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Frankenberger Tageblatt 72. Jahrgang Donnerstag, de»I21 August 1913 193 Die E«t«ah»e des Stalldüngers von 78 Pferde« der am 1. Oktober 1913 in Frankenberg einrückenden nruformirrten 4. Kompanie des 2. Tratn-BatatllonS Nr. 19 soll von vorgenanntem Tage ab im ganzen öffentlich vergeben werden. Bewerber wollen ihre Angebote, — Betrag für Pferd und Monat berechnet — dis zu»« 1. September 1913 8 Uhr Borm, unter Briefumschlag mit der Aufschrift „Angebote auf Düngerabfuhr" an daS 2. Train-Bataillon Nr. 19 in Leipzig-Gohlis abgeben. „ . Arf Blatt 4 des GenossenschastSregtsterS, brtr. dm «ottfumverei« für Ebersdorf ««v Umgegend, eingrtr. Genossenschaft mit beschr. Haftpflicht, in Ebersdorf, ist hmte eingetragen worden: Di- Genossenschaft ist aufgelöst. Otto Paul Berthold in Ebersdorf, Carl «teuer in Chemnitz und Hermann Max Auke in Ebersdorf sind Liquidatoren. Frankenberg, am 16. August 1913. (4. »sx. 36ö»/i3.) Königliches Amtsgericht. MSN sm Sie MWe MH-HlmmMl M, Sm MM MsM m» Sm MM z» ImSmSerg i. i Sa — Druck und «erlag von C. G. Roßberg in Frankenberg i. Sa. Verantwortlicher Redakteur: Ernst Roßberg in Frankenberg Vie flebldeim« leier . * Prinzregent Ludwig von Bayern hat, wie bekannt, den deutschen Kaiser und die deutschen Fürsten zu einer Er- innerungSfeier für 1813 auf den 28. August nach der Be- srrtungShalle zu Kehlheim an der Donau etngrladrn, die sein Großvatn, König Ludwig 1. von Bayern, hat errichten lassen. Diese nahe Feier lenkt den Blick guf die Rolle, die Bayern vor hundert Jahren im Befreiungskriege gespielt hat, auf die Tatsache, daß eS noch vor der Völkerschlacht bei Leipzig die Partei der verbündeten Fürsten ergriff und Napoleon den Krieg erklärte. Vor allem erinnert die Feier von Kehlheim aber daran, daß schon 1807 der damalige Kronprinz Ludwig von Bayern offen gegm Napoleon austrat, der ihm mit Er schießen drohte und ankündigte, daß der junge Prinz nie den Thron besteigen werde. DaS Kurfürstentum Bayern hatte sich 1805 auf Frank- rnchs Seite geschlagen, als Napoleon gegen Rußland und Oesterreich den durch die Dreikatserschlacht bei Austerlitz schnell beendeten Krieg führte. Zwei Gründe bestimmten diese Politik: einmal der Zwang der französischen Armeen, dann die Hal tung des Wiener Hofes, der für den Fall eines Sieges einen erheblichen Teil von Bayern annektieren wollte. Kurfürst Max Joseph von Bayern ward rin König, aber, wie gesagt, sein Kronprinz wir srin Volk wollten von den Franzosen wenig wissen. Und der Haß gegen diese ward nach den Tiroler Kämpfen von 1809 und namentlich nach dem Kriege von 1812 in Rußland, in dem 30000 Bayern auf dem Schlachtfelde blieben, auf das höchste grtrtebrn. Zum letzten Male kämpften Boyern, eine Division von 8000 Mann, in der Schlacht von Bautzen am 21. Mai 1813 auf Setten des Kaisers Napoleon. Im Frühling 1813 ward in Bayern die Volksbewaffnung, die Einrichtung von Freiwilltgenkorps, durchgrführt; aber, vou den französischen Armeekorps umzingelt, fehlte die Be wegungsfreiheit. Der leitende Minister Graf Montgelas war für eine Politik des Abwartens, die erklärlich war, da er auf eine Unterstützung von Seiten der Gegner Napoleons gegen diesen nicht rechnen konnte. So blieben die Angebote, auf die Seite der verbündeten Monarchen hinüberzutrrten, zunächst fruchtlos. Aber auch die Forderung Napoleons, die neu- gebtldeten bayrischen Regimenter sollten sich unter das Kom mando seines Marschalls Augrrrau stellen, ward abgewiefrn. Man hielt aus München dem Kaiser entgegen, man müsse die eigenen Grenzen zu schützen suchen, da die Franzosen srrn blieben. Am 13. August 1813 rückten die bayrischen Truppen unter General v. Wrede an den Inn vor, an dessen anderem Ufer die Oesterreicher standen. Bon Feindseligkeiten war keine Rede, dagegen begannen im September 1813 in der Stadt Ried nunmehr ernste Verhandlungen wegen des