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Tageszeitung rm- Anzeiger für Di-polöiswatte, Schmie-eberg BkWsoreis: Merkeliährllcb ^Mk.ohne3u- tragen. — Einzelne Nununem LV Pf- — Femsprecher: Amt Dippoldiswalde M L. Eemeindeverbands-Girokonto Nr. 3. — Postscheck konto: Dresden 12548. Aelteste Zetiung -es Bezirk» Dieses Blatt enthöU die amtlichen BekannimachmiGeD der Amlshauvlmaunfchast, -es Amtsgerichts an- -es Sta-trats zu Dippol-tswal-e Deranlworllicher Redaktem: Daut Iehne. — Druck und Verlag: Earl Jehue tu MvVot-iswal-e. Nr. 224 Sonnabend den 24. September 1921 87. Jahrgang Dertliches und SSchfischeS Dippoldiswalde. Die Operette «Die Scheidungsreise', mit der die Theakerdirektion Pitschel u. Brodeck gestern abend sich hier einführke, ist bet allen Situations-Unmöglichkeiten Inhaltlich doch nicht so nichtssagend wie manche andere. Und das, was in ihr liegt, wurde durch hervorragend gutes Einzel- und vollkommen lückenloses Zusammenspiel herausgeholt. Um nur eines hervorzuheben, sei die wohl nicht zu übertreffende Mimik der Herren Weeden und Boeke genannt. Das Ganze war eine abgerundete, gute Operettenauffahrung. Herzlich hat gewiß jedermann gelacht. Das ist ja schließlich der Zweck der Operette, wenn auch der letzte Auftritt mit Emmy Radomskas Verzicht nicht ohne tieferen Sinn war. Bei solchen Leistungen darf die Direktion wiederkommen. Der Besuch der Aufführungen kann nur empfohlen werden. Dippoldiswalde. Morgen Sonnabend, nach Schulschluß am Bormiltag, beginnen die Michaelis- oder Kartoffelferien -an hiesiger Volksschule. Hoffentlich ist während derselben das Wetter anhaltend schön, damit sich die Kinder die nötigen Kräfte für das bevorstehende Vierteljahr sammeln können, denn bis zu Weihnachten gibt es keine Ferien mehr, nur 2 schulfreie Tage (Bußtag und Reformationsfest). . — Am Donnerstag weilten ein Herr und eine Dame von der Gesellschaft der Quäker hier, uni sich vom Stande der Unterernährung unserer Schulkinder zu überzeugen. — Der Bau des Gasometers in der Nähe des Kirchhofs macht gute Fortschritte. Nachdem die von Herrn Bau meister Fritsch ausgeführten Fundamentierungsarbeiten be endet waren, begann der Bau der Eisenkonstruktlon. Die Agulen und die Berbindungsstreben stehen bereits, sodaß man nun auch öle Höhe des Bauwerks erkennen kann. Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres wird man mit dem Bau zu Ende kommen und den Behälter in Betrieb nehmen können. — Falsche Reichsbanknoten zu 10 M. Bon den seit Anfang Januar d. Z. dem Berkehr zugeführten Reichsbanknoten zu 10 M. mit dem Datum des 6.2.20 sind außer der Ende Funi durch die Tagespresse bekannlgegebenen Fälschung weitere Nachbildungen aufgetaucht. Abgesehen von der mangelhaften Wiedergabe der Zeichnung, fehlen den Fälschungen die Hauptkennzeichen der Noten: das Wasser zelchen und der eingewirkte Faserstreifen auf der Rückseite, der beim Falschstück zumeist durch aufgedruckte braune Striche vorgetäuscht ist. — Wie lange bleibt noch die Kohlenkarte bestehen? Als letzter Rest der Zwangswirtschaft'besteht nur noch die Kohlenkarte, wenn man von der Brotkarte absieht, die teil weise ihre Bedeutung schon verloren hat. Nach einer Mit teilung des Reichskohlenkommissars muß mit der Beibe haltung der Kohlenkarte noch mindestens für Steinkohlen und Briketts auf die Dauer eines Zahres gerechnet werden. Die Entscheidung über Oberschlesien.wird weitere-Erleichte- rungen oder Erschwerungen herbeiführen. Obercarsdorf. Am Sonntag den 2. Oktober wird in unserm Orte das Kriegerehrenmal geweiht werden. Es hat seinen Standplatz vor der Schule an