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Dresdner Journal : 30.05.1872
- Erscheinungsdatum
- 1872-05-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-187205300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18720530
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18720530
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1872
-
Monat
1872-05
- Tag 1872-05-30
-
Monat
1872-05
-
Jahr
1872
- Titel
- Dresdner Journal : 30.05.1872
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. 1872 M122 Donnerstag, den 3V. Mai Dres-nerHollmal i rUr. 1L Nsicd«, ko«t- «mä L»r»u»r«d«rr Verantwortlicher Redacteur: I. G. Hartmann. HP -Lr. «er «i- — N Local- krstsch und drr rata« »am de« l. rc. «kr. «rr». n« u. L LV«»«',- «»»- ». L.r lme-ls- Henn die in Rede stehende Debatte stets zu demselben Resul tat, daß der Bonapartismus seinen Zweck total ver fehlt, eine entschiedene Niederlage erlitten, ja den „Gnadenstoß" erhalten habe. Rouher, welcher „stets mehr sachwalterischer, als politischer Redner" gewesen und dessen Beredtsamkeit dieses Mal noch untergeordneter erschienen, weil er nicht, wir sonst gewöhnlich, „für eine im Voraus gewonnene Sache" zu plaidiren hatte, werde sich von dem Schlage nicht so bald erholen. — Weit schärfer und heftiger lautet das Verdict der re publikanischen Blätter. DaS „ Siec le" sagt: „Rouher hat den Tag und seine Mühe verloren. Er hat vier Stunden lang gesprochen, er hat Berge versetzt und Felsen gespalten, er hat bis zur Erschöpfung seiner Kräfte gearbeitet, und von dieser äußersten Anstrengung des letzten Advocaten des Kaiserreichs wird nichts übrig bleiben, nicht einmal ein packendes Wort oder rin wärmeres Gefühl. Kein Herz, keine patriotische oder beredte Inspiration; überall schamlose Schau stellung des erschreckendsten Egoismus. In diesem Sinne vornehmlich erweist sich Rouher als der natürliche Advocat und die wahre Personificirung des Kaiser reichs." — Der „Trmps" schreibt: „Es giebt Vcr- antwor lichkeiten, die vernichten, Lagen, von denen man sich nicht mehr erholt, übernommene Talente, die einem Wechsel des Schwerpunktes nicht widerstehen und, einst gehoben durch eine Fluth von servilem Enthusiasmus, vor der Gleichgiltigkeit oder der Verachtung jämmer lich zu Grunde gehen." — Sehr vorsichtig und un bestimmt ist die Haltung der katholischen Organe; „Monde" sowohl, wie „Univers" äußern sich keines wegs unfreundlich über Rouher, scheinen es aber mit den herrschenden Parteien erst recht nicht verderben zu wollen. ttoaürr rrprL» Kwivla« Uummeru: t diam». K«tr <t«a «m«r «apaltaavs 2«I«: 1« K«. F>. 6»uu»tMl0L»r ä« viasäaar n, daß Segen- «nung Spe- decken. Lagrsgclchichjc. U. Berlin, 28. Mai. Die Sprcialberathung über den Marineetat wurde heute im Reichstage zu Ende geführt, nachdem das Brausteuergesctz in Schlußabstim- mung und die Postverträgr mit Portugal und Oester reich-Ungarn in 1. und 2. Lesung angenommen worden waren. Die frühere Marinevcrwalmng erfuhr auch heute wegen ihres Verfahrens mehrfach Tadel. Der Marineetat wurde nur um eine Kleinigkeit gekürzt an genommen; außerdem wurde die Vorlegung eines neuen Flottengründungsplans für 1874 beantragt. Nachdem sodann die Generaldebatte über die Zölle und indirecten Steuern, die kein erhebliches Moment darbot, beendet war, vertagte sich der Reichstag. (Vgl. den Sitzungs bericht in der Beilage.) Morgen