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Amts- liiiS AiUiBlatt für den Skjirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Avorrrremerrt viertelt. 1 M. 25 Pf. etnschließl. de» „Jllustr. Unterhaltung«!»!/ u. der Humor. Beilage „Seifen- blasen" in der Expedition, bn unseren Boten sowie bei allen RetchSpostanstalten. Lrltgr.-ALreste. Amtsblatt. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: di« kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fcrnsprrchrr Nr. M. 4/ 14» 1»»S 54. Jahrgang. —— Dienstag, deu 26. November Kirchenvorstands- Ergünznngswahl. Auf Grund der Kirchenvorstands- und Synodalordnung vom 30. März 1868 haben Ende dieses Jahres aus dem Kirchenvorstand auszuscheiden die Herren Oberlehrer Kantor Gnstav Georgi, Schuldirektor Max Grohmann, Gemeindevorstand Gustav Haupt, Bürstenmacher Ludwig MLnnel, Prokurist Waldemar Schneider, Baumeister Robert Unger, Es sind demnach für den Ort Schönheide sechs Kirchenvorstandsmitglieder zu wählen. Die Ausscheidenden find wieder wählbar. Stimmberechtigt sind alle selbständigen evangelisch-lutherischen Hausväter, welche das 25. Lebensjahr erfüllt haben, sie seien verheiratet oder nicht, und in die Wählerliste der Kirchgemeinde ausgenommen sind. (Siehe Bekanntmachung des Pfarramtes vom 12. Februar 1907.) Ausgeschlossen von der Ausnahme in die Wählerliste sind: a) diejenigen, welche durch Verachtung des Wortes Gottes oder unehrbaren Lebenswandel öffentliches, durch nachhaltige Besserung nicht wieder gehobenes Aergernis gegeben haben; b) diejenigen, welche nach Z 2 des Kirchengesetzes vom 1. Dezember 1876 oder nach 8 22 der Trauordnung vom 23. Juni 1881 bezw. 22. Juni 1901 die Stimmberechtigung bei den Kirchenvorstandswahlen sämtlich in Schönheide. verloren haben, solange ihnen dieselbe nicht wieder erteilt ist; e) diejenigen, welche nicht un bescholten sind oder wegen eines Mangels der in 8 44 a bis A der Revid. Städteordnung oder 8 35 a bis g der Revid. Landgemeindeordnung bezeichneten Art von der Stimmbe rechtigung bei den Wahlen der politischen Gemeinde ausgeschlossen sind. Die stimmberechtigten Kirchgemeindeglieder werden gebeten, sich in die Wählerliste, so weit es noch nicht geschehen ist, eintragen zu lassen. Die Wählerliste wird vom S. Dezember an 14 Hage tang im Pfarramte öffentlich ausliegen. Sobald sie öffentlich ausgelegt ist, ist Aufnahme in die selbe nicht mehr zulässig, bis das Wahlverfahren abgeschlossen ist. Wählbar sind alle stimmberechtigten Kirchgemeindeglieder, die das 30. Lebensjahr vollendet haben. Die Wähler wollen ihr Augenmerk auf Männer von gutem Ruf, bewährtem christlichen Sinn, kirchlicher Einsicht und Erfahrung richten. Die Wahl soll am IV. Advent — 22. Dezember 1907 in der Sakristei nach dem Hauptgottesdienste bis mittags 12 Uhr stattfinden. Möge sie zum Segen der Kirchgemeinde gereichen! Schön hei de, am 25. November 1907. Der Kirchenvorstand. Wolf, Pfarrer. Das Loch. Dem am Freitag zusammengetretenen Reichstag ist keine sehr angenehme Ueberraschung bereitet worden: der ihm zu gegangene Reichshaushaltsetat weist einen Riesendefizit von nicht weniger als 100 Millionen auf, ebenso muß der Reichs kanzler ermächtigt werden, zur Begleichung einmaliger außer ordentlicher Ausgaben die Summe von ca. 300 Millionen Schatzanweisungen flüssig zu machen; wodurch die Schuldlast des deutschen Reiches sich auf über 4 Milliarden steigert. Ja, was noch niemals dagewesen ist, wegen des Fehlbetrages soll die Schuldtilgung vorläufig ausgesetzt werden, bis man einen anderen Modus ihrer Tilgung gefunden hat. Hand in Hand damit steht eine immense Belastung der Einzelstaaten durch Erhöhung der Matrikularumlagen, worüber dieselben herzlich wenig erbaut sein dürften, da die Finanzen derselben ohnehin schon durch ihre finanzielle Verbindung mit dem Reiche angesichts der mißlichen Finanzlage schwer zu leiden haben. Das ist ein sehr böses Bild, welches sich da bietet. Im Etat steht dies alles ziemlich verhüllt, aber die Regierung muß doch schließlich Farbe bekennen mit dem Zugeständnis, daß eine Entlastung durch eine weitere Erschließung erhöhter eigner Einnahmen des Reiches vorbehalten bleiben muß. In der Tat kann es unmöglich so weitergehen, wenn nicht schließ lich eine Katastrophe eintreten soll; sind doch die Reichs anleihen im Laufe der letzten Zeit ganz bedenklich in ihrem Börsenwert herabgesunken. Die Regierung sagt sich selber, daß ein Wandel herbeigeführt werden müsse, in welcher Weise aber Wandel geschaffen werden soll, unterläßt man in der Etatsbegründung anzugeben, aber man wird sicherlich bei der ersten Beratung den Schatzsekretär nach dieser Richtung hin interpellieren und ihn zwingen, Farbe zu bekennen. An scheinend ist man sich in Regierungskreisen noch nicht ganz klar darüber, welche Bahnen man einschlagen soll, und es ist ja bekannt, daß die Regierung aus Gründen der politischen Taktik von Steuerprojekten für die kommende Tagung ab sehen wollte. Da das Loch im Reichssäckel sich nunmehr noch weit größer darstellt als man gefürchtet hat, wird man daran denken müssen, dasselbe baldmöglichst zuzustopfen, ehe es :och größer wird. Vielleicht erwartet die Regierung, daß man ihr wieder aus dem Hause einige neue Steuergerichte auf der Schüssel präsentieren wird, aber in diesem Falle dürfte man sich gründlich geirrt haben, man wird der Regierung überlasten, zu sehen, wie sie fertig wird. Wirkliche Abhilfe kann nur eine gründliche Reichsreform bringen. Ein Brannt weinmonopol und eine Tabakssteuer sind nur unzulängliche Mittel und nicht geeignet, die Finanzkalamität vollständig zu beseitigen. Dies wird nur dann möglich sein, wenn man ein völlig neues System aufstellt, vor allem auch das finanzielle Verhältnis der Einzelstaaten zum Reich, wie sie in den Matrikularumlagen besteht, einer eingehenden Reform unter zieht. Ein Ausweg zu finden wird freilich nicht leicht sein, zumal die Reichsregierung von einer direkten Reichssteuer nichts misten und lediglich auf neue indirekte Abgaben zurück greifen will. Hierüber eine Verständigung mit den Parteien herbeizuführen, dürfte eine Sisyphusarbeit sein, zumal die Linke energisch gegen neue Verbrauchssteuern Front zu machen gewillt ist. Trotz alledem wird die Regierung ganz unbe kümmert um die innerpolitische Constellation sich sofort an die Reform heranmachen müssen, da Großes auf dem Spiele st^ht. Tagesqefchichte. — Deutschland. Berlin, 24. November. Die „Germ/ schreibt: Die parlamentarischen Führer der Blockparteien des Reichstages waren sowohl vorgestern als gestern zu Beratungen mit dem Fürsten Bülow in daS Reichskanzlerpalais geladen; worauf sich diese Besprechungen bezogen, entzieht sich unserer Kenntnis. — Der Gesetzentwurf zur Revision des Ge setzes über den unlauteren Wettbewerb ist, wie die „Berl. N. N." hören, im Reichsamt des Innern fertig gestellt und wird voraussichtlich in nächster Zeit den Bundes regierungen zur Aeußerung zugehen. Gleichzeitig wird der Entwurf aller Wahrscheinlichkeit nach zur Veröffentlichung gelangen und dadurch den beteiligten Erwerbskreisen Gelegen heit gegeben sein, zu ihm Stellung zu nehmen. — Die Sozialdemokratie hat in Königsberg eine schwere Niederlage erlitten. Sie hat ihre sämtlichen Sitze in der Stadtverordnetenversammlung eingebüßt. Und das ist geschehen in der dritten Wählerabteilung! Die Be schimpfung des Nationaldenkmals in Memel als Memeler Schandsäule ist ihr also teuer zu stehen gekommen. Ihre Stimmenzahl ist wohl von 2016 auf 2702 gestiegen, die der Liberalen aber von 5022 auf 6147. Die Konservativen stimmten diesmal mit den Liberalen; sie wollten, daß mit den Sozialdemokraten im Rathause gründlich Kehraus ge macht werde. — Auf kolonialem Gebiete herrscht an amt licher Stelle vollkommenes Schweigen. Vom Staatssekretär des Kolonialamts erscheint demnächst eine Denkschrift über die Ergebnisse seiner Reise nach Ostafrika, und im Zusammenhänge damit wird er dann seine Mitteilungen über seine Pläne dem Reichstage machen. Bis dahin werden sie geheim gehalten und nach keiner Seite hin verlautet darüber etwas. Die Nachricht, daß auch der Unterstaatssekretär v. Lindequist eine Denkschrift für die Oeffentlichkeit über seine letzte Reise nach Südwest-Afrika ausarbeite, erweist sich als nicht richtig. Seine Aufstellungen sind nur für die höheren Stellen bestimmt. — Fünfundzwanzigpfennigstücke. Der Zentralverband deutscher Industrieller hat eine Eingabe an das Reichsschatzamt gerichtet, in der darum ersucht wird, die Ausprägungen von 25-Pfennigstücken aus Nickel in die Wege zu leiten. Zur Begründung wird geltend gemacht, daß das im Reichsmunzgesetz von 1873 vorgesehene 20-Pfennigstück, und zwar sowohl das von Silber, als das von Nickel, weil einesteils zu klein, andernteils zu plump, 1902 wieder aus dem Verkehr gezogen sei. Ein 25-Pfennigstück liege sehr im Bedürfnis. Jetzt brauche man zur Zahlung von 25 Pfennig 3, zur Zahlung von 35, 75, 125 Pfg. 4, zur Zahlung von 45 Pf. 5 Münzen. Für die Einführung eines 25-Pfennig stückes, sowie für eine Vermehrung der Nickelmünzen über haupt, haben sich verschiedene Handelskammern und indu strielle Körperschaften ausgesprochen. — Rußland. Petersburg, 24. November. Gestern erschien in der Wohnung Stolypins im Winter palais ein Mann in Paradeuniform, der sich Oberst Smjatin nannte und den diensthabenden Beamten bat, ihn beim Premierminister Stolypin zu melden. Das Benehmen des Obersten erregte Verdacht. Außerdem wurden einige Un genauigkeiten an der Uniform entdeckt, worauf die sofortige Verhaftung erfolgte. Der vermeintliche Oberst ist eine Zivilperson. Es ist die strengste Untersuchung eingeleitet worden. Der Verhaftete verweigerte jegliche Auskunft. Ohne Zweifel hatte er ein Attentat geplant und Paradeuniform angelegt, da zu dieser auch ein Revolver gehört. Nur Dank der strengen Kontrolle konnte der geheimnisvolle Besucher nicht in das Kabinett Stolypins gelangen. — Belgien. In wohlunterrichteten belgischen Kreisen verlautet nach einem Telegramm aus Brüssel, daß die Mei nungsverschiedenheiten zwischen dem König und der Regierung hinsichtlich der Besitzergreifung des Kongostaates beseitigt sind. Der Vertrag soll anfang dieser Woche der Kammer vorgelegt werden. — England. Unter dem Namen Imperial Marineliga wurde in London ein neuer Verein ge gründet, der für eine schnellere Vermehrung der englischen Flotte Propaganda machen will. — Marokko. Lalla Marnia, 23. November. Zwei Kompagnien Tirailleurs, zwei Kompagnien Zuaven, eine Kompagnie Fremdenlegion, eine Eskadron Spahis, eine