der Dorfstraße gefunden und besteht aus einem großen vierseitigen Block. Zu den Gründungsarbeiten war die Anfuhr bedeutenden Materials nötig. — In nächster Zeit wird hier auch mit dem Bau einer Turnhalle begonnen werden. Der Turnverein Obercarsdorf (D. T.) hat zu diesem Zwecke Land in der Nähe der Schule von der Gemeinde erworben und will sich dort eine Halle errichten, die auch von der Schule mitbenuht werden soll. Man hofft, sie noch dies Fahr unter Dach zu bringen. Schmiedeberg Nächsten Montag findet hier der von auswärts gern und viel besuchte Herbstjahrmarkt statt. Niederpöbel. Als am Montag abend der Sohn des Herrn N. von hier mit seinem Motorrade auf dem Heimwege war, stieß er in Ulberndorf an einen mit T-Trägern beladenen Wagen, der zum Einfahren in einen Hof rückwärts gestoßen wurde. Der junge Mann wurde vom Rade geschleudert und trug schwere Berletzungen, Oberarm- und Schlüsselbeinbruch, Sehnenzerreihung und ein tiefes Loch in der Wade neben Lautabschürfungen, davon. Er wurde zunächst nach Haus ge bracht, später aber einem Dresdner Krankenhause zugesührt. Klingenberg. Wunderbare Löscheinrtchtungen für vor- dommende Brandfälle scheint der hiesige Bahnhof zu haben. Ein Augenzeuge schreibt zu einem Brandfalle folgendes: Am Dienstag abend gegen 7 Uhr lief ein von Dresden kommen der Güterzug mit einem brennenden Magen auf dem Bahn hof Klingenberg ein. Die Feststellungen ergaben, daß die in Brand geratene wertvolle Ladung aus in Ballen gepreßter Schafwolle bestand. Einen mit so feuergefährlichem Inhalt beladenen Magen fast unmittelbar hinter die Maschine zu kuppeln ist an sich schon eine kaum glaubliche Fahrlässigkeit der Eisenbahn. Einzig in ihrer Art sind aber die von der Station Klingenberg angestellten Löfchungsarbeiten. Eine Druckspritze ist wohl vorhanden, sie scheint aber stark repa raturbedürftig zu sein, denn sie funktioniert nicht. Eine Hand spritze hält man anscheinend für überflüssig, ebenso Feuer haken, vermutlich wohl im Berkrauen auf. die Drucksprihe. Aber 2 Eimer standen zur Berfügung — wenigstens etwas. Als einige beherzte Privatpersonen in Erkenntnis des Wertes der Ladung zugegriffen und die brennenden Wollballen mit auf dem Bahnhofe lagernden Stangen herunterstießen, wurde ihnen, nachdem einige Stangen verbrannt und zerbrochen waren, die weitere Benutzung der Stangen untersagt mit der Begründung: «Die Stangen muß die Station bezahlen.' (!) Hält man solche Kurzsichtigkeit für möglich? Lieber läßt der Bahnhof Klingenberg eine Ladung Wolle, von der man jeden Ballen schätzungsweise mit 5—6000 M. bewerten muß, völlig verbrennen, als einige Stangen zu opfern, die man das Stück mit 15—20 M. haben kann. Ein großer Teil der wertvollen Ladung hätte gerettet werden können, auch der Brandschaden am Magen wäre geringer geblieben — aber nein, da wären ja einige Stangen dabei zum Teufel gegangen. Man schlägt sich an den Kopf ob solcher Großzügigkeit. Muß die Bahn nicht auch den Schaden für die verbrannte Wolle tragen und ist der Sachschaden an dem Magen nicht höher als der Mert einiger Stangen? Wäre es nicht richtiger gewesen vom diensthabenden Beamten, mit der Güterzugsmaschine den brennenden Wagen in die Nähe der Wasserzapfstelle zu fahren uni) so die Löfchungsarbeiten zu erleichtern und zu beschleunigen, als die Maschine einfach von der Station und vom brennenden Wagen wegfahren zu lassen? Das heißt doch den Bürokratismus auf die Spitze treiben. Später kaf die Colmnitzer Feuerwehr ein und löschte den Brand. (Fr.Anz.) Dresden. Ueber die Aufgaben und die rechtliche Stellung der Sächsischen Staatsbank