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J»sera!e werden bis spätestens Mittags des vorhergehenden Tages des Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit io Pf., unter „Eingesandt" mit 20 Pf. berechnet. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Vormittag). Abonnementspreis beträgt vierteljährlich I Mark 20 Pf. prsemimeranäo. für Zwönitz und Umgegend Organ für den Stabtgemeinderath, den Kirchen-- und Schulvorstand zu Zwönitz. Verantwortlicher Redactcur: Bernhard Ott in Zwönitz. 117. Sonnabend, den 2. October 1880. 5. Jahrq. Erntefest, mit deiner Wonne Zieh in unsre Mauern ein, Daß der Freude Helle Sonne Uns erglühe voll und rein! Gottes Lieb' ist ohne Schranken Laßt uns danken, Nie in unserm Glauben wanken! Das Erntefest. Erntefest, mit deinem Segen Zieh in unsre Hütten ein! Gott gab Sonnenschein und Regelt, Ließ der Halme Frucht gedeihn. Seine Huld ist ohne Ende Schließt die Hände, Daß der Blick zu Gott sich wende! Erntefest, mit Deiner Nahrung Zieh in unser Herz hinein. Laß der Wahrheit heil'ge Ahnung Unsrer Seele theuer sein, Daß wir volle Garben werden Schon aus Erden Für die Ernte der Verklärten! Bekanntmachung. Die Brandeasse pro 2. Termin und die Einkommensteuer pro S. Termin ist spätestens und zwar die Brandeasse bis zum LT. Oetober u. v., die Einkommensteuer bis zum 2L. October a e bei Vermeidung executivischer Beitreibung an die hiesige Stadtsteuer-Einnahme zu entrichten. Zwönitz, am 29. September 1880. Der B ü r g e r m e i st e r. Schönherr. Tagesgeschichte. Deutschland. Der Sultan, dem es unter seinen rothen Fetz nun doch etwas schwül zu werden scheint, hat sich mit der Bitte an Se. Maj. den Kaiser Wilhelm gewandt, der Kaiser möchte in der monte negrinischen Angelegenheit das Schiedsrichteramt übernehmen, rind das aktive Auftreten der europäischen Flotte gegen Dulcigno verhin dern. Kaiser Wilhelin hat aber unter Ausdrücken des Bedauerns und unter Hinweis auf die Solidarität der Mächte und auf die Noth wendigkeit, die Bestimmungen des Berliner Vertrages zur Durchführ ung zu bringen, für das freundliche Anerbieten des Sultans bestens gedankt. Essen) 28. September. Die „Essener Ztg." meldet aus Herne: Gestern Abend 11 Vz Uhr sind auf Zeche Shamrock in Folge eines Flötzbrandes 20 Bergleute verunglückt; 11 davon sind todt. Oesterreich. Der deutsch-österreichische Handelsvertrag wird gegenwärtig in Wiener diplomatischen Kreisen wieder lebhaften Er örterungen unterzogen. Man sagt: Fürst Bismarck soll der öster reichisch-ungarischen Negierung thatsüchlich einen Handelsvertrag von weitgehendster Bedeutung vorgeschlagen haben. Derselbe soll bei den diesseitigen Regierungen eine gute Aufnahme mit Rücksicht darauf gefunden haben, daß die längste Zollgrenze, welche beide Länder haben, eine gemeinschaftliche ist und daß die Production beider Länder auf landwirthschaftlichem und gewerblichem Gebiet sich vielfach er gänzt. In letzterer Beziehung wird wohl Gewicht darauf gelegt, daß die deutsche Ausfuhr nach Oesterreich von 1864 bis 1875 fast auf das Dreifache gestiegen ist. Von in der Regel gut unterrichteter Seite wir sogar versichert, daß die österreichisch-ungarische Negierung der Idee einer Zolleinigung beider Staaten Sympathie entgegen bringe und daß dieselbe bei der Zusammenkunft zwischen dein deut schen Reichskanzler und Baron Haymerle in Friedrichsruh lebhaft diScutirt worden sei. Die Regelung der österreichisch - ungarischen Handelsbeziehungen zu Deutschland ist ein Thema, das schlechthin nicht ruhen kann, am wenigsten ruhen kann, wenn Fürst Bismarck selbst Handelsminister ist. Frankreich. Von allen Seiten beeifert mun sich, zu versichern, daß die Ernennung Barthelemy St. Hilaire's zum Minister des Aeußern den ausreichenden Beweis dafür gebe, daß die Politik Frank reichs in Europa eine entschieden friedliche sein werde. Das ist es, schreibt man, was die öffentliche Meinung, was Grevy will, und Personen, welche Gambetta sehr nahe stehen, behaupten bestimmt, daß der Kammerpräsident durchaus dieselben Gesinnungen hege. Die Freunde Gambetta'S wiederholen auch, daß die auswärtigen Fragen keinen Antheil an dem Rücktritte Freycinet's gehabt haben. Italien. Garibaldi und sein Sohn Menotti haben ihre Man date als Depütirte niedergelegt, indem sie erklärten, daß sie nicht an der Gesetzgebung in einem Lande theilnehmen wollten, wo die Frei heit mit Füßen getreten und das Gesetz nur angewendet werde, um die Freiheit der Jesuiten und anderer Feinde der italienischen Frei heit zu schützen. Die Veranlassung zu diesem Schritte soll eine dem Schwiegersöhne Garibaldi's, General Cancio, zugestellte Aufforderung des Gerichts sein, die über ihn verhängte Freiheitsstrafe anzutreten. Rußland. Ueber die russisch-deutschen Beziehungen verlautet jetzt, daß von St. Petersburg auf verschiedenen Wegen und wieder holt die Versicherungen kamen, daß Rußland durchaus nicht daran denke, die neuesten orientalischen Schwierigkeiten zu benützen, um dort eine vorzeitige Katastrophe heraufzubeschwören. Man will in St. Petersburg, so läßt man versickern, jetzt keine panslavistische, sondern eine russische Politik, d. h. unter den augenblicklichen Um ständen eine europäische, eine Politik des europäischen Einverständ nisses. Es kann in solchen Versicherungen nichts Unglaubliches ge funden werden. — Die Nihilisten haben den Schauplatz ihrer bestia lischen Thätigkeit momentan nach Glasgow verlegt.' Es ist dort ein Komplott entdeckt worden, welches die ihrer Vollendung entgegen sehende russische Dampf-Dacht „Livadia" vermittelst einer Höllen maschine in die Luft sprengen wollte. Der Londoner Geheimpolizei war jedoch Seitens der russischen Behörden und Genfer Polizei die Mittheilung geworden, daß die russischen Nihilisten drei Mitglieder ihres Bundes nach Glasgow abgeordnet hätten, um die „Livadia" mit Nitro - Glycerin-Uhren in die Luft zu sprengen. Drei Individuen sollen mit diesen Höllenmaschinen von London nach Glasgow abge gangen sein; wahrscheinlich um dieselben an Bord der „Livadia" — etwa im Kohlenraum einzuschmuggeln. Der Erbauer des Schiffes hat Fürsorge getragen, um den Zutritt verdächtiger Personen in den Dard zu verhindern. In Govan liegen zwei- bis dreihundert russischer Matrosen, um die Dacht am nächsten Sonntag in Besitz zu nehmen. In der ganzen Stadl wird eifrig nach Nihilisten geforscht; die städtische Polizei erkundigt sich in jedem Logirhaus nach Ausländern. Türkei. Die neueste Lesart über die Lage der Dinge in der Türkei lautet dahin, im Palais des Sultans bereite sich eine Katast rophe vor, der Sultan befinde sich in einem bedenklichen Zustande von Paroxismns. So viel steht fest, daß sich die Pforte keine Mühe giebt, einen offenen Konflikt niit Europa zu vermeiden, daß sie vielmehr denselben provoziren will, der Hoffnung sich hingebend, es würden dann neue Differenzen im europäischen Concerte zutreten. — Der Fürst Nikita von Montenegro soll angesichts der von Nizza Pascha eingenommenen feindlichen Haltung zu dem Beschlusse ge-