wird er die 2 An träge Lasker-Miquel, Grumbrecht und v. Hoverbeck be- rathen, welche die Reichsverfassung dadurch verändern wollen, daß ihre Competenz auf das gesammte bürger liche Recht u. s. w., sowie auf das Lootsenwesen und die Leuchtfeuer ausgedehnt wird und daß andererseits . - Zwischenpausen durch Briefwechsel ausfüllte, die an Quantität und Qualität nie wieder erreicht wurden; werfen wir nur auf die so fein und unvergleichlich viel seitig ausgebildete Glanzperiode des Weimaraner und Berliner Salonlebens einen Blick, wie ihn unS die Literaturgeschichte und die Briefe und Memoiren unserer besten Autoren so leicht thun lasten; sehen wir all diese glänzenden Männer- und Frauengestalten mit ihrem wundersamen Redebedürfuiß, mit ihrem warmen Freund- schaftscultus an unS vorübergehen, ja halten wir diese Zeiterscheinung mit der geschilderten in Frankreich und mit einer ähnlichen in England zusammen, deren Beleuchtung unsere Raumgrenzen überschritten haben würde, so fällt uns dabei ein ganz besonderer Punkt auf. Wir können eS alS eine bedeutsame Erscheinung nicht verläugnen, daß diejenige Epoche, in welcher sich die gebildete Ge sellschaft einer Nation den LuxuS der geistigen Unter haltung, diese scheinbare Verschwendung der Eonversation im höheren Salonleben, in der inhaltrrichen brieflichen Eorrrspondenz am freiesten gestattet, jedesmal mit der Epoche der entschiedensten Literaturentwickrlung zusam- menfällt. Es ist, in was für Formen es auch immer auftritt, der schäumende, überfliegende Most der großen GeisteSkelter, das Regen und Ringen, welches drr classtschen Zeit vorauSgrht, sie begleitet, sie überlebt und sein Wesen erst jenseit derselben durch den Einfluß einer neuen Periode umwandrlt. Der süße Wein der Be geisterung wird alt und hart und medicinisch, wird zum Schnäpschen drr Abstraction und pflegt endlich in drn Weinessig der zersetzenden Kritik überzugrhrn, bis ein andere- großes Erntejahr kommt und andere Reden und andere Trauben wachsen. Wohl nach wie vor ist Deutschland drr Bodrn, auf «rlchrm daS Gediegrnste gesprochen wird, das nur irgendwo das Mrnschrnhirn ersinnt. Aber statt un- legitimistischen Blätter, wie „Gazette de France" „Fran^ais", die kaltblütige und würdige Haltung Kammer nur zu loben. — Das „Journal des Döbats" kommt in einer Reihe von Artikeln über Kümat. Lrpsäitioa cts» Oreaiovr örnäea, « Ao t. r. B.) In der heutige» Sitzung der Bundes versammlung wurde das Eutlaffungsgrsuch des Buubrsraths vr. Dubs geuehmigt und demselben für die geleisteten Dienste der Dank der Versamm lung ausgesprochen. Die Wahl seines Nachfolgers soll iu der Session im Juli erfolgen. London, Dienstag, 28. Mai, Abends. (W. T. B.) „Reuter s Bureau" wird aus New - Aork vom heutigeu Lage telegraphirt, da- 4 Dampf schiffe und 4« Segelschiffe, welche sich zum Robben- fischfang au der Küste von Labrador befanden, mit vollständiger Bemannung (durchschnittlich 90 Mann per Schiff) uatergegaugra find. - ».i^. lurrnmn tritt lUrttiod gemeinen Wissens und Bewußtseins die Restauration der Bourgeoisie, die äußerliche Ausgleichung der Stände feierte. Der stürmische, neugewonnene, vielseitige In halt veränderter Lebensanschauungen, welcher in seinem Eonstitutionalismus eine gewisse geistige Cutturrevo- lution in Permanenz erklärte und in ganz Europa bis heute damit ringt, eine harmonische Gestatt anzu