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Wkißmh-IeitMS Verantwortlicher Redacteur: Carl Jehne in Dippoldiswalde 48. Jahrgang Donnerstag, den 25. Oktober 1883 Nr. 125 Ehrende Anerkennung erhielten: Heyner-Meißen für den erwähnten Dürrapparat, Lohgerber Ernst Frosch hier für Gemüse, ebenso Oberförster Nein- Frauenstein; ferner für Obst: Gutsbesitzer Gemeiner- Ulberndorf, Gelbgießer Wagner hier, Lehrer Hentsch- Großölsa, Stadtgemeinde Geising, Bernhard Straube- Naundorf, Hospitalverwalter Wolf hier und Lehrer Fleischer-Frauendorf. Am Sonnabend wurde, wie bereits in voriger Nummer erwähnt, die Ausstellung durch den Besuch des Herrn Kreishauprmann von Koppenfels beehrt, welcher dieselbe eingehend besichtigte und sich höchst anerkennend über die Leistungen des hiesigen Bezirks und das rege Interesse, bewiesen durch die fortwährend reiche Betheiligung an den Ausstellungen, sowohl durch Beschickung als Besuch von Seiten des Publikums, aussprach. Die, statutengemäß, am Ausstellungs sonntage stattfindende Hauptversammlung des Bezirks- Obstbauvereins war außerordentlich stark besucht und eröffnete dieselbe der Vorsitzende, Herr Amtshaupt mann von Keßinger, mit einer Ansprache, in welcher er besonders der Freude und dem Danke des Direk toriums Ausdruck gab für das auf's Neue bewiesene fast allseitige freudige Entgegenkommen der Vereins mitglieder und des Bezirks. In einem mit allseitigem Beifall ausgenommen«» langen Vortrag des Geschäfts führers des Landes-Obstbauvereins, Herrn Lämmer hirt, über Obstverwerthung, erläuterte derselbe, daß in Ländern, welche, wie z. B. Würtemberg, auf der Höhe des Obstbaues ständen, nicht, wie leider bei uns noch vielfach, in reichen Obstjahren das Obst fast werth los und sogar ins Vieh gefüttert werde. In Würtem berg z. B. werde sogar bei reichen Ernten noch Obst zur Mostbereitung eingeführt. Es handele sich aber natürlich hierbei vor Allem darum, allerwärts Obst sorten zn züchten, welche, obwohl dem Klima ange messen, durch ihre guten Eigenschaften sowohl leichter Käufer fänden, sich besonders aber zu den verschiedenen Arten der Obstverwerthung bester eigneten und regel mäßigere Erträge böten, als die vielfach zeither ge züchteten rohen Kernsorten und Streiflinge. Es fehle bet uns vor allen Dingen außer vielfach an geeignetem Obste, auch an passenden Apparaten zur Verwerthung desselben. Zur Zeit würde z. B. das amerikanische Dürrobst noch bevorzugt, welches sich durch seinen Wohlgeschmack und weiße Farbe auszeichne. Es würden z. Z. in Deutschland über 138,000 Zentner trockenes Obst jährlich eingeführt, welches Unsummen in's Aus land zöge, die bei einigem Fleiß recht wohl dem Vater lande erhalten bleiben könnten, umsomehr, als ja der amerikanische Obstbau, welcher sich praktischer Weise nur auf den Anbau verhältnißmäßig weniger bewährter Sorten beschränke, vorzugsweise deutschen Aus wanderern seine Entstehung und Ausbreitung verdanke. Doch gediehen in Am-rika vorzugsweise nur Aepfil, und auch diese nur in verhältnißmäßig wenigen Gegen den, während Birnen nur Californien, Pflaumen nur die östliche Küste von Nordamerika in kleineren Posten auf den Markt bringe. Der Herr Vortragende be schrieb sodann eingehend die Dürrobst- und Obstwein bereitung, deren Schilderung hier zu weit führen würde. Der Herr Vorsitzende schloß hierauf die Versammlung, niit dem Wunsche, daß das rege Streben, welches sich, wie allseitig in Sachsen, besonders auch in unserem Bezirke bethätige, ein fortdauerndes und reichen Segen bringendes werden möge. 0. Ll. Dresden. Der diesjährige Jahrmarkt war bei herrlichem Herbstwetter so zahlreich besucht, wie sich langjährige Besucher nicht zu erinnern misten. Es ist daher auch der Geschäftsgang in fast allen Branchen als ein zufriedenstellender zu bezeichnen, — Zum Schwurgerichtsvorsitzenden für die im 1. Kalendervierteljahr 1884 beginnende Sitzungsperiode bei dem Landgerichte Freiberg ist der Landgerichtsdir. v. Hellmann und beim Landgerichte Dresden der Landgerichtsdir. v. Mangoldt ernannt worden. -Lokales und Sächsisches. Dippoldiswalde. Die