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Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.02.1886
- Erscheinungsdatum
- 1886-02-11
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512384622-188602110
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512384622-18860211
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-512384622-18860211
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Sächsischer Landes-Anzeiger
-
Jahr
1886
-
Monat
1886-02
- Tag 1886-02-11
-
Monat
1886-02
-
Jahr
1886
- Titel
- Sächsischer Landes-Anzeiger : 11.02.1886
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Quartal erscheint für Abonnenten JahreSbnch (Weihnachtsbeigabe) d, Anzeigers. Verlag: Alexander Wiede, Bnchdruckcret, Lhemnitz. Sächsischer Mks-Aüstlser mit „Chemnitzer Stadt-Anzeiger". Donnerstag. 11. Februar1886. JusertiouSpreiS: Raum einer schmalen Korpuszeile 18 Pfg.; — Reklame (Ispaliige Petitzelle) 30 Pfg. — BeiWiederholuug großer AnnoncenRabatt. Bei Bestellungen von Auswärts wolle ma» Jnsertionsbetrag (in Briefmarken) beifüge» (se 8 Silben Korpusschrist bilden ca. I Zeile). Annoncenannahme-, nur bis Vormittag. Expedition und Redaktion: Chemnitz, Theaterstraße Rr. L. Telegramm-Adr.: Wiedel Anzeiger, Chemnitz. Fernsprechstelle Nr. tZK. MMw: ^Tägliches UnterlialtungMatt" mi> hiiwristiH illustckkL K-miaMalt „Lustiges Bilderbuchs Amtliche Bekanntmachungen sächsischer Behörden. als Kirchsteig und Leichenweg gedient bat, dem öffentlichen Verkehre zu ent ziehen. In Gemäßheit von 8 14 des Gesetzes über die Wegebaupflicht vom t2. Januar 1870 wird Solches andurch um dem Bemerken zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß etwaige Widersprüche gegen die Einziehung der vor- Telegraphifche Nachrichten. Vom 9. Februar. Berlin Der Kronprinz bcgiebt sich morgen Mittag von hier »ach Dessau um daselbst am Nachmittage den Bcisetzungsfeierlichkeiten beizuwohuen. Berlin. Das Branntweinmonopol wird an den Reichstag in einer Gestalt gelangen, welche Süddeutschland noch nicht umfaßt. — Nach direkter Meldung des „Knryer Poznanski" aus Rom, erklärte Propst Dinder auf ausdrückliche Aufforderung des Papstes seine Bereitwilligkeit zur Annahme der Erzbischofswürde. Berlin. Dem preußischen Abgeordnctcnhause ist heute die erste Vorlage zum Schutze des Deutsch thums in den Ostprovinzen zugegangcn. Dieselbe lautet: § I. Der Staatsregierung wird ein Fonds von 1(0 Mill. zur Verfügung gestellt, um zur Stärkung des deutschen Elements in Westpreußen und Posen gegen polonisirende Bestrebungin du>ch Ansiedelung deutscher Bauern und Arbeiter 1) Grundstücke käuflich zu erwerben, 2 soweit erforderlich diejenigen Kosten zu bestreiten, welche entstehen; n) aus der erstmaligen Ein richtung, b) aus der erstmaligen Regelung der Gemeinde-, Kirchen- und Schulverhältnisse, neuer Stellen mittleren oder kleineren Um sangs oder ganzer Landgemeinden, mögen sie auf besonders dazu angekauften oder aus sonstigen dem Staate gehörigen Grundstücken errichtet werden. § 2. Bei Uebcrlnssung der einzelnen Stellen ist eine angemessene Schadloshaltung des Staates vorzuschen. Die Ueberlassung kann in Zeitpacht oder zu Eigenthum erfolgen. 8 3. Die Beträge, welche der Staat als Schadloshaltung erhält, fließen zu dem in tz 1 bezcichneten Fonds, tz 4. Die Aufbringung des Fonds erfolgt durch Schuldverschreibungen. 