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WichenMch erscheinen brsi Nummern. PrSnuinerastrn», Preis 22 z Sgr. (, Tbir.) rierteliichrNch, 2 Ll»r. fllr tüS ganze Jahr, ohne Er höhung, in allen Theilen her Preußischen Monarchie. Magazin für die Man »Hnunierirt aus dieses Lücratnr-BlaN in Berlin in der Exxedinon der Mg. Pr. Siaats-Zeirung (Friedrichsstr. Nr. 72); in Ler Provinz so wie im Auslande bei den Wohllöbl. Posi-Aemiern. Literatur des Auslandes. 157 Berlin, Mittwoch den 36. Dezember 1840. Dänemark. Die Skandinavischen Luellen der Teil-Sage. Von Frederik Schiern. Nachdem wir in Nr. lLZ des „Magazins" die Zusammenstellung der Bedenken gegen die Echtheit der Teil-Sage nütgethcilt, wie sie der obengenannte Dänische Schriftsteller giebt, entlehnen wir seiner Abhandlung auch noch folgende Auszüge. Es sind dies vier Skan dinavische Sagen, die sämmtlilb vielleicht eine und dieselbe Quelle Haden, die aber wegen der auffallenden Aehnlichkeit, namenlilch der beiden ersten Sagen, mit der Erzählung vom Tell, unverkennbar auch die Verwandtschaft der letzteren mit jeycr Quelle darthun. I. Der Pfeilschuß Egil's in der Vilkina-Saga aufKönig Nidung's Gebot; aus der Mythenzeit Schwebens. In der Vilkina-Saga wird erzählt: ^Zu dieser Zeit kam Belent'S") Bruder Egil an König Nidung's Hof. Er war der schönste Mann, den man sehen konnte, und es war besonders ein Ding, worin er jeden Anderen überrraf; er schoß nämlich mit ausgezeichneter Fertigkeit sowohl mit dem Schloßdogen als mit dem Handbogen. König Nidung nahm ihn wohl auf, wußte jedoch nicht recht, wer er Ware. Der König ließ aus vielerlei Art Proben anstellen, wie gut Egil schießen konnte, und nachdem er endlich Alles versucht hatte, was ihm nur einsallen wollte, ließ er einen Apfel aus den Kops von 'Egil's Sohn legen. „Bon dort, wo Du jetzt stehst", sprach der König, „sollst Du den Apfel von Deines Sohnes-Haupt schießen, und wenn Du Lies nicht thust, dann hast Du Dein Leben verwirft." Da nahm Egil einen Pfeil aus seinem Köcher, besah die Spitze, schärfte sie und legte sic neben sich nieder. Dann nahm er noch einen Pfeil, schärfte ihn ebenfalls, strich die Feder glatt, legte ihn auf die Schnur und schoß mitten in den Apfel, so daß Pfeil und Apfel zusammen zur Erde fielen. , Diese That blieb lange nachher berühmt, und man nannte ihn Qlrunar-Egil oder Egil den Treffenden. König Nidung fragte ihn, warum er zwei Pfeile genommen, da doch einer hinlänglich war, um zu schießen. „Herr!" antwortete Egil, „ich will nicht vor Euch lügen: wenn ich den Knaben mit dem einen Pfeil erschossen hätte, dann hatte ich Euch den anderen zuge dacht." Der König nahm dies jedoch gut auf, und es'dünkte Allen, daß Egil männlich gesprochen hätte." °°) ll. DieErzählung vonPalnatoke und Harald Blaaland, König von Dänemark, nach Saro GrammatikuS. Der angeführte einfache Bericht in der Vilkina-Sagc wurde lange fast ganz übersehen neben Saro's ausführlicherer, den Schützen Tvke verherrlichender Erzählung, welche hier nach Anders Sörensen Vedel's Uebersetzung in kräftigen und naiven Zügen mit- getheilt wird. ....„Hieraus folgt nun eine Geschichte von König Harald und von seinem Diener, welche wir an dieser Stelle durchaus nicht ver gessen oder auslassc» dürfen. Es war an König Haralb'S Hofe ein Mann, mit Namen Toke, welcher viele Neider wegen seiner Brav heit und seiner mannhaften Thaten hatte, womit er alle seine an deren Hvshrüder übertraf. Er berühmte sich einst, ein Apfel könne niemals so klein seyn, daß er ihn nicht mit dem ersten Schuß von einer Stange schießen würde. Dies wurde vor den König gebracht, und er befahl sogleich, daß Toke seine Kunst bei -seinem eigenen Sohne beweisen sollte, und wenn er mit dem ersten Schuß fehlt, so solle er sein Leben verlieren. Token wurde bange bei solch strengem Gebot des Königs, und er grämte sich nicht allein darüber, daß er sich in der Trunkenheit vergessen, sondern auch über seiner miß günstigen Feinde heimliche Klätscherei und Verführung. Aber ob gleich cs bart war, daß er seine Kunst an etwas prüfen sollte, wozu er sich nicht selbst vermessen hatte, so konnte doch sein freimüthigeS Herz nimmer verzagen. Je größer die vorhandene Gefahr war, desto kühner und schlauer überlegte er Alles, und zuletzt gab er des Königs Begehr nach. Er bat seinen Sohn, still zu stehen und sich nicht zu fürchten oder zu bücken, wenn er den Pfeil abfchießen und sausend auf sich zukommen hören würde- Dann wandte er den Blick nach seinem Nacken um, nahm drei Pfeile und schoß den Apfel ') Wieland's, des Schmieds- "1 Nordiskc