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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redactenr: I. G. Hartmann. .V «7 Erscheint mit An«nahmr der Sonn« und Festtage täglich Abeud« uud ist durch alle Postaustalte« zu beziehen. Donnerstag, den 22. März. Preis für das Vierteljahr Thaler. Insertion«-Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neuzroscheu. 1835. Amtlicher Theil. Dresden, 2. März. Seine Majestät der König haben den zeilherigen Justitiar des königl. Gericht« zu Lengen feld Alexander Emil Römisch als Justitiar bei dem neu errichteten königl. Gericht zu Lengeseld anzustellen huldreichst geruht. Nichtamtlicher Theil. Neberst cht. TageAgeschichte. Dresden: Zur Rückreise des Kron prinzen. Vom Landtage. Feier des englischen Buß- und BettagS. — Zittau: Eonstituirung der Zittau- Reichenberger Eisenbahngesellschaft. — Wien: Beisetzung der Leiche des Erzherzogs Franz Joseph. Todtenamt für den Kaiser Nikolaus. Au den Frirdensconferenzen. Die Befahrung der Donau russischerseilS den österreichischen Schiffen nicht verboten. Veränderungen im Armeeober kommando erwartet. — Prag: Die böhmisch-bayrische Eisenbahnangelegenheit —Berlin: Rückkehr der könig lichen Majestäten. Dem Gerücht von einem bevorstehen den Rücktritt des Minister- des Innern wird widerspro chen. — Köln: Herr v. Kisselef durchpasstrt. Deficit in.der Sparkasse. — Greiz: Eine Prinzessin geboren. — Fraukfurt: Die Nachricht des Moniteur von einer angeblichen DeSavouirung des preußischen Bundesgesandten rectificirt. — Paris: Die kaiserlichen Reiseprojecte. Streit der Herren Väron und ThierS. Deckung für die türkische Anleihe eingegangen. Revue. Vermischtes. — Brüssel: Die Eabinetskrisis noch nicht beendigt. — Turin: Expeditionstruppen marschfertig. — London: Umfassende Maßregeln zur Küstenvertheidigung angeord net. Cavalerieverstärkungen nach der Krim. Aus dem Parlamente. —Kopenhagen: Die Anklage gegen die srühern Minister. — St. Petersburg: Wortlaut der neuesten Cicculardepesche des Grafen Nesselrode. General Graf Rüdiger. — Aus der Krim: Keine neuen Nach richten — Konstantinopel: Nachrichten aus der Krim. Die Stimmung der Türken. Erdstöße. — China: Der französische Angriff auf Schanghai gescheitert. Landtagsverhandlunqen. Local- und Provinzialangelegenheiten. Chemnitz: Ein weisung des neuen StadtrathS. — Bischofswerda: Wirksamkeit des FrauenvereinS. Feuilleton. Anzeigen. Börsennachrichten. Tagesgeschichte. Dresden, 21. März. Wie die,,Wien. Ztg." meldet, ist Se. Königliche Hoheit der Kronprinz auf seiner Rück reise von Turin am 16. März in Mailand eingetroffen und am 17. über Verona nach Venedig abgereist. — Die Zweite Kammer hat heute in einer kurzen Sitzung den Bericht ihrer Finanzdeputation über daS allerhöchste Dekret, die auf den Domänenfonds und die Veränderungen rücksichtlich des Staatsgutes bezüglichen Nachweisungen be treffend, erledigt und sich in Uebereinstimmung mit dem Beschlüsse der Ersten Kammer mit den in den Jahren 1851 bis 1853 vorgenommenen Veränderungen am StaatSgute einverstanden erklärt und denselben ihre Genehmigung ertheilt. — An dem heutigen, von der königlich großbritannischen Regierung zu einem allgemeinen Buß- und Beilage (llszc <rl tiumilikUinn) bestimmten Tage, hat auch die hiesige englische Kirchengemeinde in der Johanniskicche einen Gottesdienst abgehallen. -s Zittau, 20. März. Gestern fand Hierselbst die erste Generalversammlung der Zittau - Reicbenderger Eisenbahn gesellschaft statt, zu welcher sich auch der Kreisdirector v. Kön- nerih zu Bautzen als RegierungScommissar und der Finanz director Geh. Rath v. Ehrenstein in Vertretung des Capital- antheils der Staatskasse eingefunden halten. Im Uebrigen waren 69 Aktionäre anwesend, welche 833 Aktien, ohne die der Regierung zukommcnden Stimmen, mit 144 Stimmen vertraten. Nachdem die Gesellschaft für constituirt erklärt