Suche löschen...
Dresdner Journal : 21.06.1879
- Erscheinungsdatum
- 1879-06-21
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187906212
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18790621
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18790621
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1879
-
Monat
1879-06
- Tag 1879-06-21
-
Monat
1879-06
-
Jahr
1879
- Titel
- Dresdner Journal : 21.06.1879
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
O141 187S Sonnabend, den -f. Avni. I» ss»L„ : Ikvrlicd: . . IS ItjLkrliek: 4 K»rk so kk. N»»»t»« nu»uo«r»: lv kl. 64»ä»ai-«v«o keieb«« tritt kost- ooä 8t»op«tt«o^t»s tÜLia. l»»»r»t«»prek«: kRr «I» 8»m» «»«« ^o»p»1t«i»«v k«t»t«il« SO kl. O»t« Li» 2«ü» 40 kl. DreMtrÄurnal. Lr>ek«l»»>» mit Xommdm» ä«r 8o»v- noä k»i«rt»^« Tk«aä, für äeo sol^sväeo 1»^ Verantwortlicher Redacteur: Hofrath I. G. Hartmann in Dresden. Innerste »»»»»Niue H Lranck^etter, LommissiooLr ä« vrextoer ^ooroal»; S»md«rU - N«rU» Vis» >»»«! - Sesils» l ». Il: Faaren«/«»»» L poAter, L«rU» Vi«-L»mdmU knmklvtt ». N. >ü»«ü«»: Ll»«»« L«rU»: S. A'ornttt, /«rati ckenckast, Srsm»: F Lc-Uotte,' Srssl»»: L. Sta»>A«m'« öüreLll; Cdswiul,: H koiAt; 2r»»ittart ». It: F' ^a^Ae^seti« u. 6. //«-rman»« »cv« öockksiiäluo^; ÜorUtt: 6. Mitter; ll»imov«r: 6 ksri» SsrUs-krimLtiu'r ». N. Dan-e L t/o.,' Lsmdm^: T' L7e«<iA«», ^Ick. St«»4r. ll « r » u 8 x v d e r r IlSoigl. Lxp«iitioo ä« Oresckosr louriuU«, Drescke», 2viv^ersir»»«s Ho. 20. Amtlicher Lheit. Dresden, 20. Juni. Ihre Majestäten der König und die Königin find gestern Abend 9 Uhr 25 Min. nach Regensburg gereist. Bekanntmachung. Die nächste Prüfung der Expectanten für daS königlich Sächsische kadetten-korpS wird MichaeliS dieses Jahres stattfinden, und werden die an daS Kommando des Kadetten-korpS zu richtenden Anmel dungen dazu am 15. Juli dieses Jahre» geschloffen. Später erfolgende Anmeldungen können nur aus nahmsweise Berücksichtigung finden. Die wissenschaftlichen Anforderungen an die Ex- vectanten für die verfchiedrnen klaffen sind in de« Auszuge au» dem Regulativ de» Kadrtten-Korp» vom Jahre 1877, dem I. Nachtrag zu demfelben vom Ok tober 1878 und dem II. Nachtrag 1879 — sämmtlich zu beziehen in der Buchhandlung von C. Höckner, Dresden, Neustadt — ersichtlich. Der Auszug enthält zugleich alle Vorbedingungen lur Aufnahme, fowie die näheren Borfchrifteu, nach denen die 60 etatsmäßigen Kadettenstellen mit einem jährlichen Erziehungsbeitrag von 90, 180 und 300 Mark zur Bettheilung kommen. Dresden, den 21. Mai 1879. Kriegs-Ministerium. von Kabrice. Nichtamtlicher Theil. u e b e r s i ch t. Telegraphische Nachrichten. Tagesgeschichte. (Dresden. Berlin. München. Darm stadt Patt». Brüssel. Bern. Kopenhagen. St. Petersburg. Kairo.) Zur Orientfrage. Ernennungen, Versetzungen re. im Sffevtl. Dienste. Dresdner Nachrichten. Pronivzialnachttchtev. (Leipzig. Zwickau. Meißen.) vermischtes. Gerichtsverhandlungen. (Zwickau.) Statistik und Lolkswirthschast. Feuilleton. Lageskalender. Kirch ennachttchteu. Inserate. Beilage. Deutscher Reichstag. (Sitzung vom 19. Juni.) Eiugesandtes. Börsenuachrichten. Telegraphische Wittrruvgsbrrichte. Inserate. Telegraphische Nachrichten. London, Donnerstag, 19. Juni, Abends. (W. D. B.) Offieielle Nachrichten vo« Eap melden den Tod des Prinzen Louis Napoleon; die Leiche desselben ist aufgefundev worden. Lord