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MsdrufferTageblatt Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der und des wtadtrats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimmte Blatt amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. »»» „WusoruNer Tageblatt" erschein» Werktag» nachm «Uhr Bezug.pr monail ÜRM tret Hau», bet Postbcstellung t,sv RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer w Rd< All- Postanftatten. Pestbolen, unsere AurirSger u Geschästrstelle »ehmeu zu leder Zeit Be- , ,, ... . .. . ftellungen entgegen Im Salle HSberer Gewalt oder Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend sonstiger Betriebtstdrun. gen besteht kein Anspruch —-— aus Lieferung der Zet- wng oder Kürzung de» Bezug»vreise» Rücksendung -tugesandter Schrtststücke ersoigt nur, wenn Rückporto bei liegt ? " ' ' ' 1 ' l°u, au,liegende, Piet,lifte Rchg,- Zt,,er-Gebühr:M Rpsg, — Dorgesch^» bene Erschetnungrtage und P atzwunsche werde» nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzetgcu-Annahm, durch yernru, übermit. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 »Mn Anzügen" n'ber^ men wir keine Gewähr - Bel Konkurs Zwangtvergletch erlischt jeder Anspruch «es Nachlab Nr. 288 — 97. Jahrqann Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: ..Tageblatt' Postscheck: Dresden 2040 Sonnabend, den 10. Dezember 1998 Blick in die Wirischasi Etwas vom Weihnachtskarpsen. — Ungeheure Aufgaben der Elektrizitätswirtschaft für die Landwirtschaft. — USA. und Lima-Konferenz. Schon in der Adventszeit, aber dann hauptsächlich in der Zeit des Weihnachtsfestes und zu Neujahr fpielt der Karpfen bei uns eine bedeutende Rolle. Die deutsche Teichwirtschaft ist ein Glied der deutschen Binnen fischerei, die sich wertmäßig durchaus mit ihrem grö ßeren Bruder, der Seefischerei, messen kann. Beide Be rufsarten erzeugen alljährlich Werte von je 110 Millionen RM. Uebrigens sind die deutschen Fachleute der Ansicht, daß man, wenn es nötig sein sollte, die Erträge der Bin nenfischerei noch um rund 100 v. H. steigern kann. Die Wasserfläche der Binnenfischerei macht 4 v. H. der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche Deutschlands aus. Die deutsche Teichwirtschaft selbst verfügt über eine Wasserfläche von 60 000 Hektar ablaßbarer Teiche. Die jährliche Ernte schwankt erheblich. In diesem Jahr rech net man mit einem Anfall von etwa 150 OOOZentner Speisekarpfen, was einer guten Mittelernle ent spricht. Auch im Vorjahr war die Ernte gut, aber leider war es nicht möglich, die ganze Erzeugung abzusetzen. Die Absatzfrage fpielt in der Binnenfischerei und in der Teich wirtschaft überhaupt eine maßgebliche Rolle. Süßwasser fische werden zwar als Leckerbissen und als Festtagsge richt in vielen Haushaltungen geschätzt, aber längst noch nicht so, wie sie es verdienen. Das Vorurteil „zu teuer" spielt dabei keine geringe Rolle. In der Tat verhält sich der Süßwasserfisch zum Seefisch, wie etwa das Geflügel zum Fleisch. Der Süßwasserfisch wird deshalb nicht im ganz großen Umfange zum Volksnahrungsmittel werden können, aber man wird ihn noch mehr und noch häufiger als bisher als ein besonderes leckeres Sonntagsgericht in vielen Bezirken Deutschlands einführen können. Die wich tigsten Süßwasserfische sind Forelle, Aal, Barsch, Blei, Hecht, Lachs, Plötze, Schleie und Zander. Und jetzt in der weihnachtlichen Zeit wollen wir vor allem 4>en Karp fen nicht vergessen, dessen erhöhter Absatz unserer mühe voll arbeitenden Teichwirtschaft zugute kommt. In der Neichshauptstadt hat eine Arbeitstagung der Wirtschaftsgruppe Elektrizitätsversorgung und des Reichs verbandes der Elektrizitätsversorgung stattgefunden. Da bei muß man betonen, daß die Elektrizitätsver sorgung der Landwirtschaft von volkswirt schaftlichem Interesse ist, da die Landflucht nicht etwa nur ein Rentabilitätsproblem der Landwirtschaft, sondern ein nationales, soziales und biologisches Problem allerersten Ranges für das gesamte