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Vorabend-MÄl 66. Jahrgang. 4S. Donnerstag, 26. Januar 1-22. Gegründet 1SSV »radtanIchrM: «achrtchl»» tzerntprecher. Sammelnummer SS 241. Nur sür tNachtgeiprilche: 20011. „ , ln Dresden und Vororten bei «jpttch »welmaliaer Julraguns monolli» >1,— M,, VöAUgL^MövUyl' vierlel^drll^ <r^— «o^ durch die PoN dri Itlplich zweimaligem Versand manallich . .. Die einspaltiv« «7 mm dreil» Zeile >M. Aut AamM«nanze>a«n, vozeiac-! unter ^Ilirplopn-Drelie Stelle». II. Maünunasmarkt. Ilpaltige Nn- u. «erd-iule l» l>/o. Darmac.plahe laut V I Laris. tUurwürt tUunritge »eg, vorausderahl. Sinzelpreis d.iioradendblallea NP,. Schrlftlettuuq und Aauvlqetchiltlk.stelle: Ivarlenllratz» SS/^0. 4ru<li u. vertag von lZtePsch » Slelchartl In Dreeden. Poftichech-Konto lOSS Die,»«». Stachdruiti nur mit beullicher SueNenangade «.Dresdner llachr.-- »ulillii». — Unoerlangt« Schrlslstüch» werden nicht aulbewahr!. August Nörgler Flügel, Pianos L-Üdosu (8s.) VolksuislokLi: vrssclsn-^., Wsissnksusstrsks 8, Ventral-Ikssior-pLssag«. Kompromißvorschlag der bürgerlichenParteien. Me Zwangsanleihe von 4« Milliarden. iEtgene Jnsoruratinn der „Dresdner Nachrichten".! Berlin, LH. Jan. Die politische Lage stellt sich «« die Mittagsstunde folgendermaßen dar: kurz oor IN Uhr traten das .Zentrum, die Demokraten, die Deutsche Nolks- partei und die Bayrische Volkspartei zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen, an der auch der Reichskanzler, Dr. Rathcnau und Hermes teilnalimeu. Die Berhandlun- geu diente» der viciteren Erörtcrnng der gestrigen Be ratung. di« als ergebnislos abgebrochen war. Insonderheit handelt es sich siir die bürgerlichen Parteien darum. ueue Verschlage zu sindeo, dene« die Lozioldemokratic nach ihrer Ansicht zv- Kimmcn könnte. Die Aussichten hierzu sind jedoch anker- ordentlich gering, da die Sozialdemokraten nach wie vor erklären, an ihrem Llaudpnnkt unabänderlich sest- zahalteu. Die Demokraten hatten einen Vermittlnngsncrschkag gemacht, der daianf htnanslief, IÜÜ Prozent des zweiten Drittens des Reichsnotopscro deschleunigi einzuziehen. Um 11 Uhr mar eine Beratung der U. S. P. beim Reichskanzler uorgeschen. die aber verschoben wurde, da »die NespiccÄnn- gen mit den bürgerlichen Parteien noch nicht beendet waren und der Reichskanzler Wert daraus legte, an diesen bis zum Schluß teilzunebmcn. Die Beratungen der bürgerlichen Parteien haben nun zu einem oorläusigen Kompro- misi gesübrt, und zwar mit salgenver Basis: Es werden sofort 4» Milliarden Papiermark ans dem Wege der Zwangsanlrihe erhoben, die in den ersten stius Jahren zinslos bleiben. Dafür wird ans so fortig« Eriasinng des zweiten Drittels des Rcichsnoiopsrrs verzichtet Zu diesem Kompromiß werden nnnmehr die Fraktionen selbst Stellung ncbmen. Heute nachmittag k> llhr wird end gültige Beschlußfassung darüber hcrbeigesiibrt werden. Zurzeit verhandelt der Reichskanzler mit den Un- abkängigcn. um auch diese zur Annahme des Kompromiß- Vorschlages z« bewegen. Streikbeschluß -er Aeichsgewerkschast Deutscher Eisenbahner. Ulltmalloe gfor-erung auf unverzügliche Ausbrsserung -er SinkommeusverhäUnisse. tTrahtmcloungunsrrrBcrltncrSchriftleitung.! Berlin. 2L. Jan. Zn seiner gestrigen Sitzung saht« der erweiterte Vorstand der Reichsgctverksckmft Deutscher Eiscubahnbeomten und -Anwärter mit 6» gegen >S bei zwei Stimmenthaltungen einen Strcikbefchlnst. Dast der Streik- belchlub in diesem Zolle ohne die sonst üblich« Vornahme einer Urabkima.nnq gefaßt wurde, wird damit eutschnldigl, dost die Labungen der Reichsgewerkschast sür besonders dringende Fälle ein inlchco Abweichen nun der Regel ge, statte«. Heute wird bei dcr Reichsgcwerkichost ein Aktiousaosichnß gebildet, zu dem jede Fochgewcrk- ichast eine» Vertreter