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WsdrufferTageblatl Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das «Wilsdruffer Tageblatt» «rscheint an allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. »rei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- Voten, unsere Austräger u. ... Geschäftsstelle, nehmen zu j-d-rZeilDch-llungenent. Wochenblatt sur Wilsdruff u. Umgegend gegen. Im Falle höherer Gewalt, Krieg od. sonstiger — - —> > >> >>. Betriebsstörungen besteht ^lein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte n. Arbeiter Anzeigenpreis: die «gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4gespaltene geile der amtlichen Bekanntmachungen 4» Reichs« Pfennige, die I gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile I RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Darge« schrieben- Erscheinung-- .. . «ag-und Platzvorschriften werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6. berücksichtigt. Anzeigen« annahme bisvorm.IVUHr. v — — Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, mir keine Garantie. Jeder Rabaltanspruch erlischt, wenn der Betrag durch Klage eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft'Meißen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 173 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt* Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Donnerstag, den 27. Juli 1933 Ausartung. Der Krieg und die Nachkriegszeit, Inflation und Wirtschaftskrise, aber auch ein gewisses, leider nicht weg zuleugnendes sozialethisches Abstetgen in unserem Volke haben die Frage einer aktiven Bevölkerungs politik nicht nur brennend gemacht, sondern auch schließlich dazu geführt, daß sich der erwachende deutsche Geist auch der Wichtigkeit dieser Schicksalsfrage bewußt geworden ist. Uns öffneten sich die Augen über Krank- heitserfcheinungen am deutschen Volkskörper, die man früher teils gar nicht beachtet, teils als unabwend bare „Entwicklung" angesehen hatte. Andererseits wieder ist uns aber auch das Bewußtsein dafür aufgegangen, daß es sich bei der Bevölkerungspolitik nicht etwa nur um eine Frage der Quantität, also einer Vermehrung der Bevölkerungs z a h l, sondern auch, und zwar nicht min der, um eine Frage der Qualität, also um eine seelische und körperliche Verbesserung der Bevölkerung handelt. Das neue Gesetz zur Verhütung erb kranken Nachwuchses will nun sozusagen eine Verteidigungsmaßnahme gegen eine weitere Verschlechte rung des Volkskörpers sein, eine Notmaßnahme also, die zu treffen übrigens schon früher eine ganze Reihe von Staaten sich entschlossen haben. In der Begründung des Gesetzes wird auch betont darauf hingewiesen, zu welch schweren Bedenken die Beschaffenheit der Erbverfassung unseres Volkes Anlaß gebe und wie schlecht das Verhältnis zwischen der gesunden und der kranken Nachkommenschaft ist oder werden muß, wenn nicht energisch dagegen Front gemacht wird. Die neue, für die Verhinderung eines solchen ungesun den Nachwuchses erfolgende Sterilisations-Vorschrift ist auch keineswegs jüngsten Datums, sondern die erste ihrer Art ist schon fast 30 Jahre alt; sie wurde 1905 in den Vereinigten Staaten, und zwar im Staate Pennsylvania angenommen. Das hat dort so günstige Wirkungen gehabt, daß sich die Staaten der Union in immer größerem Umfange diesem Vorgehen anschlossen; heute haben von den 48 Staaten nicht weniger als die Hälfte entsprechende Sterilisations-Gesetze durchgeführt. Selbst in Europa sind wir mit diesem Gesetz keines wegs die ersten, sondern die Sterilisation ist bereits in der Schweiz und in Dänemark eingeführt