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Weiklitz-MllW Amtsblatt für die Königliche,Wn1shauptmannschast Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen Amtsgerichte und die Stadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein ^lyerale, welche del de» bedeutenden Auflage det Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Psg. di« Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprech«»« dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionelle« Theile, die Spaltenzeitt 20 Pfg. Tue „Weißerth. Zeitung" erscheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. Lk Pfg-- zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan stalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Verantwortlicher Redacteur: Daul Ithne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Illustrieren Urtterhattrmgsblatt." Mit land- und hauSwirthschastlicher MonatSbrilage. Illsereie für die „WeWtz-Zeitung nehmen an: in Dippoldiswalde: die Expedition, — in Attenberg: Buchbindermsir. Schütze, — iir Frauensteln: Nadlermstr Hardt- mann, — in Glashütte: Buchbindermstr. Schubert, —in Kreischa: Buchbinder Berger, — in Potschappel: Kaufmann Theuerkauf. Donnerstag, den 21. Januar 1892. Nr. 9. Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde, 20. Januar. Wir müssen jetzt mit den Geschenken des Winters, wenn wir die In fluenza ausnehmen, recht zufrieden sein. Bei mäßiger Kälte eine vortreffliche Schlittenbahn und eine Eis bahn, welche allen Schlittschuhfahrern, groß und klein, Spielraum zur vollen Entwickelung gewährt. Und deren sind nicht wenige. Von jedem Kaliber sind sie vertreten: vom eleganten Kunstfahrer an, der die Eis fläche gleich dem Parkett des Ballsaales souverain be herrscht, bis zu dem schüchternen Anfänger, der mit den vom heiligen Christ mitgebrachten Schlittschuhen über die ersten Gehversuche noch nicht hinausgekommen ist, Damen und Herren, Mädchen und Knaben geben sich dem gesundheitsfördernden Vergnügen auf der blitzenden Eisfläche hin. Und nicht bloß auf die Tageshälste beschränkt sich die Lust; auch wenn des Mondes bleicher Strahl die Winterlandschaft in mysti schen Schleier hüllt, sieht man die erklärten Jünger der Kunst einzeln oder paarweise sich wiegen und dem erquickenden Nachtschlafs erfolgreich vorarbeiten. Am Sonntag, wo nach dem Takte lieblicher Reigen geschleift wurde, bot der große Teich das anmuthende Bild eines großen Ballsaales, aber mit einer staub- und rußfreien Luft, in dem Tänzer und Tänzerinnen freilich auch geschminkt waren, aber einzig von der Schminke, die nur Lust und freie Bewegung in derselben dem gesunden Menschen auslegt. Dem Eisklub gebührt das Verdienst, dem herrlichen Eissport bet uns die Bahn bereitet zu haben, möchte sein Bestreben allseitig gewürdigt und unterstützt werden. Auch der Umgebung ist der Besuch unserer Eisbahn, die geräumig genug ist, und die Mitgliedschaft im Eisklub zu empfehlen. — Bezug nehmend auf die Mittheilung in voriger Nummer dieses Blattes, die hiesige I. Begräbniß- Gesellschaft betreffend, sei noch bemerkt, daß auch Auswärtige in dieselbe treten können, nur haben die selben einen Bevollmächtigten zu stellen, der in ihrem Namen die Begräbnißbeiträge bezahlt. — Die Beschälstation Dippoldiswalde wird vom 1. Februar bis 30. Juni mit den drei Hengsten Quirin, Uranus und Nelson besetzt sein. — Bei der 20. Geflügel-Ausstellung des Chemnitzer Geflügelzüchtervereins erhielt Herr Getreidehändler Lotze hier auf gelbe Cochins einen dritten und einen vierten Preis, sowie auf Spanier einen zweiten Preis. — Von vielen Seiten wird darüber geklagt, daß das Petroleum schlecht brenne. Der eidlich ver pflichtete Sachverständige Chemiker vr. Forster in Plauen hat Untersuchungen des Petroleums vorge nommen und hat in einem Falle nachgewiesen, daß in dem Petroleum enthaltene Schwefelsäure die Ursache war. Die Schwefelsäure kohlte den Docht an, worauf