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ochcnblaU für Wilsdruff, Tharandt, Rossen, Tiebenlchn und die Umgegenden. Wmtsölatt für das Königliche Gerichtsamt Wilsdruff und den Stadtrath daselbst. 37. Freitag, den 12. Mai 1876. Zufolge Anzeige vom 9. dieses Monats ist heute auf dem Folium 30 des hiesigen Handelsregisters die am 1. dieses Monats neu errichtete Firma: „RoLmann L Lodlrnann" in Wilsdruff und als deren Inhaber Herr Karl Gotthold Oswald Hoffmann und Herr Gustav Adolf Kohlmann daselbst eingetragen worden. Wilsdruff, am 11. Mai 1876. Das Königliche Gerichtsamt. vr. Gangloff. Bekanntmachung. Geschehener Anzeige zufolge ist das bei hiesiger Sparkasse auf den Namen Lrust liitter in Unkersdorf ausgestellte Einlegebuch No. 12493 dem Einleger abhanden gekommen. Mit Hinweisung auf tz 18 des für genannte Sparkasse geltenden Regulativs wird der etwaige Inhaber dieses Einlegebuchs andurch aufgefordert, seine Ansprüche an dasselbe, wenn er solche zu haben vermeint, bei Verlust derselben, binnen drei Monaten, vom Tage dieser Bekanntmachung an gerechnet, bei der hiesigen Sparkassenverwaltung anzuzeiqen. Wilsdruff, den 5. Mai 1876. Die Sparkaffendeputation das. Ficker, Bürgermeister. Wilsdruffer Jahrmarkt Donnerstag, den 18. und Freitag, den 19. Mai. Tagesgeschichte. Wilsdruff, II. Mai 1876. Die Verhandlungen in der 2. sächsischen Kammer über die Re gierungsvorlage betreffend den Ankauf der Leipzig-Dresdner Bahn "durch den sächsischen Staat, denen seit Wochen das ganze Laud mit Spannung entgegcngesehcn, haben nunmehr gestern stattgefundcu. Der Debatte lag ein zustimmendes Majoritäts- und ein ablehnendes Minoritätsvotum von Seiten der Finanzdeputationen zu Grunde. Nachdem in Sstündiger Debatte so manches scharfe Wort für und wider den Ankauf dieser Bahn gesprochen worden, wurde zur Abstimmung verschütten und die Regierungsvorlage mit 49 gegen 22 Stimmen angenommen, ob zum Nutzen des Landes, muß die Zukunft lehren. Hoffen und wünschen aber wollen wir, daß es die Herren Abgeord neten, nachdem sie durch diesen Kauf so tief in den Staatsseckel greifen, es bei späteren Verhandlungen berechtigten Verlangen und Be dürfnisse p des Landes gegenüber ihren Wählern durch die durch aus nicht stichhaltige Redensart: „es lernt zu viel Geld kosten", nicht entgelten lassen, sondern dem Grundsatz Geltung verschaffen: „Hat der Staat Hunderte von Millionen flüssig zu Militärbauten und zum Ankauf von Bahnen, so must auch noch Nath werden, wirkliche Bedürfnisse und gerechte Forderungen des Landes zu befriedigen, um so dem Volkswillen gerecht zu werde» — und darin wollen wir den endlichen Ausbau der Bahnstrecke begriffen wissen, um welche unsere Stadt und weiteste Umgegend wie schon bei früheren so auch bei dem gegenwärtigen Landtage petirt hat. — Und nachdem der Staat nun die Leipzig - Dresdner Bahn gekauft hat, ist derselbe nach unserer Meinung verpflichtet, diese Strecke auszubauen, um damit den Steuerzahlern zu zeigen, daß er diese Gegend nicht ganz vernachlässigen will. Oder ist bisher einmal etwas geschehen für unsere Stadt und Umgegend? Nein! Trotz des billigsten Grund- werthes, trotz der gesunden Lage, trotz der Nähe der Residenz ist bei den vielen staatlichen Bauten (Anstalten aller Art) unsere Stadt nicht ein einziges Mal in Berücksichtigung gezogen worden, was allerdings immer wieder in dem Mangel einer Bahnverbindung mit gelegen hat, ein Grund mehr dafür, daß unsere oben ausgesprochenen Wünsche Berücksichtigung finden möchten. Die cingctroffcncu neuesten Nachrichten aus dem türkischen Reiche lauten immer bedenklicher. An allen Orten tauchen für die Pforte neue Schwierigkeiten auf und cs gehört wohl ein guter Glaube dazu, wenn man annehmen wollte, daß die Ruhe im Orient demnächst wieder einkehrcn werde. Trotz aller Rüstungen, die man in Con- stantinopel vornimmt, und ungeacktet aller Truppensendungen nach den Donauprovinzen ist bekanntlich von einem durchschlagenden Er folge gegen die Insurgenten in der Herzegowina und in Bosnien noch nicht die Rede gewesen. In den kaukasischen Provinzen gährt es, wie wir schon berichteten, unter der mohamedanischcn Bevölkerung, Serbien und Montenegro stehen auf dem Sprunge mit ihren Streit kräften, thätig in die Empörung einzugreifen und jetzt kommen zu all diesen Verlegenheiten noch weitere. Einmal ist jetzt auch in Bulgarien, dem friedlichen, dessen Bewohner, den kurzen Sonncublick der Ver waltung durch Midhat Pascha ausgenommen, durch Jahrhunderte au Mißregierungeii jeder Art sich so gewöhnt haben, daß sie gegen jede Ausschreitung ihrer Bedrücker abgestumpft scheinen, die Unzu friedenheit mit der Tyrannei der von der Pforte entsendeten Beamten in Helle Empörung ausgebrochen, die freilich von dem elcctrischen Draht als „bedeutungslos" bezeichnet wird. Diese Empörung ist je doch, falls sie weit uin sich greifen sollte, sehr bedeutungsvoll, denn sie gefährdet die an der serbischen Grenze stehenden türkischen Truppen im Rücken. Weiterhin meldet der Telegraph ein Ereigniß aus Salo- nichi, welches zu ernstem Einschreiten der Mächte Anlaß geben kann, wenn es auch, wie gleich bemerkt sein mag, in keinem Zusammen hang mit den Bewegungen in den andern türkischen Provinzen steht. In der Hafenstadt Salonichi haben nämlich bedeutende Unruhen zwischen Mohamedanern und Griechen stattaefunden. Leider sind hierbei der deutsche und der französische Consul ermordet worden, die Autorität der türkischen Behörden reichte bis jetzt nicht hin, die Ruhe wieder herzustcllen, ja mau befürchtet weitere Ausschreitungen, da keiner der Anstifter verhaftet ward. In Frankreich ertheilte die Re gierung beim Eintreffen dieser Nachricht sofort Befehl zur Absendung einer Geschwaderabtheilung und cs dürfte wohl zum Schutze der in Salonichi lebenden Deutschen auch ein deutsches Kriegsschiff hinbe ordert werden. Es gährt also ebenfalls in den vom Aufstande nicht berührten Provinzen, Zündstoff scheint zur Genüge vorhanden zu sein,