entsendet »vd bei dem die Durch führung des Streikbeschlusses liege» wird. Zunächst soll dieser Ausschuß heute dem Rcichsvcrkchrsminister, dem Rcichsfinanzminilter und dem Neüststag «in aus fünf Tage befristetes Ultimatum stellen, in dem eine unverzügliche Ausbesserung der EinlommLnsuerhältnisse, insbesondere bei den unteren Bcantteugruppen, verlangt und da« Ardeitozettgesrst sowie das Eisenbabnfinanzgesetz in seiner jetzigen Fassung abgelehnt wirb. Beschleunigte Verhandlungen über die Gewährung von UeverleuerungszuschUssen. ID r a h l m c l d u » g » n i r e r N e r l t n r L ch r i s t l e i t ,r n g.) Berlin. 25. Jan. Leit gestern finden im Reichsflna»»z- niinifterium die Verhandlungen mit den Vertretern der Ge werkschaften über die Gewährung non lieber l e n e r u n g s z n i ch ii ss e n in den Orten statt, wo die Arbeiterlöline der Reichst- und Staaistbetiiel'e niedriger als die Jndustrirlöhne gehalten sind. Au, beiden Leiten besteht der Wille, diese Verhandlungen möglichst ichnetl zu Ende zu führen. Immerhin dürfte ihre Beendigung erst zu Beginn best nächsten Monats möglich sein, da die deutschen Wirtichaftsgcbiete der Reihe nach au« die Frage hin geprüft werde». Zurzeit werden die Lvhnverhältnti'sc im Rheinland und Westfalen geprüft. Schlechte Aussichten für Genua. Hughes gegen Frankreichs UN- Außtan-S Militarismus. !E i g n e r Drahtücrtcht dcr „D r c s k> n. NachrIchic n".! Paris, r>. Jaw Der „Ehieago Tribüne" und dem Exchange Telraraph" komm« ans Washington die Nachricht ,u. dah die Lcnaiore». die in den kehlen Tagen mit dem Präsidenten Holding konferierten, die Erklärung abgabcn, daß die Bereinigten Staaten an der Knnjerenz von Genna itberhanpi nicht «eiinehmen wollten. Zu diesem Entschlaf, sei auch der Präsident gelangt, nachdem sich Staais- iekretär Hugbcs im Pcrlanic der Konferenz von Washing ton der Teilnahme Amerikas au der Konferenz voll Genua ans folgenden Gründen widerlekt halte: l. Weil Frankreich eine Armee unterhalte, deren Kosten es daran hinderten, sein Budget ins Gleichgewicht zu bringen; r. Weil in Rnsiland keine feste Regierung vorhanden sei; i>. Weil in Rnsilaiid eine sehr große Armee aufrecht er halten werde. In, Verlause der letzten Slsznng der Kommission, die die Entscheid»»«! über d!« Teilnahme Amerikas an der Konfe renz von Genna zu treffen batte, stellte sich Senator Lodgc auf den Stan-pnnit, den Staatssekretär Hughes eingenom men hatte und die anmcseudcn Delegierten rieten dem Präsidenten, keine Delegierten nach Genua zn entsenden. Zn gntinsormierten Regierungstreuen er klärt «au asterdings, das, die Vereinigten Staaten sich an einer späteren Wirrsck astskon'ercnz beteiligen würden, wenn die von Staalssckrcär Hnghco genannten Hindernisse be seitigt w irden. London. .':1. Jon. Der Washingtoner Berichterstatter der „Times" icheeibt. Amerika widcrictzc sich der Anerken nung dcr Lowicliegicrung Man sei der Ansicht, Rnsiland habe nichtst zn kneten. Dir Herrschaft Lenins, Troklust »nd des Rote» Heeres hätten Rußland in die angenblitkllchc Lage gebracht. ES könne nur eine Vermehrung des russischen Elends erwartet werden, solange die Bolschewisten nnd dast Not: Herr die Lage kontrollierten. Zn Bezug aus Frankreich herrsche in den höchsten Kreisen ein Gefühl der Bitterkeit und Bestürzung. Von ai en Seiten werde ans die unmäßigen und selbstsüchtigen Zvrdernngrn der fron ösilchcn Politiker und aus die unverantwortliche und gefährliche Ziolicrung hinacwiesen. z» dcr sie bereit 'chtenrn. ihr Land zu verurteilen. iW. T. B.l Amerikanische Loykott-rohuag. Washington. 