Volk ist. Die Elektrizitätswirt- fchast wird mit dazu berufen fein, im Laufe der Zeit jenes so notwendige umgekehrte Gefälle der Bevölkerungsbewe gung von der Stadt zum Lande an Stelle des jetzigen vom Lande zur Stadt herbeizuführen. Der Energieversorgung der Landwirtschaft dienen gegenwärtig im Ältreich etwa 3 Millionen Arbeitspferde, 1)4 Millionen Elektromotoren, über 100 000 Leicht- und Schwerölmotoren, schätzungsweise 50 000 Schlepper und rund 25 000 Dampfkraftanlagen. An Energicstoffen wurden für landwirtschaftliche Betriebs zwecke u. a. 6V- Millionen Tonnen Steinkohleeinhsiten, 30 Millionen Raummeter Holz und 500 000 Strom verbraucht. Bei Einrechnung des ländlichen Haushalts bedarfs kann der gegenwärtige jährliche Elektrizitätsver brauch der Landwirtschaft auf mehr als 1,2 Milliarden KMK. geschätzt werden. Diese Energiemengen könnten durch die Einrichtung ausreichender Beregnungsanlagen, durch die erforderliche Vermehrung der elektromotorischen Arbeit für andere Zwecke, durch umfangreiche Elektrowärmever wendung und verbesserte Beleuchtung um das Fünf bis Achtfache gesteigert werden. Eine verstärkte Elektrizitätsanwendung stellt aber ein wirksames Mittel zur Einsparung von Arbeitskräften und zur Erleichterung zahlreicher ländlicher Arbeiten in Hof und Haus dar. Dar über hinaus bietet sie die Möglichkeit, ungünstige klima tische Verhältnisse zur Sicherstellung der Ernährung ab zuändern, Trockenheit des Bodens beispielsweise durch künstliche Beregnung, übermäßige Feuchtigkeit durch Ent wässerung, fehlende Wärme teilweise durch Beheizung. Der Elektrizitätswirtschaft sind also auf dem Gebiete der Land wirtschaft noch ungeheure Aufgaben gestellt. In Lima tagt die Panamerikanische Kon ferenz. Seitdem Argentinien, Brasilien und Chile den Weg zum Industriestaat betreten haben, steigerte sich in den hochentwickelten Industrieländern der Welt immer mehr das Interesse an Südamerika. Besonders die Ver einigten Staaten von Nordamerika suchten durch eine groß zügige kulturelle Propaganda den Boden für eine plan volle Handelspolitik in den südamerikanischen Staaten zu bereiten. Es bleibt ejne offene Frage, ob die Betroffenen selbst, nämlich die südamerikanischen Staaten, in vollem Ausmaß zu erkennen vermögen, daß die fort schreitende Nankeesierung sie eines Tages un fehlbar zu Vasallenstaaten der USA. machen muß. Nach dem Abschluß des britisch-amerikanischen Handelsvertra ges bemühten sich gewisse Kreise in USA., neue Grundzügc einer neuen wirtschaftlichen Panamerikabewegung aufzu stellen. In beinahe allen Ländern Südamerikas sind große natürliche Reichtümer entweder bereits bekannt oder sie lverüen noch ausgebeutet. Die kapitalistischen Kreise in Nadier M MW sür JenWmd Aufschlußreiche Aussprache in der Kammer Im Verlauf der Kammeraussprache über die allge meine Politik der französischen Regierung, der wieder der Ministerpräsident, der Außenminister, der Finanzminister und eine ganze Reihe anderer Kabinettsmitglieder bei wohnten, steigerte sich das Interesse des Hauses, als der rechtsgerichtete Abgeordnete Oberkirch auf die Notwendig keit einer Wiederausrichtung des Landes auf allen Gebie ten und auf den Bankrott der Volksfrontpolitik hinwies und seit der Uebernahme der Regierung durch Daladier bereits Anzeichen einer Besserung seststellte. Ein Orkan wilder Zurufe der Kommunisten und Sozialdemokraten erscholl, als Oberkirch dann erklärte, der Führer habe auf Wirtschaftlichem Gebiet einen geradezu genialen Schlag durchgeführt. Er habe als erster die wahre deutsche Volksgemein schaft hergestellt, die den Klassrnkampf ausschließe, und man müsse sich fragen, ob cs nicht besser sei, wenn Frank reich diesem deutschen Nationalsozialismus einen wahren französischen Nationalismus gegenübcrstclle. Die Protest ruse auf der Linken wurden schließlich so stark, daß sich Daladier zu einer Erklärung veranlaßt sah. Der Ministerpräsident betonte, daß der Abge ordnete Oberkirch schon seit jeher ein Verteidiger der fran zösischen Sache gewesen sei. Die Regierung fordere daher die ganze Kammer auf. die Stimme dieses patriotische« Elsässers zu hören. (Lebhafter Beifall links, in der Mitte und rechts, heftige Zurufe bei den Kommunisten.) Oberkirch erklärte abschließend, daß der Ministerpräsi dent auf ihn und seine Freunde rechnen könne, wenn er eine antimarxistische Politik betreibe, die auf die Größe Frankreichs abziele. Die Rede des Ministerpräsidenten wurde von der Rechten häufig durch lebhaften Beifall unterbrochen. Als Daladier geendet hatte, standen sämtliche Abgeordneten von den Radikalfozialen einschließlich bis zur äußersten Rechten auf und spendeten ihm langanhaltenden Beifall. Die Verlagerung der Mehrheit Daladiers von der ehe maligen Volksfront nach rechts wurde damit auch äußer lich unterstrichen. Zustimmung bis zur äußersten Rechten DNB. Paris, 10. Dezember. Die Kammer trat am Freitag abend um 10 Uhr zur Nachtsitzung zusammen. Die Stimmung war wesentlich lebhafter als am Donners tag und während der Nachmittagssitzung. Die Abgeordneten, die nicht sehr zahlreich erschienen waren, schienen es darauf abgesehen zu haben, den Redner durch Zwischenrufe zu unter brechen. Abgeordneter Doudoin sprach sich für Unterstützung der Regierung aus. Die meisten seiner Ausführungen gingen in den Zwischenrufen der Linksopposition unter. Abg. Bolat von der äußersten Rechten erklärte, er und seine politischen Freunde seien zu einer ehrlichen Mitarbeit an der Regierung bereit. Sie stellten keine Bedingungen, aber sie konnten auch nicht im voraus sagen, wie lange ihre Mitarbeit dauern würde. Alles werde von der künftigen Ent wicklung abhängen. Zu einem Zwifchensall kam es, als der ehemalige Poli zeipräsident von Paris, Chiappe, den Kommunisten einig» Wahrheiten sagen wollte. Der Lärm wurde so groß, das Kam merpräsident Herriot sich gezwungen sah, die Sitzung vor übergehend aufzuheben. Nach Wiederaufnahme der Sitzung ergriff u. a. auch der ehemalige Ministerpräsident Flandin das Wort und erklärte sich mit der Außenpolitik und den gelegentlich des Genercck- streikversuches angewandten Methoden einverstanden. Nach einer langen und rein technischen Kritik der Finanzpolitik Rep» nauds erklärte Flandin, daß er und seine Freunde trotzdem die Entschließung, die der Regierung das Vertrauen ausfpricht, annehmen, sich aber für die Zukunft ihre Handlungsfreiheit Vorbehalten. Bonnet znr Imster ErNSrnng ,Gemeinsamer Wille zur Zusammenarbeit für de« europäischen Frieden" Unter dem Vorsitz des radikalsozialen Abgeordneten und ehemaligen Ministers Elbel gab die Europäische Wirtschafts- und Zoll-Union zu Ehren des französischen Außenministers Bonnet ein Frühstück. Dabei unterstrich Elbel die Notwendigkeit einer europäischen Verständigung und einer deutsch-französischen Annäherung. Außenmini ster Bonnet, der ebenfalls das Wort ergriff, kam auf den Pariser Besuch des Reichsaußenministers zu sprechen und erklärte u. a.: Wir wollen alle den Frieden. Der Krieg würde das Ende der europäischen Zivilisation und den Triumph der Unordnung und Anarchie bedeuten. Die soeben unterzeichnete deutsch französische Erklä rung hat den gemeinsamen Willen zu der für den euro päischen Frieden so notwendigen Zusammenarbeit bekun det. Ich habe das größte Vertrauen, so schloß Bonnet, daß diese Politik ihre volle Wirkung haben wird, denn der gegenseitige Austausch zwischen den Völkern — sei er nun Handelsmätzig, politisch oder geistig — ist das beste Mittel, den Frieden zu sichern." Die Europäische Wirtschafts- und Zoll-Union hat ferner ihre Generalversammlung abgehalten, in deren Ver lauf der Vorsitzende, Abgeordneter Elbel, einen Bericht über seine kürzliche Deutschlandreise gab. Neutsch-belgische Fühlungnahme Wirtschaftsbesprechungen in Köln Die Bestrebungen auf Vertiefung der deutsch-belgr- fchen Wirtschaftsbeziehungen stellen die Hansestadt Köln in diesen Tagen in das Zeichen einer bedeutsamen Zu sammenkunft führender Persönlichkeiten der für das