nehmen, konnte drn früheren Esprit der Eonversation nicht zurückgewinnen. Die neue Generation stand und steht zu sehr in der Strömung politischer und socialer Entwickelungen, ist zu sehr von der Zweckmäßigkeits- rechnung erfüllt, um die Unterhaltung als eine selbst ständige Kunst, als einen zeitraubenden Luxus zu be treiben. Jede Geschichtsepoche hat ihre Rechte und bildet sich in Leben und Sitte das Gebahren, daS für sie paßt. Es fragt sich aber doch, ob jener zeitraubende LuxuS liebevoll gepflegter, ich möchte sagen akademistrter Eon- versationskunst eine nutzlose Verschwendung war, ob ohne diese spendable Aussaat die Ernte nicht zu klein aasfällt. Auch Deutschland hat seine Zett der intimsten Eon- versation, es hat seine Blüthe des SalonS gehabt, wenn wir darunter im höheren Sinn nicht die elegante Ostentation de- geselligen Verkehrs, sondern wie billig die geistige Anregung desselben verstehen. Betrachten wir aber in Deutschland im 18. und im Anfang deS 19. Jahrhundert- jenen innigen Ideen - und SerlenauStausch bei Männern und Frauen und hinüber und herüber zwischen beiden Geschlechtern, jenes specielle Ringen nach Aufklärung durch die auSführ lichsten und ernstesten Unterhaltungen, welche- sich im Ueberwallrn der erregten Psyche unserer Sturm- und Dranaprriodr wie in der abgeklärteren Folgezeit in der mündlichen Unterhaltung nicht genügen konnte und die Dresden, 29. Mat. Das interessante Schauspiel, welches der Bonapar- tistische „ Exvicekaiser' Rouher durch seine Inter pellation über die Lieferungsverträge in der fran zösischen Nationalversammlung veranstaltet hatte, ist nach zweitägiger Debatte ohne ein bedeut sames Ergcbniß zu Ende gegangen. Der gewandte Advocat des Kaiserreichs beschränkte sich fast ganz auf eine trockene, actcnmäßige, mit massenhaften Zahlen- gruppirungen eben nicht sehr piquant gespickte Erörte rung der Verantwortlichkeitsfrage und suchte, jeden directen Ausfalls gegen die jetzige Regierung sich enthal tend, nur zwischen die Parteien in geschickter Weise einen Zankapfel zu werfen. Seinen Zweck erreichte der einst vom gesetzgebenden Körper so verwöhnte Redner freilich ebensowenig, als es den Rednern der Rechten und Lin ken, Audifsret und Gambetta, gelang, seine auf Zahlen gestützten Ausführungen durchweg zu widerlegen. Als Sieger aus dem zweitägigen Debattenkampfe ging wohl nur die Regierung des Herrn Thiers hervor, obwohl oder vielmehr weil sie sich kluger Weise, da sie nicht provocirt wurde, schweigend verhielt. Diesen Eindruck empfängt man auch, wenn man die nach ihrem Partei standpunkte total von einander abweichenden Stimmen der französischen Presse nachliest. Die Bonapartistischen Blätter möchten gern einen Hellen Jubelhymnus an- stimmen, als wäre ihr Herr und Meister bereits vor den Thoren von Paris wieder angelangt, doch fehlt ihnen die rechte Freudigkeit. Der „Ordre" findet, daß Rouher „seinen doppelten Zweck, das imperiali stische Regime rein zu waschen und den 4. September in die Schranken zu fordern, vollkommen erreicht" und bis zu Ende „die unfruchtbarste und undankbarste aller Aufgaben" verfolgt habe, „mit der Ausdauer eines Mannes, dem daran gelegen ist, die aufsässigsten Gei ster zu überzeugen und die Ehre seiner Partei siegreich außer Frage zu stellen." Stolz rühmt daS Blatt, daß der Napoleonische Exminister nicht hinter dem „anony men Cvllectivwesen" der