Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 18.11.1891
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1891-11-18
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18911118029
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1891111802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1891111802
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1891
-
Monat
1891-11
- Tag 1891-11-18
-
Monat
1891-11
-
Jahr
1891
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
hl der H«l»l»v»ehttiou »der den tm Sdadt- »«tri mrd den Vororte» errichtete» Au«- gabestellen ab geholt: vierteljährlich ^l4^0. bei zweimaliger täglicher Zustellung in« Hau« .» b.üt). Durch die Post bezöge» für Deuischlaud und Lesterrrich: viertel,ädrlich 6.—. Direcle tägliche »reujdandseiidung in- Ausland: monallich 9.—. T>eMorge».Alitga>'e erlcheinIHgiich ".7 Uhr, die lllLeub-Au.-gabe Wockentagr 5 Uhr. Nedaclion und Lrpedition: IohauucSgaffr 8. Ti« ikxpedttton ist ununlerbrochen g«. dfioet »«» früh 8 bi« Ldeud« 7 Uhr. /iiialra: Lru Ll«««'« L»rtt«. (Alfred Hsha). UmvrrsltütSstroh« 1, Louis Lösche. -alhari-eupr. I«, vart. »ad lküntg«plotz?. Dr»ck uod Verlag vou L. Pol» tu Let»»i^ Abend-Ansftttve. ^ '> . '. l.X, Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anderst r>nAZireiS N argen-Ausgabe: die 6geipalte» jeile SO^, Reklamen unter dem Ridort»»»» stnch iSgeipaltenl 50-^, vor den Fewstlien- »achrichlen >6geipaltenl 40 Abend-Aufgabe: di« 6ge«palienr Petitgeiie so Reklamen unter dein ^tednctionsstrich «4geip»ite») l Famiiiennachrichtrn und Anzeigen verlorener o-egenilände iiigelvalten) O'rogere . br:::e„ lau: »»ikkem Preis- oerzkichuig Tab, Uo rischer aiit, Zrprrnfotz nach hüherrni Toris. (vztrn-Beklagen (gesalzt). ,«r mit der Morgen-Ausgabe, odne Post befördern »g 60.—, u>i t Poslbesorderuag ^4 70.—. Ännatimeschlub für Inlenrte: Abend-vluSgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmiliag« 4 Uhr. konn- und FesliagS stüh 9 Uhr. Lei de» Filialen und Auiinbmesteaea je ein« dulie Stunde früher.^ Inserate sind siete- an die zn richte». .z? 388. Mittwoch den 18. November 1891. 85. Jahrgang. Leipzig, 18. November. * Ge. Majestät der Kaiser ist am Dienstag um 4>/, Uhr in Hannover eingrtroffen und bat sich alsbald im offenen 2Sagen unter dem lebhaften Jubel der Bevölkerung zum Erbloß begeben, Zum Diner bei Sr. Majestät batten Over- präsident v. Bennigsen, Oberjägermeister v. Kotze, Lanbe»- tireclor v. Hamnierstein und der Eommanteur de« KönigS- Ulanen Regiments (I. Hannoversches Nr. Ist) Oberstiieutenant v Bülow Einladung erkalten. Am Abend wohnte der Kaiser der Borstellung im königlichen Theater bis zum Schlüsse bei. Beim Erscheinen wie beim Weggange wurde Allerhöchstder- sclbe mit lebhaften Hurrahrufcn begrüßt. * Beim Empfange des Vorstandes der Gencralsvnode äußerte Se. Majestät der Kaiser sich in folgender Weise: „Allerhöchst dieselben freuten sich herzlich, daß die Synode e neu so günstigen 'Anfang genommen babc und Allerhöchsl- tielcl'.'cn spräche» dafür Obren kiesgesühlien Dank anS. Ter kittinülhige i^cisl, von welche», die Verhandlungen der Synode bisher getragen sind, bade nicht dloS in evangelischen Kreisen, sondern auch bei unfern Gegnern und auswärts — wie ALeryöchstderselbe das ausdrücklich verfolgt hätte — einen liefen Eindruck gemacht. Bei den früheren Synoden sei das nicht in dem Maße der Fall