worden; aber auch hier sind die sehr genau festgelegtcn Voraus setzungen, die in dem deutschen Gesetz enthalten sind, nur zum Teil vorhanden. Außerdem hat das deutsche Gesetz noch den besonderen Vorzug an sich, daß der Katalog jener Krankheiten, bei deren Trägern die Sterilisation vorzu nehmen ist, nicht etwa endgültig und für alle Zeiten aufgestellt wurde, sondern die Absicht des Gesetzgebers soll einerseits durch Aufklärung und Eheberatung soweit wie möglich erfüllt werden, andererseits können neue wissenschaftliche Erkenntnisse die Liste der vererbbaren Krankheiten ergänzen. In allcrschärfster Form muß aber unterstrichen wer den, daß es sich bei dem deutschen Gesetz überhaupt gar nicht um das handelt, was in den anderen Staaten haupt sächlich zum Erlaß der Vorschriften über die Sterilisation geführt hat: die zwangsweise Unfruchtbar machung vonVerbrechern. Die Ncichsregierung beabsichtigt allerdings auch hierüber gesetzliche Vor schriften zu erlassen, und sie wird nur — die Zahl der Ver brechen führt hierüber eine nur allzu laute Sprache — die gesamte Volksmeinung auf ihrer Seite haben, wenn zum mindesten eine zwangsweise Sterilisierung der Sexual verbrecher eingeführt wird. In die Tausende geht allein schon die Zahl deutscher Kinder, ^ie den Untaten solcher Bestien in Menschengestalt znm Opfer gefallen sind; bei diesen Verbrechen kommt es außerdem allzu oft zu Rück fällen mit schwerwiegenden Folgen. Absicht und Sinn des neuen Gesetzes, nämlich den, entartete Erbschaft vom Volkskörper fernzuhaltcn, wird nun auch darin festgehalten, daß freiwillige Sterilisation aus „soziale n", also privatwirtschaftlichen Gründen nach wie vor strafbar bleibt. Geschehe das nicht wehr, so würden in Zeiten der Not weite Kreise unseres Volkes auf ähnliche Abwege geraten, wie sie sich in betrübendem Umfang seit Jahren beim Geburtenrückgang ^Aen und Zeigen. Wie die Verhältnisse heute noch tat sächlich liegen, so würde die Zulässigkeit einer freiwilligen Unfruchtbarmachung aus angeblich sozialen Gründen sogar der Absicht zuwiderlanfen, die jetzt mit dem neuen Gesetze verfolgt wird. Und im übrigen muß immer wieder darauf hingewiesen werden, daß das Gesetz nur Krank heiten an den Gliedern des Volkskörpers beseitigen bzw. die Ausbreitung solcher Krankheiten verhindern will: poiitiven Maßnahmen der Bevölkerungspolitik aber bleibt cs Vorbehalten, dem Volkskörper selbst neue Heilkräfte zuzufuhren. AUUjUWil M MWM. Ser Reichskanzler empfängt die italienischen Znngfaschisten. Im Ballsaal der Residenz in München fand der Empfang der in München eingetroffcnen italienischeu Jungsasch i st en durch Reichskanzler Adolf Hitler statt. Die Straßen auf dem Wege zur Residenz waren umsäumt von SA.-Männern, die die Jung- fafchisten mit erhobener Hand begrüßten. An den Stufen der Residenz und am Eingang hatten SA.-Männer im Stahlhelm als Ehrenwache Aufstellung genommen. Im Ballsaal versammelten sich der bayerische Ministerpräsi dent Siebert, der Stabschef Röhm, der Reichsführcr der SS., Himmler» der Reichsjugendführcr Baldur von Schirach, der Stellvertreter des Führers, Rudolf Hetz, der Rcichspressechef Dr. Dietrich, Oberregie- rungsat Ebner, der Leiter der Reichspropagauda- stclle in München und andere. Voraus marschierte die Musikkapelle der Leibstandarte der SS., worauf die Jungfaschisten mit ihrer eigenen Kapelle folgten. Reichskanzler Adolf Hitler wurde, als er mit seinem Gefolge im Saale erschien, mit Jubel empfangen. Der Kanzler ließ sich eine Reihe von Persönlichkeiten vor stellen. Der italienische Botschafter in Berlin, Cerutti, hielt eine Ansprache, in der er ausführte: Herr Reichs kanzler! Vor Ihnen stehen 400 Avanguardisten sowie Staatssekretär Ricci, der die faschistische Jugend in Italien leitet. Die Jugendblüte des Faschismus ist da, um der n a t i o n a l s o z i a l i st i s ch e n I u g e n d sie Hand zu drücken. Die Seelen dieser Jugend sind von nnem einzigen Gedanken erfüllt: Vaterland, König and Duce zu dienen. Sie sind das echte Bild des neuen Italiens von Mussolini. Daß sie Ihnen, Herr Reichskanzler, in die Augen schauen können, daß sie die Ehre haben, von Ihnen begrüßt zu werden, das werden viese Avanguardisten nicht vergessen. Seien Sie dafür iief bedankt und gestatten Sie mir, die Hoffnung und den Wunsch auszudrücken, daß der Gruß Italiens, welchen Ihnen diese Jungfaschisten über die Alpen ge bracht haben, einem glücklichen Deutschland zelte. Der Redner schloß mit einem EjaEjaAllalla ruf Deutschland, den Reichspräsidenten und den Reichs kanzler. Anschließend nahm Reichskanzler Adolf Hiller das Wort. Adolf Silier an die ZungfasOiste». Herr Staatssekretär, Herr Botschafter, meine Herren Offiziere, meine Jungen, meine Kameraden! Ich freue mich, daß ich Sie heute hier begrüßen kann, nicht nur seshalb, weil in dieser Stadt eine Bewegung ihren Aus- zang genommen hat, die, ähnlich wie der Faschismus in Atalicn, Deutschland wieder zur Selbstbesinnung bringen soll, bringen wird und zum Teil auch schon gebracht hat, sine Bewegung, die ein herzliches und freundschaftliches Verhältnis mit dem italienischen faschistischen Staat her- jtellen wollte und ich glaube wohl auch hergestellt hat. Sie sind Zeuge, daß dieses Verhältnis Wirklichkeit wurde. Wenn wir Sic hier begrüßen, daun tun wir dies nicht ttwa nur als Deutsche, sondern als National sozialisten, als deutsche Faschisten. Sie als die Jugend des Staates, der uns welt- »nschaulich heute weitaus am nächsten steht, mit dem wir ans weltanschaulich am meisten verbunden fühlen, Sie iverden nun eine Reise durch Deutschland antreten und dabei, sehen, daß unsere Bewegung sich bemüht, aus dem Deutschen Reich das zu machen, was Ihr großer Führer Mussolini aus Italien gemacht hat, daß sie sich bemüht, das deutsche Volk zum gleichen Stolz und zur gleichen Überzeugung von seinem eigenen Wert zu führen wie Mussolini. Wir National sozialisten sind 14 Jahre lang einen Weg gegangen, der son vielen als unmöglich angesehen wurde, und nun hat nach einem l4jährigen Ringen auch für uns dieses Wunder der inneren Wandlung unseres Volkes sich vollzogen. Sie werden sich jetzt ans Ihrer Reise durch Deutschland überzeugen können von der Wirklichkeit dieser Wandlung, aber auch von der Wirklichkeit der freund schaftlichen Gefühle, die heute Deutschland gegenüber Italien besitzt. Sic werden sehen, daß in Deutschland durch diese neue Bewegung eine Geistesrichtung zur Herr schaft gekommen ist, die von dem aufrichtigen Wnnsche > beseelt'ist, gerade mit Ihrem Polke die Beziehungen wie- j der anzuknüpfen, die dürch viele Jahrhunderte J i a lien und Deutschland verbunden haben. Ich freue mich, daß Sie als Jugend hierherge kommen sind und ich kann nur hoffen, daß noch viele Scharen nachfolgen werden, so daß sich das Band immer enger und enger knüpft, nicht als ein Band der forma len Diplomatie, sondern des wirklichen Lebens, das vor allem die Jugend zusammenfügen soll. Ich glaube, ich kann Ihnen unsere Freude über Ihren Besuch durch nichts besser zum Ausdruck bringen, als daß ich demjenigen danke, der Sie hierhergeschickt hak und der auch bei uns bewundert wird. Ich bitte, einzu stimmen in den Ruf: „Jhrgrotzer Führer Musso lini Siea-Heil!" Darauf hielt Staatssekretär