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Für chrkfkliche Polittk un» Kullur Si«»aktt»n der Saa>NI<de» «olk»,»ieun« DreSdün-NNNadl l. PoUerNrake >7. a«ruriu ?MI> >m»> ,IML »,1ch»kt»ft«0«, Drnitu.««»lagi «ermania. n>». für Verlag und Dru«, r«i.gMaI« Dresden. Dre«den-N.l. Pollerlirass,l7. ffemrulSlolS. «»Nlch«at-nio Dresden riaz. «anlkont» Etadtbani Dresden Nr. 6>7l» «u»««r 1«« - r». Jah-S-N« E erscheint 0mal kdchil. mit Musir.Sratwbettaaen.Heimat und «ln,ei,enbrcNe: Die IgewaUcne peMj-U-»o Z. gamilteM Kett'und der01ndelbeilage,g!lrunlretlk>nen0eut--.sowiebeii HW nn,elgeu uUcng, Inch,- 20 Z. Die peIN!eUau>e,eUe KU mm rexibeUanen .St. Neuno-Blatt-, .Nnierhaiiung und Missen-, breU 1 .-<. ^ür Nn,eigen >>n!;e'd»id de« VeibieUungdgedteie» ,D,k prattUche HantNrau-, .Nerziiichcr Raigeder', .Da» gni« 40 Z. du-pe,u,eUam. „-Ur I.NO X. Biiesged.1,0 z. Jm gall» Puch-. Monatlicher Be»u«»breiS ?V» einlchi. BesieNaeid. jW HNHeier Gewalt eiiUllg ,cde V.-ipfUchiung aus Ui,genni« sowie rtiijelmimmer 10 4, Sonnabend- u. Soniitannnminer 20 ölsaunnq v. -In,eigen > UnMügen n. Ueisiung b Schadenersatz, baupischiislieiler: Dr.«. De«c,hk, Dresden. M SeschüslNcher L«,l: grau« «ungar», Dresden. D olrssettung Nrünings moralischer Erfolg Pariser Ergebnisse Erst inLondon wird es sich entscheiden, ob die Bemühungen der deutschen, englischen, amerikanischen und französischen Staatsmänner um die Beseitigung der deutschen Krise Erfolg haben werden. Bereits vor Beginn der Pariser Besprechungen hatten wir an dieser Stelle be tont, das; in Paris nur Vorarbeit geleistet werden könne und das; greifbare Ergebnisse erst in London zu erwarten seien. Wer gehofft oder gefürchtet hat, die Aussprache zwi schen Brüning und Laval in Paris werde das Wunder einer raschen deutsch-französischen Einigung oder einen so fortigen Erfolg bringen, hat sich getäuscht. Das besagt allerdings keineswegs, das; die Bedeutung dieser Unter redungen erschöpft ist mit den sehr vorsichtigen Sähen, die die von den beiden Delegationen vereinbarte Mitteilung enthält. Auch nach der Besprechung von Cheguers hatte ja ein groher Teil der deutschen Presse nichts anderes zu melden gewusst als „Mageres Ergebnis in Cheguers". Es liegt im Wesen so schwerwiegender und weittragender Ver handlungen zwischen den Mächten, das; nicht sofort greif bare Ergebnisse der Öffentlichkeit milgeteilt werden kön nen; die wirkliche Bedeutung auch der Pariser Verhand lungen wird sich in ihrer ganzen Tragweite erst später er kennen lassen. Die gemeinsame Verlautbarung, die nach Abschluss der Verhandlungen zwischen den deutschen und französischen Ministern ausgegebcn worden ist, hat folgenden Wort laut: „In einer biirzlichen Botschaft hatte der deutsche Reichs kanzler den Wunsch ausgesprochen, in direkte Berührung mit der französischen Regierung zu treten. Es sollten Mittel gefun den werde», um gemeinsam an der Besserung der Beziehungen der beiden Länder arbeiten zu können. Der Chef der französi schen Regierung hat darauf spontan geantwortet, dass er mit Befriedigung einer Zusammenkunft «ntgegensehe, deren Durch führung jetzt im Hinblick auf die Ereignisse, die die wirtschaft liche und finanzielle Lage Deutschlands berühren, und im Hin blick auf die Rückwirkungen auf die anderen Staaten zweck mässig geworden war. Infolgedessen sind die Vertreter der beiden Regierungen am 18. und 18. Juli in Paris zusammengetreten. Sie haben übereinstimmend die Bedeutung dieser Zusammenkunft aner kannt und betont, dass sie den Anfang einer vertrauensvollen Zusammenarbeit bedeuten soll. Der Reichskanzler hat hierbei die verschiedenen Seiten der Krise, unter der sein Land leidet, beleuchtet. Die Vertreter der französischen Regierung erklärten in Anerkenn» n.g der Schwere dieser Krise, dass sie unter dein Vorbehalt gewisser Garantien und Massnahmen für die politische Beruhigung bereit seien, zu einem späteren Zeit punkt die Grundsätze einer finanziellen Zusammen arbeit im finanziellen Rahmen zu erörtern. Die Vertreter der beiden Regierungen haben jedoch jetzt bereits Wert darauf gelegt, ihren Willen zu betonen und sich im Rahmen des Möglichen die zukünftigen Bedingungen für eine wirksame Zu sammenarbeit auf politischem und wirtschaftlichem Gebiete zu schaffen. Sie^sind sich darüber einig geworden, ihre