Sydney hat sich nach Cbiilcburst begeben, um dir Kaiserin von dem Todesfälle zu benachrichtigen. Weitere Nachrichten vom Cap, welche vom 3. d. datirt find, melden über den Tod deS Prinzen Louis Napoleon, der Prinz sei, als er sich mit einigen Offizieren auf eine Necognosciruna begeben hatte und mit denselben vom Pferde gestiegen sei, von den ZulnS überrascht vnd getödtet worden; ebenso sei ein Theil der Soldaten getödtet worden, wäh rend andere entkamen. — General Rewdegate hat am 20. Mai den Buffalo-Kluß überschritten und ist in Koppealltine einaetroffrn. Derselbe beab sichtigte, am 2. d. den Vormarsch fortzusetzen. London, Freitag, IS. Juni. (Tel. d. DreSdn- Journ^) Im Unterhaus« theilte der Staatssecretär des Krieges, Stanley, den Tod deS Prinzen Louis Napoleon mit und verlieh dem Bedauern Ausdruck über den herben Verlust, welchen die Kaiserin Eugenie erlitten hat. Der Prinz hatte die Necognoscirung auf Befehl des englischen LicegeneralquartiermeisterS untervommeu. Die Leiche wird unter Escorte nach England gebracht. Der „Times" zufolge find die Vertreter Eng lands und Frankreichs in Aegypten angewiesen worden, den Khedive gemeinschaftlich aufrufordern, zwischen freiwilliger Abdankung mit Civmiste und mit dem Schutze beider Regierungen, oder zwangS- weisem Rücktritt mittelst directen Eingreifens der Westmächte und der Pforte zu wählen. (Vgl. die „TageSaeschichte" unter Kairo.) Der „Standard" meldet aus Alerandrien vom gestrigen Tage: Die Vertreter Frankreichs nnd Englands richteten bereit» an den Khedive die Aufforderung, zu Gunsten seines SohneS, deS Erbprinzen Mohamed Tewfik, abzudanken. Der Khedive erbat eine Lsstündige Krist, um behufs Befriedigung der Gläubiger, welche daS Erkennt- niß erstritten haben, bei eingeborenen Bankiers gegen Hinterlegung von Juwelen ein Darlehen aufzunehmen. Wenn Rothschild daS Saldo der Domänenanleihe gezahlt habe, sollten die Gläubiger vollständig befriedigt werden, und er wolle dann zu Gunsten deS Erbprinzen Tewfik abdanken. Versailles, Donnerstag, IS. Juni, Abends. (W. T. B.) Die Sitzung deS CongresseS wurde heute vormittag ^11 Uhr unter dem Vorsitze deS Präsidenten deS Senats, Martel, eröffnet. Der Justiz Minister Le Royer bringt den Ge setzentwurf, betreffend die Abschaffung deS Art. 9 der Verfassung, ein. Nachdem fast einstimmig die Dring lichkeit für den Anttag beschlossen war, beantragt der Präsident, sofort in die Berathung des Entwurfs ein- zutteten. FreSneau (Rechte) verlangt Ueberweisung desselben an das Bureau. Testelin (Linke) beantragt, daß eine Commission von 15 Mitgliedern durch das Bureau vermittelst Listenscrutiniums gewählt werde. Der Antrag wird mit großer Majorität angenommen. ES wird darauf zur AuSloosung der Mitglieder ge schritten, welche H12 Uhr beendet ist; 10 Minuten später wurde die Sitzung aufgehoben. Um 2 Uhr Nachmittags traten die Abtheilua- gen zusammen. Die Sitzung deS CongresseS wurde um H 4 Uhr wieder eröffnet. Zunächst theilt der Präsident die Namen der in die Commission gewählten Mitglieder mit; die Com mission besteht danach lediglich aus Republikanern. Mehrere Mitglieder der Rechten protestiren gegen die Ausschließung der Minorität aus der Commission. Baudry d'Asson bringt gegen ein solches Vorgehen einen Tadelsantrag ein. Der Antrag wird bei Stel lung der Vorfrage abgelehnt und die Sitzung bis Abends 6 Uhr vertagt. Die