8 5. Die Kaufs- und Berkaussacte aus Grund dieses Gesetzes ge nießen Stempelsreiheit. Dem Landtage ist jährlich über die Aus führung des Gesetzes Rechenschaft zu geben. Die Ausführung des Gesetzes erfolgt durch eine besondere, dem Staatsministerium unter stehende Commission, der je zwei Mitglieder beider Häuser des Landtages angehören. Tie weitere Bestimmung über die Commission erfolgt durch königliche Verordnung. Braunschweig. Der Landiag hat den Gesetzentwurf be treffend Feststellung des neuen Erbhuldigungseides einstimmig ge nehmigt. Wien. Im Abgeordnetenhaus bringt heute der deutsch-öster reichische Club ein Sprachengcsetz ein, welches die deutsche Sprache als Staatssprache erklärt und Durchführungsbestimmungen über den Gleichverechtigungsparagraphen des Staatsgrundgesetzes enthält. Der deutsche Club richtet in der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses eine Interpellation an die Regierung, ob diese in Oesterreich das Branntweinmonopol.einsührcn wolle. — In Wien, Prag, Graz, Salzburg, Linz und Innsbruck haben zahlreiche französische beurlaubte Osficiere behufs Erlernung der deutschen Sprache längeren Aufenthalt genommen. — In Dux in Böhmen wurden im Hausflur des Stadt hauses vorgestern zwei Dynamit-Patronen gefunden und beseitigt. Wien. Nach einer Meldung der „Frankfurter Zeitung" fordert Griechenland Satissaltion von der Türkei wegen einer Beschimpfung der Flagge eines griechischen Schisses. Paris. In der Kammer wurde ein Schreiben Nochefort's, in welchem er anzeigt, daß er, da sein Amnestie-Antrag abgelchnt wurde, sein Mandat als Abgeordneter niederlege, ohne irgend eine bemerkenswcrthe Kundgebung ausgenommen. Rom, 8. Febr. Im Senate interpellirte Delfico über die Theilnahme Italiens an der Flotten-Dcmonstration. Der Minister des Aeußern, Graf Robilant, erwiderte, daß Italien in der griechischen Angelegenheit in Uebereinstimmung mit den anderen Mächten vorgche und daß es ihm unmöglich sei, über die diesbezüglichen besonderen Verhandlungen Näheres mitzutheilen. Er bedaure, im gegenwärtigen Augenblicke die Interpellation nicht annehmen zu können. London. Im Anschluß an eine Arbeitervcrsammlung auf dem Trafalgar-Square gab es ernstere Ruhestörungen. Die Menge drang in verschiedene Läden ein, plünderte dieselben, hielt Fuhrwerke und Fußgänger an und beraubte die letzteren ihrer Werthsachen. Die Polizei stellte die Ruhe wieder her, nachdem sie Verstärkungen er halten hatte, und nahm zahlreiche Verhaftungen vor. London. Tie Verwüstungen durch die Ruhestörer sind sehr erhebliche; der mehrere Tausend Personen zählende Menschenhaufen zertrümmerte auf dem Wege vom Trafalgar-Square nach dem Hyde- Park die Fenster fast aller Häuser; die Läden der Goldarbeiter und Juweliere litten sehr, einzelne Ladenbcsitzer schützten sich mit dem Revolver, andere verloren große Mengen von Werthsachen. Petersburg. Der gestern Abend aus Moskau gemeldete plötz liche Tod Aksakosfs durch Herzschlag machte hier einen tiefen Ein druck. Trotz des späten Eintreffens der Depeschen bringen die heutigen Morgenblätler eine Menge von biographischen Notizen. Die „No- woje Wremja" erschien mit Trauerrand. Aksakosfs Herzleiden zwang ihn voriges Jahr, seine journalistische Thätigkeit auf sechs Monate ganz cinzustellen und nach der Krim zu gehen. Die damals erzielte Besserung war indeß nur eine scheinbare gewesen. Der Verstorbene erreichte das 63. Lebensjahr. Athen. Nach