dann dje Flamme verlöschte. — Aus Anlaß rechtzeitigen Erscheinens und ihrer Thätigkeit bei dem am 27. August v. I. in Ober- bobritzsch stattgesundencn Brande hat die König!. Brand versicherungs-Kammer der Spritze der Pflichtseuerwehr zu Pretzschendorf 25 M. Prämie bewilligt. -tz Poffendorf. Das Concert, welches die Ge schwister Boucher aus Paris am Freitag Abend im Schumann'schen Gasthofe darboten, war von circa 150 Personen besucht. Ohne Noten spielte auf der Violine die ältere der beiden Schwestern mit staunenerregender Kunstfertigkeit die schwierigsten Kompositionen, Vie jüngere assistirte mit Verständniß aus dem Piano. Wohlverdienter Beifall lohnte jede Nummer des Pro gramms. * Börnichrn bei Poffendorf. Am Sonnabend ! Nachmittag gegen V»6 Uhr brannte das Strohdach des dem Bergarbeiter Bernhardt hier gehörigen Wohngebäudes. Das Feuer wurde sofort bemerkt und gelöscht, sodaß ein Schaden nicht weiter entstan den ist. Den angestellten Erörterungen zufolge ist anzunehmen, daß der Brand durch Kinder veranlaßt worden ist. Der Besitzer Bernhardt, welcher sein Mo biliar übrigens gar nicht versichert hat, befand sich bei der Entstehung des Feuers auf der Schicht.Z Kreischa. Der Männergesangverein hat be schlossen, sein diesjähriges Stiftungsfest Mittwoch, den 3. Februar, im Etablissement Blasche abzuhalten. Die Festlichkeit wird in Tafel, musikalischen Vorträgen und Ball bestehen. Theisewitz. Im hiesigen Gasthofe gab am Sonn tage Herr Lehrer Schöne - Babisnau ein Kinder- concert. Es wurden zum zweiten Male aufgeführt: „Winterfeier", Kinderfestspiel mit verbindender Dekla mation von K. Hallig, und „Am Weihnachtsabends", Drama in einem Auszuge von Th. Matthes. Beide Stücke gelangen recht gut. Dresden. Die Zweite Kammer bewilligte am 18. Januar auf Antrag der Finanzdeputation 8 die unter den Titeln 10, 15, 20, 27, 31 und 41 des außerordentlichen Staatshaushaltsetats für Erweite rung der Station Radeberg, Grunderwerb für Anlage eines neuen Vorrangirbahnhoss für Chemnitz, Verbesse rung der Bahnhofsanlagen in Döbeln, Herstellung eines zweiten Kreuzungsgleises auf Station Miltitz, Ausbau des zweiten Gleises auf der Strecke Freiberg- Lichtenberg und Grunderwerb für eine künftige Ver legung des Haltepunktes Nikolaivorstadt in Chemnitz geforderten Summen von 442,000, 250,000, 130,000 45,000, 412,000 und 183,000 M. Vorher erfolgte die Verpflichtung des neugewählten Abg. Hänsel. — Am 19. Januar ertheilte die Kammer auf An- rathen der Gesetzgebungsdeputatkon dem Gesetzentwurf über die Aufhebung der Befreiung der Geistlichen und Lehrer von persönlichen Anlagen für Kirchenzwecke ihre Zustimmung, nachdem Abgeordn. Leithold die vom evangelisch - lutherischen Landeskonsistorium erlassene Verordnung, nach welcher das aus Grundbesitz fließende Einkommen geistlicher Stellen nicht vom Nutznießer, sondern von den Kicchengemeinden zu versteuern ist, und die daraus entspringende Rechtsungleichheit be klagt, Vizepräsident Streit die Ansicht vertreten, daß die Verordnung auf einer irrthümlichen Rechtsauffaffung beruhe und Staatsminister v. Seydewitz zugesagt hatte, daß das Kultusministerium wegen einer event. Mänderung der Verordnung mit dem Kirchenregiment in Vernehmen treten werde. Ohne Debatte ertheilte die Kammer ferner auf Vorschlag derselben Deputation in Uebereinstimmung mit der Ersten Kammer dem Entwürfe einer Verordnung der in blvanßolioi» beauf tragten Staatsminister, eine Fristbestimmung in dem Besetzungsverfahren für evangelisch-lutherische geistliche Stellen betreffend, ihre Zustimmung mit dem Anträge, daß auf dieselbe bei Publikation der Verordnung aus drücklich Bezug genommen werde. Zum Schluß be willigte die Kammer auf Antrag der Finanzdeputation 8 die unter Titel 17, 18 und 33 des außerordent lichen Staatshaushaltsetats für Erweiterung der Stationen Coswig und Kötzschenbroda, sowie Um gestaltung der Bahnstrecke Kötzschenbroda-Pieschen