bestehen in der Oeffentlichkeit noch vielfach unzutreffende Anschauungen. Die Staatsbank schließt ihre Geschäfte vollkommen selbstständig und unabhängig von der Staatskasse ab unh verfügt über ein eigenes Betriebs kapital von zunächst 50 Millionen Mark. Ihr eigenes Ver mögen haftet zwar den Gläubigern der Bank, es haftet aber in keiner Weise für die Verbindlichkeiten de? Staates. Nur insofern besteht ein Zusammenhang zwischen der zück ständigen Rechtsinstitut wie jede andere Bank gewordenen Staatsbank und dem Staate, als dieser die Oberaussicht zu führen hat und für die Verbindlichkeiten der Staatsbank seiner seits volle Gewähr leistet. Gerade dadurch, daß die Staats bank zwar nicht für die Verbindlichkeiten des Staates, wohl aber der Staat für etwaige Verluste der Staatsbank einzu stehen hat, gewinnen die Anlagen bei der Staatsbank be sondere Sicherheit. Alle Anlagen bei ihr gelten deshalb ohne weiteres als mündelsicher. Daß die Sächsische Staatsbank nicht mit der Sächsischen Bank in Dresden, die ein rein privates Bankinstitut darstellt, zu verwechseln ist, sei nebenbei erwähnt. — ZumKonzernkrach. Der Atlantlc-Konzern hielt kürzlich in Dresden eine Gläubigerversammlung ab. Wie aus dem Bericht der nach Berlin entsandten Kommission her vorging, ist der Konzerninhaber Rosenkranz zwar verhaftet, aber wieder entlasten worden. Sein Teilhaber, der Direktor Weigel aus Köhschenbroda, ist.mit 2 Millionen Mark flüch tig, und gegen diesen wie gegen einen Im Geschäft angestellten Beamten, der ebenfalls nach Unterschlagung einer größeren Summe flüchtig ist, ist Steckbrief ertasten worden. Außer diesen beiden ist auch noch der Breslauer Generalvertreter mit 1V- Millionen Mark verschwunden. Die Kommission bezeichnete das Geschäftsgebaren mit den Worten: Alles Schwindel und alles Enttäuschung für die Gläubiger. Ueber die Höhe der von der Staatsanwaltschaft in Berlin beschlag nahmten Gelder konnte etwas Genaues nicht festgestellt werden. — Der Friedensvorschlag zwischen Kirche und Schule, der für die Gemeinschaftsschule und für die sogen. Zwickauer Thesen als Einigungsboden eintrat, ist inzwischen von der sächsischen Lehrervereinspresse, sowie von der sozial demokratischen Presse einhellig abgelehnt worden. Die «Säch sische Schulzeitung' hält diesem Borschlag gegenüber aus drücklich an der weltlichen Schule fest. Die «Leipziger Lehrer- ! zeitung' schreibt dazu: «Wir sehen in der Gemeinschaftsschule ! eine unzulängliche Schulreform, wenngleich gegenüber der s Bekenntnisschule das kleinere Uebel. Menn das Kirchen blatt etwa glaubte, wir könnten den Gedanken der weltlichen - Schule einfach fallen lasten, so hat es keine Ahnung davon, i oder will nicht wissen, wie ernst es uns mit einer Forderung ist, zu der uns eine eingehende, umfassende Arbeit und unsere staatsbürgerliche, schulpolitische und pädagogische Ueber- zeugung treibt.' Die «Leipziger Bolkszeitung' fügt diesen Morten der «Leipziger Lehrerzeitung' noch folgendes hinzu: «Die Bäter dieses famosen Borschlags mögen sich gesagt sein lasten: die Schule ist nicht eine Sache der Lehrer, sondern des ganzen Bölkes. Und die Frage, wie die Trennung der Kirche von der Schule durch geführt wird, entscheidet nicht eine Ab machung zwischen Pfaffen und Lehrern, sondern das Bolk durch die Gesetzgebung.' Auch das «Sächsische Kirchenblatt' wendet sich entschieden gegen den Borschlag. Was aber noch wichtiger ist: Der Deutsche Evangelische Kirchentag hat soeben seine Stimme mit aller Entschiedenheit für die Bekenntnis schule und gegen die Gemeinschaftsschule erhoben. Damit wird allen künftigen