Ricci eine kurze Be grüßungsansprache in italienischer Sprache und heftete dabei dem Reichskanzler die Abzeichen der Ballila- Jugend und der Avanguardisten an. * Sie ZungfaWffen im Braunen Sänke. Im Anschluß an den Empfang in der Münchener Residenz fand ein Besuch der italienischen Jungfaschisten und ihrer Führer im Braunen Haus statt. Im Senatorensaal des Braunen Hauses hielt der Stell vertreter des Parteiführers, Rudolf Heß, folgende Ansprache: „Die Freundschaft zwischen Nationalsozialismus und Faschismus ist der beste Beweis für die Richtig keit der kürzlich durch Adolf Hitler in seiner großen Reichstagsrede aufgestellten Behauptung, daß zwischen bewußten Nationalisten relativ am leichtesten eine Verständigung zu erzielen ist. Die Freundschaft unserer beiden Bewegungen entspringt, wie schon öfters betont, nicht Sentimentaiitäten, etwa der Gemeinsamkeit der großen Grundidee, sondern den gemeinsamen Interessen der Völker, welchen unsere beiden Bewegungen dienen, nicht zuletzt den gemeinsamen Interessen am Frieden. Denn Völker, welche die innere Ordnung sichergestellt haben und die in großem Stil aufbauen, wünschen viel leicht den Frieden für weiteren Aufbau heißer und ehr licher als andere Völker, denen das Festhalten am libe- ralistischen System immer neue Krisen bringt, deren Arbeitslosenziffern unentwegt weitersteigen, und bei denen nach alter Regel die Gefahr wächst, daß sie eines Tages von den inneren Schwierigkeiten abzulenken suchen durch außenpolitische Abenteuer. Völker, die wie das deutsche und das italienische Volk siegreich Schlachten gegen die Arbeitslosigkeit schlagen, haben es nicht nötig, Siege auf dem Sch lacht- feld der Waffen zu suchen. Es ist daher auch kein Zweifel, daß der Viererpakt der«Jnitiative Musso linis und dem verständnisvollen Eingehen Hitlers andererseits sein Zustandekommen verdankt, so wenig wie es Zufall ist, daß andere Staaten Deutschland die Unter zeichnung dieses Friedenspaktes nicht leicht machten. Es heißt, daß Systeme Europa beherrschen. Möge dies auch für das in seinen Grundzügen einheitliche System Geltung haben, nach dem unsere beiden Länder zu ihrem Glück regiert werden, und das gemäß dem Gesagten seinem inneren Wesen nach der Beruhigung und dem Frieden geneigt ist. Da dieses System gleichzeitig das kraftvollste ist, haben wir die begründete Hoffnung, daß es sich, wenn auch in politisch bedingten Abwandlungen, tatsächlich in der übrigen Welt durchsetzt und somit wesentlich zur Be friedigung der Welt beiträgt. Unsere beiden Bewegungen haben das ihrige zur Erreichung dieses Zieles bereits ge tan." — Der Redner schloß niit der Aufforderung, ein zustimmen in den Ruf: „Der erfolgreiche Faschismus und sein großer Führer Benito Mussolini, heil!" „Deutschland wir- wieder groß werden!^ Nach der Rede des Stellvertreters des Parteiführers, Rudolf Heß, im Braunen Haus hielt Botschafter Cerutti folgende Rede: „Sehr geehrter Herr Vertreter des Reichskanzlers! Ich glaube, daß es eine besondere Freude für unsere jungen Faschisten ist, heute im Braunen Haus zu sein. Sie werden nie vergessen, von welcher Art und von welchen hohen Zielen die nationalsozialistische Bewegung erfüllt ist. Deutschland wird in Zukunft wieder zu seiner Größe kommen, weil es heute unter einer Führung steht, einer Negierung, die am besten dem Frieden der Völker dient. Ist glaube, wir werden in gemeinsamer Arbeit, der italienische Faschismus und der deutsche Nationalsozialismus, noch vieles und großes für die Welt leisten. Im Sinne dieser gemeinsamen Arbeit ein Heil auf den Reichskanzler und auf das arone deutsche._V o lk. . LexlJ