worden war, verschritt die Versammlung zur statutenmäßigen Wahl von sechs Ausschußmitgliedern und nahm hiernach den von der Regierung bereits genehmigten Entwurf der Gesellschaftöstatuten en Kino an. In der Versammlung gab sich, nächst lebhafter Anerkennung für die seilen unsrer Staatsregierung entwickelte Thätigkeit für daS nunmehr gesicherte Zustandekommen des Unternehmens, zugleich der angelegentliche Wunsch nach baldigem Angriff der Bau arbeiten kund. Wie uns bekannt geworden ist, hat Hier selbst nachträglich noch ziemlich viel Nachfrage nach Aktien stattgefunden, da man sich erst später klar geworden zu sein scheint, wie gut sich dieselben zur Anlegung von Stiftungs und ähnlichen Capitalien eignen- Lvicn, 19. März. (W. Bl.) Am 17. d. M. Abends um 10 Uhr kamen die irdischen Ueberreste des am 13. d.M. zu Ofen verstorbenen Erzherzog- Fran; Joseph (Sohnes des Erzherzogs Karl Ferdinand) mittelst Separatzugs in Wien an und wurden ohne Gepränge fn die Kirche zu den Ca- pucinern überbracht, allwo nach vorgenommener Einsegnung die Bestattung in der kaiserlichen Familiengruft erfolgte. Die Beisetzung des Herzens in der Loretto - Kapelle der Augustiner Hofkirche, dann der Eingeweide in der Gruft bei St. Stephan geht heute im Stillen vor sich.— Gestern als an dem Tage der feierlichen Beisetzung weiland Sr. Maj. des Kaisers Nikolaus I. wurde in der hiesigen Kapelle, Mittags 12 Uhr, ein solennes Todtenamt abgebalten, wel chem alle hier anwesenden russischen Notabililäten, das Personal der hiesigen russischen Gesandtschaft, dann der Feldmarschall Fürst Windischgrätz, Feldmarschall Graf Wra- tislaw, der ers^e Generaladjutant Sc. Maj. des Kaisers Feldmarschallleut'nant- Graf Grün»,, der Obersthofmeister Sr. Maj: deS Kaisers GenercA Fürst Liechtenstein, der zweite Generaladjutanl Sr. Majestät Feldmarschallleutnanl Kellner v. Köllenstein, der Feldzeugmeister Gras Khevenhüller, der Generalmajor v. Lamberg und noch viele andere Mit glieder der hiesigen Generalität, beiwohnten. — Der „Wanderer" schreibt: Als wir vor einigen Tagen die Nachricht brachten, daß die Conferenzmitglieder äußerlich friedliche Gesinnungen zur Schau tragen, hatten wir keines wegs den Zweck, damit unsre Meinung oder Ueberzeugung über den endlichen Erfolg dieser Conferenzen anzudeuten, sondern nur einfach eine Thatsache zu constatiren, welche wir aus verbürgter Quelle erhalten, und über die augen blickliche Stimmung in den maßgebenden Kreisen einfach zu referiren. Diese Thatsache nun findet sich in fast allen Correspondenzen bestätigt, und dürfte ihren Grund in der heute bekannt gewordenen Depesche deS Grafen Nesselrode (vgl. unter St Petersburg) haben, welche für die For derungen der Weftmächte äußerst günstig ist, und, wenigstens dem Anscheine nach, wenig Zweifel über die friedliche Stim mung deS russischen HofeS zuläßt. Es entsteht nun die Frage, ob die in derselben gemachten Concessionen den West mächten genügen und ihren Forderungen entsprechen, und hauptsächlich, wie weit die Concessionen Rußlands in Bezug auf die im Principe zugestandene Revision der letzten Ver träge Rußlands mit der Türkei gehen, und mit einer Sicherung der Machtverhältnisse der Türkei und deS terri torialen und bezüglich des schwarzen Meeres maritimen Gleichgewichts Europas verträglich sein werden. Davon wird unsrer Meinung nach das Schicksal der Conferenzen abhängen. — (A. Z.) In den letzten Tagen wurde viel darüber ge schrieben, daß, wie telegraphische Nachrichten aus den Do nauhäfen meldeten, der Commandant von Reni durch eine officielle Note die Befahrung der untern Donau wieder ver boten habe, ungeachtet der vorhergegangenen Erklärung, daß die österreichische Schifffahrt längs der bessarabischen Küste nicht gestört werden solle. Wie ich nun aus verläßlicher Quelle erfahre, ist eine darauf bezügliche Note des Grasen Nesselrode (vom 1. März) hier