Commission wählte Gambetta zum Vor sitzenden und JuleS Simon zum Berichterstatter. Rach Wiedereröffnung der Sitzung de» CongresseS verliest Simon den Bericht der Commission, wel cher mit dem Anträge schließt, den Art. S der Verfassung einfach aufzuheben, und welchem hin rugefügt ist, die Rückverlegung der Kammern nach Paris sei nothwrndig, um die Hauptstadt dem Lande wiederzugeben. Gleichzeitig wird sofortige Berathung beantragt. Buffet stellt den Antrag, die Berathung bi» morgen zu vertagen, damit die Discussion eine ein gehendere und gründlichere sein könne. Der Anttag wird abgelehnt. — Der Legitimist Lucien Brun er- klätt, er werde gegen die Rückkehr der Kammern nach Paris stimmen, um sich im Hinblick auf die Ereig nisse, die er kommen sehe, voll jeder Verantwortung freirumachen. — Paul de Cassagnac kündigt an, er werde für die Rückkehr der Kammern nach Paris stimmen, weil er überzeugt sei, daß dieselbe den Sturz der Republik zur Folge haben würde. Der Gesetzentwurf, welcher Art. S der Ver fassung für aufgehoben erklärt, wird darauf mit 549 gegen 262 Stimmen angenommen. Nach einem durch Reklamationen der Rechten hervor- gerufenen, aber nicht erheblichen Zwischenfalle er- Närte der Präsident Martel die Aufgabe des Con- greffeS für beendet und die Sitzung desselben für geschlossen. Haag, Donnerstag, 19. Juni, Abends. (W. T- B.) In der heutigen Sitzung der Ersten Kammer wurde in Beantwortung einer bezüglichen Interpellation feiten der Regierung die Erklärung abgegeben, daß nach dem Votum der Zweiten Kammer über daS Canalproject die Minister der öffent lichen Arbeiten und de» Innern ihre Entlassung ohne Vorbehalt, die übrigen Minister bedingungs weise gefordert hätten. Der König habe die Ent- lassungsgesuchc jedoch unter dem 15. d. abgelehnt. Madrid, Donnerstag, 19. Jvni, Mittags. (W. T. B.) In San Miguel bei Jerez wurde eine socialistischr Verschwörung entdeckt; von den Leitern und Mitgliedern find 7 verhaftet worden. Mehrere Schriftstücke, darunter auch Listen der Mitglieder, wurden mit Beschlag belegt. New-Dork, Donnerstag, 19. Juni, Vor mittags. ((W. T. B.) Den letzten aus Mexico eingegangenen Nachrichten zufolge war der Auf stand gegen die Regierung im Wachsen. Der Postverkehr mit dem Innern ist unterbrochen; in Monterey (Hauptstadt des mexikanischen Staates Neu-Leon) wurden alle Zeitungen, mit Ausnahme deS amtlichen Blattes, genöthigt, ihre Publika tionen einzustellen. General Marano organisirte Streitkräfte gegen den Präsidenten Porfirio Diaz. Tagesgerichte. Dresden, 20. Juni. Vom Reichs-Gesetzblatt ist das 17. Stück vom Jahre 1879 heute hier einge- trofien. Dasselbe enthält lediglich: Nr. 1304) Verord nung vom 14. Ium d. I., die Paßpfllchtigkeit der auS Rußland kommenden Reisenden betreffend. I-. Berlin, 19. Juni. In der heutigen Sitzung deS Reichstags beantwortete der Reichskanzler Fürst v. Bismarck die Interpellation der Abgg. 0r. Delbrück, vr. Bamberger und Or. Harnier, dahingehend, ob die Regierung eine Aenderung der Münzgesetzgebung be absichtige, dahin, daß weder im BundeSrath, noch im Schooße der preußischen Regierung eine derartige Aenderung angeregt worden sei und daß die einzige Thatsache, welche das Gerücht vom Vorhandensein einer derartigen Absicht veranlaßt habe, die mit Rücksicht auf den gegenwärtigen niedrigen Stand der Silberpreise von ihm angeordnete vorläufige