gewesen. Ohne die kräftige Mithilfe der Gcneralsynode könnten die Mächte der Finsterniß in der Gegenwart nicht überwunden werden; es sei kein Schimmer von Hoffnung vorbandcn, daß dies erreicht werde, wenn sie nicht einmütyig initeintreic. Die Verhandlungen würden in ausgezeichnetem Geiste geführt, dafür danke er nochmals und wünsche zn dem weitere» Fortgang der Vcr- bantlungcn Gottes reichen Segen." * Die „Post" hält den Bemerkungen, zu welchen die vom Kaiser in das Münchener Gedenkbuch eingetragenen Worte: >ui>remii i«?x roxi.-- »ilnata» Anlaß gaben, den Text der ersten Thronrede Kaiser Wilbelm'S 1l. cntgrgen, worin er sich gegen die Zumutbung einer Erweiterung der Kronrechte verwahrte, die Verfassung als gerechte und nützliche Bertheilung der Gewalten bezeichnet» und erklärte, er werde sic auch deshalb, nicht nur seines Gelöbnisses wegen, halten und schütze». Jene Worte seien daher nicht ein Bckenntniß rum Absolutismus, sondern nur vielleicht ein nicht ganz glücklich gewählter Ausdruck eines Irästig entwickelten HerrscherbcwußtseinS, wie eS, gepaart mit ebenso starken, Pflichtgefühle, dem Hoheozollernhau>e eigen ist. Wäre es denkbar, daß den, verfassungsmäßigen Zusammen» wirken von Regiment und Volksvertretung der Gedanke der Allei»berrschast entgegengestcllt werden sollte, so hätten die Reichs- und LandeSvertrctung nach dem Satze: Drincipiis ot»8tL dagegen Stellung zu nehmen. * Fürst BiSmarck hat für sich im Reichstage einen Platz auf der rechten Seite des Hauses belegen lassen. Es ist der Platz, den der ver storbene Ob er Präsident v. Schlicckmanninne hatte. * Der gewaltige AnSbruch der BolkSstimmung, der die Durchfahrt deö Fürsten BiSmarck durch Berlin be titele, bat verschiedene» radicalen Blättern, wie der „Frank- urlcr Zeitung" und der „Freisinnige» Zeitung", Gelegenheit gegeben, ihre freiheitliche Denkweise, die sittliche Hoheit ihrer Gesinnung und ihre peinliche Wahrheitsliebe in glanzender Beleuchtung erstrahlen zu lassen. Die AbsperrungSmaßregeln, die bei allen unabhängigen Männern ei» so tiefes Gefühl der Erbitterung erregt haben, erscheinen diese» frriheitS- dlirstigen Männern durchaus gerechtfertigt; ihrer Ansicht nach bat daS deutsche Bolk nickt das Recht, den großen Begründer der nationalen Einheit so lebhaft zu ehren, wie eS ihm beliebt. Ueberwältigende Kundgebungen der Dankbarkeit und Verehrung, welche ergraute Männer zu Tbränen rührten, werden als daS Ergebniß einer künstlichen Mache, als daS Werk antisemitischer Studenten dargcstellt. Diese niedrigen Seelen haben keine Ahnung davon, wie viel Liebe und Be wnndcrun^ für den Scköpfcr des Deutschen Reichs in deutschen Herzen lebt, sic würden es sonst nicht wagen, ihre Gesinnung in ihrer ganzen nackten Häßlichkeit auf offenem Markte auSzustcUen, indem sie eine Kundgebung cdclmcnsch sicher Empfindungen mit frechem Hohn begeifern. * In den großen parlamentarischen Kämpfen, aus welchen liniere Arbeilcrversichcrung hcrvorgcgangen ist, hat die Oppo- suio» immer mit besonderem Nachdruck auf die „gesunde" Enlwickcluiig der Arbeiterverhältnisse in England H,»gewiesen. In dieser Beleuchtung erschien unsere social- pelilische Gesetzgebung wie ein Rückfall in die Babnen de- iilerlebten Polizcistaateö, wäbrend daS in England in Blüthe siebente System der freien Selbsthilfe als das allein richtige Pimcip der Zukunft dargestcllt wurde. DaS Ausland