eingetroffen, welche keines wegs ein Verbot oder ein direktes Hinderniß gegen die Be fahrung der untern Donau durch österreichische Schiffe aus spricht, sondern blos eine von Seiten des österreichischen Handelsministeriums zu handhabende Controle gegen Unter schleif zu Gunsten der im Kriege mit Rußland befindlichen Mächte verlangt. — Wie ich höre, steht in dem bisherigen Armeeoberkommando eine Veränderung bevor, die man mit der Berufung des FeldmarschallleulnantS Grafen Degenfeld zu einem wichtigen Posten (derselbe wird von mehrern Seiten als künftiger „Kriegsminister" bezeichnet. D.Red.) in Verbindung bringt, was wahrscheinlich noch andere Ver änderungen in den höhern militärischen Kreisen zur Folge haben dürfte. A Prag, 20. März. Eine Nachricht, welche heute die „Austria" bringt, hat hier freudige Sensation hervorge rufen. In Nürnberg hat sich bereits auf Anregung des dortigen Fabrikbesitzers, Herrn v. Cramer-Klett, des Er bauers des Münchner GlaSpalastes, eine Gesellschaft ge bildet und ist bei der bayrischen Regierung um die vor läufige Concession zur Tracirung des Nürnberg - Amberger Bahnbaues bebufS des Anschlusses an das diesseitige Projekt des Herrn v. Lämel — Prag Pilsener Bahn — eingeschrilten. Bei der bekannten Thatkraft der leitenden Persönlichkeiten jener Gesellschaft läßt sich eine energische Durchführung dieses für Böhmen und Bayern gleich wichtigen Unter nehmens erwarten, wie man auch hier viel von der Energie des Herrn v Lämel für da« baldige Zustandekommen der Prag-Pils,n»Egerer Linien Hoffs. Man schmeichelt sich auch, und vielleicht mit Recht, mit der Erwartung, daß die öfter reichische Regierung einem für die industriellen und kom merziellen Interessen des Landes so gedeihlichen Unternehmen ihre Unterstützung nicht versagen und eine Zinsengarantie übernehmen wird, und dies um so mehr, als eine Bahn, die Krakau und Warschau mit Paris in direkte Verbindung versetzt, abgesehen von dem sehr regen Verkehre zwischen Böhmen und Bayern, gewiß alle Aussicht auf eine hohe Rentabilität hat. Berlin, 20. März. Ihre Majestäten der König und die Königin begaben nach ihrer gestern Abend L8 Uhr er folgten Rückkehr von Dresden Allerhöchstsich vom Bahnhöfe sogleich nach Charlottenburg. — Dem mannichfach verbrei teten Gerüchte von der Ersetzung des verewigten Chefs der Oberrechnungskammer v. Ladenberg durch den Minister des Innern v. Westphalen, ist die „N. Pr. Z." in der Lage aufs Entschiedenste widersprechen zu können- Herr v. West phalen hat der Sache der Ordnung und Gesittung in un- secm Vaterlande so energische Dienste geleistet, daß sein plötzliches Ausscheiden aus dem Rarhe der Krone zu einer Zeit, wo seine Mission noch keineswegs beendigt ist, und wo in Begründung gesicherterer Zustände, so wie in Be kämpfung der mannichfach noch aufcauchenden anarchischen Tahiti, daS glückselige Eiland, schildert der Violinspieler Hauser folgendermaßen: „ES giebt Länder, die man nicht besuchen darf, will man seine Heimaih lieb behalten, wo Himmel und Vrre einen Zauber üben, der da- Gemüth mit Sirenengesang bestrickt und unS wie den Gefährten deS OvysseuS die Erinnerung an da- theure Vater land raubt. Zu ihnen gehört Tahiti. Gleich weit entfernt von den zwei mächtigsten Continrnten der Erde, der alten und neuen Welt, mitten im stillen Ocean erheben sich auS zwei schäumenden Wogen diese paradiefischen Inseln, die an Pracht, Fülle und Er habenheit auch die kühnste Phantasie deS Dichter- überflügeln. Vom untersten Rande der See angefangen, bi« hinauf zu den höchsten Spitzen der Berge blüht Alle«, in der üppigsten Pracht. Der Boden ist gebirgig, die Vegetation überkräftig, der Himmel ein ewiger Azur, die Erde rin grüner Teppich voll seltsamer Blumen und Früchte. Man findet hier nicht jene Luftver- schleierungen, welche Meer oder Berg verhüllen und umweben. DaS Auge findet keine andere Begrenzung, al- die