ge forderten Summen von 1,260,000, 1,340,000 und 1,300,000 M. — Prinz Georg bringt fast de» ganzen Tag außer Bett zu und unternahm bereits am 17. Januar zum ersten Male einen Spaziergang im Garten. Die Kräfte haben sich sichtlich gehoben; der Appetit ist gut, nur der Schlaf läßt noch etwas zu wünschen f 58. Jahrgang. übrig. Der Schlüsselbeinbruch ist in normaler Weise geheilt. — Die 3,502,684 Köpfe (gegen 3,182,903 nach der 1885 er Zählung) zählende Bevölkerung Sachsen» vertheilt sich auf sieben Landgerichtsbezirke und 103 Amtsgerichtsbezirke. Die Landgerichtsbezirke ordnen sich nach der Höhe der Bevölkerungszahl folgender maßen : 1. Dresden 724,657 gegen 641,618 nach der 1885er Zählung, 2. Leipzig 677,618 . 593,038 - 3. Chemnitz 635,902 - 569,250 - - - 4. Zwickau 466,814 - 429,927 - - - 5. Bautzeu 409,438 - 393,154 - - - 6. Freiberg 3l 1,690 - 300,714 - - - 7. Plauen 276,565 - 254,302 - - - — Am vergangenen Sonntag feierte in Blasewltz Stadtrath a. D. Otto Leonhard Heubner seinen 80. Geburtstag. Leider war das Befinden des an einer Lungenentzündung erkrankten Jubilars derart, daß von der Veranstaltung größerer Festlichkeiten, welche vor Allem in turnerischen Kreisen Dresdens geplant waren, abgesehen werden mußte. Otto Leonhard Heubner wurde am 17. Januar 1812 in Plauen im Vogtland geboren und wirkte in den Jahren 1843 bi» 1848 als Kreisamtmann in Freiberg. Der wilde Strudel der 1849er Ereignisse riß ihn bekanntlich mit sich fort, was längere Freiheitsstrafe zur Folge hatte. Bald nach seiner Begnadigung im Jahre 1860 ließ sich Heubner in Dresden als Advokat nieder. Sech zehn Jahre (1871—1887) stand Heubner als besoldeter Sladtrath an der Spitze des gesammten höheren und niederen Schulwesens in Dresden, und in welch' musterhafter Weise er dieses leitete, dafür giebt die Thatsache einen Beweis, daß Rath und Stadtverord nete der Stadt Dresden ihn durch Begründung einer Heubner-Stiftung ehrten, als Heubner 1887 auS dem Amte schied. Besondere Verdienste erwarb sich Heubner um das Turnwesen. Man nennt ihn den Turnvater Sachsens, da er einst vor mehr als 50 Jahren in Plauen i. V. den ersten sächsischen Turnverein be gründete, von dem aus die turnerischen Bestrebungen sich über unser ganzes engeres Vaterland verbreiteten. — lieber Vorschläge zur Errichtung einer staat lichen Bodenkreditanstalt für das Königreich Sachsen schreibt die „Kons. Korr.": „Der Reichstagsabgeordnete Freiherr von Friesen hat in seiner Eigenschaft als Mitglied der sächsischen Ersten Kammer einen von ihm ausgearbeitelen Gesetzentwurf zur Errichtung einer staatlichen Bodenkreditanstalt für das Königreich Sachsen den Mitgliedern der heimischen Staatsregierung und des Landtages zunächst zur Kenntnißnahme unterbreitet. Finden, wie zu erwarten steht, seine Vorschläge im Prinzip Zustimmung, so ist der Verfasser bereit, unter Berücksichtigung etwaiger Abänderungsvorschläge einen bezüglichen vorschriftsmäßigen Antrag in der Ersten Kammer einzubringen. Die geplante Bodenkreditanstalt, die unter der Aussicht ves Gesammtministeriums stehen soll, hat den Zweck, die Bodenkultur im Königr. Sachsen zu heben und die feste Ansiedelung der Arbeiter und Beamten zu fördern. In die Kaffe der Anstalt, deren Verwaltung von einem aus Mitgliedern beider Kammern gewählten Verwaltungsrath zu kontrolliren ist, sollen die Grundsteuern in Höhe von 40 Prozent und der zehnte Theil der Ueberschüsse des Staatshaushalts fließen. Der oben erwähnte Zweck der Anstalt soll dadurch erreicht werden, daß 1. von ihr Grund- und Hausbesitzer, sowie Gemeinden Darlehen auf Konto korrent bis zur Höhe von "/»» des abgeschätzten Werthes zu einem billigen Zinsfüße erhalten; 2. daß an Privat personen und Gemeinden behufs Vornahme von Boden verbesserungen, Ent- und Bewässerungen, Wafferreguli- rungen, Straßenanlagen, Neu und Umbauten u. s. w. außer dem Kontokorrentkredit Unterstützungen und Bor-