Hause die Taufe mit Pomp und großer Feierlichkeit vonstatten. Ein Zusammentreffen verschiedener angenehmer Dinge, die jenem F«st vorangiiwen, versetzte das Ehe» paar in besonders gehobene Stimmung. Erstens erhielt Pallinger durch Vermittlung des alten Blankenstein einen größeren staatlichen Auftrag, der ihn den ganzen Winter hindurch beschäftigte und ihm im Frühsahr hohes Honorar einbracht«, und dann 53. «»gemeiner Genollenlchsttsmg. München, 23. August. Tic gestrige Tagung, die wiederum sehr stark besucht Ivar und den großen Festsaal des Alien Nathauses bis auf den letzten Platz füllte, beschäf tigte sich zunächst in Fortsetzung der vorgestrigen Verhandlungen noch mit den gemeinsamen Ang l gen- heiten sämtlictfec Genosscmcqastsgrllppcn. Alsdann wurde über die Einkaufsgenossenschaften der Kleinhändler beraten. Gerichtsajsessor Tr. L a d e - Charlottenburg begründete hierzu einen An trag, in dem der Geuossenschaftstag der lieber- zcuguna Ausdruck gibt, daß das Fortbestehen eines leistungsfähigen Kleinhandelsstandes für das deutsche Wirtschaftsleben erwünscht und aucb erreichbar ist. Vorbedingung sei allerdings Anpassung an die zeit gemäßen Wirtschaftsreformen, Anstellung nur ge schulter Kräfte, Anschluß an Kreditgenossenscl-aften und Gründung von Einkaufsgenossenschaften. Hierauf sprach der Tirektor des VorschußverelnS in Kosel Spitz über Kapitalismus und Genossenschaften. Er sieht in dem Genossen schaftswesen das wirksamste Korrelat gegenüber den Nachteilen, die der Kapitalismus für den genn'rblichen Mittelstand hat, und empfiehlt einen Antrag des Gesamtausschusses, in dem angesichts der kapita- listisclfen Entwicklung aufs neue die hohe Bedeutung der den deutschen Genossenschaften von Schulzc-Te- litzsch überkommenen Aufgaben betont wird. Am Nachmittag wurde in der Versammlung der Baugenossenschaften der bereits mitgeteilte Antrag des Berbandsanwalts Tr. Crüger zur Frage der Liquidität angenommen. — Ueber Kon sum vereine und fortschreitende Stei gerung der Lebensmittelpreise referierte Direktor M a u che r-Karlsruhe. Er verbreitete sich über die UrsaclM der Teuerung und ermahnte die Konsumvereine, ihrerseits alles, was in ihren Kräften steht, zu tun, um sie zu mildern. Seine Umfragen bei 84 Vereinen haben festgestellt, daß viele Konsum- vereine priesregulierend eingreifen konnten. (Beifall.) Deutsches Reich. Die Bischofsrsabl in Köln. Köln, 23. August. Gestern hat bereits die erste Vorbesprechung des Gesamtkapitels zum Zweck der Stellungnahme zur Neuwahl eines Erz bischofs stattgcsunden. Bis zur Abreise des Weih- bischofs Müller sollen die Vorbesprechungen für die Bischofsliste soweit gediehen sein, daß die Liste ab gestimmt wird und die Anwesenheit des Weih bischofs bei den Kapitelsitzungen nicht mehr not wendig ist. Die Denkschrift über die Jesuitensrage. Berlin, 23. August. (Prio.-Meld. des Leipziger Tagebl.) Vor einiger Zeit wuvde die Meldung ver breitet, daß das R e i ch s j u st i z a m t auf Ersuchen des Justizausschusses des Bundesrats eine Denkschrift in der Jesuitenfrage ausarbeiten werde, die für die Entscheidung des Bundesrats in dieser Frage die Grundlage bilden soll«. Von offi ziöser Seite ist dieser Behauptung mit dem Hinweis darauf widersprochen worden, daß der Bundesrat gar nicht in der Lage sei, an das Rcichsjustizamt ein derartiges Ersuchen zu richten. Das war zutreffend, anderseits aber ist es, wie wir erfahren, Tatsache, daß das Reichsjustizamt mit der Ausarbei- tung einer solchen Denkschrift beschäf» tigt ist. Der Besteller ist aber nicht der Justiz ausschuß des Bundesrats, sondern das fiel Esther unsrwarteterweise «ine Erbschaft zu. Weit da oben an der pommerschen Küste hatte «rne alte, wunderliche, alleinstel-ende Person gelebt, eine intime Jugendfreundin der verstorbenen Amtsrichterin Fro- senius. Esther erinnerte sich ihrer kaum, aber das alte Fräulein hatte, nicht wissend, daß jene inzwischen verheiratet sei, der verarmten Tochter der liebsten Freundin ihr bißchen Hab und Gut hinterlassen, das tleine Anwesen hart am Meer mit ein paar Feldern und Wiesen, die verpachtet waren, und bares Kapital von fünfzigtausend Mark. Das war ja nicht vi«l, gab aber immerhin dem unsolide begründeten Künstler haushalt eine Art reeller Basis. Pallinger ließ, als schlauer Rechner, diesen neuen Besitz sofort notariell auf seine Frau allein über tragen. „Weißt du, man kann nicht wissen, ob ich nicht ein mal vertrache," meinte er lustig. „Dann können die Gläubiger da wenigstens nicht heran, und das Kind bleibt gesickert." All das veranlaßte Esther, ihrem Mann nichts in den Weg zu legen, wie er die Liste der Taufgäste ins Ungemessene Hinern ausdehnte. Und jetzt, noch vor Beginn der eigentlichen Wintersaison, nahm ieder- mann gern eine Einladung an. vor allem, da es sich um ein amüsantes Haus handelte, das sich nach langer Zeit wieder einmal öffnete. Die Prinzessin Hohenberg hielt Klein-Sigried wirk lich während der heiligen Handlung, und neben ihr sah man auf der einen Seite Graf Hugo Blanken steins weißhaarigen Rassekopf mit dem verwitterten vornehmen Lcbemannsgesicht, auf der anderen Pro fessor Maurer, der still vor sich hinlächelte. Alle» wickelte sich sehr formell und ehrbar und ernst ab. Pallinger war ganz „Bourgeois", stand neben seiner Frau, wenn er es schicklich und an der Zeit sayd, -ankte dem Pastor mit biederem Händeschütteln, dankte den Baten mit verbindlichem Lächeln und ent wickelte eine Väterlichkeit, welche die Prinzessin aufs tiefste rührte. „Immer habe ich gemeint, Sie seien manchmal zu leicht, lieber Pallinger", sagte sie. .Letzt merke ich indessen, wie viel Gutes doch im Grunde in Ihnen steckt. Die heutig« Feier hat mich schr. sehr befrre- digt. Ich freue mich aufrichtig, nicht nur den bedeu tenden Künstler in Ihnen schätzen -u dürfen, sondern auch den Menschen oon sittlichem Ernst." (Fortsetzung in der Morgenausgabe.)
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