Volltext Seite (XML)
SwMe, K/rMMe v. Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Rau»,eile «Doldpfennig, die 2 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen«!) Gold pfennig, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile der Zeitung lOü Goldpfennig. Nachweisungsgebllhr 20 Gold- pfcnnige. Dorgeschriebene Er- L scheinungstage und Platzpor schriften werden nach Möglich- A/Vk V»/', 6 keit berücksichtigt. Anzeigen annahme bis vormittags IVUHr. — . Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übernehmen wir keine Garantie. IederRabatlanspruch erlischt, wenn derBctrag Lurch Klage der Zeitung oder Kürzung de» Bezugspreises. — Rücksendung eingcsandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Porto deilieg». eingezogen werden mutz oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Anzeigen nehmen auch alle Vermittlungsstellen entgegen. Die Sachsen-Zeitung enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshanptmannschast Meißen, des Amtsgerichts und Stadtrats zu Wilsdruff, Forstrentamts Tharandt, Finanzamts Nossen u. a. Nr. 58 — 83. Jahrgang. T-.«dr. ,s°ch-n,° wng- Wilsdruff-Dresden. Po-D-sd-n es«, Sonnabend, 8 März 1924 der Die „Sachsen-Zeitung" erscheint täglich nachmittags 5 Uhr sür den folgenden Tag. Bezugspreis: Bei Abholung in de« Geschäftsstellen und Ausgabestellen 2,— Mark im Monat, bei Zustellung durch die Boten 2,30 Mark, bei Poftdestellung Nü-er'.- VaM/att ?^so^°'^AuS »nd Geschäftsstellen nehmen - jederzeit Bestellungen entgegen. Am Falle höherer Gewalt, Krieg oder sonstiger Betriebsstörungen hat der Be-neber keinen Anspruch auf Lieferung ver leirtt Oer fiaMn. Von einem Angehörigen deS osma nischen Staates erhalten wir folgende Schilderung Les Kalifats und seiner Bedeutung: Durch einen kurzen Parlcunentsbeschluß, mit einem ein zigen Federstrich sozusagen, haben, wie man weiß, Mustapha Kemal Pascha und seine Leute, die in der türkischen National versammlung zu Angora Sitz und Stimme haben, dem türki schen Kalifat, das eigentlich ein gesamtmohammedanisches Kalifat sein sollte, es aber in Wirklichkeit nie war, ein rühm loses Ende bereitet: Was mehr als tausend Jahre Geschichte in wilden Kriegen, in schirr endlosen Eroberungszügen und unter zahllosen Mordtaten grausamster Art aufgebaut und mit Blut gekittet hatten, ist über Nacht weggefegt worden,als wenn es nie gewesen wäre. .Binnen acht Tagen hast du das Land zu verlassen,' so lautete der gemessene Befehl, der an Abdul Medschid, den Kalifen erging, und der „Beherrscher der Gläubigen", der ja zuletzt nur eine Puppe und ein Spiel ball in Kemals Händen gewesen war, hat die ihm gestellte Galgenfrist nicht erst abgewartet, sondern ist sofort mit Sack und Pack, d. h. mit allen Prinzen und Prinzessinnen seines Hauses und den kümmerlichen Resten seines Hofstaates, in die freie Schweiz, das Asyl so vieler Entthronter, abgereist, wie es heißt, um sich später in dem glaubenverwandten Ägypten niederzulassen. -Wenn im Abendland vom Kalifen die Rede ist, so versteht man darunter gemeiniglich den türkischen Sultan schlechthin — und das ist falsch! Das arabische Wort Sultan, das mit „Gewalthaber" oder „Herr" zu übersetzen ist, ist ein im ganzen islamitischen Orient gewöhnlicher Herrschertitel, und der türkische Kaiser unterschied sich vor allen anderen Sultanen nur dadurch, daß er sich den Titel „Sultan es Salatin", d. i. Sultan der Sultane oder Groß- Herr, beilegte. Im übertragenen Sinne wären auch der per sische Schah, der ägyptische Khedive und andere orientalische Herrscher als Sultane zu bezeichnen. Der Kalif aber — rich tiger wäre die Schreibweise „Chalif", d. i. Nachfolger des Propheten — ist staatsrechtlich der Inhaber nicht nur der obersten weltlichen, sondern auch der obersten lheokratischen Macht: er ist der geistliche Führer der gesamten mohammedanischen Kirche, so daß man nicht mit Unrecht von einem mohame- danischen Staatskirchentum sprechen