Sistirung der Silber verkäufe sei. Nach einer längeren Besprechung, in welcher Abg. vr. Bamberger den vom Reichskanzler erhobenen Vorwurf, daß die Interpellation ohne Noth eingebracht sei, als unbegründet zurückwies und die Abgg. v. Kardorff und Schröder (Lippstadt) die Sisti rung der Silberverkäufe mit Freude begrüßten, weil durch diese Maßregel klar werde, ob wirklich die deutschen Silberverkäufe das Sinken der Silberpreise verschuldet hätten, und ob Deutschland zur Doppel währung übergehen solle, wurde die Berathung deS Zolltarifs fortgesetzt und der Rest der Nr. 15 (In strumente, Maschinen und Fahrzeuge), die Nrn. 16 (Kalender) und 24 (Literarische und Kunstgegenftände), sowie die ersten drei Ziffern der Nr. 26 (Oel, ander weit nicht genannt, und Fette) unter Ablehnung aller dazu gestellten Anträge nach dem Entwürfe angenommen. (Vgl. den Sitzungsbericht in der Beilage.) — Zu Nr. 34 des Tarifs hat der Abg. Ackermann den An ttag eingebracht, Braunkohlen mit einem Zoll von 0,02 M. pro 100 kg zu belegen, dagegen Steinkohlen, Cokes, Torf und Torfkohlen frei einzulasscn. — Der geschäftsführende Ausschuß des großen ComitvS zur Errichtung des Nationalüenkmals auf dem Nieder wald hat sich an den Reichstag mit der Bitte ge wendet, die zur Vollendung des Denkmals noch er forderlichen Mittel bis zum Betrage von 400000 M. zu bewilligen und das Denkmal nach seiner Vollendung als Eigenthum des Reiches zu übernehmen. Die Budget- commlssion beantragt, diese Petition dem Reichskanzler zur Berücksichtigung bei Aufstellung der nächsten Etats zu überweisen. — In verschiedenen Blättern wird neuerdings wiederholt der Schluß der Reich»- tagSsejsion schon für Anfang Juli in Aussicht gestellt; sogar ein bestimmter Termin wird angegeben. Alle diese Darstellungen sind grundlos. Vor Mitte Juli dürfte, wie auch die „N. Pr. Z." heute annimmt, auf den Schluß überhaupt nicht zu rechnen sem. — Ueber die Bundesrathssitzung, in welcher über das Gütertarifgesetz berathen wurde, wird der „Nat.-Ztg." noch das Folgende bekannt. 8 2 des Entwurfs bestimmt, daß die für die Tarifbildung maßgebende Entfernung — die virtuelle Meile — aus den Antrag der Landesregierung durch den BundeSrath festgesetzt werde. ß 4 bestimmt, daß die Tarisvorjchristen nebst Güterclassi- fication und NormalelnheitSsätzen durch den BundeSrath fest gesetzt wird Zu beiden Paragraphen beantragte Preußen die Feststellung durch Gesetz, im Einklang mit von dem Reichskanz ler bei früheren Gelegenheiten wiederholt entwickelten Ansichten. Sachsen beantragte zu 8 s. daß die Erhöhung und Herabsetzung der Normaleinheitssätze den Landesregierungen zustehen soll «eide Abänderungsanträge wurden abgelehnt und demnächst die ein zelnen Paragraphen deS EntwursS gegen die Stimmen vo» Bayern (S), Sachsen (4), Württemberg (4), Braunschweig (2), Sachsen-Altenburg (t) und der Hanjestädle (S), also im Ganzen mit S8 gegen 20 Stimmen angenommen. Nach dieser Annahme ergnfs der württembcrgisHe Minister v. Mittnacht das Wort und entwickelte in ausführlicher Rede, daß das Gefetz dem Artikel 4S der Reichsverfassung zuwider- lause. Der Artikel 4S gäbe dem Reiche die Controle über das Tarifwesen, wodurch selbstverständlich d»e Festsetzung der Tarife ausgeschlossen sei; denn wenn man etwas selbst sestsetze, so könne man eS nicht selbst controliren. Der Ver treter der braunschweigischen Regierung