Meldungen aus Kreta herrscht dort große Auf regung, und man hält eine allgemeine Erhebung für unmittelbar bevorstehend und glaubt, daß dies die Eröffnung der Feindseligkeiten zwischen der Türkei und Griechenland zur Folge haben werde. Die Türken haben ihre Truppen an der griechischen Grenze wesentlich verstärkt. Deutsch- und Engländer in -kfrika. Chemnitz, den 10. Februar. Während das Einvernehmen zwischen der deutsche» Regierung und der englischen daS denkbar beste ist, und alle Colonialstreitigkeiten, welche dir guten Beziehungen zwischen Berlin und Londo» eine Zelt lang trübten, als beseitigt anzusehea sind, können es die englischen Localbehörden in Afrika und erst recht die englischen Kausleute nicht lasten, die Deutsche» zu chikauiren und ihren Bestrebungen in jeder Weise hindern» in den Weg zu ireien. DaS Verhalten des englisch-» Generalkonsuls Kirk iu Zanzibar war ciu beredt-S Beispiel für diese eigenmächtige Politik der englischen B-omten. Mr. Kirk hatte dem Sallan Said Bargasch so viel vorgeschwatzt und so lange gegen die Deutschen intriguiit, bis es zu Feindseligkeiten und Zerwürsniffen kam. die bekanntlich eine Flottendemoustration vor Zanzibar nothweudlg machten. Jetzt kommt die Nachricht von einem neuen Zank. Der Afrikareiseuds Robert Flegel hat im Aufträge der afrikanischen Gesellschaft bekanntlich eine Reise in das Gebiet des Benue-Flusses in Westasrika angetreten, um dort die Errichtung deutscher LanSeskolonieu vorzubereiten. Nach den letzten Berichten de» Reisenden bereitet ihm die englische Mißgunst, die am liebsten ganz Asrika in die Tasche stecken möchte, große Schwierigkeiten. Die britische Kaufmanusrompagnie National «frican Society hat die schlimmsten Schleichwege und selbst offene Geweltthätigkeit nicht gescheut, um die Deutschen, die doch an dieser Stelle die Ersten gewesen waren, zu vertreiben. Das Benuegebiet ist für Deutschland werthvoll, weil auch von Kamerun au« ein Weg dorthin eröffnet werden kann. Flegel berichtet, daß die englische Gesellschaft, um die Deutschen fervzuhaltcn, nahezu 200 Verträge mit den einzelnen Häuptlingen des Benue - Gebietes abgeschlossen haben will, krast dessen sie den besten Theil des Benue - Gebietes bis zum Niger, in welchen der Benue einmüudet, erworben hätte und den Häuptlingen verboten wäre, mit anderen Weißen als ihren Agenten Handel zu treiben. Neuerdings hat sie sogar einen Reisenden zum Sudan gesandt, um den eigentlichen Mittelpunkt der Flegel'schen und deutschen Bestrebungen, das Gebiet Adamaua, zu annectiren. Flegel ist der Erste gewesen, welcher dieses Gebiet besuchte und er b-fitzt unter den Häuptlingen viele Freunde. Welche Mittel die Eng länder gegen die Eingeborenen anwandte», um sie auf ihie Seile zu bringen, und gegen Flegel selbst, um seine Thätigkeit zu vereiteln, beweisen die folgenden Beispiele: In dem Dorfe Bakundi, wo ein Freund Flegrl's Häuptling ist. suchten sie die Landung deS deutschen Reisenden unter dem Vorwand« zu verhindern, daß sie dort da» aus schließliche HaüdelSvorrecht besäßen; sie stießen sogar den an's Laud gezogenen Dampfer Flegcl's iu's Waffer zurück. Der Häuptling von Bakundi aber bestritt auf das Entschiedenste das Vorhandensein eines solchen Vertrages und zwang die Engländer zur Abbitte. Nach dem Orte Jola sandten die Engländer, da sie einen Vertrag nicht hatten abschlicß-n können, kurz vor Flegel's Ankunft