könnte. Die Sache hat aber — wenn wir uns etwas banal ausdrücken dürfen — einen Haken: die Frage der Kalifen- oder Jmamwürde (denn man bezeichnet den Kalifen auch als Imam, d. i. „Vorsteher" oder „Oberhaupt") ist nämlich der meist umstrittene Punkt der mohammedanischen Sekten und Parteien. Wir wollen hier nicht auf die feinen Glaubensunterschiede, die zwischen „Sunniten" und „Schiiten" bestehen, des näheren cingeben und nur kurz erwähnen, daß der sunnitische Islam den Ka lifen aus der freien Übereinstimmung der mohammedanischen Welt hervorgehen läßt, also sich eine Art „W ahlkaltfen" denkt, wie man im Abendlande „Wahlkönige" kannte, wäh rend die Schiiten die Würde des Kalifen nach dem Tode Mo hammeds auf seinen Schwiegersohn Ali und nach dessen Tode auf seine Nachkommen durch Fatima (Fatme), die Tochter Mohammeds, übergehen lassen, also emerblichesKali- fat wünschen; sie erkennen weder die Rechtmäßigkeit des Kalifates der drei ersten Kalifen noch die der Herrscherge schlechter der Omajjaden und Abbasiden an. Aber man darf nicht glauben, daß nun damit alles erledigt wäre; so einfach ist das alles nicht, denn es gibt innerhalb der großen Grund züge dieser Lehre noch zahlreiche Schattierungen und inner halb der großen Parteien noch zahlreiche Parteichen. Wenn also jetzt in den Zeitungen vielfach behauptet wird, daß die Abschaffung des Kalifats durch Mustapha Kemal Pascha in der gesamten mohammedanischen'Welt ungeheure Aufregung auslösen werde, so ist das nur „eum xrano snlis", mit dem bekannten „Körnchen Salz", zu verstehen. In Erregung ge- rcüen konnten höchstens die Anhänger des türkischen Kalifat.', während z. B. die Perser oder die Marokkaner, die das türkische Kalifat nicht als vollgültig anschen, sich nur mäßig erregen dürften. Im übrigen bat es sich in der Türkei zuletzt ja nur noch um ein Schetnkalifat gehandelt, denn eine wirkliche Macht bedeutete der jetzt abgesetzte Kalif nicht mehr, weder eine weltliche noch eine geistliche. Am 2. November 1922 haben die leitenden Manner von Angora den Sultan Wahid- ed-din abgesetzt und da-> Ende des Sultanats verkündet; das Kalifat wurde vorläufig noch beibehalten, aber die enge Ver schmelzung von Staat und.Nellgion, die das Charakteristi kum der Sultansberrzchast bildete, war dahin, und der neue Kalif, der in der Person des Prinzen Abdul Medschid, eines Vetters des abgesetzten sultans, eingesetzt wurde, schwebte sozusagen in der Luft, da er ein Hcrricher ohne Herrscher rechte war. Dazu kam noch, den ihm schon hei den Ein- setzungszeremonicn klargemacht wurde, daß er nur ein Schattenkalif sein und ein paar an Uw. ganz gleichgültige Obliegenheiten religiöser Natur zu erMen haben werde. Das tat er denn auch mit dem kärglichen Rest der Würde, den man ihm gnädig gelassen hatte, und wmn er am Frei- tag — dem „mohammedanischen Sonntag — zum Gebet in die Moschee, zu dem berühmten Selamlik, fuhr, fanden sich immer noch genug Engländer und Amerikaner, die der Auffahrtszeremonie beiwohnten und sich dieses Vergnügen ein Stück Geld kosten ließen. Auch diese Pracht ist nun vor über. und Konsianlinovel wird eines Tages eine genau so Sie MWWG Ms de« Mi oerWen. „Im Mai, im schönen Maien . . . " (Eigener Fernsprechd! enst der „Sachsen-Zeitun g") Berlin, 7. März. Düs Roichskäbiniett hat heule die innenpolitische Sit-uMon, vor allem die Frage der Reichstags- «uslösung und der Neuwahlen erörtert. Entscheidende Beschlüsse sind noch nicht Maßt Worden^, doch hat es den Anschein, als ob km Kabinett jetzt die Meinung übjerwipgen würde, daß schon ajus technischen Gründen Mahlen im April nicht mehr durch führbar wäjren und ein Verlegen des Wahltermins aus einen Sonntag im Mai notwendig sein dürste. Der Metz-Dosnerstag (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Leipzig, 7. März. Am Donnerstag waren die Meß- Häuser weiter gut besucht. Es treffen immer noch zahlreiche Ein käufer aus dem In- und Auslande ein, so daß mit Rücksicht