sollle ter Riesenarbeit, welche die deutsche Gesetzgebung unternahm, tenichüttelnb, ja hobnlachend gegenüberstehe», und nach wenigen Jahren sollte aus den Trümmern unseres miß lungenen VcrsuckS daS englische System seinen größten Trmmrh feiern. Aber daS Anstand hat in Wahrkeit daS Vor gebe» DeulschtandS alsbald sehr ernst genommen. Verschiedene Linder habe» unsere Gesetzgebung wenigsten« theilweise nach geabint, »nd die im letzten Sommer in Bern abgcbaltene internationale Eonseren» hat die unwiderstehliche Macht ihrer Gnindgedankcii rückhaltlos genug anerkannt. Nunmcbr aber geschieht gar daS Unerhörte: ein englischer Staatsmann, der neue Sckatzsecretair, Herr Gorst, proclamirt offen auch für England die Nothwendigkeit der Befolgung des deutschen Systems. Nicht allein für die Einführung der zwangsweise» Versicherung der Arbeiter gegen die winbschastlichen Folgen der Erwerbsunfähigkeit tritt er ein, sondern er will auch den Staat mit einer finanziellen Beihilfe an dieser Versickerung belbciligen. Man kann die bisherige Behandlung der Arbeiter frage durch die englische Socialpolitik nicht gründlicher vrr urtbcilcn, als eS durch dies Austrctcii des SckatzsccrelairS -cich:eht; was sagen dazu die Anbeter des so lange mit der M >„e vollendeter Unfeblbarkcit verkündeten britischen Ideals? Gewiß ist k,e Rete des Herrn Gorst noch nicht der Aus druck der öffentlichen Meinung seines Landes; der Gedanke tcS durch die Gesetzgebung vorgeschriebencn unk mit den , nanzen deS Staate« unterstützte» VcrsicherungSzwange« wird sty auch in England erst in heftigen und vielleicht langen K iinvfen Bahn brechen können Aber e« ist schon außer- rrdrntlich viel, daß dieser Gedanke dort von so bedeutsamer uud verantwcrtungSvoller Stelle überhaupt, und zwar mit solchem Nachdruck ausgesprochen werden konnte. Ein be redteres Zeugniß für de» epochemachenden socialpositischen Werth uiifcrer Gesetzgebung Kälte man sich heute, zel>» Jahre nach der kaiserliche» Botschaft vom l7. November 188l, nicht wünschen könne». * Der neue preußische Militairetat fordert „zur Be- chassung von tragbaren Zeltausrüstungen erste Rale 4 .',UU 000 Die Kosten sind aus 8 76V vvu .4! veran- chlagt In der Erläuterung dazu wird gesagt: „Infolge An wachsens der Heeresmassen im Kriege ist auf die Unterkunft drr- clbeu in Ortschaften nur noch i» AuSnabmcfälle» zu rechnen und das Bivouac aus dem Kriegsschauplätze für die Mehr- abl der Truppen die Regel. DieSvrge für dieGesundheit uud ärhallung der Schlagseriigkeit der Truppe fordert Gewäbrung audcrweiten Schutze» gegen Nässe »nd Kälte. Letzteren bieten die tragbaren Zeltausrüstungen, welche sich bei ausgedehnten Versuchen »ach jeder Richtung bewährt habe»." Für da« ' äcksische Eontingeut sind zu dem gleichen Zwecke 441 vvv.< für das württcmbergischc 45000» .« auS- geworjcn. * Man melket un«, daß der Rücktritt deS Ebes« der Municipalverwaltung in Apia, Freiherrn Seusst v. Pit fach, im auswärtigen Amte angenommen ist Als sein Nachfolger gebt der bisherige deutsche Eonsul auf den Marschallinscln, Max Bicrniann, nach Apia. Er wird bereit« Ende November abreisen. * Die Arbeiten der AnsiedelungScommissioa in Posen und Westpreußen schreiten ruhig fort. Bis Ende I8VV wurde» im Ganzen 82 größere Güter mit einer Fläche von 48 665,63 du für 29 376 816 .E und 32 Banernwirtbschasten mit einer Fläche von 1334,37 liu für 904 295 