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Ds«sd«l, den 25. Octobrr« — Auf dem Belvedere der Brüh.'schen Terrasse findet heute Abend eine musikalisch deklamatorische Soiree statt, wo bei der Schauspiele- und Gesangskomiker Herr Dittrich aus der Magdeburger Liederhalle sein Talent in heiteren Vor trägen zur Geltung bringen wird Gleichfalls wird der blinde Clarinett-VirtuoS, Herr Hentzschel, dabei seine Tätig keit entfalten. — Allerhöchstem Befehle zu Folge wird wegen erfolgten Ablebens Sr. Ducchl. des Prinzen Georg zu Anhalt am Königlichen Hofe eine Trauer aus drei Tage, bis mit 26. d. M und wegen erfolgten Ablebens Sr. König!. H des Jn- santen Don Francisco de Paula Antonio von Spanien ein« Trauer auf eine Woche, vom 25. bis mit dem 31. d. M. angelegt. — Dem ärztlichen Direktor 1 es John'schen CivilhospitalS zu Teplitz vr. Philipp Haas ,st der Charakter als Hosrath und dem Kaufmann Beer NindSkopf zu Teplitz der Charakter als Commerz-enrath in der 5. Classe der Hosrangordnung beigelegt worden. — Dem Vernehmen nach haben Ihre k. Hoheiten der Kronprinz und Prinz Georg Einladungen zu den Jagdfesten des Herzogs von Braunschweig in Sibyllenort erhalten, denen dieselben nächst nS nschkcmmm werden. — — Von wohlunterrichteter Seite geht uns die Mitthei lung zu, Laß Se. Maj. der König von Portugal in Kurzem zu einem abermaligen Besuche an unseren königlichen Hof, und zwar diesmal in Begleitung der Königin, seiner Gemah lin, bekanntlich einer Tochter des Königs von Italien, zurück- kehren wird. — — Wie verlautet, ist an Stelle des verstorbenen vr. Käuffer der vormalige Pastor prim. Rüling in Bautzen als Hofprediger ausersehen. Derselbe ist noch von seiner früheren hiesigen Stellung her in Dresden als tüchtiger Kanzelredner bekannt und beliebt — — Die von Oesterreich und Preußen an den Senat der freien Stadt Frankfurt gerichteten Noten find auch hier, wie an den Höfen der übrigen Mittrlflaatrn überreicht worden. Wenn Berliner Correspond nzen behaupten, für Hrn. v. Neust sprci ll sei noch eine Mittheilunz „besonderer Art' damit ver bunden worden, so ist dies wohl dahin zu interprrtiren, daß hiermit eine besondere Uiberreichungsnote gemeint ist, die an dern mittelstaatlichen Regierungen, wenn auch — um sie je weilig dcn Verhältnissen anzupassen — mit entsprechenden Variationen, ebenfalls zugegangen sein wird. Wie hier ver lautet, sind diese Noten von der diesseitigen Regierung sofort beantwortet worden und zwar nach Wien und Berlin gleich lautend. Was den Inhalt der sächsischen Antwort anlangt, so tranSpirirt bis jetzt nur, daß Hr. v. Neust sich dahin aus gesprochen habe, daß di.' eigentliche Beantwortung Sache des Senats der freien Stadt Frankfurt sei, daß aber in Bezug auf die in den österreichisch preußischen Noten in Aussicht ge nommene Eventualität, unerwartet jener Frankfurter Antwort schon jetzt darin erinnert werden müsse, daß ein solches Vor gehen Oesterreichs und Preußens als eine durch die Bundes gesetze verbotene Selbsthülfe zu betrachten sein werde, denn nicht die einzelnen Mächte, sondern der Bund habe in solchen Fällen zu entscheiden. UebrigenS soll in der sächsischen Ant wort aber auch angedeutet sein, daß man hier in Bezug auf den Abgeordnetentag der Ansicht sich nicht verschließe, daß eine Versammlunz von Männern ohne Mandat hierzu diesen Namen u d den Character eines deutschen Parlaments nicht in Anspruch zu nejmen berechtigt sei. Was dagegen die B - schwerden über die Haltung der sächsischen Presse betrifft, die sich indessen auf ein einziges hiesiges Blatt und zwar nicht das , Dresdner Journal" (die Constitu'.ionelle Zeitung?) be- schränken sollen, so