Büreaux Schutz gesucht, son dern, Aller persönliche Verantwortlichkeit fordernd, seine und seiner Collcgen Brust offen dargrboten habe. — Die „Patrie" beleuchtet zunächst die Schwierigkeit der Rouher'schen Stellung und die Geschicklichkeit, mit welcher er sich in derselben behauptete. Dann kritisirt sie die Haltung der Assemblee ihm gegenüber und macht hierzu folgende verständliche Bemerkungen: „Vergesse man nicht, daß mindestens zwei Drittheile der Ma jorität und des Centrums unter dem Kaiserreich osfi- ciellen Candidaten zum Opfer fielen und daß sie den Mann vor sich hatten, der lO Jahre lang die ecla- tanteste und einflußreichste Personifikation der officiellen Candidatur gewesen. Kein Groll ist so nachtragend, als der aus Wahlkämpfen entstandene. Der für so unerbittlich gehaltene Groll der Frauen und des Cle- ruS ist nichts dagegen. Die Majorität wird eines Tage- Nachdenken, und kattblütige Leute werden esein- srhcn und Andern begreiflich machen, daß es Augen blicke höchster Gefahr giebt, wo man seinen rückwärts schauenden Groll gebieterischen Interessen der Gegen wart unterordnen muß. Conservative werden begreifen, daß Herr Rouher und seine Freunde durch die Macht der Dinge selbst ein Element bilden, dessen die conser- vative Partei sich nicht ungestraft berauben darf. Man die Bestimmung gestrichen wird, welche die itio in partee bei nicht gemeinschaftlichen BerathungSgrgenständen er möglicht. Außerdem wird der Reichstag noch Beritbte der Petition-- und der GeschLstsprdnungscommission rntgegennehmen, als 1. Gegenstand jedoch den Gesetz entwurf wegen der Consulatsgebühren berathen, da es fraglich ist, ob derselbe an eine Commission verwiesen wird und solchenfalls diese Commission bald zu wählen wäre. Denn, fügte Präsident Or. Simson unter der zustimmenden Heiterkeit des Reichstages hinzu: man muß einigermaßefl daran denken, daß wir an das Ende unserer Arbeiten kommen. Dir morgende Sitzung wird übrigens die letzte sein, die um 12 Uhr beginnt; die übrigen Sitzungen sollen nach der Ankündigung des Präsidenten bereits um 11 Uhr ihren Anfang nehmen, da die Arbeiten der Eommissionrn soweit vorgeschritten find, daß sie nicht mehr nöthtg haben, bi- 12 Uhr früh vor den Sitzungen zu arbeiten. Am Donnerstag wird wegen des hohen katholischen Feiertags keine Sitzung stattfinden, nicht minder am Sonnabend die Sitzung ausfallen, da an diesem Tage eine erhebliche Anzahl Mitglieder einen Ausflug nach der Insel Rügen unternehmen wird. Von nächster Woche ab hofft man jedoch eine raschere Erledigung der Geschäfte. Allge mein verbreitet war heute im Reichstag die Nachricht, daß der Bundesrath noch ein Gesetz vorbereite, welches die kaiserliche Dictatur in Elsaß - Lothringen um ein Jahr verlängere. Dieses Gerücht trat mit solcher Be stimmtheit auf, daß ich es nicht unerwähnt lassen wollte. — Das preußische Staatsministerium trat heute im Reichstagsgebäude zu einer Sitzung zusammen. Nach Schluß derselben wurde mir von bestunterrichteter Seite mitgetheilt, daß u. A. beschlossen worden sei, den preu ßischen Landtag bis zum 2. October zu vertagen. Heute über 8 Tage wird in beiden Häusern des preu ßischen Landtags eine Sitzung abgehalten werden, in welcher diese Vertagung publicirt werden soll. — Inner halb der liberalen Reichspartei regte Abg. Acker mann den Antrag an, daß der Bundesrath ersucht werden