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Amts- und Anzetgeblatt für das Königs. Gerichtsamt nnd den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemcinderath zu Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Jeituiig" erschein! Mittwoch und Sounabeud und iil durch olle Pofianfialtc», sowie durch die Erpedltion diese» Blatte» siir IO Ngr. viertel- fährltch zu beziehen. — Inserate siir da» Mtttwoch»blatt werden bi» Dienstag früh 0 Ilhr, siir da» Sonnabeud»blatt späieilen» bi» Freitag früh 0 Nhr er. beten z später eingehende Inserate können erst tu der daraus folgende» Nmnmer Aufnahme finden. — Auswärt» werde» Inserate für die Elbzeiwng angenommen in Hohu- stci» bei Hrn. Hesse, in Dresden in den Annoncen-Burcaur der Herren W. Saaibach und M. Nuschpler, und Haascnficin L Vogler n. H. Engler in Leipzig. M «2. Schandau, Souuabcnd, den 5. August i87l. TageS-Chronik des deutsch-französischen Krieges 1870. (Fortsetzung.) 6. August. Großer Sieg der III. Armee unter dem Kronprinzen von Preußen bei Wörth über Mac Mahon (Fritze kommt und Hai ihm schon!) und da» 1. französische ArmeecorpS, da» durch Dt- Visionen deö 5. (Failly) und 6. (Caurobert) ver stärkt ist. — Erstürmung der verschanzten Stellung der Franzosen (Corps Frvssard) auf den Bergen vou Spich crcn, eiugeleitet vou General Kamecke (14. Division) und vollendet durch General v. Goc, den (Abtheilttttgen der 16., 5. und 6. Division). Gegen Abend übernimmt v. Steinmetz da» Cvm. mando. — In Folge der Niederlagen bei Wörth und Spicheren coneentrirt die französische Armee auf ihrer ganzen Linie sich rückwärts, bewirft aber vor dem Abzüge noch Saarbrücken mit Bomben. — Der erste Transport französischer Kriegsgefangenen geht nach Berlin. — Die französischen Truppen im Kirchenstaate werden in Cwita-Vecchia eingeschiffl. — Fieberhafter Freudenrausch in PartS über eine angeblich gewonnene Schlacht mit plötzlicher Ernüch terung durch Entdeckung der Wahrheit. 7. August. Königliches Hauptquartier in Hom burg (Nheinpfalz). — Gefecht der Baiern bei Nic, derdronn und der Württemberger bei NcichShofcn. — Die I. Armee besetzt Saargemünd und Fvrbach, die III. Hagenau. — Sieges-Dankgottesdienst im Dome von Berlin und nachfolgendes Siegeüschießen. — In Paris werden die Telegramme des Kaisers veröffentlicht, welche den Verlust der Schlachten ein- gestehen. Eine Proklamation, gez. Eugenie, mahnt alle guten Bürger zur Aufrechthaitung der Ordnung und die Kaiserin selbst stellt sich an die Spitze der Gefahr. Das Seine-Deparlemenl wird in Belager ungszustand erklär«. 8. August. Eine Proclamation der Minister in Paris fordert daü Volk zur Erhebung auf. — Ar meebefehl des Königs Wilhelm aus Homburg auf Veranlassung des EinrückcnS der II. Armee in Frankreich. 9. August. König Wilhelm verleiht dem Kron prinzen von Preußen das Eiserne Kreuz zweiter Klaffe. — Das lönigl. sächsische ArmeecorpS defilirt in Homburg vor dem König Wilhelm. — Die Veste Lützelstcin wird von der III. Armee besetzt und das Fort Lichtenberg in Brand geschaffen. — Comman- dant Uhrich in Straßburg weist die Aufforderung des General Beper zur Uebergabe der Stadt zurück. — Marschall Bazainc übernimmt den Oberbefehl über die französische Armee. — Ein zweites Panzer- gcschwaber passirt Dover nach der Ostsee steuernd. — Eröffnung der französischen Kammern und Miß trauensvotum derselben gegen das Ministerium Ol livier; dasselbe tritt zurück uud Graf Palikav bildet ein neues. Tumult auf dem Boulevard durch be- ritteuc Municipalgardcn zerstreut. Neber die Depar tement» der I., 3., 7. und 8. Militär-Division wild der Belagerungszustand verhängt. — Daü königl. Hauptquartier wird nach Saarbrücken verlegt. — 19. August. Die französische Armee