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MOwCrOWerAUW Tageblatt für Hohenstein-Ernstthal, Oberlungwitz, Gersdorf, Hermsdorf, Bernsdorf, Wüstenbrand, Mittelbach,- Ursprung, Kirchberg, Erlbach, Lugau, Langenberg, Falken, Langenchursdorf, Meinsdorf rc. Der..Hohenstein-Ernstthaler Anzeiger" erscheint mit Ausnahme der Sonn- und Festtage täglich abends mit dem Datum des folgenden Tages. Vierteljährlicher Bezugspreis bei freier Lieferung ins Haus Mk. t.50, bei Abholung in den Geschäfts stellen Mk. 1.25, durch die Post bezogen (außer Bestellgeld) Mk. 1.50. Einzelne Nummern 10 Pfg. Bestellungen nehmen die Geschäfts- und Ausgabestellen, die Austräger, sowie sämtliche:Kaiserl. Postanstalten und die Landbriesträger entgegen. A erläge erhalten die Abonnenten jeden Sonntag das „Illustrierte Sonntagsblatt". — Anzeigengebühr für die 6gespaltene Korpuszeile oder deren Raum 12 Pfg., für auswärts 15 Pfg.; im Reklameteil die Zeile 30 Pfg. Die 2gejpaltene Zeile im amtlichen Teil 50 Pfg. 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Dezember 1918 gewählt bezw. wiedergewählt worden als Gemeinde vertreter die Herren: Gutsbesitzer Emil Kretzschmar, „ Otto Naumann, „ August Löbel, Hausbesitzer, Fleischbeschauer Otto Päßler, „ Fabrikant Emil Oppermann, „ „ August Härtel, „ Werkmeister Richard Meier, Unausässiger, Strumpfwirker Max Katzsch, und al« Ersatzmänner die Herren: Gutsbesitzer Otto Schulze, Hausbesitzer, Klempnermeister Reinhard Rockstroh, Unansässiger, Strumpfwirker Hugo Dost. Oberlungwitz, am 18. Dezember 1912. Der Gemeindevorstand. Nachstehende Bekanntmachung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Wüstenbrand, am 18. Dezember 1912. Der Gemeindevorstand. MlnmtmchW, ZWWinmW slr das PhotMaxhengmerde betreffend. Von der Sektion Chemnitz des Sächsischen Photographenbnndes ist beantragt worden, an- znordnen, daß innerhalb des Bezirks der Gemerbekammer zu Chemnitz sämtliche Gewerbetreibenden, die das Photographengewerbe selbständig ausüben, der neu zu errichtenden Zwangsinnung für das Photographcngewerbc angehören müssen. Von der Königlichen Kreishauptmannschaft Chemnitz mit der kommissarischen Vorbereitung ihrer Entschließung beauftragt, mache ich hierdurch bekannt, daß die Aenßerungen für und gegen diese Errichtung dieser Zwangsinnung schriftlich oder mündlich in der Zeit vom 16.—30. Dezember 1012 bei mir abzugeben sind. Die Abgabe der mündlichen Erklärung kann während dieser Zeit an den Werktagen vor mittags von 9—12 Uhr, nachmittags von 3—5 Uhr, am Sonnabend von 9—2 Uhr im Neuen Rathaus, Neumarkt 1, II. Obergeschoß, Zimmer 209 erfolgen. Ich fordere hierdurch alle Personen, die in dem oben bezeichneten Bezirke das Photographen- gewerbe selbständig betreiben, — auch die Antragsteller — zur Abgabe ihrer Aenßerungen mit dem Bemerken auf, daß nur solche Erklärungen gültig sind, welche erkennen lassen, ob der Er klärende der Errichtung der Zwangsinnung zustimmt oder nicht, und daß nach der gestellten Frist eingehende Aenßerungen unberücksichtigt bleiben. Bei Entscheidung der Frage, ob die Mehrheit der Beteiligten znstimmt, werden nur die innerhalb des behördlich geordneten Verfahrens und Zeitraumes beim Kommissar eingegangenen Aeußerungen für oder gegen die Zwangsinnung gezählt, und es ist demnach vom Erlaß einer Zwangsvcrfügung auch dann abzusehen, wenn auf diese Bekanntmachung innerhalb der gestellten Frist Aeußerungen der Beteiligten überhaupt nicht eingehen. Ehemnitz, den 12. Dezember 1912. Der Kommissar. U. 8. gez. Ratsassessor Du. Schulze. Krieg