gab die Erklärung zu Protokoll, daß dem Herzogtyum Brauschweig ausdrück lich zugestanden fei, in sein Tarifwesen kerne Eingriff« zu machen Der Anttag Württembergs, die Frage, inwieweit die §8 2 und 4 des Gesetzes eine Aenderung der R,ich:versaffung invol- viren, wurde dem BersasfungsauS;chuß des BundtsrathS über- wiejen, mit der ausdrücklichen Aufsorderung, schleunigst darüber Bericht zu erstatten. Feuilleton. Redlgirt von Otto Baue«. K. Hostheater. — Altstadt. — Am 19. Juni: .Die Journalisten", Lustfpiel in 4 Acten von Gustav Freytag. Obgleich diesem Stücke eigentlich da» kleinere Neu städter HauS den sicherern Erfolg bittet, so ist doch die Wirkung von den äußerst bühnenpraktischen Scenen dieser Arbeit auch in weiten, für die Comödie minder geeigneten Räumen dankbar genug. Außerdem ist un» eine im Ganzen sehr entsprechende Besetzung möglich. So nöthig eS auch ist, den komischen Effect in der Darstellung ganz besonder im Auge zu behalten, so vorsichtig muß dennoch bei dessen Erzielung zu Werke gegangen werden. DaS Freytag'sche Stück, daS so vielen moderuen Bühnenproductionen zum mißverstan denen Modell gedient Kat, ist durchaus in Ton und Haltung ein Lustspiel, vaS niemals vom Verfasser auf daS Niveau der Posse oder deS Schwanke» nach modernem Autorenbrauch hinabgefühtt wurde. Dieser vornehmen Eonsequenz Haden dre Schauspieler streng nachzugehen — der Dialog erinnert sie stet» an jene bewußte Begrenzung der Kunstformen. In diesem Sinne ist vorzüglich Vorsicht anzuwev- den in den familiären Scenen, die sich btt dem Er- scheinen Piepenbrink» entfalten. Hier find oft ver schiedene Personen thätig, und sobald der klttnbürger- Uche Typu» derselben von dem unbefangen und ge- «Ahlich komischen in da» niedrig Komische, Larikitte vergeht, kreuzt mau die Absicht de» Dichter» und wirst die dramatischen Gattungsbegriffe durcheinander — ein Opfer, daS mit dem Beifall der Galerie zu billig bezahlt wird. Herr Schneider bewährte sich in der Rolle de» Bolz als ein verständnißvoller Künstler. Weniger virtuos glänzend in den Effecten, als manche nam hafte Darsteller, machte er doch durch Wahrheit und Natürlichkeit den wohlthuenden Eindruck des Glaub haften, daS stets frei von allem Comödiantischen ist. In diesem Sinne faßte auch das Publicum seine Leistung auf und belohnte sie angemessen mit Beifall. O. B. Der Reformkampf iu Japan. Bei John Murray m London ist von August H. Mounsey ein Buch erschienen unter dem Titel: „Tke Latnawa üsbollivn". Lxisoäe vk lockern pauese ümtor^. Der Verfasser hat sich die dankens- werthe Mühe gegeben, den von der Regierung siegreich beendeten Kampf gegen die Feinde der Reform und ihren berühmten Hauptführer übersichtlich zu schildern. Diesen lichtgebenden Inhalt hat die „ W. Abdp." zuerst dem deutschen Publicum daraelegt. Die hervorragendste Gestalt unter den Neuerern war Saigo, der Stellvertreter de- Daimio von Sat suma, welcher die ersten Reformen der Regierung so wirksam unterstützte, daß er zum StaatSrathe und zum Oberbefehlshaber der Landarmee ernannt wurde. Die Abschaffung der DaimioS aber, die er gebilligt, war nur der erste Schritt auf der Bahn zur constitutionellen Regierungsform; der zweite Schritt war die Fusion de» Militärstande», der Samurai, mit dem Volke. Man beschloß eine Conscription auszuschreiben. Die unaus bleiblichen Folgen dieses Schrittes wurden vom Saigo