setzt auf allen Punkten den Rückzug »ach der Mosel fort, gc. folgt vou der deutschen Cavalerie. — 11. August. Königliches Hauptquartier in St. Avold. — Proclamation des Königs vou Preußen au das französische Volk. — Das königlich sächsisch, ArmeecorpS überschreitet die französische Grenzt, Tagesbefehl deS Kronprinzen von, 10. — Der ge- setzgcbcnbc Körper Frankreichs beschließt die Reorga nisation der Nationalgarde nach den, Gesetze von 1831 und genehmigt die Erhöhung deö KriegScreditü auf 1000 Mill. Francs und die Einführung des ZwangScurseö für BanlbillelS. 12. Aug. König Wilhelm prvclamirt die Ab schaffung der Eonscript,on in dem durch deutsche Truppe» besetzten Gebiete. — Die deutsche Cavalerie ist bis vor Metz und Nancy vorgedrungen. — Ge- neralstabSchef Leboeuf entlassen, Trochu und Vinoy erhalten das Oberkommando über die bei Chalons und bei Paris neu zu bildenden Armcecorps (12. nnd 13.). — Die Festung Lichtenberg capituliri. — Eine französische Panzcrflottc erscheint bei Helgoland. Der Minister Chevrcau theilt dem geseygcbenbcn Körper den Beschluß mit, alle deutschen Unterthanen von dem französischen Boden zu vertreiben. 13. Aug. Königliche» Hauptquartier in Faul- quemoul (5 Meilen von Metz). — Viceadmiral Fourichon benachrichtigt den britischen Consul in Curhaven, daß die deutsche Nordseclüstc vom 15. August ab in Bloeadezustand erklärt ist. 14. Aug. Siegreiche» Gefecht von Truppen de» 7. und I. ArmeecorpS bei CourcclleS in der Nähe von Metz gegen die Corps Decaen (3.), Froffard (2.) und Ladmirault (II. Die Franzosen räumen das rechte Moselufer. Der Kaiser und der kaiser liche Prinz gehen von Metz nach Verdun. — Gene ral von Bonin und General Graf von BiSmarck- Bohlcn werden zu General-Gouverneurs ernannt, der erste in Lothringen, der zweite im Elsaß. — 15. Aug. Die Veste Marsal (Dep. Meurthc) capituliri (60 Geschütze). — Deutsche Cavalerie in Commerey (Dep. Maas). — Zu Paris (Villcitc) unterdrückter Aufstand. 16. August. Königliches Hauptquartier in Pont n Mousson. — Blutige Schlacht von Marü-la- Tour» bei Metz gegen Divisionen deS 2., 3., 4.) 6. CorpS und die kaiserliche Garde. Prinz Friedrich Carl wirst mit dein 3. und 10. Corps und Abthci- lungen vom 8. und 9. den Feind, der 2 Adler, 7 Geschütze und 2000 Gefangene verliert, aus Metz zurück. Die Generale von Döring und von Wedell fallen. — Der gesetzgebende Körper in Paris ge nehmigt die Einstellung der Jahrgänge 1865 und 1866 in die Mobilgarde. — Die Straßburger Garnison fällt gegen Ostwald auü und verliert 3 Geschütze. 17. Aug. Der Kaiser von Frankreich trifft in ChalonS ein. — Gefecht der „Grelle" und der Ka nonenboote „Drache", „Blitz" und „Salamander" gegen ein französisches Geschwader bei Rügen. 18. Aug. Großer Sieg unter Führung deS Kö- nigS voll Preußen bei Metz. Die französische Ar mee in festungsähnlicher Stellung wird bei Grave- lvile und Nezonville, bei St. Marie-aur-Chüncü und St. Privat la Montagne vom 2., 7., 8., 9., 12. u. 13. ArmeecorpS vollständig geschlagen, von Paris abgeschnitten und nach Metz geworfen. Der Sieg an den letzten beiden Orten wird von dem 12. (königl. sächsische Armee) und 13. (Garde-) Armee korps errungen. — General Trochu wird zum Gou verneur vou Paris und Oberbefehlshaber aller da- igc» Streitkräfte ernannt. — Die Blocadcerllärung der deutschen Ostseehäfen wird von französischen Schiffen in Swinemündc und Lübeck übergeben. 19. Aug. Der Kronprinz von Sachsen (Eisernes Kreuz) wirs Oberbefehlshaber einer ucugebiloeicn IV. Armee, bestehend auS dem 4., 12. (k. s.) und 43. (Garde-) ArmeecorpS und der .5. und 6. Ca- valcr>e-Division. Freiherr v. Schlotheim wird Chef deS Stabe» dieser Armee. — Prinz Georg vou Sachsen wird Commandcur de» 12. Armee-Corps. 