oder Nieden? Der Abbruch und die Vertagung der Lon- doner Friedens-Verbandlungen auf den heuti gen Donnerstag erfolgten deshalb, weil die türkischen Delegierten nur Vollmachten zur llnterbaudlung mit den Vertretern Bulgariens, Serbiens und Montenegros, nicht aber auch mit denen Griechenlands hatten. Da die Bal kanbundstaaten geschlossen auf der Konferenz Vorgehen und die Beteiligung der Griechen daran forderten, so mußten die Türken erst weitere Instruktionen von ihrer Regierung in Konstantinopel einlolcu. In der heutigen Sitzung wird es sich zeigen, ob die Türkei mit Griechenland verhandeln wird, auch wenn die ses den Wassenstillstand nicht unterzeichnet, oder ob Griechenland seilten Namen unter den Was enI.tlstandsveltrag setzen wird. Geschieht keines von beiden, daun kann der St. James- Palast seine Pforte schließen, dann werden die Feindseligkeiten auf der ganzen Linie wieder ausgenommen. Der bulgarische Kammerpräsident Danew erklärte, die Balkaustaaten hätten den Krieg gemeinsam geführt und hätten daher auch ge- meiwsam den Frieden zu schließen; Bulgarien., Serbien und Montenegro müßten aus der Teil nahme Griechenlands an den Verhandlungen der Friedenskonferenz bestehen. Wenn die Tür kei auf ihrer Weigerung beharren sollte, sagte Dauew, dann werden wir uns bei Tscha- taldscha Wiedersehen; aber ich glaube, daß die türkische Regierung, die ihren Delegierten er teilten Weisungen noch ändern wird. — In Uebereinstimmung damit erblickte man in der Vertagung der Verhandlungen vielfach bereits deren Abbruch. Ein den Balkandelegierteu befreundeter Be richterstatter urteilte: Die Delegierten, unter denen tiefe Niedergeschlagenheit herrscht, schei nen sich vor dem Gedanken an ihre eigenen Entschlüsse zu fürchten. Sie reden, als ob sie in aller Eile das Schlachtfeld verlassen hät ten und gleich dahin zurückeilen müßten. Sie fühlen sich zwar als Friedensstifter, sind sich aber dec Gegeneinflüsse so sehr bewußt, daß sie davon wie hypnotisiert sind. Die Einigkeit der Balkanbundstaaten Hal sich infolge der Weigerung der türkischen Dele gierten, mit den griechischen zu verhandeln, verstärkt. Diese Einigkeit bedeutet nach einer Meldung der „Voss. Ztg." jedoch auch einen Schritt vorwärts, denn sie kann nur durch die Herabsetzung gewisser bulgarischer Forderungen wegen Adrianopels erfolgt sein. Auch die „Köln. Ztg." hält die Lage für aussichtsreicher als bisher, namentlich infolge des in Aus sicht stehenden österreichisch-serbischen Aus gleichs. Die größie Schwierigkeit für das Gelingen der Friedenskonferenz erblickt man in Berliner eingeweibten Kreisen in der Frage einer von der Türkei geforderten Geldcntschädigung. Die Mächte wollen sich, soweit sie sich überhaupt in die Friedensverhandlungen einmischen soll ten, bemühen, den schwierigen Punkt der Geldentschädigung zu mildern. Man rechnet in dieser Hinsicht und ebenso in der Frage der Abtretung von Gebieten, mit denen für dir Türkei Ehrenfragen oder religiöse Emp findlichkeiten verbunden sind, auf die bis jetzt noch immer gezeigte Mäßigung und Staats- llugheit der Baikandiplomaten, vornehmlich Bulgariens. Die türkischen Delegierten protestier en gegen den Vorwurf, sie wollten durch ihren Ein spruch gegen die Zulässigkeit der Verhand lungen mir Griechenland die Arbeiten der Konferenz verschleppen. Sie erklärten sich be reit, sofort mit den Bulgaren, Serben und Montenegrinern zu verhandeln, damit keine Zeit verloren ginge. Sie betonten ftrner, d e Bedingungen der Verbündeten könnten solche PunAe enthalten, die