insgesammt also 50 000 liu Landes für 30 28t 2l t angekaujt. Im Iabre 1886 wurden 16 Rittergüter mit I l 7 48,59 liu er worben, 4887 27 Güter mit >4 825,77 I>u, 4888 19 Güter mit 9523,55 ku, 1889 8 Güter mit 4800,63 bu und 1890 42 Güter mit 7767,09 l>» Fläche. Im Jahre 4891 wurden bis Mitte November bereits angekauft 14 Güter mit einer Fläche von 7039 ku. Von diese» Gütern liege» 3 in Westpreußen uud >4 in Posen. Tie 3 wcstprciißische» Güter sind Vorwerk Pruüzyn im .Kreise Strasburg ^240 k»), Sulkan im Kreise Thorn (1044 >,»> und Gryztui im Kreise Zöbau (568 bu). In Pose» liegen: Wyaanowo im Kreise Koschinin (500 bu), Wydrierzewiee mit Vorwerk Trzek im Kreise Schroda (54 l du), Adelig Biechowo un Kreise Wreschen 400 bu), König!. Naudorf im Kreise Wrcscken (410 bust NowieS im Kreise Schrimm (538 ba), Kowalcwo i»i Kreise Pieschen (401 bu), Vorwerk Wanda im Kreise Schildbcrg 240 bu), Groß-Rybno im Kreise Gncsen (429 bu), sieruSzyce in: Kreise Gnescn <429 du), KlcSzezcwo im Sbrcisc Lissa (234 bu) und Gluchowo in: Kreise Koschmin (593 bu). Die meisten Güter wurden bisher erworben im Sbrcise Gncsen, nämlich 12 mit einer Gcsammtfläche von 4798 bu; ferner wurden angetanst i»l Kärcise Znin 8 Rittergüter mit 575» b.i, im Kreise Wongrowitz 7 mit 3554 bu, im Kreise Wreschen 8 Güter mit 3696 bu, im Kreise Iarotschin 6 mit 3018 b». im Kreise Witkowo 6 Güter mit 2563 bu, im -Kreise Mogilno 5 mit 3473 du. Bis Ente 4890 waren bereit« 42 Güter parcellirt und von diesen 33 ganz oder z»m größeren Tbcil mit deutschen Colonistcn besetzt. Gegenwärtig sind über 5» Güter parcellirt und über 4» bereits in deutsche Eolonistcndörfer verwandelt Für die neuen deutschen Dörfer Lubowo, Lcdnagora und Komorowo wurde vor Kurzem die neue evangelische Kirche zu Lubowo (mit 400 Sitzplätzen) eingcweibt. Für die übrigen neuen Ansiedlungen wurden i»iAnschlubandieSchulhä»skrBctsälegcbaut. Ei» sehr großer Schaden für das Deulscythum in Posen und Westpreußen würde eS sein, wenn eS einfluß reichen polnischen Kreisen gelingen sollte, durch Heucheln deutsch-patriotischer Gesinnungen die Arbeiten der AnsiedlungScommission lahm zu legen. DaS müßten die maßgebenden Kreise Preußens im Laufe unseres Jahrhunderts doch einsehcn gelernt haben, daß nur diejenigen slawischen Stämme, die politisch keine Rolle mehr spielen, wie die Wende» und Masuren, gute Freunde der Deutschen sind, daß aber alle anderen slawischen Nationen auch bei dem größten Entgegenkommen der Deutsche» doch unversöhnliche Feinde der deutschen Sprache und Eullur bleiben. * Der „Kuryer PoznanSki" meldet mit Vorbehalt, daß die Verwaltung des AnsicdclungSguteS PicruSczyce, Kreis Iarotschin, bei der ungenügenden Anzahl deutscher Eolonisteu Ordre erhalten habe, die Parccllcn auch an polnische Bauern zu verkaufen. In diesen Tagen sollen 78 polnische Besitzer ihre Rittergüter der AnsicdelsungScommisston zum Kauf angeboren haben. * AuS Fulda wird un« geschrieben: Wie wir heute aus klerikalen Kreisen in Erfahrung bringe», beabsichtigt der ultramontane rheinisch-westfälische Adel, alsbald eine große Versammlung von katholischen Notabel» zu veranstalten, welche ihr Votum in der Jesuit e nfrage abgebcn soll. Als Versammlungsorte werden Köln und Mainz genannt. * Wie die „Nat.-Lib.