25. Jan. Die Opposittonssenatorcn, welche ihr« scharte Agitation gegen d-n Rgch'ak o"ii-"-""^ ädriea-schulben unentwegt sortsetzen, beabsichtigen ein». Resolution einzubringe», n>elcke einen iinanzicllen Boykott gegen diejenigen -Staaten ausspricht, die ihre Militürausgabcn nicht verringern oder mit den Staats einnahmen in Einklang bringen wollen. Deukschlan-s Ersuchen um Fristverlänge rung für -en Garantieplan. >E lauer Drebtb»-eicht »er .Drrstdn. NoKrichteu^'- Zürich, id. Ja». Der „Lecolo" meldet an» Paris: Der deutsche Botschafter bat den Vorsitzenden dcr Garantic- kowmission Dubais nm eine Berlängernugder Arist sür die Einreichung der deutschen Stener- iioanzresormnorschläge iw Aufträge seiner Regie, rnng rrkucht. Dnbnis erklärte sich hierzu nicht sür kompetent und wies den dcntschen Botschafter an die alliierten Kabinette. Wirlh gegen PvinearS? lEignev Drvhtbrriqt der „Drestdn. N a H r k ch t e n".'> Rotterdam, 2ö. Jon. „Tailn Tclearaph" meldet: Der deutsche Botschafter besuchte am Sonnabend Llond George. Der Besuch dauerte eine halbe Stunde. Es verlautet, tas, die deutsche Regierung gegen die Erklärung Poincaros über die Frist für die Besetzung der Rheinzonc Einspruch in Paris, London und Brüssel erhoben habe. Rotterdam, 25. Jan. Die „Times" melden: Lloyd George wünsche über Poincaesst Erklärung, die Frist sür die Rhein- landheictzung hätte noch nicht zu lausen begonnen, eine Stellungnahme des Obersten Rates sterbcizu- sühren. Bis dahin nimmt Llond George von einer amtlichen Stellungnahme z» dcr Erklärung Poineares in der Kammer Abstand. Meinungsverschiedenheiten über den Zusammentritt des Obersten Rates. lüigner Drohtveriltil »er „D'cSdn. Nachrichten".. Zürich, 25. Jan. Der „Tagcsanz." berichtet aus Paris: Die englische Negierung erhebt gegen den Zusammentritt dcS Obersten Rates, der von Frankreich beantragt ist. Ein Wendungen. Nach einem Bericht im „Echo de Paris" wünscht Llond George di« Festlegung der Tagesordnung für Genua durch einen schriftlichen An stau sch der Kabt. nette. Der Oberste Rat soll ziriammentrelen. aber erst nach dem Abschluß der deutsch-polnischen Wirtichaftstncrhand-, lttngen. der letzt mit ziemlicher Bestimmtheit für Februar b» »warten sei. l Der Aiickkritt Schobers. sB on unserem -Wiener Mitarbeiter.) Wien, 24. Januar. Tie Annewme des Vertrags von Lana ist, nachdem dirr-ch eine Rcm'.'digiciuug die Betätigung der nationalen Schu>- arbeit in Oesterreich sreigegehen wurde, gesichert, da Cheistüchsoziale und Sozialdemokraten siir ilm stimmen werden. Gleichwohl ist die Regierungskrise nicht zu ver meiden, da Bundeskanzler Schober der Vertrauensmann einer grostdeulsch christlichsozialcn Koalition war, und die Grostdeutichcn durch ihren Sprecher ausdrücklich den R ü ck tritt Schobers v e r l a n a i c n. Die Ehristlichsoziake Partei hält an dem Kabinett Schober fest, die Lozial-emo-- lraten machen kein Hehl darau-:, dast sie ein Kabinett Schober jeder anderen Kombinutrov rorziehe», «rklären jedoch, daß sie sich wegen ihrer grunLsützlicheu oppositionellen Stellung an der Wahl der Regierung nicht beteiligen können. Eine Wiedc'nvahl -es Kabinetts Schober u-äre daher durch ein-e schwache Mehrheit, die aus den Ehristlichsozialen, der Deutschen Bauernpartcr und dem Grasen Ez-crnln bcstehi. gesichert. Für die bürgerlichen Parteien kommt außerdem in Ac- trachr, daß ein gänzliches Zurückzichen des Lundeskanzlers Schober ins Privatleben unter anderem auch bedeuten würde, dast auch die Wiener Polizei und der Wiener Sladt- schutz vollkommen in die Hände des sozialdemokratischen Bürgermeisters R-uman» gelangen würden, dag also Lk Gefahr bestünde, dast Oesterreich nicht nur eine sozialdemo irakische Wehrmacht, sondern anch eine sozialdemokratisch organisierte Stadlpolizei in Wien häkle. Auch vom Siand- punkte des Verkehrs mit dein w-.itlichcn Ausland wäre das Ausscheiden d e s B u n d c s k a n.z i e r s Schober ein b e d eutcudcr Verluit, da die Zeit noch in srisch-.