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"I 1861. Sonnabend, den 2. März. z Ubr ft>r die nächst, erscheinende Nummer angenommen. Amtsblatt des Königl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Königl. Gerichtsämter und > der Stadträthe zu Freiberg, Sayda und Brand. Frankreich, Rom und Italien. Von La g n e r o n i e r e. (Schluß.) VIII Da bricht endlich der Krieg aus. Welches ist in dem Aligen- blick der erste Gedanke des Kaisers? Der, die Staaten des Hei ligen Stuhls unter die Garantie einer höher« Neutralität zu stellen, die ihn gegen die Zufälle der Kämpfe beschütze. Der Herr Minister der auswärtigen Angelegenheiten saßt in seiner an den Herzog D. Grauunout gerichteten Depesche vom 12. Fcbr. folgendermaßen die zwischen den beiden Kaisern vereinbarten Beschlüsse zusammen : „BeiM-Beginue der Feindseligkeiten war die Neutralität des Hei ligen Stuhls von den kriegführenden Mächten proclamirt worden. Sie fuhren fort, die Positionen besetzt zn halten, deren Wächter sie vor dem Kriege gewesen waren. Sie verzichteten darauf, sich daselbst in einer Weise zu beseitigen, die ihnen erlaubte, einander zu schaden. Sie schienen, mit Einem Worte, durchdrungen von dein Gedanke», daß sich über ihren vorübergehenden Uneinig keiten ein beiden gleich theures, höheres Interesse erhebe: das der Anfrcchthaltung der Ordnung in den Staaten des'Heiligen Vater«. Die Garnisonen von Ferrara, Comacchio, Bologna und Ancoiia konnten in aller Sicherheit über die Ausrechthaltung der Ruhe in den Legationen und den Marken wachen, während die französische Garnison in Nom darüber wachte. - ' - Diese Ucbereinkünfte reichten hin, nm' die Sicherheit der Staaten deS Heiligen Stuhl« zu verbärgen. Indem Frankreich die Oestcrrcicher in den. Garnisonen, die sie auf päpstlichem Gebiete hatten, ließ, machte es eine ungeheuere Eoncession; aber es war die Eoncession seiner Achtung und seiner Ergebenheit für den Papst. Die Politik konnte darunter leiden; aber der Kaiser stellte die Unabhängigkeit.und Würde de« Oberhaupts der Kirche hoher als die politischen Interessen. Ueberall, wo unsere Fahne wehte, fand auch nicht der leiseste Eingriff in die Autorität des Heiligest Stuhls statt. Während man sich auf den Schlachtfeldern von Magenta und Solferino für die italienische Freiheit schlug, wurde die Rube der Ewigen Stabt auch nicht einen einzigen Augenblick durch alle die Gerüchte gestört, weiche von allen Seiten der Halb insel aufstiegcn. Die Revolution, welche die Throne von Parma, Modena und Florenz stürzte, erschütterte den Vatikan nicht. Rom war in seinem Patriotismus bei dem Kanonendonner, der über das Schicksal des italienischen Vaterlandes entschied, aufs tiefste bewegt. Aber diese unter der festen und schützenden Hand Frankreichs ge bändigte Aufregung war nur dk edle Kundgebung der Sympathien, die es cinflößte, und deren Kundgebungen zu mäßigen eS sich einzig bestrebte, damit sie nicht eine Beleidigung odev ein Grand M Beunruhigung für Pius XI. würden. Was nun that während dieser Zeit Oesterreich? Es gab plötzlich alle seiner Obhut anvertrauten Plätze auf. Es war dies von seiner: Seite, wie wir. überzeugt sind, keine Berechnung, sondern ejne in seiner Strategie begründete Nothmendigkcit. Jedoch mußte dieses übereilte Aufgeben leicht vorauSzusehenbe Folgen habest. Seine. Occupation hatte die ganze Erbitterung des Patriotismus gegen die päpstliche Regierung ausgereizt; sein Abzug überlieferte die Autorität derselben widerstandslos der Reaktion des so lange niedergedrückten nationalen Gefühls. Es ließ eine kraftlose Au torität einem von Haß erfüllten Volke gegenüber zurück. Die Romagna machte demnach keine Revolution. Sie hatte nicht nöthig, ihre Unabhängigkeit wiederzuerobern, sie sand dieselbe in den leeren Kasernen der Oesterreicher vor. - Die Treue, mit der Frankreich an dem Princip der Neutralität sesthielt, die Energie seiner Haltungen Rom, um die DankeSäu- ßerungen, die ihm dargehracht wurden, zu beschwichtigen, so viel