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Dresdner Journal : 22.06.1887
- Erscheinungsdatum
- 1887-06-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-188706229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18870622
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18870622
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1887
-
Monat
1887-06
- Tag 1887-06-22
-
Monat
1887-06
-
Jahr
1887
- Titel
- Dresdner Journal : 22.06.1887
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Lrpsäitio» äs» l)r«ä»or ^oanuü^ 0r«ä«ii, L vivff«r»tr. Ho. SO. keroiprsoU-^Liollo», r Rr. 1SSK. Gestellungen auf das „Dresdner Journal" für daS nächste Vierteljahr werden zum Preise von 4 M. 50 Pf. angenommen sir Dresden bei der unter zeichneten Expedition (Zwingerstr. Nr. 20), f«r >»S»är1S bei den betreffenden Postanstalten. In DreSde» - Neustadt können Bestellungen abgegeben werden in der Hofmusikalienhandlung des Herrn Adolf Brauer (F. Plötner), Haupt straße 2, bei Herrn Kaufmann T. R. Albani (Albertplatz gegenüber dem Alberttheater), wo selbst auch Ankündigungen zur Beförderung an unser Blatt angenommen werden, und bei welchen ebenso wie bei Herrn Kaufmann Müller, Pillnitzer Straße 64, dem Bahn hofsbuchhändler Herrn Weigand (böhm. Bahn hof), dem Herrn Buchhändler Knecht (Kiosk am böhm. Bahnhof) und Herrn Kaufmann Lebr. Wesser, Prager Straße 50 einzelne Nummern des „Dresdner Journals" zu haben sind. Lönigl. Expedition des Dresdner Journals. Fernsprech-Anschluß Nr. 1295. Amtlicher Teil. Dresden, 21. Juni. Se. Majestät der König haben den Handelsrichter bei den Kammern für Han delssachen im Landgericht Dresden Kaufmann Felix Schramm hier auf sein Ansuchen dieser Funktion zu entheben, dahingegen den Kaufmann Hugo Oswin Flößner hier zum Handelsrichter bei jenen Kammern auf die Zeit bis zum 30. September 1888 zu er nennen Allergnädigst geruht. Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem AmtShauptmann von Polenz zu Auer bach den Rang als Oberregierungsrath zu verleihen, ferner die Regierungsräthe im Ministerium des In nern Franke und Ur. Roscher, sowie den Regie- rungS-Rath Ficker bei der Kreishauptmanuschast zu Zwickau zu Oberregierungsräthen zu ernennen. nichtamtlicher Leit. Geographische Wachrichten. Wien, 21. Juni. (W. T B.) Eine Meldung der „Polit. Korresp." aus Belgrad wendet sich entschieden gegen die Darstellung einzelner Blätter, wonach die Berufung des Kabinetts Ristie durch Angelegenheiten herbeigeführt wäre, welche außer halb deö politischen Gebietes lägen. Der Kabi- nettSwechsel sei einzig und allein durch Erforder nisse, wie sie sich auS der inneren Lage deS Lan des ergaben, veranlaßt worden und Ristic seien bei der Bildung des Kabinetts ausschließlich poli- tische Forderungen zur Bedingung der Durch- führung seiner Mission gemacht worden. DaS Programm, welches Ristic dem König unterbreitet habe, betreffe denn auch ausschließlich vitale An gelegenheiten deS serbischen StaateS. London, 22. Juni. (Tel. d. Dresdn Journ ) Gestern abend begann mit anbrechendrr Dunkel heit eine allgemeine Illumination der Stadt, welche besonders großartig im Westend und in der City war. DaS Volk durchzog bis spät in die Nacht die im Lichtmeer glänzenden Straßen. Die Ordnung wurde trotz der ungeheueren Menschen- massen nirgends gestört. AbendS fand im Bücking- hampalast ein Galadiner und nach demselben großer Empfang statt. Während deS gestrigen Fest- nigtS kamen mehrere Unfälle vor. So stürzte der Marquis of Lorne vom Pferde, erlitt aber nur eine unerhebliche Verletzung. DaS Hofjournal meldet, daß daS Befinden Ihrer Majestät der Königin durch dir gestrige ermüdende Feier nicht gelitten habe. DaS RegierungSjubiläum wurde gestern, den Berichten zufolge, in ganz England gefeiert. Dresden, 22. Juni. Das Zentrum nach der