eine Flottlle von fünf Schiffen. Der dortige König, ein Freund der Deutschen, ließ sich durch diese Machteutfaltuug zunächst so eiuschüchter», daß er den Weißen für drei Tage sreie Verbindung zwischen den Schiffen und der Stadt znsagte. Als aber die drei Tage abgelanfen waren, erließ der Körrig, zumal die Engländer sich anschickten, Gewalt zu gebrauche», den Befehl, daß jeder Weiße, der vou der Wasserfeste int Laud kommen werde, und jeder Neger, der mit den Weißen Verkehr unterhalten werde, sofort zu tödten sei. So mußte denn Flegel auch vor Jola un verrichteter Sache umkehreu, und er wird jetzt versuchen, von der Landseste in das Bdamaua-Gebiet vorzudringen. Freilich soll die Erbitterung der Eingeborenen durch die Gewaltthätigkeiteu der Eng länder so gesteigert sein gegen alle Weiße, daß Flegel für den weitere« Verlauf seiner Reise große Vorsicht obwalten lasten muß. ES läßt sich annehmen, daß die Londoner Regierung das Ver fahren ihrer Gesellschaft am Benue nicht billigen wird, den« dasselbe ve» stößt gegen die Verträge, durch welche die afrikanischen Verhältnisse geregelt werden. Freilich, hat die National African Society den Haupttheil des Benue Gebietes wirllich erworben, so läßt sich dagegen nichts mehr machen, sie ist uns daun eben zuvorgekommen; unstatt- baft ist aber die Ausschließung fremden Handels. Nach dem Congo- Vrrtrag Art. 26—30 verpflichtet sich Großbritlanieu, de» fremden Kausleute« aller Nationen, welche in den Englands Schutz unterstellten Gebieten des Niger und seiner Nebenflüsse Handel treiben, Schutz zu aewährev, als wären es seine eigenen Uuterthauen. Nach dem im Mai 188b mit Deutschland abgeschloffenen Colonialvertrag hat Eng land dev deutschen Kansleuten für jene Gebiete ausdrücklich volle Handelsfreiheit zugesichert. Die englische. Gesellschaft erklärt nun zwar, sie schließe auch alle änderen Engländer vom Handel im Niger- und Benue-Gebiet aus, behandle also die Deutschen nicht schlechter, als ihre Landsleute, aber dar sind nichts als Redensarten. Die Gesellschaft hat nach den Verträgen nicht das Recht, überhaupt Jemand vom Handel auszuschlnße»; ihre Furcht vor der deutschen Eoncurrenz giebt ihr noch lange kein Recht zur Mißachtung eines von der englischen Regierung feierlich abgeschlossenen BerirageS. Politische Rundschau. Chemnitz, den 10. Februar Deutsches Reich. Zum Socialistengesetz bemerkt ein Berliner Blatt: „Bei dem Antrag auf Erneuerung des Socialisten- gesetzes hat der Vorschlag einer fünfjährigen Gültigkeit wegen der langen Dauer allgemein überrascht. Man wird annehmen dürfen, daß die Reichsregierung die Verlängerung auf fünf Jahre nicht als unerläßliche Bedingung betrachtet, sondern die Friftbestimmung von vornherein als einen Gegenstand weiterer Ausgleich-Verhandlungen ansieht." Die Norddeutsche Allgemeine meint, es würden nicht alle Mitglieder der freisinnigen Partei gegen das Socialistengesetz stimmen. Sie verweist in di.ser Beziehung namentlich auf de» Abgeordneten v. Forckeubeck. — Die Motive zum Brauniweinmonopol sollen, der Nat. Ztg. zufolge, für den Reichstag umgearbeitet werden. Die Vorlage ist im Bundesrath so vielfach abgeändert, daß sie an den Reichstag in durchaus anderer Gestalt, wie an den Bundesraih gelangen wird. Die in uxserm gestrigen Leitartikel ausgesprochene Ansicht, daß die Vorarbeiten zum Monopol höchst mangelhafte gewesen, findet sonach auch