-Eorr." hört, steht e« noch nicht fest, daß die deutsche Partei den bisher von den National livrralen vertretenen tt. württembergischen Reichs tagswahlkrei« (Hall-Oehringen) ausgiebt. E« wird vielmehr noch versucht werden, euien geeignete» Candidatcn zu finden. * Bon deutschsrrisinniger Seite werden nach dm An kündigungcn ter Blätter noch lebhafte Anstrengungen gemacht werden, die Krankencassennovclle, deren zweite Be- ralbuug im Plenum am Donnerstag beginnt, zu Fall zu bringen oder wesentlich umzugestalten. Von dieser Seite wird namentlich die Ausdehnung de« Eafsenzwange« auf die Handlungsgehilfen und die Acudcrung in den Be rccknguiigeu der cmgk'chriebenen HüsSeasse» bekämpft Den selben soll »ach der Vorlage u. A. die Befähigung entzogen werken, ihren Mitgliedern statt freier ärztlicher Behandlung ein höhere« Krankengeld zu gewähren und ihnen damit die Wahl deS Arztes srcizustcllen. In der Eoiilnnssion hatten un Gcgcntbeil die Freisinnigen de» Antrag gestellt, allgemein den Mitgliedern der Eaflen freie Aerztewabl zu gestatten waren damit aber nicht durchgedrungen. AIS hauptsächlichsten Zweck der Novelle betrachten überhaupt die Freisinnigen wie auch die Socialdemokratcn eine Feiadseligkrit gegen die freien HilfScassen. was von der Regierung »nd von anderen Parteien sebr entschiede» bestritten wirb tlni diese Fragen wird aber nochmal« ein lebhafter Kampf sich cnlspinnc». Die Vorlage, wie sic aus der Eommissio» bcrvorgcgange», beruht indessen auf so nuibsainc» Verhandlungen »nt wird do» einer so be deutenden Mehrheit de« Reichstags tintersintzt. daß daran schwerlich mehr erhebliche Veränderungen vorgcnvninie» werden. Auch die .,F>cisi»ni>)e Zcilung" meint entsagungsvoll: „Nach dem Ergebniß ter EomniissionSverbaiibluiigcn ist wenig Hoff nung, baß auch nur die bcbenNichsten Bestimmungen >»> Plenum anSgeschiedeii werden." * DaS Ergebniß der in der Stadt Wciinar vor- genomineiiei» Wahlen zum Gemcliiderat Ke ist da«, daß fast die sämmtlichen auSschcidendc» Mitglieder wicder- gewäblt wurden. Die neiigewäbllen Herren sind angesebenc Bürger ohne pronoiieirle Parteistelluiig. Ter freisinnige Agitator Ist Frankel, welcher absolut in der Ocffe»t!ichke>l eine Rolle spielen möchte, ist glänzend durchgcsallen Vielleicht versiebe» seine Anhänger endlich diese Vota der Bürgerschaft. * Aus 'Württemberg wird der „Kölnische» Zeitung" geschrieben: Unsere Parteiverbältnisse sind zur Zeit in eine gewisse Krisis cingetretcn Innerhalb de» deutschen Partei geht eine viel verbreitete Strömung dabi». für die Niederlage in Oebringcn den Mangel a» Selbstständigkeit verantwortlich zu machen, welchen die letzte LandeSversammluiig in der Frage ter BcrwaltungSreform »nndesteiis anscheinend a» den Tag ge legt bat, »nd bei der auf den 6. Drrcmber berufene» Vcr- trallcnsinäilntrversainittlnng wird in dieser Hinsicht vernilitb- lich eine klärende Erörterung statlnnben Aber auch in ter Linke» gäkrt eS gewaltig. Diese Fraction beitebt aus vier radicalen Volksparteilern, voran die beiden Haußinänner, aus de» zabinercn Demokraten ü la Härle, ans ten inebr in« Natiouallibcrale schillernde» Eicmciilen wie Ebner und Stock inayer, endlich a»S den ultraniontaiien Tcinokratc» wie Probst und an« de» ultranionlancn RcaicrungSdcmokratcn wie Unter sec. Gewiß eine sehr b»»ie Gesellschaft! Die katholische» Mitglieder sind »uu schon seit der SchnlaufsichtStcbatte über die demokratische» Frciuike verschnupft, neuerdings pricht inan vo» einer Spaltung de« „ElubS der Linke»", weil