die türkischen Delegierten als unannehmbar ansehen müßten. Sie müß ten dann ohnehin nach Konstantinopel berich ten. Der Vorsitzende Danew erklärte darauf, die Delegierten der Verbündeten würden sich nicht eher in Verhandlungen einlasssn, als bis die Türken, ihre Ermächtigung, auch mit Griechenland zu verhandel», vorwiesen. Dit Botschafterreunion nimmt einen so günstigen Verlauf, daß sie nach Ansicht Berliner diplomatischer Stellen bereits Ende dieser Woche wird abgeschlossen werden können. Man hat nicht den Eindruck, daß die Türken die Verhandlungen absichtlich in die Länge zögen, um Zeit für weitere Rüstungen zu gewinnen, vielmehr betrachtet man den Standpunkt der türkischen Delegier ten, die mit den Griechen nicht verhandeln wollen, so lange diese die .Feindseligkeiten fort setzen, als durchaus gerechtfertigt. Mau er- wartet an den genamuen Stellen daher eine baldige nachrrägliche Unterzeichnung des Waf- enstillsiandsprotokolls durch Griechenland. DaS Seegefecht vor den Dardanellen, über das die amtlichen Meldungen wicht nur ausfallend knapp sind, sondern auch durchaus widerspruchsvoll lauten, ist nach den Mittei lungen unparteiischer Augenzeugen ziemlich ernst und für die Türken erfolgreich gewesen. Zwischen der Dardanelleneinfahrt und der Intel Tenedos griff die 10 Kriegsschiffe starke in Schlachtordnung erschienene türkische Flotte d e gleichfalls aus zehn Einheiten gebildete Griechenflott: an. Nur vier türkische Kriegs schiffe, an ihrer Spitze der von Deutschland erworbene Panzer „Kurfürst Friedrich Wilhelm", beteiligten sich an dem Angriff. Nach halb stündigem Geschützkampf geriet das führende griechische Kriegsschiff „Giorgios Averoff" in Brand, worauf die gesamte griechische Flotte den Rückzug antrat. Die griechischen Schüsse waren ausnabmslos zu kurz und gingen ins Wasser. Die Türken feuerten ebenso lebhaft wie zielsicher und beschädigten außer dem „Averoff" noch zwei griechische Torpedoboote. Die Athener Meldung von der Eroberung Janinas durch die Griechen hat anderweitig bisher kc ne Bestätigung gefunden. Die türkischen Militärkreise wünschen den möglichst schnellen Abbruch der Friedensver- ! andlungen und Wiederaufnahme der Kämpfe, da sie überzeugt sind, daß die Bulgaren die Waffenruhe nur zur Erholung ihrer erschöpf ten Streitkräfte ausnützen. Die Türken ver- iügten zu Beginn des Waffenstillstandes über frische und überlegene Truppen und hätten bei ununterbrochener Fortsetzung des Krieges die anfänglichen Scharten auswetzen können. Sie sind ihrer Erfolge jedoch auch nach dem Ab schluß der Friedensverhandlungen, deren Schei tern sie mit Bestimmtheit erwarten, gewiß und lehnen die Uebergabe Admanopels, Kirkilisses oder Dedeagatschs entschieden ab. Sächsischer Landtag. Erste Kammer. Dresden, 18. Dez. Zuerst teilten Ober bürgermeister Dr. Beutler und Kammer- Herr v. Boxberg die Beschlüsse im Ver- 2 nigungsverjahren mit. (Siel e Zweite Kam mer.) Präsident v. Kirchbach berichtete so- dunn über den Entwurf eines Gesetzes, betr. Tagegelder und Reisekosten der Zivilstaats diener, und Uber einen hierauf bezüglichen An trag der Abg. Witt'ig, Dr. Spieß und Ge nossen. Antragsgemäß nahm die Kammer den Entwurf in Uebereinstimmung mit den Be schlössen der Zwe tcn Kammer an. Oberbürgermeister Dr. Beutler refe derte dann über 36 verschissene Petitionen von Be amtenkategorien die Besoldungsordnung betref fend. Bis auf zwei, die man auf sich beruhen ließ, beschloß man die Petitionen der Regie rung als Material für die künftige Besol dungsordnung zu