soll, die seinerseits gefaßten Entschließungen auf alle von dem Reichstage nach Art. 23 der Ver fassung während einer Session vorgeschlagenm, also aus der Initiative des Reichstags hervorgehenden Ge setze, nicht minder seine Entschließungen auf die dem Bundesrathe resp. dem Reichskanzler zur Berücksichtigung übergebenen Petitionen dem Reichstage spätestens bis zum Beginn der nächsten Session mitzutheilen. Und zwar solle im Ablehnungsfälle die Mittheilung des BundeSratb- unter Angabe der Gründe erfolgen. Dieser Gedanke fand in der Fraction des Antragsteller- An klang, und infolge dessen wurde heute eine Versamm lung von Vertrauensmännern aller Fractionen zusam- menberufen. In dieser vorläufigen Besprechung war man im Allgemeinen und vorbehältlich der Fassung dem Anträge geneigt. Die Vertrauensmänner behielten sich vor, die Entschließung ihrer Fractionen hierüber einzuholen, um die Sache weiter zu verfolgen. — Gestern Abend ist in der Commission für das Militär strafgesetzbuch die zweite Lesung des Entwurfs, unter Theilnahme sämmtlicher Mitglieder der Commission, begonnen und ein großer Theil des Entwurfs endgittig festgestellt worden. Der Schwerpunkt der vorhandenen Differenzen bezieht sich auf den strengen Arrest. Die Meinungen sind, wie man hört, noch getheitt; jedoch giebt man die Hoffnung nicht auf, daß es gelingen werde, den Entwurf, welcher schon so manche Gefahr zu bestehen gehabt und überwunden hat, auch durch diese Klippe glücklich durchzu steuern. Man glaubt, daß die Commission in drei Sitzungen die zweite Lesung beendigen und daher noch in dieser Woche abschließen wird. Die Redactionscommisston ist bereits mit der Redaction der neuerlichen Beschlüsse beschäftigt. Zu derselben ist Abg. vr. Schwarze aus Dresden wieder eingrtroffen, der auf den Wunsch der Commisstonsmit- glirder seinen Reichstageurlaub abkürzte. * Berlin, 28. Mai. Ihre königl. Hoheiten der Kronprinz und die Frau Kronprinzessin von muß hier jede- Borurtheil, jede dynastische Prätenfion bei Seite lasten und auf die conservative Idee im wei- testen Sinne sein Augenmerk richten." — Der „Mo niteur universel" erklärt sich für einen zu alten und entschiedenen Anhänger drr ministeriellen Verant wortlichkeit, um nicht der Rouher'schen Theorie seinen vollen Beifall zu zollen. „Vielleicht," bemerkt das Blatt malitiöS, „hätten manche Dinge, die sich in den letzten Jahren zugrtragen, wie z. B. die Kriegserklä rung, die Niederlagen und drr Fall des Kaiserreichs, nicht stattgefunden, wenn dirse Theorie unter dem Regime, welchem Herr Rouher mit soviel Glanz, wir sagen nicht mit Erfolg, gedient, ernsthaft geübt worden wäre.' — Während die „Presst" die Haltung der Assembler gegenüber dem Advocaten deS Kaiserreichs um nichts bester findet, als früher das Verhalten des gesetzgebenden Körpers gegenüber Thiers oder Gam betta, und „jene loyale Unparteilichkeit" vermißt, welche „großen Versammlungen zur Ehre gereicht", wissen die mit dieser Thatsache ein Compliment zu machen, wollen wir lieber bekennen, daß wir mit dem großartigen Streben und Aufsteigen unserer Literatur nach deren Eintritt in die UebergangSperiode zu einer späteren, einer neuen Weltphase entsprechenden Erhebung auch den Reiz der intimen Eonversation im Allgemeinen verloren haben, und es ist die Frage, ob wir diesen Verlust nicht zu indifferent ertragen. Den beiden Sätzen: der praktische moderne Mensch geht so in Ar beit auf, daß ihm zum Guten und Schönen keine Muße bleibt, und in demselben Grad«, in welchem sich die politische Rednerbühne eines Volkes hebt, rrducirt sich das Bedürfniß des privaten und ästhetischen Ideen austausches — diesen beiden Sätzen dürfen wir höch sten- die zweifelhafte Ehre eine- Paradoxons anthun. Daß zeitweise die Politik andere Interessen ver drängt oder sich mit ihnen verquickt unv sie wesentlich färbt, ja daß sie in Zeiten nationaler Entwickelung oder Neugestaltung, wie sie kürzlich so glorreich an un- vorübergingen, ganz und gar im Mittelpunkte steht, ist natürlich. Aber ein psychisches Volk von Denkern, das gerade seinem tiefsten Fühlen, seinem schöpferischen Reichthum der Ideen, seinen Thaten der Wissenschaft, Literatur und Kunst seine staatliche Kraft und seine Stellung an der Spitze Europa- verdankt' dabei aber doch durchaus keine erobernd« Macht w«rdrn will und kann, — ein solche- Volk wird niemals einseitig und dauernd über die Fragen der Politik und der Tage-gesckichte die allgemein menschlichen der Eultur vernachlässigen. Es wird niemals die unlogisch« Er fahrung machen, daß die Größe und Sicherung seiner nationalen Position, daß dieser vorherrschend weltlich« Besitz ihm dir geistige Freude deS Grdankenau-tauscheS, des liebevollen Versenkens in die feinsten Aufgabe» de- Fortschritte- verkümmern sollte. Der Blumenfreund, law- lMts- Vern lüde» «Hotel k. »u. ithmigt Nichtamtlicher Theil. Uebersicht. Telegraphische Nachrichten. Zeitung-schau. (Ordre. — Patrie. — Moniteur uni versel. — Presse. — Journal des D«bats. — Siöcle. — Temps.) Lage-geschichte. (Berlin. Elbing. Koblenz. München. Wien. Paris. Rom. Madrid. London. Kopenhagen. St. Petersburg. Konstantinopel. Washington.) Dresdner Nachrichten. Provinzialnachrichtrn. (Leipzig. Chemnitz. Plauen. Großenhain. Meißen.) Beilage. Reichttagsfitzung vom-28. Mai. Erurnnungru, Versetzungen rc. i« öffentl. Dienste. Extra-Beilage. Fahrplan der k. sächs. Staatteisenbahnen. Telegraphische Nachrichten. Berlin, Mittwoch, 2S. Mai, Nachmittag. (W. T. B.) Die soeben erschienene „Prov.-Eorresp." schreibt: Dat Vorgehen det Armeebischoft Ramt- zavowSki, welchrt die Verletzung von Staattrrch- ten und Amtspflichten alt Milttärbeamter bildet, hat die StaatSregieruag veranlaßt, eine Ditcip- liuaruutersuchung gegen denselben eiuzuleiten und einstweilige AmtSsvSpevfion auzuordueu, sowie gleichzeitig seinem Genrralvlcar die Avtübuug aller Funktionen zn untersagen. München, Dieuttag, 28. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Der KravkheitSzvstand de» Minister- Präsidenten Grafen Hegnendera-Dux ist nicht uu- bedenklich, giebt jedoch zu ernstlichen Besorgnissen keine Veraulassnng. Mit seiner Bertretavg in Besorgung der laufenden Geschäfte ist der StaatS rath v. Weber branftragt. (Vergl. unter „Tages geschichte".) Wien, Dieuttag, 28. Mai, Lbendt. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung det Abgeordneten- hauset machte der Präsident Mittheilung von dem erfolgten Ableben der Krau Erzherzogin Sophie und gab in seiner Rede dem tiefen Beileid sowie der steten Loyalität bet Hauset Ausdruck. Nachdem das Präsidium die Ermächtigung erhalten, dem Kaiser seiner Zeit dat tiefe Beileid det Hause- zu uuterbreiteu, werden die Sitzungen bi- nach er folgter Beisetzung Ihrer kaiserl. Hoheit autgrfrtzt. Brüssel, Dienttag, 28. Mai, Nachmittagt. (W. T. B.) Der König hat der festlichen Sitzung der Akademie, welche zur Feier ihres hundertjährig»» Bestehens heute stattfaud, beigewohnt und bei die se« Anlässe eine Rede gehalten, welche mit all- fettiger Begeisterung au^enommrv wnrde. Rach dem nun vorliegenden rndgiltigev Resul tat der Wahlen zu den Proviuzialräthen ist die Zusammensetzung derselben iu den einzelnen Pro vinzen dieselbe geblieben mit Ausnahme der Pro vinz Luxemburg, woselbst die Majorität von der liberale» auf die katholische Partei üdergegaugeu ist Bern, Dienttag, 28. Mai, Nachmittagt. (W. i"'" - i Feuilleton. (Redigirt von Otto Banck.) Bemerkungen über die Saloucoaversatto». (Schluß aus Nr. 121.) Genug von drn Hindeutungen deS genannten Autors. Daß sich die französische Erziehung des Weibe- so wohl im 18. wie im 19. Jahrhundert von der deut schen unterschied, bedarf kaum eines Beweise-. Bei uns war Kälte oder Lieblosigkeit gegen einen unwillkomme nen Tochtersegen stet- nur auf den besonderer Fall in ganz besonderen Kreisen beschränkt. Deutschland fran- zöstrte wohl lange Zeit seine Jugenderziehung, ein HeimathloSmachen deS Gemüthes, eine theatralische Schminke, eine Stubendressur des SalonS, worunter besonders die Mädchen und Frauen, weniger die mehr seitig mit dem vaterländischen Element n Berührung kommenden Jünglinge und Männer zu leiden hatten; in Summa blieb aber doch das Familienleben, das Heranbilden im häuslichen Kreise ein geschlossenes, eine altgermanische Regel. Wie sich in Frankreich die gesellige Bildung zu Anfang deS 19. Jahrhunderts und später von der deS 18. unterschied, wie sie sich in abweichender Weise ent wickelte, dies zu verfolgen würde unsere flüchtig skiz- zitte Unterhaltung in eine ausführliche Untersuchung verwandeln. Aber wir dürfen hier wohl zuversichtlich auf die zu Anfang angeführte Klage des urtheilsvollrn Tayllerand über das Sinken der französischen Salon-, der französischen Eonversation znrückweisen. Und was auf seine Epoche folgte, war im Gegensatz zur frühe ren aristokratischen Erntralisatton de- Geiste- jene De» centralisation desselben, welche durch den Wohlstand drS mercantilen Lebens und durch die Verbreitung de- all- Lr»vb«t»e»r Dlzsiioü, mit Xllmmdma ä«r 8oml- rwä keivrMs», Advaä» Mr äev kolzvnäea 1^. Amtlicher Theil. Dresden, 28. Mai. Auf Allerhöchsten Befehl wird wegen erfolgten Ableben- Ihrer Kaiserlichen und Kö niglichen Hoheit, der Frau Erzherzogin Sophie von Oesterreich, geb. Königlichen Prinzessin von Bayern, von heute an am Königlichen Hofe eine Trauer an gelegt und nach dem von dem Oberhofmarschallamte darüber ausgegebenen Reglement sechs Wochen, bis mit 8. Juli d. I., getragen werden. Dresden, 27. Mat. Seine Majestät der König haben zu genehmigen geruhet, daß der Kammerherr v. Boxbera drn von Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser und König von Preußen ihm verliehenen Kronen orden 4. Klasse mit dem rothen Kreuz auf weißem Felde am Erinnerungsbande annehme und trage. «vnä— - L davU-IarU»- Laaeeaet—a «d o-kl, L«rUL-Wln-L»wt»UU-rnmL- tmt ». »Ln: Luü. -ko««, N«rU»: F. Sät«aq^, Hs Hd««cdD Lr»»»»: L , Irvaüm: H Ltaavn » LLraau u K Teaä«, L Ta««r'm»a o. T O. L«rrma»a'»cL« Laodd , Daud« « LV.,^m«: F>. Lucdd ; kmi«: Lava«, F Lo., Win: ^s. Oxpilit,' Daud« F Ld.
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