hieraus der Verwaltungsrat des Meßamtes beschlossen hat, etwaigen Anträgen auf Verkürzung der Messe nicht stattzugeben. Der Andrang zur technischen Messe hielt in gleicher Stärke .auch gestern an. Selbst die Baumesse, die infolge darnieder liegender Bautätigkeit seit einigen Messen recht ungünstig ab- schnitt, ist mit dem Geschäft zufrieden. Die Aussteller rechnen mit einer Verlängerung der technischen Messe um einige Tage, da das Geschäft aus allen Gebieten der technischen Messe in keiner Weife abflaut und anzunehmen ist, daß es noch mehrere Tage anhalten' wird. Reue Gesetzentwürfe. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitun g".) Dresden, 6. März. Die Regierung hat dem Landtag einen Gesetzentwurf über das Psandleihgewerbe zugehen lassen, ferner Gesetzentwürfe über die Aufbringung der Kosten bei Zusammenlegung von Grundstücken und über eine zweite Aen- derung des Forst- und Feldstrafgesetzes. Die neue Goldnotenbank (Eigener Fernsprech dien st der „Sachsen-Zeitun g") Berlin, 6. März. Reichsaußenminister Dr. Strese mann kündigte in seiner heutigen Rede im Reichstage die Ein bringung eines Gesetzentwurfs über die Errichtung der Gold notenbank noch vor dem Auseinandergehen des Reichstages an. Er fügte hinzu, daß an eine Internationalisierung der deutschen Finanzen nicht gedacht sei. Bergmaunslos (Eigener Fernsprechdien st der „Sachsen-Zeitun g") Zeitz, 7. März. Beim Abbau einer Strecke wurden- auf der Grube „Neue Sorge" 2 Arbeiter von hereinbrechenden Kohlenmassen verschüttet. Es gelang nur, einen von ihnen lebend zu bergen, der andere wurde erst nach mehrstündiger Arbeit als Leiche aufgefunden. Der Staatsanwalt verhandelt weiter. (Eigener Fernsprechdienst der „Sachfen-Zeitung".) München, 7. März. Die Verhandlungen, die zur Beilegung des gestrigen Zwischenfalls im Hitler-Prozeß zwischen Vorsitzenden, Staatsanwaltschaft und Verteidigung geführt worden sind, haben zu dem Ergebnis geführt, daß die Ver handlungen morgen ohne Personenwechsel von den' Beteiligten wieder ausgenommen werden. Es sollen von den Beteiligten entsprechende Erklärungen abgegeben werden. Die Verhafteten in München anf freie« Fuh gesetzt. (Eigener Fernsprechdienst der „S a ch s e n - Z e i t ü n g".) München, 7. März. Wie -jb „Münchner N. N." er fahren, sind die Personen, die im Zufqmmenhang mit den Er eignissen vom 8. November in Schutzhaft genommen wurden, nunmehr sämtlich quf steien Fuß gefetzt worden. Das gleiche Bjqtt Seilt mit, dqß die Mzchricht von der Verhaftung des OblerjhutnÄNts a. D. Meyer unzufteffend ist. Immer «och Verhaftung von Bürgern in Pirmasens. Pirmasens, 7. März. Die Verhaftung Pirmasenser Bürger dmchrt iak. Ebenso blieb die Tekphvnspeme, die der' Stadt schwirre Schädigungen zu fügte, ausrechterhalten. Gestern vcimittag wurden Weitvre vier BülqglM in das Gefängnis mpch Mainz Mbracht. Ende des Wiener Vankstreiks (Eigener Fernsprechdienst der „Sachsen-Zeitung".) W ist nh 7. März. Nach dreiwöchiger Dauer ist der EHM deir BaftMamten nunmehr vollkommen beigeftgt. Im Lajuse des hjEgen Tages wftd ein Vertrag von bpiden Seiten unHrjchripben werdens daß qm kommenden Montag die vster- chichifchen Banken ihren Tflrheb wieder chlfnehmen können. In der Fsaa^e der Gehälter wurde eihe allgpuvUne Erhöhung um 5 Prozent zuMtsanden. Maßregelungen werden nicht vor- genommen. Lord Creve bei Poincare Besprechungen über die Pfalz Paris, 7. März. Der englische Botschafter Lord Greve hat sich gestern nach dem Quai d'Orsey begeben, wo er eine längere Unterredung mit Poincarö hatte. Die Pariser Mvrgen- blätter teilen mit, daß von der Lage in der Rheinpfalz die Rede war. Italien u«d der -eutslH-türkische Freund- fchvstsvertrag. Mailand, 7. März. Die italienische Presse kom mentiert den zwischen Deutschland und der Türkei geschlossenen Zreundschaftsvertrag keineswegs sympathisch. Der „Messagero" vermutet sogar, daß hinter dem alten Drang Deutschlands nach Osten! die