die Demokraten bei der Adreßdcbattc von der durch Probst angeregten Leitung tes religiösen Elements nichts wissen wollten Gleichzeitig solle» Ebner »nd Stockmancr anötreten wollen, weil ihnen die Radicalen schon lange, »amcnUich aber bei der letzten Tagung, »ndcquci» geworden ind. Die Secession der Katholiken scheint nur dadurch noch aufgchallcn zu sei», daß die conservatwen Katholiken der „Landesparlel" gleichzeitig auch auSlreten und zur Bildung deS berühmten „schwäbischen Eentrum«" Kelsen sollen, was sie aber bis jetzt nicht thun mögen. * Die ungarische Regierung bat die Satzungen der jüngst in Pest gegründeten magyarische» Patrioten iga bestätigt. Diese Tbatsache beweist, daß die chauviiiisli schm Unter- oder Ncbeilslrölnungen, welche die Regierungen zu diesem bedenklichen Schritt gedrängt habe», übermächtig find und daß die Regierung i» allen ähnlichen Fragen von diese» außerhalb ihres Krciic« stehenden Factvren geschoben wird. Es wird nun eine Verfolgung des Deutschst»»»« in Pest beginnen, wie man sic bisher »och nicht erlebt bat, eine Verfolgung, die jedenfalls mit der vollständigen Vcr drängung des deutschen EleincutS in Ungarns Hauptstadt endigen wird. Besäßen die 120 000 Deutschen in Pest nur ein etwa« regere« Nationalgcsübl, so hätte c« gar nicht so weit komme» könne». * Bon dem zum StaatSniinister ohne Portefeuille er »annteu Fiibrer der Rechte» Woeste erschien gestern eine Broschüre, betitelt: „Die Neutralität Belgiens" Die Bro schüre ist eine Vcrtbcidigniig des Königs gegen die von französischer Seite ansgesprocheiic Verdächtigung seiner Vertragstreue, sic giedt einen historische» Rückblick über die Neutralität Belgien« an« ter Zeit des Iulilönigibum«, der zweiten Republik, de« Kaiserreich« und der dritten Republik bis >rute; sie weist autoritativ die Legende von einem geheime» Vertrage mit Deutschland zurück und liefert den Beweis, daß auch bezüglich der MaaSiestungc» und der Sympathie» de« officieUeu Belgiens für Frankreich und Deutschland Belgien nicht au« dem Rahmen der Ncutralilät berausgehe. Minister Woeste gab aus Beilage» zu. daß er auf Anregung de« Königs seine Broschüre als eine ernste Verwahrung gegen sranzöstschc Lügen geschrieben habe * Die Lage der englischen Parteien wird im Hi» blick aus de» nächstjährigen parlaincntarifchcn Haupt wadlfelvzug schon jetzt zniii Gegenstand der linanSgeseyten eifrigen Fürsorge der professionellen Wablmacher und ihre« journalistischen HilfSstabes. Der Liberalismus, welcher seit der Guildhall Rebe Lord Sali-bnrv's einige »nangcnebme Stunde» verlebt hatte, ibut jetzt, nachdem je», Eandikat aus ter Ersatzwahl vo» South Molton als Sieger über den unionistiscbc» Mitbewerber bervorgegangen, als wen» er schon wieder da« Heft in dm Händen halte »nd Mr. Gladstone die Fäden der englischen Politik in der vo» früker bc kannte» Weise lenkte. Tbatsächlick ist der liberale Wabl erfolg ja linbestreitbar, ob aber auch seine Eonseguenze» die Träume der jetzigen Opposition in Erfüllung gebe» lassen werde», steht kakin. Der Umstand, baß die Liberalen sich momentan so gewaltig auss höbe Pferd setze», ließe sich ebenso gut damit erklären, daß sie schon nahe ani Ausgebcn der Partie waren und nun den Eontrast des SituationSwechselS um so schärser inarknen Wenn die öffentliche Meinung England« erst wieder Zeit sindei, sich auch um da«, wa» außerhalb ter englischen