Erledigung der Militärvorlage. Die Haltung des Zentrums in der letzten Zeit kann, wenn wir sie mit der früheren Stellung dieser Partei vergleichen und in diesem Vergleich auch nur um 6 Monate, auf die Zeit der Septennatskämpfe, zurückgehen, im allgemeinen als eine erfreuliche be zeichnet werden. In den Verhandlungen über den Nachtragsetat, um nur die für den Umschwung in unseren parlamentarischen Verhältnissen bezeichnendsten Vorlagen zu nennen, stand das Zentrum in der Kom Mission wie im Plenum Schulter an Schulter neben den Kartellparteien; dasselbe kann bezüglich des Brannt wein- und Zuckersteuergesetzes — wenn für beide auch eine genügende Mehrheit schon in den Kartell parteien vorlag — dort von der größeren Halste, hier wieder von der ganzen Zentrumssraktion gesagt werden. Noch verdienstlicher war auf dem Gebiete der letzt genannten beiden Gesetze der Anteil des Zentrums an der vorbereitenden Kommissionsarbeit. Selbst die Gruppe Spahn in der Branntweinsteuerkommission unterschied sich wesentlich von den Freisinnigen, beteiligte sich bei spielsweise an den Vereinbarungen über die Nach steuer, und der Antrag, der für die Zuckersteuer über haupt erst eine Verständigung ermöglichte, trägt den Namen deS Zentrumsabgeordneten Chamars. Worauf wir aber das entscheidende Gewicht legen, das ist die Änderung in der Tonart der Regierung gegenüber, die mit dieser positiven Arbeit Hand in Hand ging, die in den Reden des Abg. Frhrn. v. Schorlemer im preußischen Abgeordnetenhaus« zuerst in ausge prägter Weise in Erscheinung trat und die sich so ziem lich bei allen parlamentarischen Wortführern deS Zen trums in den letzten Monaten konstatieren läßt — allerdings mit einer Ausnahme. Um dieses günstige Urteil auch für diejenige Zen trumshälfte, welche in den wirtschaftlichen und Steuer- sragen der letzten Zeit nicht der Führung des Frhrn. v. Huene folgte, mit einem Beweisstück auszustatten, nehmen wir die Rede des Abg. Spahn auS der Reichstagssitzung vom 13. Juni. Hr. Spahn wandte sich mit Bestimmtheit gegen die freisinnige Behaup tung, daß das Branntweinsteuergesetz, zumal in der Gestalt, die ihm die Kommission gegeben, einen „Triumph der agrarischen Begehrlichkeit" darstelle; er polemisierte im besonderen nachdrücklich gegen Hrm Rickert; er äußerte, im Einklang mit den Befürchtun- gen vieler Konservativen, seine Besorgnis, daß der Nutzen der Differenz von 20 Pf. weniger den Bren nereien als dem Zwischenhandel zu gute kommen würde; er wies auch seinerseits auf die Erhöhung der Ge halte der Unterbeamten und die Erleichterung der Schul lasten als Zwecke hin, welche aus den Erträgnissen dieses Steuergesetzes zu fördern wären, und er erklärte end lich, daß er durchaus nicht der Ansicht wäre, daß die von ihm vorgeschlagenen Sätze von 35 und 55 Pf. daS Höchste wäre, was der Branntwein tragen könne, daß er vielmehr mit diesem niedrigeren Steuersatz zu nächst nur einen Versuch machen wolle und, sobald sich weitere Verwendungszwecke herausstellten, ganz unbedenklich die Steuerschraube stärker anziehen wurde. Diese Zurückhaltung in dem Umfang der Bewilligung wurde nun zwar von dem Frhrn. v. Huene als nicht angebracht zurückgewiesen, der beiläufig auch mit Recht geltend machte, daß der Steuersatz von 35 und 55 Pf. viel eher auf den Standpunkt der Begünstigung der „agrarischen Interessen" zugeschnitten wäre, als die Sätze der Regierungsvorlage; aber eS muß zuge standen werden, daß die Haltung des Abg Spahn in diesen Verhandlungen nach Form und Inhalt einen Charakter trug, mit dem sich immerhin reden und auskommen läßt. Und derselbe Abgeordnete führte beispielsweise vie Verteidigung der Vorlage, durch welche die Unfallversicherung auf die Seeleute ausge dehnt wird, auch gegen seinen Fraktionsgenossen Windthorst. Hr. Windthorst stellt überhaupt die einzige