wird versichert, daß Hr. v Brust diesen Punkt unter Hinweisung auf dir überaus feindselige Haltung, welche in fast allen regierungsfreundlichen preußischen Blättein gegen Sachsen hcrvortritt, in sehr scharfer Weise beantwortet habe. 31. Oktober. In Bezug auf die nach Frankfurt ergangenen österreichisch.preußischen Noten erfahre ich heute, daß eine „Uebrrreichung" derselben an die hiesige Regierung nicht statt- aefunden Hai, daß tieselb.n vielmehr durch die hiesigen Ge- sandten Oesterreichs und Preußens Herrn v. Brust einfach vor- gelesen worden sind, ohne demselben Abschrift davon zu geben. Auch die angebliche „besondere Note ' für Herrn v. Neust,xi- flirt nicht, sondern die Herren Gesandten haben nach Vorle sung jener Aktenstück iben nur mündlich ihre Beschwerden gegen die Haltung der hiesigen Presse vorgebracht, wobei al- lerdingS zu« Unterstützung derselben rin Blatt eir er hiesigen Zeitung überreicht worden sein soll. ES ist somit an die hie- fige Regierung gar kein Schriftstück gelangt, sondern nur Vor trag über die nach Frankfurt gesandten Noten unter Beifüg ung mündlicher Grläu'erungcn in Bezug auf ihre Anwendung puf Sachsen erstattet worden. Dagegen ist eS richtig, daß Herr v. Brust nach Wien und Berlin sofort hierauf geant- wortet hat. — Vor uns liegt der Jahresbericht über den 37. CursuS der königl. polytechnischen Schule und über Len 28. CursuS der lönigl. Baugewerlenschule zu Dresden auf das Jahr 1864 bis 1865. Man ersieht aus den Miltheilungen, daß die am 31. December 1864 abgeschlossene Rechnung über den Rrise- stipendien-Fond 6926 Thlr. als unantastbaren Capitalstamm und 1675 Thlr. aufgesammelte Zinsen nachweist, von denen bereits 1500 Thlr. als Stipendien bewilligt, aber noch nicht zur Verwendung gekommen. Der Fond zur Gewährung von Mittazetischen halte 1864 einen Bestand von 1435 Thlr. 23 Ngr. 4 Pf. und es war, da d r jährlich gesicherte Z nsen- genuß dies möglich machte, beschlossen worden, bereils von Michaelis 1k64 an einen tätlichen MittigSlisch aus demselben zu gewahren, in dessen Genuß zwei Polytechniker, der eine für 4 Tage, der andere für 3 Tage in der Woche traten. Die Wohlthaten der „Gerstkamp-Stiftung' t aten ebenfalls von Michaelis 1864 an in der Art in's Leben, daß sieben Po'y- technik r täglichen Mitlagslisch und Einer ein Stipendium von 50 Thlr. bewilligt erhielt. Auch im abgelausenen CursuS wurden die Stiftungen der Anstalt um eine neue vermehrt: die ConstantiN'Nov cow-Stiftung, im Betrag von 1066 Thlr. 20 Ngr. Die Zahl der Schüler betrug 346 und an Bei trägen zur Schu'.casie wurden 60 Poiytechnikern zusammen 1736 Thlr erlaff n während 29 die Summe von 1086 Thlr. in Form von Stipendien empfingen. Als Auszeichnung er hielten 4 Schüler silberne, 16 bronzene PrriSmedaillen und 15 Belobigungs-Dekrete. Für die Sammlungen wurden 5373 Thlr. verausgabt, außerdem aber gingen viele wer'h- volle Geschenke für dieselben ein Die Nothwendigkeit der Br- schaffung größerer Locale hat die Trennung der Baugrw-r- kenschule, welche von 108, zuletzt 98 Schülern besucht war und von denen vier die silberne, fünf die bronzene PreiS- Medaille und vier Belobigung«-Dekrete empfingen, herborge- rufen und sind für dieselbe seit Michaelis d. I. Local« in der dritten Etage des Canzleigebäudes auf der Schloßstraße ein gerichtet worden. — ES ist ein sehr wesentliches Merkmal des erlangten Bildungsgrades und der guten Gesinnung des Volkes, daß eS den treuen und verdienten Lehrern seiner Kinder reichliche Liebe und aufrichtigen Dank darbringt. Am 8. Oktober feierte auch die Gemeinde zu Krakau bei Königsbrück rin Dank- und LiebeSfest ihrem alten und braven Cantor