vier Psäble passirt. z» kümmern dürfte e- ibr kann, entgehe», baß liberale Wahlcrsolge nirgend» mit mehr Applaus gefeiert werden, als seitens derfcnige» Kreise, die für England alle« andere denn Wohlwollen unk Sympathie empfinden Diese Äakr nkbmuiig dürste dann wodl kaum ermangeln, aus zahlreiche Wähler insoweit ernüchternd zu wirken, als sie zu der Einsicht gelangen inüffcn, daß patriotische llnterthanm der Königin Victoria eigentlich etwa« Klügere« thun könnten, al< um dm Beifall der geschworenen Neider und Feinde Alt England« zu bublen Uebrigen« darf nicht übersehen werden taff, selbst den Fall einer AmtSrückkchr Gladstone S gesetzt, damit keineswegs e,n« Rückkehr 8«>s pkrw>v auch zu den früheren RegicrungSiiiaxiniku diese« liberalen Staatsmann«« attsiiitc» müßte. Denn seitdem Gladstone au« dem Amte gedrängt wurde, bat fick die Pbusiognomic Europa« und der übrige» Welt gründlich veränbert: der Dreibund ist geschaffen und bat sein Gegengewicht in der russisch französlschm An- äbcrung erhalten, »nd c« liegen triftige Gründe zu ter Muthiiiaßulig vor, daß ein Gladstone icke« Regime der 9oer Iabre sick von dem de« vorigen Jahrzehnt« in mebr als einem prineipicll bedeutsame» Pniiclc untcrscheiten möchte. Wen» dabcr die englischen Liberalen jubeln, so ist das noch kein genügender Anlaß, wegen der Eontinuität der englischen A»sland«polilik Besorgnisse zn hegen * Da« „Rcutcr'sckc Bureau" erklärt die Meldungen des Standard" bezüglich der Wicbcraiif'iiabmc von Verbanb- lungcii betreff« der egyptischen Frage für unbegründet. ES sei tveder von Lord TaliSburv noch vo» der Pforte eine Initiative zur Wiederauinabme dieser Frage ergriffen worden SaliSbnrv babe c« vielmebr abgelebni, über die Festsetzung eines Dalum« zur Räumung EavplcnS in Ver handlung zu trete». * Nach Berichte», die de» „B. P. N." aus St. Peters burg übermittelt werde», erhalten sich dort auch i» unter richtete» Kreisen die Gerüchte, daß der Rücktritt des Finanz Ministers WischnegradSky nur eine Frage der Zeit sei. Man meint, daß, wenn ein Personenwechsel noch nicht cittgctrcte», die« »»r dem Umstande zuzuschrciben ist, das; man auch in den höchsten (breiie» der Ansicht ist, cS »iüffe ibm überlassen bleibe», die durch feine Schutt ent laukciieii Schwierigkeiten z» bewältige», da augenblicklich icmaiiden zugcmulbct werde» kan», vorder seine Erbschaft zu übernehme». * lieber die Ersparnißfrage in Spanien machte agasla folgende Erklärungen: Tic Regierung müßte eine Ersparung^ictatur cinfübre», um die Ausgaben mit de» Einkünften i» Einklang z» bringen durch eine Beschränkung der erstcrei, und eine Verminderung der letzteren Die Lage -ZpaniciiS diSpcnsirr dasselbe von einer Einmischung in die europäische» Frage» Aber wenn die Zustände c« erforderten, werde cS nölbig sei», vorbereitet z» sein. Die Bezahlung de« fälligen EouponS genüge nickt, um de» Erctit Spaniens >m Auslaute aufrecht zucrhaltcn. Und wen» man schließlich dcn Eoupon auch bc zahle, so könne »lau die« doch mit den Mittel» de« Staatö- chatze« nicht erreiche», vhnc seine Zuflucht zu einer neuen Anleihe z» nebmcn. Er balle also dafür, dast da« einzige Mittel, da« Budget im Gleichgewicht zu erhalle», große Er sparnisse find. * AuS Koiistantinopel kommt die Meldung, daß die Art, wie jetzt durch die türlischcn Functionaire i» Aldanien eiiigegriffc» wird, »m de» Friede» zwischen den streitsüchtigen