Uebertritts Bayerns zu den Verbündeten. Und dieser Vertrag ward am 8. Oktober 1813 abgeschlossen, nachdem der Bestand des bayrischen SlaatrS garantiert worden war. Am 14. Oktober erfolgte die Publikation. Die bayrische Armee konnte nicht mehr rechtzeitig zu dem großen Ringen von Leipzig eintreffen und erhielt daher den Befehl, sich nach Westen in Bewegung zu setzen, um Napoleon bei seinem Rückzug tu den Weg zu treten. Bei Hanau hielten die Bayern unter Fürst Wrede, mit einer österreichischen Ab teilung zusammen 30 000 Mann stark, dem überlegenen Fran- zysenkaiser tapfer Stand. Sie wurden in zweitägigen Ge- fechten nicht direkt geschlagen, aber doch beiseite gedrängt, so daß Napoleon vorwärts konnte. Es handelte sich nur um 24 Stunden, und die Preußen unter Blücher wären heran gewesen und hätten die Franzosen im Rücken gesaßt. Zur Fertigstellung der Krhlhetmer BrfrriungShalle sagte deren königlicher Erbauer: „Möchten di« Deutschen nie vergessen, wodurch st« gefügt, und nie das, was den Befreiungskrieg nötig machte." Und diese Worte gelten heute noch! 2« am 5«i»miwaer vootr llngliikll, drin 16 Personen »um Opfer gefallen sind, liegt lebt die Aussage des Fischer» Friedrich Bauer in protokollarischer Wiedergabe vor. Danach war daS Boot sür 28 Personen bemessen rmschlteßlich der beiden Führer. 28 Korkwesten und zwei Rettungsringe waren an Bord. Bon den 28 Korkwesten lagen 15 vorn im Boote in einer offenen Kiste, die anderen 13 hingen offen im Boote an einer Wand, so daß die Korkwesten ledermann sichtbar waren. Im Augenblick der Gefahr ober hat Emand ail d e Korkwesten gedacht, und selbst Fischer Bauer hat den einen Rettungsring, der in seiner unmittelbaren Nähe war, nicht ergriffen- Bor der Ab fahrt war, wie Bauer weiter erklärte, schönes Wetter, leichter, westlicher Wind, die Sonne .Aber »tr hatten doch nn großen Segel zwei Reff« und im Socksegel rm Ress oder zwei. Es bestand durchaus keine Gefahr, aber der Vorsicht wegen batten wir diele Rests geschlagen. Ich fuß vorn im Boote, hielt die Focksegels lose in der Hand und habe e« nicht befestigt. Mein am Ruder sitzender Sohn hatte das grobe Segel zu bedienen und hatte von diesem Segel daS Schot ebenfalls lose in der Hand. Ich bin ein alter, erfahrener Bootsmann und bin schon seit 40 Jahren auf dem Wasser, und ich weiß ganz genau, daß man die Schoten bei solchen Fahrten nicht befestigen darf." _ . . . „ , , Nach HMbstündiger Fahrt (die Fahrten sind in der Regel auf eine Stunde bemessen) wurde kehrt gemacht- Inzwischen war daS Wetter böig geworden, trotzdem ging die Wendung ganz glatt von statten, auch lag das Boot auf der einen Seite etwas schief. Bauer forderte darum einige Passagiere wiederholt auf, sich nach der anderen Seite zu begeben: »Die Passagiere weigerten sich aber. Sie meinten, eS gefielen ihnen ganz gut, wenn sie etwa» naß würden. AlS dann aber ein Windstoß das Boot noch mehr leewärts drückte, und da« Boot Wasser einnahm, sprangen alle auf und eilten nach der anderen Seite. Nun sank da« Boot aus der anderen Seite sehr tief, und es nahm soviel Wasser, daß es etwa dreivtertel voll war. Nun entstand eine große Panik. Die im Raum de« BooteS liegenden losen Bretter (sogenannte Unter bürgen) schwammen im Boote, einige der Passagiere, die mit den Verhältnissen nicht vertraut waren, riesen, das Boot habe ia keinen Boden, und e« entstand eine Verwirrung. DaS Boot lag nun so tief im Wasser, daß die Bordwände nicht hoch genug waren, um die andrängenden Wellen zurückzuhalten, und lief nun ganz voll Wasser und sank unter. Ich habe im Augenblick der Gefahr das Segelschot sofort im Winde flattern lassen und heruntergerissen. Ich habe auch noch gesehen, wie mein Soh» dasselbe tat, und ich habe sogar noch dabei geholfen. Ich bin mir bewußt, daß ich und mein Sohn nicht die geringste Schuld an diesem Unfall haben. Wir Haden alle« getan, was wir tun mußten, und waS nach unserer Erfahrung auf See ui tun war. Der Unglücksfall wäre vermieden worden, wenn die Passagiere nach meiner Aufforderung gehört hätten. Es durften nicht so viele an der Leeseite sitzen, uni dann durften nicht sämtliche Passagiere nach der anderen S.tte eilen. Wäre nicht böiges Wetter eingetreten, das Boot hätte cS aushalten können. Aber der ganze Vorfall ereignete sich >n jo kurzer Zett, daß ich nicht imstande war, meinen Anord nungen an die Passagiere durch Gewalt Nachdruck zu geben, ich hatte s i auch mit den Segeln zu tun." Sbwelt die Darstellung des Fischer« bei seiner amtlichen Ver nehm >ng. Inzwischen hat ja auch der Staatsanwalt nach An hörung verschiedener Personen und Besichtigung de« Aaglücksboots die weitere Verfolgung der Angelegenheit wegen Mangels irgend eines strafbaren TatbestanoS aujgegeben. Var ösilu» Mrrl wird wieder verwickelter, obwohl an der Endgültigkeit des Bukarester Fciedrnsvertrages nicht zu zweifeln ist. Die Hal tung der Türkei, die nicht nur im Besitze Adrianopels bleibt, sondern nach dem Uebrrgange über die Maritza auch eine Zeitlang die ernste Absicht zu hegen schien, sich mit Bulgarien über Aorianopel mit der Waffe In der Hand auseinander zu setzen, erhöht di« Unsicherheit. Die jüngen Erklärungen der türkischen Regierung gestatten jedoch die Zuversicht, daß man auch in Konstantinopel den Bogen nicht Überspannen wird. D»e Türkei schlug Bulgarien vor, mit ihr über Thrazien und Adrianopel direkt zu verhandeln. Die bulgarische Regierung lehnte den Vorschlag mit der Begründung ab, daß diese Frage von der Londoner Konferenz bereits gelöst sei, und daß die Türkei sich infolgedessen mit den Großmächten darüber ins Einvernehmen setzen müßte. Nach dem Einlenken der Türkei werden alle alarmierenden Meldungen von einer bevorstehenden militärischen Aktion Ruß lands, von einer Unterbrechung der bulgarischen Abrüstung usw. gegenstandslos. Es sragt sich nur, ob die Türket die Geister, die sie rief, auch wieder los werden wird. Nach einer Zuschrift der Leipz. N. N. wimmelt eS in Adrianoprl von einer höchst gefährlichen türkischen Soldateska, die zum großen Teil unter der Vorspiegelung glänzender Beute aus Klemasten hrrangezogen wurde. Skrupellos beraubt das am Ruder befindliche Jungtürkentum die asiatische Türket ihrer besten Kräfte, die Ackrrbestrllung schon seit Jahren den Frauen überlassend. Die Anatolier werden, wenn sie sehen, daß sie nur Soldat spielen, aber nicht plündern sollen, sich zweifellos gegen ihre jetzigen Herren wenden und Konstantinopel be drohen oder einen Vorstoß nach Bulgarien machen. Die asiatischen Leute, welche dir Kerntruppr der Türkei darstrllrn, bilden, zu mehreren Hunderttausend in Adrianoprl vereinigt, dir Gefahr. Der Einzug des Königs Konstantin in Athen vollzog sich be, Glockengeläut und Geschützdonner unter dem stürmischen Jubel der zu hunderttausendrn Spalter bildenden Menge, dir unaushörltch ries: ES lebe der König, der Held, der Bulgarentöter! — lieber den neuen Balkanbund, Rumänien, Serbien und Montenegro sollen PrtrrSburger Meldungen zufolge die Verhandlungen sich ihrem Abschluß nähern. So, wie ihn die Petersburg«! Angaben schildern, wird der neue Bund schwerlich auSsrhen. — Bulgarien, da» den Frtrdensvertrag zu ratifizieren beschloß, drückte dem Kaiser Franz Josef mit den wärmsten^G«burtstagSwünsch«n seine Dankbarkeit für die Unterstützung der bulgaäschm In* tereffen aus. Kouftaatiuopel, 20. August. Die Pforte befragte den Generalissimus, welche Landschaften jenseits von der Maritza sofort geräumt werden können, ohne daß die Regeluug der Frage von Adrianopel darunter leide. Loa-o», 20. August. Aus diplomatischen Kreisen in Konstantinopel verlautet: Die Pforte hat die Absicht, Bul garien in einem Ultimatum aufzuforden, die gegebene Lage anzuerkennen, die ihm vorgeschlagene Grenzlinie zu akzeptieren und auf Adrianopel zu verzichten. Sofia, 20. August. Die türkischen Truppen besetzten vorgestern nach lebhaftem Gefecht mit einer klein«n bulgari schen Garnison den Oct Kutschukavah endgültig. Die musel manische Bevölkerung dieser Gegend schloß sich der türkischen Armee an, bewaffnete sich und richtete unter den bulgarischen Soldaten und der bulgarischen Bevölkerung ein Blutbad an. Die bulgarische Regierung richtete die Aufmerksamkeit der Vertreter der Mächte auf die Tatsache und drang neuerlich darauf, daß bei der Wtederbesetzung der Gebiete durch dir Bulgaren die ausländischen Milttärattachees anwesend seist möchten, denn man hat hier sichere Information««, daß di« griechischen Truppen den türkischen die Ort« nenn«n, die sie zu räumen beabsichtigen. Sofia, 20. August. Die rumänischen Truppen werden am 28. August definitiv den bulgarischen Boden verlaffen haben. Rumänien hat die Zahlung einer Entschädigungs summe für den zugesügten Schaden zugestanden. Me Ver handlungen zwischen Serbien und Bulgarien betreffs Wieder aufnahme des Telegraphendienstes und Eisenbahnverkehr» sind in gutem Gange. Wie«, 20. August. Aus Petersburg wird telegraphiert, daß Sasonow den russischen Botschafter in Konstantinopel beauftragte, den Großwesir um eine bündige Erklärung zu ersuchen, ob und wann die türkische Armee die durch den Bukarester Frieden den Bulgaren zugestandenrn Gebiete räumen werde. Wetter wurde dem Großwesir mitgeteilt, daß dir Türket weder Dedeagetfch noch Sagos besetzen dürfe, widrigen falls die Türkei für alle Folgm ihrer dopprlsinnigen Politik voll einstehen müsse. Der Botschafter hat diesen Auftrag bereits ausgeführt und alle Einwendungen des Großwesir- scharf widerlegt. Köln, 20. August. Ernste Schwierigkeiten sind, wie der Sofioter Korrespondent der Köln. Ztg. meldet, für die bul garische Besitzergreifung der durch den Londoner Frieden Bul garien zugrwirfenen Gebiete zwischen der alten bulgarischen Grenze und dem Argäischrn Meere westlich der Maritza ent standen, da die griechische Regierung am 21. d. M. die Orte Gimuletschina, Hemthi, Drdeagatsch Bulgarien abtreten will. Da dieses jedoch erst am 28. d. M. die genannten Gebiete in Besitz nehmen kann, sprach es den Wunsch aus, daß bis dahin die Griechen in den genannten Orten bleiben möchten, da sonst Schwierigkeiten unvermeidlich wären. Der bulgarische Vormarsch auf die fraglichen Gebiete muß übrigens aus stark« türkische Streitkräfte stoßen. Kombi»««»»« in fwnlrenbrrg * Zum Verkauf der Kornblumen und Postkarten am 31. August werden noch junge Damen benötigt. Anmeldungen sind an Herrn Stadltierarzt Richter zu geben. Bisher haben 36 Damen ihre Bereitwilligkeit zur Mithilfe an dem Wohltättgleitssest erklärt. Ader gerade aus den Kreisen, die in erster Linie berufen sind, mit Hand ans Werk zu legen, wenn cs einer edlen Sache gilt, ist die Beteiligung der jungen Damen bisher recht schwach. Was kann es Schöneres geben, als sür die alten armen Veteranen, die einstens sür Deutschlands Größe und Einheit gekämpst, tätig zu sein und diesen ihren Lebensabend glücklicher gistalten zu helfen. Ein jeder und eure jede müßte eine Ehre darin finden, Anteil zu haben an dem Gelingen des schönen Werkes des 31. August. Die Meldungen der zur Mithilfe bereite» jungen Damen werden umgehend erbeten. Dem neugcbildeten Ausschuß sür den Fest» ug gehören folgende Herren an: Realschuloberlehrrr Simmank, SanttätSrat Dr. Költzsch, Dr. med. Stumpf, Postdtrcttor Fritzsch, Fabrikdireklor Ottomar Steiner, Eilengteßerribesitzer Anderegg, Seminaroberlehrer Neubert und Seidel, AppreturanstaltSdesitzer Gustav Metzler, Ober- feldmeistcr der Pfadfinder Gläser und, wie schon mitgeteilt, Herr Fabrikant Ludwig Männel al» Obmann. Der Ausschuß wird in den nächsten Tagen zu weiteren Beratungen über die Gestaltung des Festzugs zusammenkommen. »«nncd« mw »ctzttrcdri Frankenberg, den 20. August 1913 Aerie«fre»»»sch«fteu Wir lesen im „Tag": Wieder ist die Zeit gekommen, in