diesjährige Ausstellung des Bezirks-Obstbau-Vereins Dippoldiswalde, welche in den Tagen vom 20. bis 22. Oktober auf hiesigem Nathhause abgehalten wurde, war, wenn auch quantitativ vielleicht nicht die bis jetzt reichste, gewiß aber, wie uns vielfach von kompetenter Seite versichert wurde, qualitativ die bis jetzt schönste und reichhaltigste; kurz eine, einen wesentlichen Fortschritt in der Obst kultur des hiesigen Bezirks dokumentirende. Besonders fand auch dieses Jahr das ausgestellte Mustersortiment, eine Sammlung der sich besonders für hiesigen Bezirk eignenden Sorten Kernobst, die regste Beachtung des Publikums, welche auch weiter einem vom Erbauer, Hrn. Albert Heyner aus Meißen, persönlich in Thätig- keit vorgeführten Dürrapparat zu Theil wurde. Dieser Darrofen, welcher auf 10 Horden, jede mit 0,»« Trockenflüche, z. B. Aepfelschnitte in 1'/, Stunden vollständig fertig liefert, dörrt in 12 —14 Stunden, bei einem Braunkohlenverbrauch von '/» Hektoliter, circa 3 Hektoliter Aepfel.'"Birnen brauchen 6 — 7, Pflaumen 8 — 9 Stunden, auch können Gemüse, als Bohnen, Möhren, Sellerie u. s. w. in verhältnißmäßig kurzer Zeit vollständig gedörrt werden. Der Apparat entzieht bei einer Hitze von 90 — 100° Celsius für Obst, und 60—90 ° für Gartenfrüchte, dem Obste rc. nur das Master, so daß der Zuckergehalt der Frucht vollständig erhalten bleibt; derartig gedörrtes Gemüse bekommt, 3 — 4 Stunden in lauwarmem Master er weicht, seine ursprüngliche Form fast vollständig wieder. Großen Zuspruch fand ferner die von Herren Stadt rath Teicher und Bäckermeister Gietzolt auf der Aus stellung vorgeführte Bereitung tyroler Aepfelschnitte, welche die Gaumen der Kostenden allseitig höchst be friedigten und gewiß manche Hausfrau zu eigenen Versuchen angeregt haben werden. Geschälte Aepsel- scheiben werden in eine Mischung von Mehl und Milch, sowie etwas Salz, eingemeicht und in Fett gebacken. Ausgestellt waren aus 37 Orten von 164 Ausstellern 1708 Gegenstände und dabei vertreten die Gemeinden: Dippoldiswalde, Altenberg, Bärenstein, Geising, Nassau, Reichenau, Dittersbach, Burkersdorf, Kleinbobritzsch, Frauenstein, Naundorf bei Schmiedeberg, Sadisdorf, Ober- und Niederfrauendorf, Dittersdorf, Obercars dorf, Schmiedeberg, Kipsdorf, Reinholdshain, Reich städt, Wendischcarsdorf, Seifersdorf, Oberhäslich, Großölsa, Reinhardtsgrimma, Poffendorf, Hirschbach, Beerwalde, Ruppendorf, Zscheckwitz, Johnsbach,Herms dorf bei Kreischa, Lungkwitz, Schlottwitz, Döbra, Berthelsdorf, welche auf 1634 Tellern 1160 Posten Aepfel, 416 Posten Birnen, 8 Sorten Wein, 13 Mal Nüsse, 15 Mal Pflaumen und in 22 Posten Beeren obst, Pfirsichen u. s. w. ausgestellt hatten. Außerdem hatten 5 Aussteller Gemüse, 2 Aussteller Aepfclkraut, 4 Aussteller Obstbäume, Kaufmann E. Richter hier, außer Obst- und besonders schmackhaften! Reinetten wein, Baumwachs verschiedener Sorten, sowie Baum gürtelleim, die Firma Bruno Dathe aus Dresden Konservirungspulver ausgestellt. Am 19. Oktober nahmen die zu Preisrichtern erwählten Herren auf Grund der bestehenden Bestimmungen die Prämiirung vor und war das Ergebniß folgendes: Es erhielten für Obst: 1) silberne Medaille Geometer Hickmann in Dorf Bärenstein; 2) bronccne Medaillen das Rittergut Naundorf bei Schmiedeberg nnd Kantor Schwencke-Sadisdorf; 3) den von Herrn Hauptmann Aster-Dresden ge stifteten Ehrenpreis von 10 Mark Kaufmann Emil Richter hier; 4) Ehrendiplome: Gutsbesitzer Mangelsdorf-Ober carsdorf, Gemeindevorstand Lotze-Reinholdshain, Wirthschaftsbes. Härtel-Poffendorf, Otto Müller hier, zugleich für Gemüse, Wilhelm Klotz-Johns- bach, Lohgerbermstr. Gustav Arnold hier. — Das Reichsgesetz vom 15. Juni 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter, tritt bekanntlich schon am 1. Dezember dieses Jahres in Wirksamkeit; doch läßt es 1 Jahr Spielraum zur vollständigen Or ganisation. In § 88 des Gesetzes heißt es: „Die Bestimmungen dieses Gesetzes treten, soweit sie die Beschlußfassung über die statutarische Einführung des Versicherungszwanges, sowie die Herstellung der zur Durchführung des Versicherungszwanges