überweisen. Erz. Dr. Mehnert berichtete über den An trag Spieß und Genossen: Vergebung von Arbeiten und Lieferungen für den Staal betr. Der Antrag wird der Regierung als Material überwiesen. Es folgte eine große Anzahl von Eisen bahnpetitionen, die allenthalben in Ueberein- stimmung mit der Zweiten Kammer ihre Er ledigung fanden. Zweite Kammer. Dresden, 18. Dez. Präsident Dr. Vogel eröffnete die 120. öffentliche Sitzung 11 Uhr. Auf der Tagesordnung stehen Mitteilungen über Ergebnisse der Beschlußfassung im Ver- s ingungsvev'ahren. Abg. Koch (fortschr. Vp ) berichtet über r e Petition der Gemeinde zu Niederplanitz um Errichtung einer Apotheke. Die Erste Kam ».er hat beschlossen, die Petition auf sich be r'Gn zu lassen. Die Zweite Kammer bleibt auf Verweisung zur Kenntnisnahme bestehen. Das VereinigungsverPhren ist also ergednis- os verlaufen. Abg. Dr. Böhme (kons.) referierte so dann über das Vereinigungsverfahren im Kirchen- und Schulsteuer-Geststentwurf. Die Zweite Kammer hat der Fassung im § 6 zugestimmt, wonach die Besitzwechselab- gäbe fakultativ und nicht obligatorisch ist. Auch 'n den 8 8 22 bis 24 hat die Zweite Kam mer bezüglich der Stellung der Rittergüter den Beschlüssen der Ersten Kammer zugestimmt. Man hat auch den § 41 angenommen, wo nach die Regierung berechtigt ist, Ausnahmen von Vorschriften des Gesetzes auf Besürwor» .ung der obersten K.rchenbehörde stallfinden zu lassen und das Gesetz mit Ausnahme der Ober lausitz am 1. Januar 1915 in Kraft treten zu lassen. Das Schulsteuergesetz deckt sich mit den obigen Bestimmungen. Kultusminister Dr. Beck dankt der Kam mer für ihr Entgegenkommen. Es folgt der Berichr über das Gemeinde sleuergesetz. Gestrichen wurde der Absatz im 8 1, wonach Sparkassenüberschüsse nur zu wohltätigen und gemeinnützigen Zwecken Ver wendung finden dürfen. Im § 7 hat die Erste Kammer zuge stimmt, daß die Erhebung von Abgaben aus Brennmaterialien und Nahrungsmittel mit Aus nal me von Bier unzulässig ist. Im 8 26 wurde in Uebereinstimmung mu der Ersten Kammer steuerliche Freilassuna der Einkommen aus Pensions-, Alters und In validitäts-Renten bis zur Höhe von 400 Mark genehmigt. Die Besteuerung der Großbetriebe im Klein handel wurde bis zur Höhe von 8 Prozent angenommen. Dagegen siel der 8 56 in der von der Regierung vorgeschlagenen Fassung, das: S.euern von Schank- und Gastwirtschaf ten sowie Betriebsstätten des Kleinhandels mit Branntwein nicht neu eingeführt und dort, wo sie bestehen, nicht erhöbt werden dürfen, mit Ausnahme der Schank- und Automatenfteuer. Abg. Nitzschke- Leutzsch (natl.) dantt dem Ministerium des Innern und besonders dem Referenten Geh. Rat Dr. Koch für sein Entgegenkommen, wodurch die schwierigen Gegensätze im letzten Augenblick noch über brückt werden konnten. Abg. Dr. Spieß (kons.): Die rechte Seite des Hauses sei nach wie vor der Mei nung, daß den Gemeinden die Wahl gelassen werden muß, ob sie eine sogenannte rohe Um satzsteuer oder die Steuer nach Chemnitzer Muster einfubren wollen und ihnen die Füg lichkeit gegeben wird, bis zu 10 Prozent des Umsatzes zur Besteuerung i eranzuziehen. Die Mitglieder der Rechten l aben dcsba b im Vcr einigungsversahrcn gegen das Veroot der Um satzsleurr gestimmt. Nachdem sic aber über stimmt und ein Kompromiß zw scheu der Regie rung und der Mehrheit zusland: gekommen war, hätte sie im Interesse des Zustandekom niens des großen Reformwerkes ihre Haltung geändert und würde wenn auch mit schweren Bedenken dem Gesetzentwurf zustimmen. Abgeordneten Schreibe,; (kons.) und