Kompromißvorschlägen der Boden ent zogen. Freiberg. Die Amtshauptmannschaft hat für einen Teil ihres Verwaltungsbezirks die Hunde sperre angeordnet; als Sperrbezirk kommen dabei u. a. die Orte Ober- und Nieder bobritzsch und Colmnitz in Frage. Ehrenfriedersdorf. Beim Abstieg von einer glatten Fels wand des Greifensteines kam ein Klettersporkler ins Rutschen und Mrzte etwa 5 Meter hoch ab. Geringswalde. Ein trauriges Bild ergabjhier die Unter suchung der Kinder anläßlich der bevorstehenden Quäker- speisung. Von 718 Kindern wurden nur 152 als gesund befunden. Olbernhau. In der Sitzung des Etadtgemeinderates, in der der Haushaltplan beraten wurde, teilte Bürgermeister vr. Lohse mit, -aß sich die Schulden der Stadt gegenüber der Vorkriegszeit verdoppelt haben. Die Aufnahme einer neuen Anleihe von 1V« Million Mark wird kaum zü um gehen sein. Die Endsumme des Haushaltplanes beträgt 3 489 333 M., das ist etwa das Siebenfache der Friedens- zahl. Hohenstein-Ernstthal. Der Verein deutscher Rosenfreunde hält nächstes Fahr seine Hauptversammlung in unserer Stadt ab. Der hiesige Rosenverein begeht damit sein 50 jähriges Bestehen mit einer Rosenausstellung, zu der dem Verein Gelände von ungefähr 5000 Quadratmetern zur Ver fügung gestellt worden ist. < Schwarzenberg. Auf die Leichtgläubigkeit seiner Mit menschen spekuliert hat ein 20 Fahre alter EisenbahngehUfe auS Heinichen. Er veröffentlichte in einer Schwarzenberger Zeitung ein? Anzelye mit der Üeberschrift «Deutschamerika. - nischer Lebensmittelver.^und', wonach jede Person nach Einsendung von 30 M. einen größeren ^nen » » erhalten soll. Das Geld sollte postlagernd ans Haup^stLÄtE Zwickau geschickt werden. Der Schwindler konnte jedoch' dabei abgefaßt werden, wie er die eingezahlten Gelder in Empfang nehmen wollte. Er wurde der Staatsanwaltschaft übergeben. Langenbuch. In unser Dorf sind vor wenigen Tagen 12 umfangreiche Briefsendungen gekommen und haben Staunen und Verwunderung, schließlich frohes, dankbares Gedenken an den früheren Seelsorger der Gemeinde Pastor Eich erregt. Enthielten die Sendungen doch Stammbaumforschungen für 12 Familien unseres Ortes und des Nachbarortes Dröswein. Es ist die Abschiedsgabe des ehemaligen Seelsorgers, der jetzt den wirren Verhältnissen der Heimat den Rücken kehrt un feinen Wanderstab nach Argentinien seht. Dorthin ist er von der obersten preußischen Ktrchenbehörde, der zurzeit noch die Fürsorge für das ganze evangelische Auslandsdeutschtum ob liegt, berufen. Sein Amtssitz ist Bahia Blanca. Die Aus reise soll schon Anfang Oktober stattfinden. Zwickau. Im hiesigen Mieterverein ist ecke Heimstätten- genossenschaft m. b. H. gegründet worden. Sie zählt bereits über 500 Mitglieder mit 300 000 M. Grundkapital und be zweckt, den Mitgliedern des Mietervereins gesunde zweck mäßige Wohnungen zu beschaffen, entweder als Mietwoh nungen oder Eigenheime. Die Bautätigkeit soll im zeitigen Frühjahr 1922 beginnen. Die Stadt will das Bauland in Erbpacht geben. Reichs- und Stadtbeihilfe werden erwartet. Gegenwärtig befinden sich hier 1400 Wohnungsuchende. Reichenbach. Als ein Viehhändler mit einem Einspänner die Lengenfelder Straße entlang fuhr, kam ihm eine Zyklo- nette im schnellsten Tempo entgegen, die mit dem Schutzblech das Pferd streifte und ihm von vorn bis hinten die gickze Bauchseite aufrlß, so daß Fleisch und Fell herabhingen. Das Pferd muhte abgestochen werden. Die rücksichtslosen Auto fahrer entkamen unerkannt. Bad Elster. Zum ersten Male seit dem Bestehen des Bades und der amtlichen Kurliste hat die Besucherzahl 2OV0V Personen überschritten.