Oswald, der an diesem Tage das 50- Jahr seiner getreuen und auch gesegne ten Lehrerthätigkeit vollendete. Schon am Abende vor dem Feste zeigte sich der vom Frieden der Waldeinsamkeit umgebene Ort festlich bewegt, und dies noch mehr im Verlauf des Ehrentages selbst. Ja, die allseitige Theilnahme am Festzot- teSdienste, der Schmuck der Kirche und des Schuthauses, das Streben, den Jubilar durch reiche Ehrengaben auSzuzeich- nen, die Stimmung beim Festmahle, die Feier am Abende durch Gesang und Illumination sprachen deutlich dafür, daß ein in Liebe und Treue geführtes Lehramt von den Gemeinden ge würdigt und anerkannt wird. Möge dem so lange thätig gewesenen Greise ein heiterer und ruhiger Lebensabend be- schieden sein! — Der erste mimisch-physiognomischi. Vortrag dis Herrn Ernst Schulz im Hot l de Pologne wird nicht Do nerslag, sondern Freitag den 27. d. stattfinden. — cts. (5s ist schon genugsam anerkannt worden, daß das DienfimannSwesen, wenn es einer ordentlichen Organisa tion und tüchtigen Leitung unterliegt, einen gar nicht unbe deutenden Factor im ganzen öffentlichen Verkehrsleben bilde. Dies hat unser erstes (rothes) Dienstmanninstitut durch eine seiner neuesten Unternehmungen, die Einrichtung einer Expreß- Paquetpost zwilchen Leipzig, Dresden und Chemnitz, bewiesen. Mit diesem neuen Unte nehmen hat sich die Direktion die Aufgabe gestellt, mit der k. Post, welche bekanntlich bisher das Monopol auf die Beförderung von Paqucten u. s. w. gehabt hat, in Concurrenz zu treten Die Oberpostdireclion hat dem Proficte keine Hindernisse bereitet, und wir wollen sehen, wie dar Expreßwesen mit dem Postwesm die Concurrenz bestehen wird. Jedenfalls muß nach dem vorliegenden Programm (s. auch Inserate in diesen Blättern) zu?«standen werden, daß die Privat-Expreß-Paquetpost unseres DimstmanninstitutS neben einer Menge Vorthrile, wie sie die Staatspost auch bietet, als täg- lieh: Abfindung, Garantie für Verlust oder Schaden, Sen dungen mt Nachnahme oder Vorschuß, diel« Annehmlichkeiten und Bequemlichkeiten uns zusicheit wie sie uns diese nicht ge währen kann. So tritt z B. bei gleichzeitiger Aufgabe meh rerer Stücke an verschiedene Empfänger Tarifermäßigung ein, die Sendung kann unfrankirt geschehen, ohre daß ein Ans chlag ee folgt, die Ablieferung erfolgt frei in'S Haus, die Ver rückung kann so einfach als möglich sein, je nach Wahl der Absender oder Beschaffenheit des Gegenflan>rS auch ganz weg fallen, alle« Schnüren, Siegeln und Adressiren der Paquete aber ist unnöthig. Hierzu kommt, daß der Tarif bei Paqueten von niederem Gewicht mindestens ebenso billig, bei solchen höheren Gewichts aber billiger als bei der Post ist — Di; k. Polizeidirection macht wiederholt bekannt, daß der PränumerationspreiS von 1 Thlr. 15 Ngr. für ri' Adreß buch 1866 am 4 November erlischt, und daß auch r» b » zu diesem Tage Berichtigungen und Wünsche, den Text des selben betreff-nd, berücksichtigt werden können. Die Buchhand lung von E. am Ende (Seestraße 13). woselbst die Pränu meration (von Behörden die schriftliche Bestellung) auf das Adreßbuch zu bewirken ist, besorgt auch diese- Jahr gegen din Mehrbetrag von 8 Ngr. fiste Einbände in lianz Zeug und giebt zu diesem Zwecke besondere (gelbe) Scheine s 1 Thlr. 23 Ngr. aus Gleichzeitig wird nach Auftrag da; Aufdrucken von Namen besorgt Nach d.m 4. November können auf da» Adreßbuch nur Bestellungen zn 2 Thlr, angenommen werden. — Bei dem am Sonntag stattgefundcnen Hof-Concert waren künstlerisch thätig die Herren Concertmeifler Lauterbach, Kammermusiker Hüllweck, Görtng und Grützmoch-.r, welche ein Streichquartett von Haydn (6-äur) spielten, ferner Herr