Umsicht, Aufrichtigkeit und Selbstverleugnung sanden dennoch ihren Lohn nicht in der Gesinnung der päpstlichen Legierung, und in der Umgebung des durch unsere Soldaten bewachten VatitänS er regten die Siege Frankreichs nur eine schlecht verhehlte Enttäuschung. IX. Inmitten dieser Veränderungen trat der Friede von Villafranca ein. Er stellte ein Princip hin, dessen Anerkennung durch dir beiden Kaiser, ohne den inner» Revolutionen jenseit der Alven zu« vorznkommen, wenigstens den europäischen Frieden und die italie nische Freiheit sicher stellte. Die Nichtintervention der auswärtigen Mächte bildete in dem öffentlichen Recht die Schutzwchr der italie nischen Nationalität. Das am Sitze selbst durch die Waffen Frank» reichs geschützte Papstlhum stand der Romagna, den Marken uud den Legationen gegenüber, deren Zuckungen den römischen Hvs eine baldige Katastrophe befürchten lassen mußten. Einen Tag »ach dem Siege fchrieb der Kaiser dem Papst einen Brief, worin er ihm seine unausgesetzte Fürsorge für die Interessen der Kirche zu erkenne» gab. Indem er die Rechte des päpstlichen Stuhls auf die Romagna vorbehielt, rieth er dem Papst, die feit 30 Jahren im Name» der römischen Bevölkerungen von Euröpst verlangten Reformen zn bewillige», ohne die Forderungen des Auf ruhrs anzuwarten. „Ich bitte Ew. Heiligkeit inständigst," sagte der Kaiser, „die Stimme eines der Kirche ergebenen Sohns anzu« hören, der aber die gebieterischen Forderungen seiner Zeit kennt und der einflchr, daß die rohe Gewalt nicht hinreicht, mW die Fragen zu lösen und die Schwierigkeiten zu ebnen. Ich sehe in den Entscheidungen Ew. Heiligkeit entweder den Keim eines ruhm- und ruhevollen Zukunft, oder die Fortdauer eines gewaltthätigen unglückseligen Zustandes." ' V / Sowie also, nach so hohem Ruhm, der Kaiser den Frieden von Villafranca unterzeichnet und ehrlich seine Hand in die des Kaisers Franz Joseph gelegt hat, wendet sich seine Sorge deck Papste zu. Er will ihn gleichsam des Vortheils seiner Siege theib- hastig werben lassen. Er hat Italien befreit; dieß ist ihm jedoch nicht genug: er will es mit dem Papstthum aussöhnen. WaS erwidert der römische Hof ans dieses edle Bemühen? Anstatt sich dem Sieger von Solferino anzuvertrauen, setzt er ihm Kaudern und rückhaltendes Schweigen entgegen: Oesterreich selbst räth die Reformen als einziges RettungSmittel an: die römische Regierung bleibt, unempfindlich. , War aber verlangte sie? ' Die Zurückgabe der Romagnq. Rom wollte nichts anhören, nichts nachgebtzn, bevor diese Provinz Nicht wieder seiner Autorität unterworfen wäre. War das möglich? Wer sollte diese Zurückgabe auf dem Wege der Gewalt bewerk stelligen. Das besiegte Oesterreich wagte es nicht; das siegreiche Frankreich konnte eS nicht. Nach seinen Niederlagen war Oesterreich «Whig, an der adriatischen Küste dsi lange Geschichte seines früher» Protectorats wieder anzusangen."/ Frankreich, bas soeben Italic» befreit hatte, konnte ebenso wenig seine Soldaten dazu Hergern, um die geflüchteten Garnisonen Oesterreichs zu ersetzens' Beide Länder hättest sich durch ein solches direktes Handeln in-elstA ventionssystem eingelassen, dessen sämmtliche Folgen UM berechnen waren, und das dem Umsturz der FriedehSgrundlagen selbst gleichbedeutend gewesen wäre.' Außerdem konnte der Papst keine bessere Hoffnung auf seine eigenen Soldaten setzen; der oroyen den Revolution gegenüber wär er ohne Soldaten. Indessen begriff der römische Hof diese Situation nM oder wollte sie nicht über sich ergehen lassen. Er vertagte abernM verheißenen Reformen auf spätere Zeiten. Inmitten vleseS Zauderns, das bald in hartnäckigen Widerstand umschlagen sollte^ brgamnesi oder vollzogen die durch den Abzug ihrer Fürsten Mn M Regierungen entledigten mittelstallenffchen BepMuE Annexion an die piemontesische Monarchle und schlössest W ^Mest jeden Wochentag früh »Uhr. Inserate wer- MM virrtelWrlick IS Ngst. de» As Nachmittags MM u 'MM Inserate" werdest dlt / - UNV , gespaltene Zelle oder Tageblatt.