ihm Erde und Horizont setzen, und stet- wird man umschmeichelt und fort gezogen von Strömungen eine- belebenden ätherischen Lichte-, dessen sammetweiche Atome alle Umrisse der Gegenstände um- spielen. Und wenn dann die Lüfte sich regen und alle Wogen deS Grün- bewegen, da- bald um dir Gipfel der Palmen, bald in Schneckenlinirn sich um die Hügel windet, so fühl» der Mensch sich magisch binau-gezogen in- Freie, alle Poren von dem süßesten Duft durchdrungen, die den wild wachsenden Früchten und Feuilleton. Dlüthen entströmen, welche die Boudoir- der ganzen Welt mit Parfum- erfüllen. „Nicht aufzuzählen sind die Erzeugnisse, mit denen eine ver schwenderische Natur dieses irdische Paradies gesegnet hat. Hier wuchert der Feigenstock und schlingt sich um Lorbeer-, KokoS- und Cypreffenbäume, dort in dunkler Laube glühen Orangen, Ciironen, Bananen und AnanaS, blüht die Mandel, Alles ohne Zucht und Pflege und von wunderbarer Größe. Schlanke Palmen ragen zum Himmel empor und brechen fast unter der süßen Last der Datteln und im Hintergründe erheben sich 4000 Kuß hohe Riesen berge, von Früchten strotzend und Blumenkelten umwunden, die einen doppelten Eindruck machen, weil die Pracht der tropischen Sonne und der zurückstrahlende Spiegel deS Meere- einen zwei fachen Effect geben. „Die Hauptstadt OtahaitiS liegt reizend in einer Bucht der Westküste am Abhänge eine- herrlichen PalmenhaineS. Von fern gleicht der Ort mehr einer ununterbrochenen Reihe von Landhäusern und Gartenmauern al- einer Stadt, aber im Innern angelangt machen die meist europäischen Gebäuden gleichenden Häuser, die mit Gärten und Villa- umgeben sind, einen freund lichen Eindruck. 3» der eigentlichen Hauptstraße, die den ganzen Ort durchschneide», herrscht rege- Leben. Da findet man englische und französische Kaufläden, wo man alle Culturerforderniffe be friedigen kann, Hotel-, Schenkfluben, französische Spielbuden, die immer von Seefahrern aller Nationen gefüllt find, welche sich hier die langersehnten Genüsse verschaffen, die sie auf ihren Fahrten so lange entbehrten. „Franzosen, Engländer, Neger, Portugiesen und Chinesen ' durchstreichen die Straßen; die Häuser der Europäer find mit wenigen Ausnahmen einstöckig, mit Gärten und luftigen VerandaS umgeben, mit GlaSfenstern versehen und verleihen dem Orte daS Aussehen eines der bedeutender» Plätze Südamerika- oder Indien-. Die Hütten der Eingebornen sind nicht alle neben einander gruppirt, sondern viele ganz nahe an den Ocean, andere wieder in der Mitte oder im Hintergründe der Stadt, welcher sie einen sehr eigenihümlichen Charakter verleihen. Sie find auS BambuS oder Holz gezimmert, mit kegelförmigem Flechtwerk ver sehen und daS Innere wird durch auS Pflanzenstoffen verfertigten Vorhängen in Zimmer abgetheilt. Alle find von Palmen und wilden Bananenbäumen umschattet, die sehr graziös auö dem nieder» Laub hervorragen und di« lieblichsten Gärten bilden. „Jeden Sonntag und Donnerstag spielt Militärmufik und nach dem Tacte derselben promrnirt hier die vornehme Welt, be sonders flolziren die Stutzer in rinem Putz daher, wie man seine» Gleichen in der ganzen civilifirten Welt nicht findet. DaS Haar ist wohlgeordnet und gekämmt, al- hätte eS ein französtscher Haarkünstler frifirt, und wird von einem schief fitzenden breiten Palmenhut bedeckt. Ein dickes weiße- Tuch, welche- die fran zösische Saloncravatte ersetzen soll, ist aus- Ungeschickteste um den Hal- gewunden und der Oberkörper in einen schwarzen Krack gehüllt, in einen Frack, dessen Formen so weit und unbequem find, daß er ursprünglich gewiß für eine dreimal wohlbeleibter« Person geschaffen wurde. Eine weiße Weste ersetzt zugleich die Stelle de- PalmengürtelS, aber die Beine l o Jammer! — verhülle dich, Cultur! — find nackt, wir sie von Gott erschaffen wurden, und noch obendrein gelb, grün oder blau tätowirt. Ich muß gestehen,