Kamvebistorier- II, M- mit dem allerersten davon herab. Hätte das Glück es anders ge wendet, so hätte es seinen Hals gekostet. Aber des Vaters sichere Kunst beschirmte söwohl des Sohnes wie des Vaters Leben, und des Sohnes dreister Gehorsam erhielt sich und dem Vater Ehre und Wohlergehen. Der König fragte ihn, weshalb er drei Pfeile aus dem Köcher genommen, da ihm nur Ein Schuß gewährt sep; da antwortete er und sagte: „Wenn ich mit dem ersten Pfeil gefehlt bätte, so würde ich meinen unschuldigen Tod an Deiner unbilligen Grausamkeit gerächt haben." Er gab damit zu erkennen, daß ihm Ebre für seine Freimütbigkeit und dem König Strafe für sein unge höriges Gebot uno femen Befehl zukäme. Toke war kaum aus dieser Bedrängniß heraus, als er sich frei willig in einen neuen Zwist mit dem König brachte. König Harald berühmte sich, daß er herrlich auf Schneeschuhen lausen könne, wie sich deren das Finnische Volk allgemein bedient. Toke sagte, er würde dem König in diesem Stück nichts nachgeben; da wurde ihm sogleich befohlen, er solle seine Kunst auf der Kuldgnibc in Schonen beweisen. Toke mußte sich dabei mehr auf seine Stärke, und Gewandtheit verlassen, als auf viele Uebung. ES war zum Grauen, von diesem Felsen hinunter zu sehen, und beben mußte man bei der Gefahr, welche unten nachsolgte. Toke wollte jedoch auf der obersten Spitze beginne»; er band die Schneeschuhe unter die Füße, nahm den Stab in seine Hand und begab sich dreist aus die Fahrt. Als er eine Weile gelaufen war, hatte er beide Schnee schuhe an den Steinen entzwei gestoßen; da aber sein gutes'Glück über ihm wachte, faßte er in die Löcher der Felsenriffe, und so stieg er langsam weiter zum Wasser hinab, wo er von einigen seefahren den Schiffern ins Boot genommen mürbe. Sonst hätte er über Hals und Kopf ins Meer fallen und ertrinken müssen, wie es auch König Harald nachher glaubte, als sie die Stücke der Schneeschuhe im Wasser fanden. Doch Toke pries fein Glück und hatte keine Lust, sich fernerhin so von König Harald prüfen zu lassen. Er entfloh deshalb von ihm, begab sich zu seinem Sohn Svend in Dienste und rächte sich später, indem er den Kenig bei Helgehavn erschoß.") UI. Der Wettstreit Heming's mit König Haralh Haard- raave in Norwegen im Armbrußschießen, Schwimmen und Schneeschuhlaufen. Saro's Bericht findet sowohl in Hinsicht des Pfeilschuffcs als Les «chneeschuhlaufes ein sehr ähnliches Scitenstück in der freilich viel späteren Erzählung von dem Norweger Heining. -In dem Auszug der Erzählung, der in Müller'S Sagabidliothek mitgctheilt ist, wird zuerst auSeinandergesetzt, wie König Harald Haardraade einen reichen Bauern ASlak auf der Insel Torg in Halogaland be suchte, und wie er dazu kam, mit Aslak's Sohn Heming Bekannt schaft zu stiften. Darauf heißt es: „ASlak trat hinzu und erzählte,- daß das Schiff des Königs scgelfertig wäre; aber der König gab ihm zu verstehen, daß er den Tag über bleiben wolle, und Ying in Len Wald, um sich mit Heining im Schießen zu versuchen. Doch was für ein guter Bogenschütze auch Harald war, so schoß Heming stets noch besser, worüber Harald so erbittert wurde, daß er ihm be; Lkbcnöstrase befahl, eine Haselnuß vom Kopfe seines Bruders Biörn zu schießen. Heming weigerte sich; da indeß sein Bruder ihn selbst aussorderte, bat er den König, sich neben Biörn zu stellen, um den Schuß genau sehen zu können; der König aber stellte Odd Ofeigsön dorthin und sich selbst zu Heming, der, nachdem er sich bekreuzt und Gott zum Zeugen angerufen, eS möge einst über den König kommen, wenn er seinem Bruder Leib zufügen sollte, so schoß, daß der Pfeil die Nuß vom Kopf weghob, ohne zu verwunden. Der König ging darauf zu Bett. Am nächsten Morgen ließ ASlak den König nochmals wissen, daß sein Schiff bereit läge, erhielt aber wieder die Antwort, er wolle den Tag über noch bleiben. Nachdem der König getrunken, ging er zum Strande hin unter und forderte zuerst Halber Snorreson, sodann Baudvar Eld- jarnSsön auf, mit Heming um die Wette zu schwimmen. Da diese sich entschuldigten, vermochte er seinen Verwandten Niklas Thorberg- fön dazu. Sie schwammen Beide weit, aber NiklaS Thorbcrgsön wurde zuletzt so müde, daß er sich von Heming ans Land tragen lassen mußte. Als daraus Niemand anders sich mit Heming messen wollte, warf Harald in seinem Acrgcr selbst die Kleider ab und sprang ins Wasser. Asiat ricth seinem Sohn, sich in den Wald zu ') Vedel's Saro, S-n» Saro schrieb bereits über im Jahre vor dem Aufstand der Schweizer, und schöner legt die Begebenheit noch über rvo Jahr vor seiner Zeil zurück.