Stämmen einerseits berzustelle» »nd andererseits Händeln zwischen tensclbc» »nd den Montenegrinern an der Grenze zu steuern, vo» besserem Erfolge begleitet ist als Alle«, was bisher in dieser Richtung gescbebe» ist. Es ist die« haupt sächlich der in Albanic» eingclrctenc» Eiilwafsliung zuzu schrciben, die bisher ohne besondere Schwierigkeiten vor sich cbt. Im Uebrigen wird im Allgemeinen mehr mit fricd- ichcn Mitteln als mit Gcwallmaßrcgeln gewirkt * Die eingeborenen indischen Fürste», welche unter englischem Prolcctoratc stehe» und durch Unterhaltung eigener Truppen zur Verstärkung der britischen Machtstellung i» Indien beitragen, legen plötzlich großen niilitairifchen Eifer an den Tag. Bei den großen Londoner Armeclieseraiiten- Firincn sind letzthin zahl und »msaiigreichc Bestellungen aus Uniformen und Lederzcug für Rechnung der Truppcnconlingentc gedachter indischer Fürsten clngetrosicii. * Nach einer Reuter Meldung aus Rio de Janeiro vo» gestern hat Präsident ,>vnseca cin Teeret erlassen, welches einen NachtragScrcdil von 13 Millionen MilreiS für An schaffung von Ausrüstung und Muninon eröffnet. Sonst ist die Lage unverändert. * Alle Privalllachrichtcn auö Brasilien laute» für Fonscca ungünstig. Sein Anhänger FKneratGoiizaleS i» Rio-Grande do Sul wurde vo» dcn »leisten seiner eigenen Soldaten verlassen »nd mußte fick mit 2000 ibm treu ge bliebener Truppen nach Sa» Katharina zurückzicbcn. Der Gouverneur der Provinz Sa» Paolo wurde abgcsetzt. Die aufständischen Provinze» verweigern jede Stciicrzakliing. * Die neuesten Berichte aus Brasilien »nd anderen Quelle» lauten sehr bcuiirnhigcnt. Gestern Morgen wurde der Postdienst eingestellt, alle Zcilnngsiiachrichte» wurde» an gehalten Der Belagerungszustand wird in Rio de Janeiro ans« Schärfste gebandhabt. Wie verlautet, sind die Eongressio- nalisten der Provinz Rio Grande do Sul vorgerückt, um den Truppen de« Diktators eine Schlacht au- zilbiete». Dieselbe kan» >» Bälde geliefert werde». Die Ecnsur wird sebr streng grhaiidbabt Der District Para steht im Begriff, seine Unabhängigkeit zn erklären. Bei einem vorgestern ftaltgehabten Meeting entschieden sich die Marine Ossiciere z» Gunsten der Unabhängigkeit. Inzwischen stehe» die Geschäste still. — Ter WechsclcourS wurde gestern Morgen mit ll'/» notirt ttkillistay.') 120. Sitzung vom l7. November, 2 Uhr. Am Tuche de« VundeSratb«: v Marschall, v. BStticher Präsident v. Levetzow: Wahrend der Vertagnug de« Reichs tage« ist am 6. Lrtover d. I. einer der Mitbegründer de« Reiche«, ei» treuer Piliidesgeuoije umere^ Nmier«, der Landervater unserer schwäbische,i Landsleute, itümg Uart von Württemberg, verstorben Der Reichstag hegt nicht nnr Zheilnnhme an der Trauer in Wu>tlcinberg ud>r ven Veiinu de 'w> ,g->, er hestngi „ach.selber de» Heimgang eine« Fürste», bei immer »>» zn »aller und Reich genanten und hierinit di, Wabrang d-o heiondcieii Interessen leine« Landes zu verewigen geionht b»I. Inoein äae sich vv» den PUttze» erhöbe» haben, haben Sie Ihre Zustimmung zn diesen meinen Worten betnndei Erster Olegeiistond der Tagesordnung ist die erste Berat im ug de« Olejetzentwurs«. belr. di» Bestrafung des Sclavenhandei«. *) Der vorsiebende Berich! ist uns infolge eine« durch die Posi-- verwaitung herdeigciührle» Versehens veruxuet zuaegangen. Di« Redactton
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite