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Hohensteiner Tageblatt Erscheint feden Wochentag abends für den folgenden Tag und kostet durch die Austräger pro ^Quartal Mk. 1.40; durch die Post Mk. 1.50 frei ins Haus. Geschäfts-Anzeiger für Inserate nehmen die Expedition bi- Borm, 19 Uh« sowie für Auswärts alle Austräger, derA alle Annoncen-Expeditionen zu Original- Preisen entgegen. Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Luga«, Hermsdorf, Bernsdorf, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf, Rutzdors, Wüstenbrand, Grüna, Mittelbach, Ursprung, Leukersdorf, Seifersdorf, Erlbach, Kirchberg, Pleitza, Reichenbach, Grumbach, Callenberg, Tirschheim, Kuhschnappel, St. Egidien, Hüttengrund m s. w> Amtsblatt für den Verwaltungsbezirk des Stadtrathes zu Hohenstein. »MrrUMSS« 1. M! I!!!!! MIM »I»«M»?U«!««««««>«.«k«^'M«UMM!«M«^«MWMM«VIM»M»0««^M«MM«MWMWMMM»WMMMM»»WMMWWMMI^«WMMMM«IMMMMMMMMMMMMMM»»»«SM»>MI Nr. 226 Donnerstag, den 28. September 1893. 43. Jahrgang. Bekanntmachung, Etwerbuna des Bürgerrechts betr. Nach H 17 der Revidirten Städteordnung sind zum Erwerbe des Bürgerrechts be rechtigt alle Gemeindemitglieder, welche 1. die Sächsische Staatsangehörigkeit besitzen, 2. das fünfundzwanzigste Lebenswahr erfüllt haben, 3. öffentliche Armenunterstützung weder beziehen, noch im Lause der letzten zwei Jahre bezogen haben, 4. unbescholten sind, 5. eine directe Staatssteuer von mindestens einem Thaler entrichten, 6. auf die letzten zwei Jahre ihre Staatssteuer und Gemeindeabgaben, Armen- und Schulanlagen am Orte ihres bisherigen Aufenthalts vollständig berichtigt haben, 7. entweder u) im Gemeindebezirk ansässig sind oder b) daselbst seit wenigstens zwei Jahren ihren wesentlichen Wohnort haben oder e) in einer anderen Stadtgemeinde des Königreichs Sachsen bis zur Ausgabe ihres bisherigen Wohnsitzes stimmberechtigte Bürger waren. Zum Erwerbe des Bürgerrechts verpflichtet ssind diejenigen zur Bürgcrrcchtser- werbung berechtigten Gemeindemitglieder, welche männlichen Geschlechts sind, 8. seit drei Jahren im Gemeindebezirke ihren wesentlichen Wohnsitz haben und L. mindestens drei Thaler an direkten Staatssteuern jährlich zu entrichten haben. Bei Berechnung der Steuern sind die Ansätze des Ortskatasters maßgebend. Wir sordern alle zur Erwerbung des Bürgerrechts verpflichteten Einwohner hier mit auf, sich unter Vorlegung eines Geburtszeugnisses, Militärpasses oder, sofern sie schon anderwärts das Bürgerrecht erworben hatten, des Bürgerscheines bis zum 30. September 1893 an Rathsstelle — Registratur — zu melden. Hohenstein, den 14. September 1893. Der Stadtrat h. vr. Backofen. Bekanntmachung. Die zur Zeit fälligen Königlichen Steuern, als: III. Termin 'Landrenten, II. „ Brandkafle nach 1h's Pfennig, II. Termin Einkommensteuer und die Beträge zur Handels und Gewerbekammer werden am 28. und 29. September, sowie am 2. Oktober d. I. in hiesiger Gemeinde-Erpedition, am 3V. September aber ausschließlich im Röderffchen Restanraut hier vereinnahmt. Hermsdorf, den 25. September 1893. Götze. Sächsisches. Hohenstein, 27. September. Der Termin für Einführung des Winterfahrvlancs auf den deutschen Eisenbahnen ist gleichzeitig auch der Zeitpunkt, an welchem alle Vorbereitungen getroffen werden, um im Be darfsfälle die Personenwagen sofort erwärmen zu können. Schon jetzt sind mitunter die Nächte so kühl, daß die Reisenden ohne warme Ueberröcke und Decken eine längere Nachtfahrt nicht vornehmen können, und wenn hierzu regnerisches Wetter sich einstellt, so kommt auch sehr bald das Verlangen nach einer Erwärmung des Coupees. Allseitig ist anerkannt, daß die Dampfheizung den Vorzug vor der Heizung mit Preßkohlen und der gewöhnlichen Ofenheizung verdient; man hat jedoch bei langen und schnellfahrenden Zügen in den kältesten Winter monaten die Erfahrung gemacht, daß der von der Lokomotive abzugebende Dampf nicht hinreicht, um sämmtliche Wagen des Zuges in genügender Weise zu erwärmen, weshalb schon im vorigen Winter auf verschiedenen Bahnlinien ein Versuch mit Heizkesielwagen unternommen worden ist. Die Heizkessel wagen werden an den Schluß der Züge gestellt und geben Dampf von hinten und von vorn an die Wagen ab, während der Dampf von der Locomotive in entgegengesetzter Richtung strömt; durch diese doppelte Dampfzuführung wird eine ge nügende Erwärmung der Wagen erzielt. Eine andere Einrich tung, um die Locoinotiven des Zuges bezüglich der Wagen erwärmung zu unterstützen, ist die, daß inan auf größeren Abgangsstationen eine Heizanlage zur Vorwärmung der Züge geschaffen hat. Wenn sämmtliche Personenwagen eines Zuges vor Abgang bereits gehörig durchwärmt sind, so genügt dann in der Regel die Kraft der Locomotive, um die Temperatur zu erhalten, und die Reisenden frieren viel weniger, als wenn erst nach und nach während der Fahrt die Temperatur sich erhöht. Versuche mit solchen Heizanlagen auf den preußischen Staats bahnen sollen sich gut bewährt haben. Wenn nur die Staats bahnverwaltung die zwischen Hohenstein-Ernstthal und Chemnitz verkehrenden Passagiere als Men schen betrachtet und diese im kommenden Winter mit geheizten Coupees beglückt. Früher war es anders, da wurden sie oft wie Frachtgut in eiskalte Wagen gesteckt. In Hohenstein angekommen, konnten sie, da die Glieder gänzlich erstarrt, kaum die Coupees verlassen, und war dies endlich mit Mühe gelungen, konnten sie sich nicht auf den Beinen erhalten, und kollerten zwischen den Gleisen herum. Weit anders erging es den Passagieren, die von Chemnitz nach Siegmar, Grüna u. s. w. fuhren, diese kamen als zu friedene Kinder in fein durchwärmte Coupees, wahr scheinlich weil die Strecke bedeutend kürzer. Von dem bekannten grünen Fritzsche'schen Kursbuche ist in diesen Tagen die Winterausgabe erschienen. Dieselbe ent hält die vom 1. October d. I. ab giltigen Fahrpläne von Sachsen, dem übrigen Mitteldeutschland, Böhmen und die hauptsächlichsten Anschlußbahnen Nord- und Süddentschlands, sowie Schlesiens, wie auch Verzeichnisse directer Wagen und direkter Verbindungen nach Badeorten und größeren Städten, der Anschlußverbindungen in Berlin, der festen Rundreisekarten nach dem Muldenthale, Elsterthal, Erzgebirge, nach böhmischen Badeorten, der sächsisch-böhmischen Schweiz und der Oberlausitz, sowie ein Verzeichniß zusammengestellter Rundreisen. Besonders hervorzuheben ist weiter ein Verzeichniß der Fahrpreise für einfache und Rückfahrkarten für Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zwickau nach und von sämmtliche» Stationen und Halte stellen der sächsischen Staatsbahnen (alphabetisch geordnet) mit gleichzeitigem Nachweis der verschiedenartigen Giltigkeit der Rückfahrkarten über mehrere Linien und ein neues Verzeich niß directer Fahrkarten. Der zeitherige Preis des beliebten Merkchens (0,40 Mk.) ist unverändert geblieben. Für Briefmarkenliebhaber dürfte es von Interesse sein, daß die belgische Postverwaltung anläßlich der im nächsten Jahre stattfindenden Antwerpener Ausstellung besondere Briefmarken imWerthe von 5, 10 und 25 Centimes, die nur in Antwerpen verkauft werden, Herausgeber: wird. Es gilt jetzt als bestimmt, daß die Sonntagsruhe auch auf den Betrieb der Photographen ausgedehnt wird, da unter den Bestimmungen der letzten Gewerbeordnungs-Novelle, über die Sonntagsruhe für Industrie und Handwerk eben auch das photographische Gewerbe fällt. Wenn also die betreffende kaiser liche Verordnung ergangen ist, wird auch die Photographie den Sonntagsruhe-Bestimmungen folgen müssen. Für dieselbe wer den jedoch Ausnahmen von den allgemeinen Vorschriften er lassen werden können. Denn sie dürfte, wie man heute in dieser Hinsicht aus Berlin schreibt, zu denjenigen Gewerben ge hören, deren vollständige oder theilweise Ausübung an Sonn- und Festtagen zur Befriedigung von an diesen Tagen besonders hervortretenden Bedürfnissen gehört. Für alle diese Gewerbe sind die höheren Verwaltungsbehörden zur Gestattung von Aus nahmen berechtigt. Am 24., 25. und 26. September tagte in Reichenbach der 29. Allgemeine Sächsische Baugewerkentag; derselbe war von den Mitgliedern ziemlich zahlreich besucht. Nach den üblichen Begrüßungen am Montag Vormittag 9 Uhr hielt der Director der Baugewerkenschule zu Plauen, Herr Architekt vr. Löwe, einen höchst interessanten Vortrag über: „Das Hochbauwesen in alter und neuer Zeit", sowie der Director der Realschule zu Reichenbach, Herr vr. Jacobi, einen desgleichen über: „Natur und Geschichte des Vogtlandes". Beide Herren Vortragende ernteten für ihre lehrreichen, von großer Sachkenn tniß zeugen den Vorträge den wohlverdienten Beifall der Anwesenden. Sodann berichtete Herr Baumeister Höffner-Zwicknu in aus führlicher Weise über den am 16., 17. und 18. Juli d. I. in Hannover abgehaltenen 8. Delegirtentag des Jnnungsverbandes deutscher Baugewerksmeister. Aus dem Geschäftsberichte war zu ersehen, daß der Allgemeine Sächsische Baugewerkenverein gegenwärtig 567 Mitglieder zählt. Das Andenken der im Laufe des Vereinsjahres verstorbenen Mitglieder wurde durch Erheben von den Sitz-n geehrt. — Die Jahreseinnahme des Vereins betrug 6761,90 Mk., die Ausgabe 2357,39 Mk., so daß ein Ueberschuß von 4404,51 Mk. vorhanden ist. — Hier auf refcrirte das Mitglied des geschäftsführenden Ausschusses des Jnnungsverbandes Deutscher Baugewerksmeister, Herr Rathszimmermeister Schwager-Berlin, darüber, welche Schritte gethan worden und noch zu thun sind, „daß die hohe Reichs regierung bei Bearbeitung der die Reorganisation des Hand werks behandelnden Gesetzentwürfe auch Vertreter des Handwer kes gutachtlich hören möchte." Am Schluffe feines Referats regte derselbe die Bildung einer politischen Handwerkerpartei an. Zur Ergänzung des Vorstandes wurden in denselben gewählt: 1) Herr Baumeister Mirns-Dresden als stellvertretender Vor sitzender an Stelle des freiwillig ausgeschiedenen Henn Baumeister Uhlmann-Stollberg, 2) Herr Baumeister Höffner-Zwickau 3) Herr Baumeister Becher-Zwickau, 4) Herr Baumeister Koch- Roßwein, sowie zu Stellvertretern die Herren Baumeister Kluge- Pirna und Backhaus-Leipzig. — Auf Antrag des Henn Bau meister Höffner-Zwickau wurde Herrn Baum. Uhlmann-Stollberg aus Dankbarkeit für seine ersprießliche 25jährige Wirksamkeit als Vorstandsmitglied des Vereins einstimmig die Ehrenmitglied- schast verliehen. Als Versammlungsort für den nächstjährigen 30. Baugewerkentag ist Großenhain gewählt worden. — Am Nachmittage wurden die gewerblichen Etablissements von Röckel L Thieme, I. F. Beck und der Schlachthos besichtigt. Abends 7 Uhr fand Festessen im Saale der Tonhalle statt.