Aus nahme dar, von der wir oben sprachen und die von dem sonst im Zentrum zu beobachtenden Wandel wenig oder nichts bemerken ließ. In den Reden dieses Ab geordneten war nach wie vor die alte Grundströmung von bitterer Feindseligkeit gegen die Regierung leben dig, die ihre Anlehnungen weniger bei der eigenen Fraktion als bei dem Freisinn und anderen, noch be denklicheren Parieirichtungen suchte. Wir könnten zahlreiche Äußerungen des Hrn. Windthorst aus den letzten Wochen ansühren, aus denen der volle Grimm seines Unmuts über die seit dem 21. Februar bei un- eingetretene Wendung der Dinge und namentlich seine innere Gegnerschaft gegen die mit der Brannt weinvorlage bei uns beschrittenen Steuerreformwege entgegenleuchtet. Er spricht von dem „Branntwein dusel", in dem wir uns schon seit Wochen und Mo naten befänden; er findet auch in den von der Kom mission beschlossenen Bestimmungen überall Beweise dafür, daß man sich „in allen diesen Dingen jetzt mehr von Zweckmäßigkeitsgründen als von den Gründen deS Rechts bestimmen läßt", und sieht die Zeit voraus, in der die gegenwärtige „vertrauensselige Stimmung, in der sich alle umarmen, ein Ende hat". Dazwischen leisen Anklänge an die Hauptschlagwörter von Orga nen wie der „Nation", der „Freis. Ztg." und den« „Berl. Tagebl ", dieselben Schlagwörter, welche Hr. v. Huene als „verdächtigende Insinuationen" auf das schärfste zurückwies. So läßt auch Hr. Windthorst bei den etwaigen Entschädigungen, an die man bei Einführung des Reinigungszwanges denken könnte, ein Wort einfließen von den „Akten der Unter- tützung, von denen man im Staatsleben zuweilen Bei- piele hat", und feine Schilderung, wie in dem Falle, »aß ein anderer Reichstag „wieder so vaterlandslos ein sollte, eine neue Branntweinsteuer nicht so zu be willigen, wie die Regierung es will, derselbe aufgelöst, das Vaterland in Gefahr erklärt und wieder die Trommel gerührt werden würde," könnte ebenso gut von Hrn. Richter vorgetragen fein. In allen diesen Dingen steht Hr. Windthorst unter allen Wortführern des Zentrums aus der letzten Zeit vollständig isoliert; in der Frage der Nachsteuer befindet sich selbst der Abg. Or. Lieber, wenn dieser Gegensatz äußerlich auch überall nach Möglichkeit bemäntelt ist, im Wider spruch mit seinen Ausführungen, und die energische abwehrende Bemerkung des Frhrn. v. Huene bei der selben Gelegenheit, daß durch Bewilligung einer er höhten Exportprämie für die Zwischenzeit „keine Staatsgelder verschleudert würden," richtet sich direkt gegen eine heftige Deklamation des Abg. Windthorst im Sinne der von Hrn. v. Huene bekämpften Be hauptung. Die scharfen Differenzen des Hrn. Windt horst mit den Vertretern der süddeutschen Regierungen und ähnliche Dinge lassen wir hier auf sich beruhen. Auch auf die Allianz dieses Zentrumsführers mit den reich-ländischen Protestabgeordneten bei den Beratungen über die elsaß-lothringischen Vorlagen wollen wir, ob gleich sie gerade den bezeichnendsten Zug zu dem Ge samtbilde beisteuert und die springenden Punkte dieses Zusammenschlusses und der Art der Stellungnahme des Hrn. Windthorst in dieser Angelegenheit bisher noch nicht entfernt genügend gewürdigt sind, heute nicht näher eingehen. Dafür bleiben wir noch einen Augenblick bei der überraschenden Schlußwendung stehen, mit der Hr. Windthorst diese ganze Aktion beendigt hat: seinem chließlichen zustimmenden Votum zu der Branntwein teuervorlage. Daß die intransigente und demokratische Zentrumspresse an sich wenig Grund hat, ihm wegen dieses „Umfalls" zu zürnen, ist einleuchtend; denn Hr. Windthorst hat wochenlang ein so ausgiebiges, ener gisches und scharf gewürztes Nein geredet, daß ein ohne eine Silbe einer sachlichen Begründung gebliebe nes Ja seiner Wirkung nach daneben nicht ins Ge wicht fallen kann. Immerhin ist