Volltext Seite (XML)
40 Wmßerih-Mürng /reitag. Erscheint Dienstags und Freitag». Zu beziehen durch alle Post anstalten. 21. M-i 1858. Preis pro Quartal 10 Ngr. Inserat« die ^Lpakteiii Zeile 8 Psg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichtsamter und Stadtrathe zu Dippoldiswalde, /raucvstein und Altenberg. — - <r <- , , Verantwortlicher Redakteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde. Tagesgeschichte. Dippoldiswalde, den 18. Mai. Die am l6. und 17. Mar in Reichstädt abgehaliene Kirchen- vist! anvn erhielt durch Vie Theilnahme deS Herrn Oberhvfprrdiger I)r. Liebner aus Dresden ein beson deres Interesse. Derselbe begann beim VormitlagS- gotiesdienst taS Werk durch eine sehr gefühlvolle Ansprache an Vie Gemeinde. Er sprach nämlich über Ps. 95, 7. 8. in einer höchst wohllhuenben, von dem Auftreten anderer Visitatoren an anderen Orten vor- theilhafr abstcchenben Weise, indem er zunächst ans die Frage: Welches ist GvlieS Stimme? Wie giebl sie sich uns zu erkennen? Antwort gab und dann der Gemeinde auSeinankersetzle, weshalb die Visitation auch nach Reichstädt gekommen und wornach sie bei den Gemeindeglievern besonders fragen werde. Beim NachmitlagSgclteödienste setzte Herr Pastor Dittrich daS KaiechismuSerameii, welcher vom Herrn Pastor Estler begonnen wurde, fort und in den späteren Nach- mitlagsstnnden erfolgte auf dem Schlosse die Conserenz der Herren Visitatoren mit den Gemeintevorstäiiden und Hausvätern. Am andern Morgen fand die Catechi- salion der Herrn Lehrer in Reichstädt mit ihren Ober klassen in der Kirche statt, welche Feierlichkeit von dem Herrn Suprinienkent IA. v. Zobel mit einer ausge zeichneten Ansprache an die Schuljugend beschlossen wurde. Dippoldiswalde, 29. Mai. Unsere Statt hat seit mehreren Jahren daS Unglück gehabt, einer Er werbsquelle nach der andern verlustig zu werden. Wir erwähnen z. B. nur den Wegfall der Garnison, deS Rentamtes rc., ferner die nicht in Erfüllung ge gangenen Verheißungen, wie deS Bezirksgerichtes, einer Straßenverbindung mit Pirna, Freiberg, Tha iland rc. Wie sehr der Wohlstand unserer.Stadt da runter leider, ersieht man recht Vcuilich auS der ziem lichen Anzahl von Quartieren, welche jetzt leer stehen, während vor 6—8 Jahren Mangel an Familienlogis herrschte; man sieht eS ferner daran, daß einzelne Gewerbireibende sich anschicken, von hier weqzuziehen, weil sie fürchten, daß brr gewerbliche Verkehr noch mehr zurückgehen möge. DaS Einzige, was unserm Ort jetzt noch Frequenz macht, ist der Straßenverkehr vom obern Gebirge und im Sommer von Teplitz, Altenberg nach Dresden; — aber auch diesem Ver kehre drohte jetzt ein empfindlicher Schlag. Die zeit- her stets vom 15. Mai bis Ende Septbr. im Gange gewesene Personenpvst von Dresden nach Teplitz ollle ganz wegfallen, war auch unter den in der Leipz. Ztg. von Seiten der Oberpostdirection veröffentlichten mit dem 15. b. MtS. beginnenden sog. Badeposten nicht zu finden. Wir glaubten den Grund nur ist der Eröffnung der Außig-Teplitzer Eisenbahn zu finden. Nicht nur, daß die hiesige Posthalterei durch vorläufige Anschaffung und Vermehrung der Transportmittel, Pferde und Wagen, einen nicht unbeträchtlichen Verlust erlitten hätte, es wäre auch unsre Stadt und auch, der Verkehr auf der ganzen Straße zwischen hier und Dresden und namentlich nach Tepliy beeintrqchiigt worden. Den Badereisenden, welche ihrer Krankheit halber das rapide, geräuschvolle Fahren auf der Eisen bahn nicht vertragen mögen, wäre die Gelegenheit zu einem, wenn auch nicht kürzeren, doch sicher be quemeren, geräuschloseren Fortkommen genommen. Auf geschehene Vorstellungen hin ist jedoch nun, wie eS in der betr. Anzeige der Oberpostdirection heißt, „versuchsweise" diese Post nach Teplitz, und zwar von heute, den 20. Mai, an, wieder in Gang gesetzt, und hoffentlich wird sie es bis Ende Septbr. bleiben. — Anderen Städten, wie z. E. Schneeberg, wird eine Zweigeisenbahn gebaut, um eS für die verlorene Bedeutung in bergmännischer wir in gewerblicher Beziehung schadlos zu hallen. Will man auf diese Weise dem sinkenden Wohlstände einzelner Orte von Seilen deS Staates zu Hülfe kommen, so hätte Dippoldiswalde unbedingt Anspruch darauf, da manunsererSiakt seillO—I5Jahrcn nur genommen und Nichts dafür gegeben hat. Also mindestens eine Chaussee zur Albenobahn und durch das Weißeritz thal ist eS, die wir erbitten, die wir fordern müssen! — So eben hören wir, daß auf der (heute er öffnet werdenden) Außig-Teplitzer Eisenbahn bei einer gestern, den >9., stangesundenen Probefahrt zwei Züge zusammengcstoßen seien. Ob Menschen dabei verun glückten, konnten wir nicht erfahren. Dresden, 18. Mai. Ueber das k. Deeret, die Ausführung einer Eisenbahn von Tharanb nach Freiberg und den fiScalischcn Hüttenwerken betref fend, liegt jetzt der Bericht der FinanzdcpukatioN dtv Zweiten Kammer (Ref. Abg. Falke) vor. Die Dcpu« l lation hat sich in dieser Angelegenheit in eine Majorität' und Minoriiät gespalten. Die Majorität (auS den ' Abgg. Georgi, Haberkorn, Rittner, I)r. Hertel, I)r. Henmnm und dem Referenten bestehend) beantragt:' 1 Der Ausführung einer ini Unterbau zweigleisigen Eisen bahnverbindung von Tharand über Eolmnitz und dje Muldncr Hütten nach Freiberg, nebst eingleisiger Flügelbahn nach Hals brücke, aus Staatsmitteln nnd folgenden Voraussetzungen und Bedingungen Zustimmung zu crthcilcu: n) daß die zu Aufbringung der dazu nöthigcn, auf 3,2-t0,000 Tklr. und mit 4 «/» Zinsen auf ii Baujabre, 260,MO 3,500,000 Thlr. veranschlagten Summe, vorzuschlagcnden Finanzmaßregcln Genehmigung der Kammer finden,-