— Diens tag ist ein Ausflug nach Mylau mit der Besichtigung der Göltzschthalbrücke, neuen Kirche und des Schlosses, und gemein sames Frühstück im Kaiserschlosse, gespendet von der Innung der Baugewerksmeister zu Reichenbach und Umgegend, geplant. Die Kartoffelernte im Erzgebirge dünte Heuer sehr reich werden, da sich herausgestellt hat, daß die Kartoffeln nach Ende der großen Dürre infolge des darauf eingetretenen Regen wetters von Neuem Frucht angesetzt haben, die auch noch zur Zeit der Ernte reift. Da das Pichelsteiner Fleisch, das dem Fürsten Bismarck in seiner Krankheit so gut gethan haben soll, allgemeines Interesse erregt hat, geben wir noch die Mitteilungen wieder, die die „Neue Bayr. Landesztg." darüber bringt. Es heißt dort: Das erste Fleischgericht, daß Fürst Bismarck nach über standener schmerzhafter Krankheit mit großem Appetit wieder genossen hat, wird Pichelsteiner Fleisch genannt. Es ist eigent lich eine JLgcrkost, die in Altbayern üblich ist. Die Erfindung stammt aus Niederbayern und erobert sich wie das bayrische Bier sicher die Welt. Woher stammt der Name? Die toll sten Auslegungen kann man zu hören bekommen, die einen meinen, das Pichelsteiner Fleisch, wie es fälschlicherweise ge schrieben wird, habe seinen Namen daher, weil dessen Genuß Kraft gebe, um Steine aufzupickeln, nach anderer Lesart solle man nach dem Genuß von dieser Kost ganze Steine (Maßkrüge) picheln (austrinken) können. In Wirklichkeit kommt der Name daher, daß die Bewohner der Donauebene (Straubinger Gegend) als praktische Leute gelegentlich ihrer beliebten Ausflüge nach dem reizend im bayrischen Walde gelegenen „Pichelstein" in eigenen Blechkasserolen das bereits zu Hause zerkleinerte und mit den nöthigen Ingredienzen versehene Fleisch mitzunehmen und an Ort und Stelle über einer Spiritusflamme zu kochen pflegen. Die Bewegung in der herrlichen Waldluft im Ver ein mit dem „Picheisteincr Fleisch" erzeugen allerdings einen Durst, den mit köstlichem „Wadlerbier" zu löschen ein Genuß ist. Die Hauptsache ist, daß das Gerücht vorzüglich ist. In der Regel wird es aber ganz falsch zubereitet und was mau in Wirthshäusern gewöhnlich als solches bezeichnet, ist es eben nicht. Zu Nutz und Frommen aller Deutschen und anderer Menschen, die gern einmal etwas Anderes als die alltägliche Speisekarte genießen wollen, geben wir das genaue Rezept an, wie es gefertigt werden soll. Zur Bereitung gehört vor Allem ein passendes Gefäß zum Kochen des Gerichtes, die sogen. . Pichelsteinerflasche", eine aus zwei ineinander greifenden Theilen bestehende Blechkasserolc, wodurch bezweckt wird, daß das sich beim Kochen entwickelnde Aroma nicht verflüchtige. Es wird nun sehnenfreies Rindfleisch (Manche nehmen auch etwas Schweinefleisch dazu, Kalb- oder Schaffleisch wird zu weich) in nicht zu dicke ungefähr thalcrgroße Schnitte zerkleinert,