halbe Batterie Feldartillerie und eine halbe Sektion Gebirgs artillerie sind um Mitternacht unter dem Kommando des Obersten Fvlincau in das Gebiet der Beni Snassem abmar schiert. Seit früh 7 Uhr hört man ohne Unterbrechung Kanonendonner. — Die Expedition gegen die Beni Snassem verfolgt den Zweck, sie zur Zahlung einer Kontribution von 5000 Francs zu zwingen, welche sie wegen ihres im Oktober ausgeführten Angriffes versprochen hatten. — Oran, 24. November. Gestern fand in der Schlucht von N'Kiß ein Kampf zwischen einer französischen Abteilung und Marokkanern statt. Der Kampf währte von 8 Uhr morgens bis mittags. Auf Seiten der Franzosen wurden 6 Soldaten verwundet, die Marokkaner erlitten erhebliche Verluste durch das französische Artillerie - feuer. Die Franzosen erbeuteten viel Vieh. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 25. November. Der erste Schnee ist gefallen. Die Natur hat nun auch bei uns ihr Winter kleid angelegt. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonn tag, begleitet vom Tosen der Windsbraut, fegte er, vermischt mit Müll und Staub, durch die Straßen. Die aufgehende Sonne erblickte den Totensonntag, wie er das Winterkleid angelegt hatte. — Eibenstock, 25. November. Am Sonnabend abend hielt Herr Paul Bohn- Zeitz im hiesigen Naturheil- verein einen Vortrag über „Die Tuberkulose". Aeußerst interessant und fesselnd wußte Redner sich seines Themas zu entledigen, und dankbar werden ihm seine Hörer sein für die Aufklärungen, welche er ihnen gemacht hat. Dem Naturheilverein-Eibenstock aber sprechen wir unsere Hochach tung und Anerkennung aus. Die Themen, welche er zum Vortrag stellt, sind für die Menschheit von einem solch gro ßen Interesse, daß derartige Vorträge nicht genug empfohlen werden können. Nur schade war es, daß der Besuch so ge ring war; gehofft hatte man auf eine recht rege Beteiligung und aus diesem Grunde den Saal des „Deutschen Hauses" gewählt. — Eibenstock, 25. Novbr. Kommenden Donners tag findet laut Bekanntgabe in vorliegender Nummer der 2. dieswinterliche Vortragsabend im Käufmänni- schen Verein statt. Derselbe verspricht ein außergewöhnlich interessanter zu werden, weshalb wir in nächster Nummer noch näher darauf eingehen wollen. — Die vierte Seite und die Sonnabend-Aus gabe unseres Blattes wird von den Inserenten besonders be vorzugt; alle wollen ihre Annoncen auf der vierten Seite, und hier wieder fast alle „obenan" stehen sehen und alle wollen sie hauptsächlich nur an den vorgenannten Tagen inserieren, in beiden Fällen, weil die Inserate auf der vierten Seite und des Sonnabends mehr gelesen werden. Man ver gißt dabei, daß eine Zeitung, d. h. das Hauptblatt derselben, leider nur eine vierte Seite hat, daß es dem Zeitungsoer leger also beim besten Willen nicht möglich ist, alle diese Wünsche zu erfüllen. Aus diesem Grunde möchten wir die geehrten Geschäftsinhaber darauf aufmerksam machen, daß Inserate in einem Lokalblatte eine gleich gute Wirkung haben, einerlei, ob sie auf der zweiten, dritten oder vierten Seite oder eventl. in der Beilage stehen, da man dem In seratenteil eines Lokalblattes eine viel eingehendere Beachtung schenkt, als z. B. demjenigen großer Zettungen, deren 16-, 24- oder gar 48teiliger Jnseratenanhang meist nur flüchtig durchblättert wird. So ist es auch bezüglich der verschiedenen Ausgaben der Fall. Nicht nur die Sonnabends-, auch jede andere Wochen-Nummer wird vom Publikum aufmerksam ge lesen. sodaß auch hier ein Unterschied in der Wirkung drr