nicht zu leugnen, daß mit diesem Eintreten des Abg. Windthorst für die Vorlage den Angriffen der radikalen Zentrums presse auf die „agrarischen" Mitglieder der Zentrums fraktion ein gewisser Damm entgegengeworfen worden ist. Die Zentrumspartei ist so vor einem Schisma bewahrt, und der Gewinn der Hintertreibung dieser Entwickelung, wie das aus dieser That auf ihn fallende Verdienst schien Hrn. Windthorst offenbar groß genug, um ihn auch vor einem Akt der Selbstverleugnung, der ihn in das Licht stellt, selbst nicht zu wissen, was er will, und vor einem rednerischen Eiertanz, der Schwarz und Weiß in Harmonie bringt, nicht zurück schrecken zu lassen. Das Verdienst dieser Leistung voll zu würdigen, ist — abgesehen natürlich von dem eige nen Bewußtsein des Hrn. Windthorst, seiner Partei einen Dienst erwiesen und seine führende Stellung in derselben behauptet zu haben — Aufgabe der Zen trumspartei; für uns ist, namentlich wenn wir an die Zukunft denken, die Hauptsache die Beobachtung, in welchem Umfange die konservative regierungsfreundliche Richtung innerhalb des Zentrums sich zur Bethätigung durchzuarbeiten anfängt und mit welcher Festigkeit sie auch Leu Ansturm deS radikalen Parteiflügels besteht. Lagesgeschichte. * Dresden, 22. Juni. Nach heute hier eingegangenen Nachrichten über den Aufenthalt Sr. Majestät deS Königs in London wurde Allerhöchstderselbe am 20. d. M. von Ihrer Majestät der Königin von Eng land nach Allerhöchstderselben Eintreffen im Bucking ham-Palast empfangen. Ferner wohnten Se. Maje stät an demselben Tage zugleich mit dem Könige von Dänemark, dem Könige von Griechenland, dem Kron Prinzen von Österreich und andern Fürstlichkeiten einer von dem Prinzen von Wales befohlenen Vorstellung Buffalo Bills — Darstellung des amerikanischen Reiterlebens — bei und unternahmen später in Be gleitung des Colonel Bying eine Spazierfahrt. Abends fand Familientafel bei Ihrer Majestät der Königin von England statt. * Berlin, 21. Juni. Der „Nordd. Allg. Ztg." zufolge hat Se. Majestät der Kaiser von gestern auf heute eine recht gute Nacht gehabt und war noch kräftiger als in den vergangenen Tagen. Se. Majestät erschien infolge dessen heute früher in seinem Arbeits zimmer als an den Tagen zuvor. Gegen 4^1 Uhr zeigte sich Se. Majestät der Kaiser, beim Vorbeimarsch der aufziehenden Wache, an dem historischen Eckfenster Fkuilüto». Ein treues Herz. Line Geschichte au- dem wendischen Bolle von Heinrich Penn. (Fortsetzung.) „Nichts weiß ich. Und was soll'r? Der Bursch hat kaum die Bubenhose ausgezogen." „Was noch! Ich aber sage Dir, je früher Du ihn verheiratest, desto besser thust Du. Wenn Du eS jedoch nicht thun willst, dann nimm ihn unter Aufsicht, tveißt Du, da ich nicht will, daß er noch lange um meine Gehöfte herumstreist. Sag ihm das!" „Um was?" „Um meine Tochter, wenn ich Dir schon alles sagen muß", zürnte Pridan, als hätte ihm der Vetter Gott weiß was für Unrecht gethan. „Mein Bursche?" fragte der Alte. „Deiner, Deiner." „Oho!" „Na, weißt Du, ein solcher Mensch ist nicht auf der Welt, daß ich ihm meine Tochter an den Hals werfen würde. Mache Du, was Du willst. Ich weiß, daß Du noch nicht gewillt bist, ihm die Wirtschaft zu übergeben Allein für jetzt könntest Du ihm leicht die Mühle überlassen." ,^kaum, daß er nach Hause gekommen." „Schnell ist es, schnell. Allein was schnell begann, muß schnell beendet werden, sagt man, sonst endet eS nicht gut. Mir selbst ist- auch nicht recht, daß Dein Sohn schon jetzt, so schnell zu mir freien kam und dazu noch ohne Dich. Thue, was Du für recht findest." Kolodey ließ den Kopf hängen und sah immer fort auf demselben Fleck, ohne ein Wort zu sprechen. Sein Nachbar sprach noch dies und das, er aber schwieg und überlegte. Man sah eS ihm an, daß ihm die ganze Sache nicht nach dem Willen sei, aber