Kam mersänger Tichatscheck, welcher zwei Schubert'sche Lieder, und Fräulein Hänisch, welche Lieder von Mendelssohn, Tauberlh und Abt sang und Fräulein Marie Krebs (nicht Frau KrebS), welche die Lucrezia-Sinsonie und die X-<lur-Sonate von Beet hoven für Pianoforte und Violine (Herr Lauterbach) spielte. — Man erzählt uns, daß während des Marktes bis jetzt schon wieder viele Taschendiebstähle vorgekommen sind? I Sbesondere sollen es die Kleidertaschen von Frauen se>n; auf die es di« Langfinger abgesehen haben. Daneben wird uns ein Fall mitgetheilt, der beweist, daß auch ein Mann; und zwar noch dazu ein recht tüchtiger Geschäftsmann, der Taschendiebstahlsindustrie zum Opfer saller kann Demselben ist nämlich vorgestern eine schwarzledrrne Briektasche mit drei^ hundert Thalern und zwei Wechseln über j^Mtausend Thalir^ an seiner eignen Verkaufsbude gestohlen wWU. Freilich soll er die Brieftasche in einer Hinteren getragen und damit dem Spitzbuben sein Geschäft natürlich sehr erleichtert haben — — In der letzteren Z.-it wurden in hiesiger Stadt in verschiedenen Häusern der Alt- und Neustadt Kinderwagen entwindet. Sie verschwanden stets so spurlos, daß cs schien, als sollte eS gar nicht gelingen. den Dieb zu ermittln. Jetzt erfahren wir, daß dir Diebin eine Frau ist, deren Mann beim Omn buswesen angeflellt und in Neustadt wohnhaft ist. Eie hrt die in Altstadt gestohlenen Kinderwagen in Neustadt, und diejenigen, die sie in Neustadt entwendet, in Altstadt wiedcr verkauft. — — Auf der Weitinerstraße wurde vorgestern eine Dienst person m dem Augenblicke ertappt, als sie in einem dortigin Victualiengkschäft Ns Lademasse um 15 -Irsschec best.-l'" '/a schon früher wägend ihrer häufigen Anw.'senheit irn Gesü auf ganz gleiche Weise Geld auS der Ladencaff: verschwundm war, so halte man beschlossen, sie bei ihrer nächsten Nückk hc in das Geschäft einmal ordentlich aus's Korn zu nehmen. Die Ausführung dieses Beschlusses war von Erfolg begleitet und führte zur Verhaftung der Diebin. - - D e bekamte Roman-Schrifistellerin Loui.se Mühl bach in Berlin, welche sich ler lesonderen Gunst der Königin von Holland erfreut, wurde dieser Tage von Hochderselben freundlichst nach Dresden engeladen, wo sodann die Elftere längere Zeit bei der ho'm Frau verweilte, wstche besonderes Interesse für Kunst i.'-d Literatur hegt Bei dieser Gelegen heit besuchte Frau Mühlbach auch den zur Unterstützung für Beamtentöchter errichteten Bazar, kaufte einen Fächer und sprach sit m t großer Theilnahme über d.n schönen Zweck des Unternehmens auS. — Ein Betrunkener machte sich vorgestern an der Ecke der Wilsdruffer- und Schloßst aße sehr auffällig. Er hielt sich krampfhaft an dem dortigen eisernen Eckkegel und drchte sich um denselben wohl zehnmal wie ein Kreisel. Die Jugend er kannte in dem Bedufcltm einen guten Bekannten und beglei tete ihn in seine Wohnung auf der Wrbergaffs. — Ein durchgehendes Pferd riß gestern Abend auf der Annenflraße einen Mann um, daß derselbe sich auf dem Pfla ster blutig schlug. Ebenso entriß sich am Moalag b.im Kuttil- Hofe ein Stier seinen Führern, wurde wieder ringefangen und echappirte noch ein zweites Mal. Be! dem regen Iahrmarkis- verkehr hätte das wilde Thier viel Schaden c.nrich en können. Ten Führern schien die Sach: viel Spaß zu mach «, wenig-r aber dm Anwohnern der Zwingcrst aße, welche den Kuttel- Hof seine- Gestankes wegen überhaupt im Magen hrben. — Die JahrmarkiSwitlerung ist sich auch diesmal in be liebender Weise confiqu-nt geblieben. Regen von oben, Schmutz von unten haben den Käufern den Besuch teS Markt s eben nicht erleichtert, und die armen Verkäufer von den kleinen