durch daS Borgehen de- BuudeSrathes ihre Bestätigung. — Die Reichstagskommission zur Ausarbeitung eine- Gesetze» über die Entschädigung für unschuldig erlittene Strafen hat den Eai- wurf, zu welchem erst kürzlich der Fall Hoffmeister in Chemnitz lehrreiche- Material geliefert hat, in zwei Lesungen berathen und nunmehr endgültig angenommen. — Mau spricht davon, der bejahrte Präsident d«S Reichsge richts iu Leipzig, Herr Simso«. der früher« ReichstagS- präfident, werde über kurz oder lang sein Amt niederlegen. Als Nachfolger wäre der frühere preußische Kultusminister und jetzige Oberlandgerichtsdirector iu Hamm, Falk, auSerseheo. — Die Bewerbrordnungskommisfion beschloß am Dienstag, für die Barbiere, Bäcker und Bandagisten den Befähigungsnachweis zu verlangen. — Von der Anmaßung eiueS Tscheche», der vo« de« Freiberger Gericht einen Zeogeneid nur in seiner edle» Mutter sprache leisten wollte, obgleich er deS Deutschen völlig mächtig war, haben auch wir im Landes - Anzeiger kürzlich Notiz genommen. Wir finde» es selbstverständlich «och heute völlig gerechtfertigt, daß unsere sächsischen Behörden nicht etwa den Herren Tschechen zu liebe Gerichtsverhandlungen in tschechischer Sprach« führen, wo Jedermann deS Deutschen völlig mächtig ist, wir halten eS noch heute nicht nur für eine lächerliche Aufgeblasenheit, sondern auch für eine der so zahl reichen frechen Anmaßungen deS vou dem .großen StaatS- künstler" Taaffe verhätschelten Tschechenthums, durch brüske- Pochen auf ihre sogenannte Sprache in einem deutschen Gerichtssaal die Bei- Handlung störe« zu wollen und bedauern nur, daß der Freiberger Richter keine gesetzlich« Handhabe hatte, noch energischer als durch eine bloße Drohung mit Verhaftung bei Nichtleistung de» Eide» gegen den Tschechen einzuschreiten. Die Herren da drüben in Böhmen scheinen zu vergessen, daß mau sich in Sachsen auf gut deutschem Boden befindet; und unsere Behörden werden, so hoffe» wir, dafür zu sorgen wissen, daß dir Tschechen, die unsere Gastfreundschaft auf- suchen, wenn sie auch in Böhmen augeublick'ich Recht und Gesetz mit Füßen treten dürfen, doch unseren deutschen und engeren sächsischen Einrichtungen die schuldige Achtung erweisen. Wir habe» die lieber- zeugung, daß unsere sächsischen Behörden jede derartige Anmaßung der Tschechen wie in Freiberg mit aller Strenge auch fernerhin zurück- weise» werden und sich wenig um da- Prager Blatt der Juuglschecheu, die „Narodni Listy", kümmern, die heute den Freiberger Richter um sein Vorgehen angreist — ein Angriff, der uns die Veranlassung zu diesen Zeilen gab. Die edlen Tschechen mögen nicht gar zu sehr ln Böhmen auf das Ministerium Taaffe pochen, auch selbst in Oester reich geht der Krug nur solange zu Waffer, bis er bricht. Oesterreich-Ungar». Im österreichischen Abgeordnetenhaus« ist ein Antrag eingebracht, nach welchen den Zeitungen verboten werde» soll, andere Parlamentsberichte zu bringen, als solche, die vou einem aus Mitgliedern des Hauses bestehenden Ausschuss« redigirt find. Ebenso sollen über Gerichtsverhandlungen nur amtlich« Berichte ver öffentlicht werde» dürfen. Die Herren in Oesterreich sollten doch lieber da» ganze Zeitungswesen verstaatlichen, oder wenigsten» jeden Redakteur amtlich abstempeln kaffen; wir schlagen ein Paar KrebSscherren als Stempel vor. Frankreich. Einen sehr schwerwiegenden Beschluß hat der Senat gefaßt. Der