er sagte eS doch nicht, denn er respektierte im ganzen Dorfe niemand, wie eben seinen Vetter, der als Ehrenmann und Mann des allgemeinen Vertrauens überall Ansehen und Ach tung genoß. Zwei Gendarmen kamen vorüber, grüßten den Ge meindevorstand Pridan und blieben stehen. Luka hatte als reicher Mann 'immer eine beson dere Sympathie und Achtung vor diesen Wächtern der öffentlichen Sicherheit und Ordnung gehabt und unter ließ es nie, sie zu einem kleinen Imbiß einzuladen. Auch diesmal geschah es und die vier Männer saßen bald bei einer Flasche guten Weines und einem appetitlichen kraimschen Schinken beisammen, allein das Gesicht des alten Kolodey war diesmal nicht so heiter, als sonst. VI. Pridan hatte seinem jungen Vetter mitgeteilt, daß er mit dem alten Kolodey wegen seiner Verheiratung mit Anka verhandelt habe, und daß derselbe nicht dagegen gesprochen habe. Der Alte aber erwähnte gegen den Sohn mehrere Wochen lang nicht», was diesem eigentlich am liebsten war, da er sich nicht denken konnte, wie er mit dem harten Alten von einer so weichen Gefühlssache sprechen sollte. Endlich jedoch erfuhr er e». Sie saßen eines Abends nach dem Nachtmahle beisammen. „So, also, Du verheiratest Dich, heißt es", be gann der Alte. Tine errötete, doch sagte er nichts. „Eilt es Dir so?" Wieder schwieg der Junge, indem er dachte, das soll nun Pridan auskochen „Deshalb wohl, weil Du so alt bist und e- not wendig hast, zu fürchten, daß Du wohl keine mehr bekommen wirst", sagte der andere wieder nach einer Weile. Abermals Schweigen. ,La, wa» denkst Du denn eigentlich?" Der Sohn wurde jetzt plötzlich unwillig, er stand auf und sagte: „Wenn Ihr meint, daß es nicht sein soll, gut also, und au» soll eS sein, ich habe nicht dazu ge- drungen." Er wollte sich entfernen. „Warte! Kannst Du nicht noch ein Bißchen sitzen bleiben? Ausschlafen kannst Du ohnedies. Du ver- säumst also nichts, wenn Du etwas wartest." Tine setzte sich. Wieder schwiegen die beiden. Der Alte trommelte mit den Fingern auf dem Tifche, der Sohn brannte lange feine Zigarre an der Kerze an. „Warst Du in der Mühle?" ,Heute nicht." „Der Mühlgang bedarf einer Reparatur. Die Mühlknechte sind wlderhaarige Gesellen, das sage ich Dir. Man sollte ihnen immer auf die Finger sehen. Ich aber kann nicht überall sei», ich bin auch nicht der liebe Herrgott Wenn Du willst, so habe die Mühle nun und dann heirate darauf, oder mache, was Du willst. Etwas Geld werde ich Dir schon geben, damit Du jene neue Art zu mahlen einführen kannst, die Du neulich versuchtest. Doch weiß ich, daß Du damit nichts ausrichten wirst. Die ganze Wirtschaft aber übergebe ich Dir nicht, nein! Solange ich noch eine Hand rühren kann, werde ich säen und ernten, essen und trinken, wie und was ich will. Bleibe nur still. Morgen gehst Du mit mir zu Gericht, damit man Dir die Großjährigkeitserklärung erteilt, denn Du bist noch nicht vier und zwanzig Jahre alt. Dann freie also, wo Du willst. DaS Mädchen ist wirklich noch zu jung. Und Du könntest leicht warten. Aber ich will nicht, daß Du sagen würdest: er wehrte mir's. Du mußt ja leben mit ihr, nicht ich. Wie Du Dich bettest, so wirst Du liegen. Bevor der überraschte Tine auf diese unerwar tete Anrede etwas zu antworten vermochte, hatte der Alte schon das Käppchen vom Tische genommen und mit dröhnenden Schritten daS Zimmer verlassen. Das war die längste Rede, welche Tine jemals von seinem Vater gehört hatte. Er scheute sich immer, mit ihm von diesen An gelegenheiten zu reden, und siehe da, wie schnell und unerwartet hatte sich jetzt alles von sich selbst ge macht! Der Junge hätte mögen vor Freude einen Luftsprung machen. Dennoch unterließ er ihn. Ruhig blieb er hinter dem Tische sitzen, aber der Kops brannte ihm. (FortfetzMlg folgt.)
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