-r Cr innerung stchi, wo sämtliche Anslandsmiisionen in Wien weder mit dem Stnatskan.zler Dr. Nenner, noch mit einem anderen üer damaligen sozialdemokratischen Würdeiilrägei verkehrten, sondern ausschließlich mit dem Wiener Polizei präsidenten, dcr anch hc-tte noch als eine Persönlichkeit von internationalem Ansehen gilt. Wenn man al,o von den unsicheren Mehrhcitsverhakt- lui'stn absieht — die Majorität der Ebristlichiozialen samt ihren Hiissgruppen gegenüber einer grostderttsch-sozialdemo- tratislheu Opposition würde nur :l Stimmen betragen — so würde einer Wiederwahl des Kabinetts Zchober nichts an deres im Wege stehen, als eben die Amtsmüdigkcit des Ge nannten. Vielleicb, ergibt sich später eine gewisse Ent spannung, wen» die Grpschcnticheii unter gewissen Kantelcn wieder sür einen Eintritt in die Regieruitgsmaioritäi ge wonnen werden können. Vis dahin wird man sich mit einem rein christlichsozialen Uebeignngsminisicrium behelfen. Tie Acra Schober war nicht gerade mit Erfolgen' ge segnet und insbesondere eine Reibe von Hoffnungen, die sieb das Ministerium Schober aus finanziellem Gebiete gemacht hatte, sind riuersütlt geblieben. Insbesondere gilt dies mm dcr Reform der Staatsverwaltung. Gerade durch etil Bonmtentabtnett glaubte man die llngcsnndeu Inflationen der Nmstnrzzcit in: staatlichen Verwaltung:? apparat paralysieren zu können. Aber es zeigte sich, dast die gewcrlichaftliche Desorganisation des Veaniteittorpers schon zu ginne Fortschritte gemacht hat. Nach der E>- spa"»»gstoiii>iiissivi! hat der Rechnnnasb-.'s seine Warncr- stimme ernoben »nd an einer langen Reihe von Beispielen nachgewiescu, daß im gesamten Vcnvatrungsdiens! eine so v v l l k v u, m c n c Verrottung cingertsfen ist. dast Ran füglich von einer staatlichen Verwaltung kaum mehr sprechen kann. In demselben Maste, in dem die V'dcntcnlosigt-rn bei der Verwcndnnz staatlicher Gelder wächst, wächst merk würdigcrweisc auch der W i d e r st a n d g e g c n jedcVc ni eh rnng der Arbeitsleistung. In diesen Tat sachen, die durch das immer mehr um liri' greifende Wiei- schgstselciid ein verhängnisvolles Gegenstück erhalten, liegt dcr innere Grund der gegenwärtigen RegiernngslrEe. Oesterreich lann nur durch ein guwritätsstgrkcö Kabinen mit Erfolg regiert werden. Eine Negierung von dieser Kraft ist das Kabinett Schober leider nicht gewesen, konnte cS auch nicht sein Aber was auch immer kommen mag wird nackt diesem Rist, dcr innerhalb der bürgerliche» Parteien hervor- gcruscn wurde, noch schwächer und noch aulvritatsloscr sein. Es werden neue Steuern vvrgetchri.ebi'» werden, aber auch in sic werden die Beamten tctnerlei Ordnung zu bringen vermögen. Denn dcr redliche Ordnungssinn ist in diesem Staate zu kunstvoll untergraben worden. Ann«hme -es Derlrags von Lona -urch -e» Ssierreichischen auswürtigen Ausschuf;. Wie», 24. Jan. Der Avsichnst für ausv artige An gelegenheiten hat gestern die Beratungen über den Vertrag von Prag beendet und ihn mit Stimmenmehrheit angenommen. Fuw Berichterstatter im Nationalrate sür die am Donnerstag statttindenac Beratung des Ver trages wurde der frühere Bundeskanzler Mauer bestimmt. Deutsch-bürgerlicher Wahlsieg in Südlirol. <E t a n c r DradtberiKt öcr „D r e d I» n. Nachrichten"! München, 25. Jan. Die Münchner Zeitungen melden aus Innsbruck einen großen d e u t s ch - b ü r g e r I i ch e n W a h l s i e g i n S ü d t i r o l. In Bozen erhielten die ner^ einigten bürgerlichen Parteien G44 Stimmen, die Sozia listen und Italiener b-st? Stimmen. In ganz Südtirol herrscht über den Sieg dcr bürgerlichen Parteien große Befriedigung. Die Niederlage dcr Sozialisten, die. auf ihr Zusammengehen mit den Italienern zurückgesührt wird, ist eine überraschend große. In Meran und andere»» Orken ist das Ergebnis ähnlich ausgefallen.