Bemühun gen zu vereinen und den Kredit und das Vertrauen in einer Atmosphäre der Rul)e und der Sicherheit wiederherzustellen." Prüft man diese gemeinsame Kundgebung, die in der gesamten Welt mit Befriedigung ausgenommen werden dürste, so erweist sie sich als ein Wechsel auf die Zukunft, und man darf annehmen, dass beide Staaten, die ihn unter zeichnet haben, sich die grösste Mühe geben werden, ihn auch cinzulösen. Man muss auch erwarten, dass niemand im Verlaufe der Londoner Besprechungen den Versuch machen wird, die jetzt gesonderten finanziellen und politischen Dis kussionen wieder miteinander zu vermengen. Geschieht es, dann allerdings würde man wiederum an einem kritischen Punkt angelangt sein, und die eben erst erzielte deutsch französische Annäherung würde einer starken Belastungs probe ausgesetzt sein. Ein erster wesentlicher Schritt ist jedenfalls getan. Es ist den Darlegungen Brünings gelungen, die französi schen Minister davon zu überzeugen, dass keines der euro päischen Länder sich den Auswirkungen der deutschen Krise entziehen kann. Gegenüber den französischen Wünschen, die auf eure Vermengung der finanziellen und wirtschaftlichen Fragen hinausliefen, hat der Reichskanzler nicht einen Schritt nachge- gcben. Die vereinbarte Verlautbarung sagt ausdrück lich, dass die finanziellen Erörterungen sich im finanziellen Nahmen halten sollen. Dass dieser für London aufgestellte Grundsatz nicht nur von den deutschen, sondern auch von den englischen und amerikanischen Delegierten sestgehalten werden wird, darf als sicher gelten. Deutschlands Situation bei der Londoner Konferenz kann also in einem entscheidenden Punkte als günstig gel- „Es lebe -er Friede!" Paris, 20.Iuli. Mil dem Schnellzug nach Calais, der um 10 Uhr Paris verlässt, sind nach London abgereist: Reichskanzler Dr. Brü ning, Reichsaussenminister Dr. Curtius, Staatssekretär von Bülow und die übrigen Mitglieder der deutschen Delegation, nunter Ministerpräsident Laval, Aussenminister Briand, Fi» nanzminister Flandin, Vudgetminister PiZtri, Unterstaats- sekretär Francois Poncet und der Generalsekretär ain Qual d'Orsay Philippe Berlljelot, sowie die Mitarbeiter der sran- zösischen Delegation. Zur Verabschiedung der deutschen Delegation hatte sich Bolsä)ast«r von Hoesch mit sämtlichen Mitgliedern der deut schen Botschaft eingefunden. Aus dem Bahnhof entwickelte sich ein sehr lebhaftes Treiben. Es hatte sich eine ausser ordentlich grosse Menschenmenge cingesunden und die Poli zei, die von dem Präfekten Chiap;>e geleitet ivar, halte um fangreiche Ordnungsmassnahmcn getrofse». Kurz vor der Ab fahrt des Zuges erschienen Reichskanzler Dr. Brüning und Ministerpräsident Laval, die in einem Abteil Platz genom men hatten, am Fenster. Sie wurden von der Menschen menge lebhaft beglicht. Als der Zug sich in Bewegung setzte, brach die Menge in die Rufe aus: „Vir»e l'Allemagne, Viv« la France, Vive Laval, Vive la Paix!" fEs lebe Deutschland, es lebe Frankreich, cs lebe Laval, es lebe der Friede!) Mac-onal- Präsident London, 20. Juli, Heute 18 Uhr beginnt Im Zimmer des Ministerpräsi denten lm Unterhause die Konserenz der Ministerpräsidenten. An ihr nehmen bekanntlich äusser de» Vertretern von Deutsch land, England, Frankreich, Italien und Belgien auch Ver treter der Bereinigten Staaten und Japan teil. Zum Prass» denten wir- Ramsay Macdonald gewählt werden. * Times führt in einem Leitartikel u. a. aus, die heute beginnende Konferenz, deren genaues Programm von der einzuberufcnden Regierung nicht offiziell definiert worden sei, werde die wichtigste Konferenz dieser Art seit dem Kriege sein. Wie hoch ihre Wichtigkeit in Washington cingeschätzt werde, zeigt nicht nur die Teilnahme oes amerikanischen Staatssekretärs, sondern insbesondere der Umstand, dass er nicht als „Beobachter", sondern als Bevollmächtigter anstrcten werde. Der Schluss des Pariser Communigu>'>s, wonach sich die Londoner Konserenz nur mit der Prüfung der sinan ziellen und n>irtsct)afllichen Krisis in Deutschland befassen solle, habe vielleicht in London einige Ucberraschung ver ursacht. Tie Ausgabe der Konferenz derart scstznlegen, sei offenbar unvollständig, den» ihr unmittelbares und dringen des Ziel sei nicht so sehr die Prüfung der Krisis als viel- ' mehr die Entdeckung von Methode» zu ihrer Behebung. Die erste und dringendste Frage, die erledigt werden müsse, sei die, wie man «ine sinanzielle Katastrophe vermei den könne, von der nahezu jedes Land in geringerem oder grösserem Masse in MiUeidenscl;ast gezogen werden würde. Aber es wäre nahezu zwecklos, eine Lösung dieses Problems dnrch blosse Erleichterung»,nassnahmen zu versuchen, die die ' ten. Dazu kommt der moralische Erfolg, ben die Reife des Reichskanzlers in der ganzen Welt gehabt hat. Diese Geste des guten Willens hat nicht nur in England und Amerika, sondern auch in Frankreich selbst Sympa» thien ausgelöst. Bei der Ankunft und Abreise Brünings wurde aus der am Bahnhof wartenden Menge der Ruf laut: „Es lebe Deutschland, es l e b e d e r F r i e d e!" Wir glauben, dass dieser Hochruf auf den Frieden die Gesinnung zum Ausdruck bringt, die die Mehrheit des deutschen und französischen Volkes erfüllt. Wir wollen in diesen Ruf gern einstimmen, wenn die Londoner Konferenz in London ein Ergebnis hat, das die Lebensmoglickkeit des friedwilligen deutschen Volkes in würdiger Weise sichert. Von Paris nach London Die Sieben-Mächte-Konferenz Reichskanzler Brüning hat vor seiner Abreise nach Lon don der Agentur Havas folgende Erklärung abgegeben: Im Begriff, Frankreich zu verlassen, uni uns zur Lon doner Konferenz zu begeben, legen der Reichsaussenmiiüfter und ich Wert auf die Erklärung, wie sehr wir die liebens, würdige und herzliche Ausnahme, die uns ln Frankreich von der französische,, Regierung, von sämtlichen sranzösischen Be hörden zuteil geworden ist. empfunden haben. Wir sind zu frieden, dass wir unsere Ansichten in voller Offenheit mit un seren sranzösischen Kollegen haben austauschen können und wir sind davon überzeugt, dass diese direkte Fühlungnahm» für die Immer erspriesslichere Entwickelung der französisch deutsche» Zusammenarbeit, der wir aufrichtig zugetan sind, glückliche Wirkungen haben wird." Brünings persönlicher Erfolg London, 20. Juli. Der Pariser Korrespondent der Times meldet: Alan spricht in Paris davon, Dr. Brüning habe auf jeder Kon ferenz, an der er teilgenommen, einen ausgezeichneten Eindru ck auf seine Hörer gemacht. Seine persönliche Hal tung und seine osfenbare Aufrichtigkeit seien sehr gewürdigt worden, und jedesmal, wenn er die Lage in Tenischland ge schildert habe, sei ihm mit grösster Aufmerksamkeit zugehört worden. Zwischen ihm und Laval sei von ihrer ersten Unter redung ab ein Verhältnis gegenseitigen Vertrauens herge- slellt worden, >vas erheblich zu dem Fortschritt der Erörie- rungen beigclrage» habe. darunter liegenden Ursachen unberührt liessen und somi: kein« Sicherheit gegen eine baldige oder gar periodische Wiedeikehr derselben Schwierigkeiten scimsflen. In Wahrheit können Be schlüsse. di« sich nur aus eine zeitweilige Erleichterung be ziehen, keine dauernde blenesung von den liebeln bringen, an denen Europa leidet. Times schliesst: Die allererste Ausgabe der versammel ten Delegierten wird die Prüfung sein, welche Massnahmen ergrisscn werden können, uni Deutschland über die schwierig« nächste Woche himveg,zuhelsen. Wenn Deutschland und Frank reich sich tatsächlich über die besten Methoden für eine so- sofortige Erleichterung einigen, werde jemand anders schwerlich Anstoss daran nehmen oder ihier unverzüglichen Durchführung Hindernisse in den Weg legen. Amerikas Haltung Washington, 18. Juli. Nachdem Präsident Hoover heule den ganzen Vormittag mit E a st l e und M ills konscrier» hatte, begab er sich gegen Mittag mit dem Präsidenten der Bundeszentralbank Engen« Meyer nach seinem gewohnten Wochenendsilz am Rapidan, wo er jedoch in ständiger Fühlung mit llnterstaatssekretär Castle bleiben wird, da die Pariser Situation hier eine gewisse Ner vosität hervorgerusen Hal. Unterstaatssekretär Castle erklärt« in einer Pressekonf«- rcnz, das Staatsdepartement habe keine Anzeichen dafür, dass Laval seine Londoner Reise von einer Einigung mit Brüning in Paris abhängig machen werde. Er halte es insbesondere für ganz unwahrscheinlich, dass Laval aus der Forderung eine« deutschen „politischen Moratoriums" innerhalb der Frist von zehn Jahren bestehen werde. Eastl» betont» mit grosser Bestimmtheit, dass London und nicht P a r i s der Ort lei. an dem di« welentlicken Entscheidungen getrosten würden.