21. August. General von Decker wirb Com- mandeur der Belagerungs-Artillerie bei Straßburg und General v. Menen» Ingenieur an clwk für die Belagerung von Straßburg. — König Wilhelm be glückwünscht den König voll Sachsen zum Erfolg der sächs. Waffen am 18. Aug. — Daü Lager voll Chalvnü wird geräumt. 23. Aug. Bairrischc Artillerie beschießt Bitsch. — Anfang der Beschießung von Straßburg. 25. Anglist. Die Festung Vitry le FranqaiS an der Marne capilulirt. (16 Geschütze und 850 Ge fangene.) 26. August. Königliches Hauptquartier in Cler mont en Argonne. — Der Regierungspräsident v. Kühlwetier wird znm Ctvilcommissak im Elsaß er nannt. — Deutsche Truppen besetzen MarlolSheim bei Colmar. 27. August. Siegreiches Gesecht sächsischer (3. Reg.) und preußischer Cavalerie bei Buzancy gegen Cavalerie deS Mac Mahou'schcn CorpS. 29. Aug. Königliches Hauptquartier in Grand Prü (Dep. Ardenuco). Siegreiches Avantgarden- Gefecht dcü k. sächs. ArmeecorpS bei Nouar« (Dep. ArdcnnrS). — Zwei Preuß. Husarenschwadronen er stürmen Voncq an der Aione. — Ein Ausfall der Besatzung von Straßburg wird zurückgeschlagen. 30. Aug. Königl. Hauptquartier i» VarenncS (Dep. Maas). — Siegreiche Schlacht deö 4., 12. (kgl. sächs.), 13. (Garde-) und des I. baierischen ArmeecorpS unter dem Kronprinzen von Sachsen bei Beaumont am linken MaaSufcr gegen die nach Metz vormarschirende Mac Mahvn'schc Armee, die mit deiii Verluste von 20 Kanonen, 11 Mitrailleusen und 700 Gefangenen thcilS nach Sedan, lhctlü „ach Mouzon gedrängt wird. — Bei Schiltighcim wird oie erste Parallele gegen Straßburg eröffnet. — 18. Division unter dem Grvßhcrzog von Mecklcn- bnrg.Schwcriii, bisher zum Schutze der Küsten ver wendet, wird nach dem Kriegsschauplatz in Frank reich befördert. 31. Aug. Die bei Beaumont siegreichen Trup- pen, durch das 5. und 11. Armee-CorpS verstärkt, überschreiten die Maas und umstellen die nach Sc- oan abgezogene französische Armee. (Forts, sotgt.) Erinnern n g c n. Die Erinnerung an die denkwürdigen Ereignisse deS vorigen Jahre» wird setzt von allen Blattern aufgefrischt. Unter allen erhebenden Gefühlen, welche uns dabei bewegen, ist sicherlich daS am Gedächmiß- lagc der Schlacht bei Wörth daSsenige, welches unS am ungetrübtesten beseelen kann. Marschall Mac Mahon erschien Vielen bi» dahin ebenso unbesiegbar, wie die unter seinem Befehle befindlichen Turcos uiid Zuaven dem deutschen Heere furchtbar erschic- neu. Die große Schiacht am 6. August änderte die Sachlage wie die Ueberzeugniigen, und man kann wohl sagen, daß von da an die Zuversicht zum eud« liehen Siege unserer gerechten Sache nicht mehr er schüttert wurde. Jener Tag war aber noch in an derer Weise bedeutungsvoll, indem er die Freund schaft und Waffengemeinschaft der nord« und süd- deutschen Heere besiegelte und dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen zu dem schönsten Ruhme de» Siegers und deS Vermittlers nord- und süddeutscher Vaterlandsliebe verhalf. Heute gehört der nunmehrige kaiserliche Kronprinz Friedrich von Hvhcnzollern zu den vom deutsche» Volke verchrte- stc» Persönlichkeiten, und c» ist ihm wohl zu gönnen, baß er den herrlichen Tag im trauten Kreise der englischen Königüfamilic und nicht )» Deutschland verlebe. Denn seinem bescheidenen Sinne entspricht die stille Sammlung mehr als daü Geräusch-der Beglückwünschungen, denen er im Vatcrlande nicht hätte entgehen können. — Viel wird auch über die Znsammeiikunf, der beide» Kaiser Wilhelm und Franz Joseph in Gastein geschrieben, im Allgemeinen ist man indeß geneigt, derselbe» keine große politische Bedeutung beizulegeil. Die zweimalige Zusammen- kunst beider Monarchen in demselben Bade und deren Folgen in den letzlen acht Jahren wird zu frisch in der