Wirt schafts- und Verkehrsleben zuständigen Ministerien des Reiches und Belgiens sowie leitender Männer der inter essierten Städte und der deutschen Wirtschaft. Deutscher seits weilen Reichsverkehrsminister Dorpmüller, Staatssekretär Königs, Staatssekretär Brinkmann sowie ihre Mitarbeiter in Köln. Von den belgischen Gästen sind eingetroffen der Antwerpener Oberbürgermeister Camille Huhsmans mit verschiedenen Herren seiner Verwaltung, der belgische Wirtschaftsminister Professor Dr. Heymans mit seiner Begleitung, der belgische Minister sür öffent liche Arbeiten Balthazar, der Generaldirektor des Außen handels im Auswärtigen Amt, Max Suetens, und der Direktor im Auswärtigen Amt, O. "Gerard. Der belgische Botschafter in Berlin, Graf Davignon, ist der Ueberzeugung, daß derartige persönliche Fühlung nahmen geeignet sind, zur Entwicklung ersprießlicher wirt schaftlicher Beziehungen zwischen beiden Ländern in höch stem Maße beizutragen. Der deutsche Botschafter in Brüssel, von Bülow-Schwante, stellt die Kölner Veranstal tung als einen wertvollen Beitrag zum Ausbau der deutsch-belgischen Beziehungen dar. Der Austausch wirt schaftlicher und geistiger Güter habe einen neuen Antrieb erfahren. USA. möchten daher ihren wirtschaftlichen Einfluß in Südamerika stärken. Allerdings kann es ein großer Rechen fehler sein, weil die Unabhängigkeitsbewegungen in den südamerikanischen Staaten in der letzten Zeit größere Fortschritte gemacht haben. Wenn man weiß, über welchen gewaltigen Reichtum die südamerikanischen Länder ver fügen, dann kann man sich übrigens klarmachen, warum die Vereinigten Staaten die „autoritären" europäischen Länder als den „Schwarzen Mann" tzinstellen, nur um ihr eigenes Scbäilein besser unter Dach zu bringen. 8m EM der Hanse Der Antwerpener Oberbürgermeister Huysmans in Köln Am Freitagnachmittag sprach auf Einladung der Hansestadt Köln der Oberbürgermeister von Antwerpen und Präsident der belgischen Kammer, Camille Huysmans, im Kölner Rathaus über das Thema „Die wirtschaftlichen Beziehungen im Geist der Hanse". Zu der Veranstaltung hatten sich eine große Zahl führen der Männer aus Partei, Staat, Wehrmacht, Wirtschaft und dem sonstigen öffentlichen Leben eingefunden. Von belgischer Seite sah man neben Oberbürgermeister Huysmans Wirtschaftsmini ster Prof. Dr. Heymans, den Minister für Oeffentliche Arbeiten Balthazar, den belgischen Botschafter in Berlin Vicomte d'Avig- non, von deutscher Seite Reichsminister Dr. Dorpmüller, den deutschen Botschafter in Brüssel von Bülow-Schwante, die Staats sekretäre Königs und Brinkmann. Oberbürgermeister Huysmans ging zunächst auf die Bedeu tung der Antwerpener Hansetagung ein und wies darauf hin, daß' ein allgemeiner Wunsch nach einer friedlichen Weiterent wicklung und einem endlichen Wiederaufblühen des Welthandels bestehe. Bei allem Unterschied der Weltanschauung und der Staatsführung gäbe es gemeinsame Probleme, die auch nur gemeinsam gelöst werden könnten. Um dies zu erreichen, sei es notwendig, zu der schöpferischen Idee der Hanse und chrer wirt schaftspolitischen Tragweite zurückzufinden und sie zu würdigen. Die Welt heute habe das nicht gesunden, was wir als eine der größten Kräfte der Hanse erkennen konnten: Das Bewußtsein des Aufeinanderangewiesenseins. Wenn auch niemand so töricht sei, anzunehmen, daß die alte Form der Hanse wieder zu neuem Leben erweckt werden könne, so sei es doch notwendig, die gei- stige Grundlage des hanseatischen Städtebundes zu erneuern. Niemand könne sich heute der Tatsache verschließen, daß die Welt in sich krank sei, daß der verwirrte Wirtschaftszustand rn politischen Faktoren seine Ursache habe. Der Redner wandte sich m diesem Zusammenhang dem Wettbewerbskampf der Häfen zu, der ebenfalls durch Zusammenarbeit abgelöst werden könne. Aus diesem Grunde hätten Besprechungen, wie sie an diesem Tage in Köln stattfänden, ihren praktischen Nutzen. Wir helfen Weihnachtsfreude bereiten, wir geben am Advents-Eintopf doppelt!