Beteiligung englischen und amerikanischen Kapitals stecke. Im übrigen ermahnt die Presse gegenüber der deutschen Ausbreitung nach Ostbn zur größten Aufmerksamkeit. Ratifikation des Lanfanner Vertrages in London. London, 7. März. Vom Oberhaus wurde heute in drWr Lesung die RaMiWion Kes Laftstmnj» Friedensvertrags angenommen. nüchterne, langweilige Stadt sein wie irgendeine westeuro päische Handels- und Industriestadt. Der große Krieg hat alles nivelliert, und wenn man künftighin noch einmal vom Kalifen sprechen wird, wird man wahrscheinlich immer nur den von Boieldien vertonten „Kalif von Bagdad", den Ka lifen aus „Tausendundeine Nacht" oder gar den „Kalif Storch" aus Wilhelm Hauffs reizendem Märchen meinen. Nebmed Edd in. fttMtMstimmungriM. Das eintönige Einerlei der Reichstagsverhandlungen, die so wenig den Eindruck einer großen' Debatte machen, wurde am Donnerstag durch bemerkenswerte Ausführungen des Außenministers und einzelner Parteiredner unterbrochen. Der volksparteiliche Abgeordnete von Raumer, der frühere Wirt- schaftsmimster, warnte vor inhaltloser Vielrederei und nannte die langen Reden, die bisher gehalten wurden, ein Schau turnen vor der Wählerschaft. Eine politische Finanzkontrolle lehnte er als unannehmbar ab und forderte eine für die Be amten erträgliche Ausgestaltung der Besoldung. Er verlangte die Beseitigung der Wuchergesetzgebung, die den gewerblichen Mittelstand ruiniert habe und eine Erleichterung der Lasten der Landwirtschaft. Dem Marxismus und dem Klassenkampf müsse man den Wfttschaftsfrieden entgegen stellen. In der ihm eigenen temperamentvollen Weise behandelte dann Dr. Helfferich die Schwierigkeiten unseres Wirtschaftslebens und ruft zur Bildung einer Volksgemeinschaft aller derjenigen auf, denen das Wort Vaterland nicht nur Schall und Rauch ist. Er bespricht dann die Vorgänge in München und gibt zu, daß die dort angeschul digten Männer aus glühender Vaterlandsliebe gehandelt hätten. Dor Standpunkt der Deutschnationalen weiche allerdings grund sätzlich von den Ausführungen: Ludendorffs ab. Bei der aus wärtigen Politik liege die Wurzel des Uebels, nicht im Re parationsproblem, sondern in den Eroberungs- und Macht gelüsten der Franzosen. Frankreich müsse die Maske vom Ge sicht gorissen werden. Die Rentenbank müsse auf alle Fälle ge halten werden. Der Redner nennt die geplante Ausprägung von Silbermünzen ein mangelhaft durchdachtes Experiment und bezeichnet den Notetat als Hunger- und Kummer-Budget, bei dem das deutsche Volk auf die Dauer nicht bestehen könne. Be dauerlich seien die Ausgaben für die feindliche Besatzung. Diese verfluchten Besatzungskösten haben uns schon mehr gekostet als die ganze französische Kriegsentschädigung 1871 ausmachte. Die inneren Besatzungskosten betrugen bis Ende 1923 911 Millionen Goldmark, die äußeren 3520 Goldmillionen. Die Rede Dr. Helfferichs rief den Außenminister Dr. Stresemann auf den Plan, der im Rahmen seiner Polemik gegen die Deutschnatio nalen auch wichtige Erklärungen abgab. Er appellierte an die Vernunft der Wirtschaft der Welt. Sie sollte nicht zugleich mit Deutschland sich selbst zugrunde richten. Gegenüber Dr Helf ferich führte der Minister aus, daß in der Abwehr der Schuld lüge und der Internationalisierung der Reichsbahnen Ein mütigkeit bestehe. Die Zahlungsverweigerung der Beiatzungs kosten aber komme mit Rücksicht auf die besetzten Gebiete nicht in Frage. Unter starkem Beifall erklärte Dr. Stresemann, er führe die G'oldnotenvechandlungen nur, um.das Lösegeld zu schaffen für Rhein, Ruhr und Pfalz. Stresemann war der Meinung, daß auch ein deutschnationaler Außenminister den Versailler Vertrag nicht zerreißen würde, denn dieser Vertrag sei immer noch besser als der jetzige Zustand. Einer neuen Mili tärkontrolle, die über den Vertrag hinausgeht, wird die Re gierung nicht zustimmen. Mit aller Schärfe verwahrte sich der Minister gegen die Unterstellung des deutschnationalen Pro-