Unterricht au den Elementarschulen soll darnach nur Laien übertragen, alle katholischen Priester aber davon ausge schlossen werden. Daß gegen diese Bestimmung äußerst heftiger Widerstand erhoben werden wird, ist selbstverständlich. Rußland. Mein Vaterland muß größer sein! So soll auch der Fürst von Montenegro denken, der sich zur Zeit iu Petersburg aushält. Bon der Türkei kan« er kein Land bekommen, aber Serbien wäre ihm so ganz zu Paß. König Milan» Ansehen ist sehr gesunken und Fürst Nikolaus meint, es wäre gar nicht so unmöglich, daß er eines Tages vo« unzufriedenen Serben zum König ausgerufen werden könnte, wenn er eben auch das Seinige thut. Seine Reise soll den Zweck haben, sich darüber zu iuformiren, was di« Großmächte in solchem Falle thun würde». Rußland würde schon ja sage», Oester reich aber cin gewaltig lauge Nase zur Schau tragen. Dänemark. Im gestrigen Landes-Anzeiger theilte« wir mit, daß der Vicepräfident des Folkething vom höchsten Gericht von der Anklage einer Majestätsbeletdigung freigesprochen sei. Es lag nahe, daß die Majorität des dänischen Folkething iu der Freisprechung eine Veranlassung erblicken würde, gegen das Staatsst,eich - Ministerium Estrup die Anklage wegen Berfaffungsbruches zu erheben. Jetzt hat nun in der That einer der Führer der Liberalen es offen aus gesprochen, daß die Majorität demnächst einen bezüglichen Antrag in dem Folkething einbringen werde. Herr Estrup, der iu der Auswahl seiner Mittel niemals wählerisch war, ist dieser ihm drohenden Ge- fahr flugS zuvorkommen, indem er, einem gestrigen Kopenhagener Telegramm zufolge, den Reichstag geschloffen hat. Damit ist die Opposition wiederum auf längere Zeit mundtodt gemacht und inzwischen hilft sich die Regierung, »«bekümmert um die Verfassung, durch „königliche Erlaffe". So wird denn auch bereits augeküudigt, daß der König demnächst ein provisorisches Finanzgesetz erlassen werde. Daneben hat die Regierung noch das Vergnügen, den zu einer Ge- säuguißstrafe von 6 Monaten vernrtheilteu, vor einigen Tagen aber von dem Folkething wiedergewählten Präsidenten Berg auch ohne neue Verfassuugsverletzung hinter Schloß und Riegel halten zu können. ES wird sich an Herrn Estrup, obwohl mau ihm ein gewiffe» Talent für Brutalitäten und Vergewaltigungen nicht absprechen kann, denn doch sehr bald da» Wort erfüllen: daß der Bogen, wenn er zu straff gespannt ist. bricht Niederlande. In der holländischen Eisten Kammer wurde der Regierung die Frage vorgelegt, ob sie keine Schritte bei dem preußischen Gouvernement gethan habe, um zu erwirken, daß die in Preußen geltenden Bestimmungen rücksichtlich der Ausweisung vou Fremden eine milder« Anwendung fänden, worauf der Minister er widerte, es seien bereit- Verhandlungen über diesen Gegenstand mit Preußen angeknüpft. Endlich richteten die «btheilungeu die Frage au die Regierung: ob dieselbe nicht versucht habe, die deutsche Reichsregierung zu veranlassen, ihre transatlantischen Dampfer in irgend einen niederländischen Hafen einlaufeu zu kaffen. Der Minister des Auswärtigen beantwortete diese Frage mit der Erklärung: DaS diesseitige Gouaernement sei in der That bestrebt gewesen, die Bortheile niederländischer Häfen für di« deutsche transatlantische Fahrt hervorzuhebeu, doch habe die Re- giernug gemeint, nicht weiter gehen zu dürfen oder zu können.
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