dienenden Einrichtungen betreffen, mit dem 1. Dezember 1883, die übrigen mit dem 1. Dezember 1884 in Kraft." Die statutarische Beschlußfassung über die Ausdehnung des Versicherungszwanges wird im 8 2 des Gesetzes behandelt. Es können demnach bereits vom 1. De zember 1883 ab Gemeinden und Kommunalverbände höherer Ordnung unter Genehmigung der Verwaltungs behörde beschließen, daß vom 1. Dezember 1884 ab der Versicherungszwang auch für die dort unter Num mer 1 bis 6 erwähnten Kategorien von Personen, namentlich also auf Handlungsgehilfen und Lehrlinge und auf die in der Land- und Forstwirthschaft be schäftigten Arbeiter Anwendung finde. Die zur Durch führung des Versichcrungszwanges dienenden Einrich tungen sind im 8 4 des Gesetzes aufgeführt. Darnach kennt das Gesetz neben den Jnnungs-, Knappschasts- und eingeschriebenen Hilfskaffen, welche fortbestehen und dem System des Gesetzes nur eingeordnet werden, Orts-, Betriebs- (Fabrik-) und Baukrankenkasten als neue Einrichtungen, während die Gemeinde-Kranken versicherung nur subsidiäre Natur hat. Demnach sind schon vom 1. Dezember 1883 ab die Gemeinden Orts krankenkasten, die Unternehmer Fabrikkrankenkasien noch außer Maßgabe des Gesetzes mit der Wirkung zu er richten berechtigt, daß dieseKasten am 1.Dezember 1884 in Wirksamkeit treten. Rechte und Pflichten der Be theiligten ihnen gegenüber mit diesem Termine ivirksam werden. Ungleichen kann die Errichtung einer am 1. Dezember 1884 ins Leben tretenden Ortskranken kaste auf Antrag der Betheiligten oder einer Bau krankenkaffe schon vom 1. Dezember dieses Jahres ab von der höheren Verwaltungsbehörde angeordnet werden. Der leitende Gedanke des 8 88 ist mithin der, daß die obligatorische Versicherung selbst mit dem I. De zember 1884 in vollem Umfange sich verwirklichen soll und daß demnach die gesetzliche Möglichkeit gegeben werden muß, alle Beschlußfassungen und Organisationen, welche zu diesem Ende nothwendig sind, bis zu diesem Termiue zum Abschluß zn bringen. Zu diesem Zwecke sind die auf diese bezüglichen Vorschriften des Gesetzes ein volles Jahr früher in Kraft gesetzt. — Ans dem diesmaligen Dresdner Meerrettig- nnd Zwiebelmarkte waren von den Spreewälder Produzenten ca. 175 000 Kilo Meerrettig oder an nähernd 11000 Schock, sowie etwa 720 Schock Zwiebel reihen (Zöpfe ä 52 Stück) und sehr ansehnliche Quanten von Sellerie, Möhren, Roth- und Weißkraut aufge stapelt. Von starken Meerrettigstangen galt das Schock 5 bis 6 M., von mittelstarken 2 bis 2'/, M. und endlich von schwacher Waare gar nur 90 bis 110 Pf. Das Schock Zwiebelreihen wurde mit 17'/» bis 18 M. bezahlt, indeß Sellerie auf 4'/, bis 5 M., Roth- und Weißkrauthäuptchen aber durchschnittlich auf 4 M. pro Schock zu stehen kam. Aus allen Theilen Sachsens hatten sich Gemüsehändler, bedeutendere Restaurateure rc. eingesuuden, um Engros - Einkäufe zu bewirken. Es wurde namentlich in Meerrettig, der allerdings in sehr gesund und schön aussehender Waare am Platze war, flott gekauft. Im Detailoerkauf freilich stellen sich die Preise wesentlich höher, und es wurden z. B. am Sonnabend Nachmittag ausgesucht schöne und starke Stangen mit 20 Pf., die Reihe Zwiebeln aber bis mit 35 und 36 Pf. bezahlt. Meißen. Der hier seit Jahren bestehende Verein gegen Bettelei faßte in seiner letzten Versammlung einen wichtigen Beschluß. Auf Antrag des StadtrathS Inserate, welche bei der bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitung finden, werden mit 10 Pfg. die Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entsprechen dem Ausschlag. — Einge sandt, im redaktionellen Theile, die Spaltenzeile M Pfg. „Meißerih-Zeitung" erscheint wöchentlich drei ¬ mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. 2S Pfg-, zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatlich 42 Pfg. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan- ftalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be- , Amtsblatt für die Königliche AmtslMplmannschaft Dippoldiswalde, sowie für die Königlichen "Amtsgerichte und die Ltadträthe zu Dippoldiswalde und Irauenstein