und seinen Genossen klar erkannt, und sie suchten die Ausführung dieses Planes zu hintertreiben, indem sie das Land in Feindseligkeiten gegen Corea verwickelten. Als Oberbefehlshaber der Armee hätte Saigo zweifel los die gegen den Feind geführte Streitmacht in die Hände bekommen. Allein die Friedenspartei, an ihrer Spitze der eben von Europa zurückgekehrte Jwakura, gewann die Oberhand, und Saigo, der darin eine Ver- urtheilung seiner Anschauungen erkannte, zog sich nach Satsuma zurück. Eine Denkschrift, welche zu jener Zeit vom Ex- daimio von Satsuma an den Thron gerichtet wurde, hebt kategorisch die Hauptpunkte hervor, über welche Saigo und seine Pattei gegen den Mikado Klage führte. Die vornehmsten darunter behandelten: die Einführung fremdartiger Kleidung an Stelle des alten ceremon.ellen Hofcostumes des Souveräns; die Be nutzung de» SolarkalenderS; die Annahme fremdlän discher Tracht im Staatsdepartement; die Verwendung Fremder im Staatsdienste und die Annahme ihrer leitenden Gedanken; die Adoptirung fremder Gesetze und Schuleinrichtungen; die Strenge aller Verordnungen zu Tokio; die Einführung fremdländifcher Exercirweise; da» Nichtverbot der Verbreitung böser Doctrinen (des Christenthum») und die Erlaubniß zur Verheirathung Mit Ausländern. — Die Pattei erkannte, daß die Zunahme deS Einflusses der Fremdlinge ihren Hoff nungen auf das Wiedergewinnen der alten Macht der Samurai Vernichtung drohe. E» war eben ein Kampf zwischen der alten und der neuen Ordnung der Dinge, und die entschiedene Feindseligkeit, welche Saigo und seine Anhänger jedem Schachzuge der Fortschrittspartei entgegenbrachte, erweiterte die Kluft zwischen ihnen von Tag zu Tag und legte damit der Regierung die Nothwendigkeit auf, die beabsichtigten Reformen sobald nur irgend möglich durchzuführen. Bei der fortwährend steigenden Unzufriedenheit der militärischen Klassen wäre es sehr unpolitisch gewesen, ihnen das Tragen der Waffen wie vordem zu gestatten, und es erging daher 1876 dieserhalb ein Verbot. Bon beiden Seiten wurde dieser Act als gleichbedeutend mit dem Hinwerfen des Fehdehandschuhes betrachtet, und die Samurai beantworteten ihn, indem sie an verschie denen Punkten des Lande« zu den Waffen griffen. Den Aufständischen aber fehlte die Verbindung mit einander, und eS war den kaiserlichen Truppen leicht möglich, die Rebellion zu unterdrücken. Saigo erkannte seinen Mißgriff, und da er jegliche Aussicht auf Verständigung mit der Regierung verloren hatte, beschloß er, allmäh lich eine Macht vorzubereiten, die fähig sei, jeder Armee, die der Mikado zu senden vermochte, Stand zu halten. Zu diesem Zwecke errichtete er in verschiedenen Städten der Provinz , Privatschulen", in welchen die „Schüler" in der heimlichen Taktik —«durch einiges in Pari» und Berlin Gelernte ergänzt — unterwiesen wurden. Die Ueberlegung, mit welcher Saigo bei seinen Vor bereitungen zu Werke ging, kam zwar deren Tüchtig keit zu Statten, befähigte ;edoch die Regierung, der so viel mächtigere Hilfsquellen zu Gebote standen, sich auch ihrerseits auf den Ausbruch entgiltig vorzubereiten. Von 1873, als er sich von Tokio zurückgezogen hatte, bi- 1877, als der Ausstand loSbrach, arbeitete Saigo unermüdlich an seiner militärischen Organisation, schein bar unbewußt, daß die Regierung sür jeden „Schüler",
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite