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Pla»- 117. Nr. »HIUIKObi«ASbl»IRQII Io Hannes affe 8 (Nernsvrecher Orl-gesprSchr Sammel-Ar.: 7Ü611, W W V W w»-A,tt«M.3L00.f.auSw.M.eE»«N ?2wwbr^uv-Zl.«^1000.l.auSw. Krr,-»sprSch« 17V8S-17OS2); ebeuda u. t« allen Stltalen ««»eigen. u. ».UiOÖo«u»tan»«an,.m.»alumauNchl. Bel «<«»«». Nachlaß. Pia». Ubonnrmenl-Anna-me; auch nimmt t«de- Postamt VeNellungrn an. v.Darenvorsch^,nvrr»ludlÄ,stUl^OrtLet-it». PostschnL Lr«-». L0V4. L«S «»tt»«t»»e r«»«bt«tt «elliUt amttieb« v-ravnt»«»»,,«»« »«A »«1«» da» »««»< »et«»»«. »1 B»lr»»i«»r»flsttt»«»« Lowllt«. de» «««»«»»«» »at»Kt«. ^»z« —,»»»«»<«<» «Md—» ««»»»»«» ^r. 177 einrslnummvr rooo I^srk SomrsdeLä, üea 2«. JuU 192S Stammtischpoiitik W»rv, «. Leipzig, 27. Juli. Zwei Meldungen: Marknotierung in 5^w Uork 909 000; Einberufung de» Reichs- tag« frühestens am 9. August. E» herrscht ein grotesker Widerstreit zwischen den beiden Nach richten. Hier der mit jedem Tag beschleunigte Sturz unserer Währüng mit allen den gräßlichen Folgen, die sich naturnotwendig ergeben, wenn in einer nach kapitalistischem Prinzip aufgebau ten Volkswirtschaft eben das Element, in dem solche» Prinzip verankert ist, ins Bodenlose ver sinkt. Dort die Gemächlichkeit, mit der man an die Ausführung des in Anbetracht der gefahr- vollen Lage endlich als notwendig erkannten Zu- sammentritts der Volksvertretung herangeht. Unser Zahlungsmittel hat nicht mehr als die letz ten acht Tage gebraucht, um auf ein Drittel seines bereits entsetzlich geschmälerten Wertes herabzusinken; der Reichstag jedoch braucht die doppelte bis dreifache Zeit, um zu der unauf schiebbaren Beratung zusannnenzutreten, die ein so bedrohlicher Vorgang erheischt. Kein Wun der, wenn unter solchen Umständen der Glaube an die Nützlichkeit des parlamentarischen Regi- mes bei uns keine rechten Fortschritte macht und alle möglichen Konventikel sich für berufen hal ten, in irgendeinem Maße die Geschäfte des Reiches zu führen, zu deren Leitung doch Ne gierung und Volksvertretung allein berufen sind. Doch von der Regierung hört man wenig oder nichts und die Dolksoertretung braucht Wochen, um zu dem Sitz ihrer Pflicht zurückzufinden, VS» der sie sich in so drangvoller Zeit keinen Augenblick hätte entfernen dürfen. Der Stimmung der Führerlosigkeit, die da durch im Lande umher entsteht, entsprechen Er scheinungen von der Art, wie sie gestern aus Aachen berichtet wurden. »Ringenberg ist Mit glied eines Stammtisches, der aus ehemali gen Angehörigen des Freikorps Edelweiß be- sieht", so hieß es von einem der Angeklagten, die sich vor dem Aachener Kriegsgericht zu ver antworten hatten. Und so galt und gilt es nicht nur von ihm allein. Alle die jungen Leute, die sich mit Sprengstoffen und anderen Werkzeugen des »aktiven Widerstandes" im besetzten Gebiet um- hertreiben, den fremden Spitzeln geradezu in die Arme laufen und damit sich und andere Unglück- lich machen, sie sind im Grunde die beklagens werten Opfer eben jenes Mangels an autorita- tioer Beratung von den berufenen Stellen her, eben jener Führerlosigkeit, die sich an Stammtische flüchtet, um von dort aus das Schicksal des Reiches in die Hand zu nehmen. Was dabei herauskommen kann, ist leicht an der Enge des Horizontes zu ermessen, durch den der- gleichen politische Maulwurfshügel begrenzt sind, an der krassen Unzulänglichkeit des Ausblicks, der sich ihnen auf die Gesamtlage des deutschen Volkes und seine Bedürfnisse eröffnen kann. Mehr an Etammtischpolttik als an ordent liche Führung öffentlicher Angelegenheiten er- Innert aber auch, was wir seit einiger Zeit in unserem Kreise erleben: dieses widerwärtige Ge zanke -wischen der Reichsregierung und dem sächsischen Ministerium. Oder glaubt man, daß dergleichen dem Gebot der Stunde angemessen, mit den strengen Erfordernissen der unendlich schwierigen Lage des Vaterlandes im Einklang sei? Auch da ist es, wie uns scheint, höchste Zeit, dem Blickfeld des Stammtisches zu entsagen und die Augen auf das Ganze zu richten, das nur Schaden nehmen kann, wenn irgendwie an das Einzige gerichrt wird, das uns bei aller Verwüstung bis jetzt noch erhalten blieb: die Einheit de» Reiches. Genug der Stammtischpolitik! Es ist Zeit, daß die Angelegenheiten de» Vaterlandes wieder in der von der Verfassung eigen» für sie bereite ten Öffentlichkeit erörtert werden. E» ist Zeit, die frisch« Lust der freien parlamentarischen Aus- einandersetzung in die muffige Atmosphäre ein- zulasten, die sich an allzuvielen Stellen im Reiche angesammelt hat. Sind wirklich noch vierzehn Lage oder gar drei Wochen nötig, um ein wenig die Fenster aufzumachen? t Kritische Tage Sachsens Verwahrung gegen die Ranzlerkrrndgebung Protestschrelbe« an die Neichrregierung Dresden, 27. Juli. (Eig. Tel.) Die Nachrichten stelle der Staatskanzlei teilt mit: Die säflsche Regie rung hat unterm 25. Juli an die Reichsregierung folgendes Schreiben gerichtet: »Die Reichsregterung hat am 18. Juli durch die Presse eine Erklärung veröffentlicht, in der sie zu den Möglichkeiten eines Bürgerkrieges Stellung nimmt. Am Schluffe der Erklärung heißt es: »Daß die Reichsregierung auch bemüht ist, mit den Landesregierungen von Sachsen und Thüringen im Interesse der ruhigen Entwicklung unserer inneren Verhältnisse ein Einvernehmen zu pflegen, ist be kannt, und sie wird es auch in dieser Beziehung an pflichtmäßiger, ernster Aufmerksamkeit nicht fehlen lassen." Diese Erklärung hat hier außerordent lich überrascht. Die Oeffentlichkeit muß sich angesichts der sonderbaren Formulierung fragen, warum legt die Reichsregierung so besonderen Wert auf die Feststellung, daß sie bemüht sei, mit Sach sen und Thüringen ein Einvernehmen zu pflegen, und daß sie es in dieser Beziehung nicht an ernster Aufmerksamkeit fehlen lassen werde, Soll damit gesagt' sein, daß die sächsische und die thüringische Regierung einer besonderen Oberauf sicht bedürfen? Soll in dieser Beziehung behauptet werden, daß von Sachsen au» ein Bürger krieg droht? Die Reichsregierung hat in ver schiedenen Rundschreiben mit Recht darauf hinge- wiesen, daß es Sache d>r Länder sei, für die Ordnung im Innern zu sorgen. Wenn die Rcichsrcgierung in ihrer Erklärung am 18. Juli 1V23 sagt, sie werde es bei Täcksen und Thüringen .im Interest« der ruhigen Entwicklung unserer inner«? Verhältnisse" nicht »an pflichtmaßiger, ernster Aufmerksamkeit fehlen lassen," so kann dieses bedeuten, daß nach Auffassung der Reichsregierung die sächsische und die thüringische Regierung in dieser Beziehung nicht die pslichtmäßige ernste Aufmerksamkeit angewandt hätten und daß gerade von Sachsen und A)Lringen aus die Gefahr eines Bürgerkrieges drohe. Die sächsische Regierung darf die Reicks regierung um eine Erklärung darüber bitten, ob dies der Sinn ihrer Erklärung, ge gebenenfalls was sonst der Sinn dieses Teiles ihrer Erklärung ist, und was sie zu einer derartigen Stellungnahme gegen die sächsische Regierung ver anlaßt hat. Für den Fall, daß die Reichsregierung behaupten.will, von Sachsen aus drohe die Gefahr eines Bürgerkrieges, darf die sächsische Regierung um Mitteilung der Tatsachen bitten, auf die die Reichs- regierung eine solche Annahme stutzt." Forderungen der VZPV Hamburgs Hamburg, 27. Juli. (E i g. Te l.) Die Sozial demokratische Partei Hamburgs hat sich in einer Versammlung der Delegierten und Betriebs vertrauensleute zu einer Entschließung geeinigt, in der es heißt, die Partei billige die Motive, die die Fraktion getrieben haben, den Sturz vergegen wärtigen Regierung zu vermeiden. Die Furcht vor einem Sturz dürfe aber nicht so weit gehen, daß die Sozialdemokraten als Oppositions partei vernachlässigt werden. Die andauernde Ver schlechterung der Lage mach« «ine starke Be tonung der oppositionellen Haltung zu einem Gebot der Selbsterhaltung. Die Fraktion wird aufgefordert, die kommende Augusttagung de» Reichstages dazu zu benutzen, mit allem möglichen Nachdruck den sofortigen Eintritt Deutsch land» in den Völkerbund zu fordern. Die Fraktion wird fernerhin ersucht, von der Regierung ein kräftiges und eindeutige» Abrücken von der Politik de» aktiven Widerstandes zu verlangen. Dor allem aber wird von der Fraktion verlangt, ihre ganze Kraft einzusetzen, um dem Steuerskandal ein Ende zu bereiten. Darüber hinaus müsse aber eine Negierung, die an eine Fortdauer des passiven Widerstande» denkt, in di« Substanz der Wirtschaft eingreifen, um dem Staat Sachwerte zur Verfügung zu stellen. verliner Vorstellungen beim Reichrkanzler Berlin, 27. Juli. (Eig. Tel.) Entsprechend den Beschlüssen in der gestrigen Stadtverordneten- sitzung hat Oberbürgermeister Bo eß heute den Reichskanzler um eine Besprechung über di« Notlage der Stadt Berlin gebeten. Dieser Be sprechung soll aber heckte nachmittag noch eine Ilnter-. dung zwischen Magistratsmitgliedern und dem Relch»ernähruna»mi«ist«r voran gehen, so daß e« fraglich erscheint, ob di« Unter redung mit dem Reichskanzler heute noch stattfinden wird. Im Reich»ernährung»ministerium soll vor allem in Erwägung gezogen w«rd«n, wie »an so- fort für größer« Lebensmittel zufuhren nach Berlin sorgt. Gleichzeitig ist der Berliner Magistrat in den ersten Nachmittags- stunden zu einer außerordentlichen Sitzung zu sammengetreten. Lr hat sich aber bi» zur Stund« noch nicht mit der Lebensmittelfrage beschäftigt. Keine vemonstrationszÄge in Berlin Polizeiliche Sicherheitsmaßnahme« Berlin, 27. Juli. (Eig. Tel.) Die Befürchtun gen, daß es wegen der kommunistischen Demon- strationen am Sonntag zu ernsten Vorgängen kommen würde, machen einer etwas ruhigeren Beur teilung Platz. Die Kommunisten haben wegen de« Umzugsverböts ihren Bezirksleitungen heute Mit teilung gemacht, daß von den Umzügen Abstand ge- nommen werden soll. Statt dessen sollen in ge- schloffen»!, Räumen Versammlungen stattfinden. Diese gleiche Mitteilung machte die Zentrale der Kommunistischen Partei in einem Aufruf, den sie heute rn der Roten Fahne veröffentlicht und in dem die Parteigenossen aufgefordert werden, überall da, wo Demonstration«, unter freiem kümmel verboten sind, Demon st rationsversammlungeu in geschlossenen Räumen abzuhalten. Außerdem soll der 29. Juli zu einer großzügigen Propaganda auf allen Straßen und in allen Häusern für die Ziele der Kommunistischen Partei benutzt werden. Im preußischen Ministerium des Innern und im Berliner Polizeipräsidium wurden gestern Be sprechungen über die für den Antifasckistentag zu treffenden Sicherheitsmaßnahmen^ abgehalten. Es wurde beschlossen, mit aller Schärfe gegen etwaige Ruhestörer vorzugehen. Die Schuh' Polizei wird in Alarmbereitschaft gehalten werden. Für heute abend sind in Berlin eine Reihe öffentlicher Versammlungen angesagt, in denen gegen da» Demonstrationsverbot protestiert »«den s^ll. * Der Vorstand des Allgemeinen Deutschen Gewerk schaftsbundes richtet an seine Mitglieder einen Apell, in dem er sie ersucht, sich aller De»,-- freiem Himmel am kommenden Sonntag zu ent halten und insbesondere den von kommunistischer Seite veranstalteten Kundgebungen fernzubleiden. Kuch nationalistische Kundgebungen verboten Frankfurt, 27. Juli. (Eig. Tel.) Das hiesige Polizeipräsidium weist nachdrücklich darauf hin, daß nicht nur alle Kundgebungen unter freiem Himmel, sondern ebenso auch Ansammlungen und Zusammenrottungen auf der Straße verboten seien. In der Oeffentlichkeit würden unter keinen Umständen Kundgebungen irgendwelcher Art zugelassen werden, weder kommunistische Demon strationen, noch nationalistische Gegcnkundgebungcn. Die Polizei werde alle Ansätze zu solchen von vorn herein im Keime ersticken und werde gegen Wider setzlichkeiten rücksichtslos Vorgehen, nötigenfalls mit der Schußwaffe. Line Warnung -er Leipziger VSPV In Sachsen ist ein Verbot des Antifaschisten tages wohl kaum zu erwarten. In der kommunisti schen Sächsischen Arbeiter-Zeitung veröffentlicht der »ISer-Ausschuß für die gemeinsamen Abwehrhundert- sck>aften Droß-Leipzig", der paritätisch au» Kommu nisten und Sozialdemokraten zusammengesetzt ist, neben einem gleichfall» von ihm mit unterschriebenen Aufruf zur Teilnahme an den geplanten Leipziger Demonstrationen einen zweiten Aufruf, der zwar ge- mäßigt« tm Ton ist, aber doch für eine geschloffene Kunk^ebuna der gesamten Arbeiterschaft eintritt. Jur Gegensatz hierzu warnte der Leipziger De- zi.ksvorstand der VSPD. und der Kreisvorstand der DSPD. in der Leipziger Volkszeitung tue sozial demokratischen Parteigenossen, sich von der unehr lichen Propaganda der Kommunisten rinsongen zu lassen und sich an der Demonstration zu beteiligen. Es heißt dabei wörtlich: »Die beste Bekämpfung de- Faschismus liegt in der Beseitigung seiner Ursachen, insbesondere in der schnellen Losung der Reparationsfrage und der Beseitigung der R u h r b e s e tz u n g, auf die die Vereinigte Sozialdemokratische Partei mit allen politischen Mitteln und der planmäßigen Aufklärung im In- und Ausland hingewirkt hat. Daneben hat di» Partei ihre Mitglieder zur organisierten Wach' samkeit gegen den Faschismus aufgerufen, um eigen« Veranstaltungen der Partei und ihr Eigentum vor Angriffen der Faschisten zu schützen; sie hat sich bereit erklärt, die Republik gegen reaktionäre Putschisten zu verteidigen. Das sind die Wege praktischer Bekämpfung de» Faschismus und nicht lär mende Demonstrationen, bei denen dir Ar beiterschaft, wie am 6. Juni in Leipzig, al« sicher ist, daß sich in st» nicht putichlstische, reaktionäre Elemente einschleichen. Wir erachten auch da^ Vorgehen der Kommunisten volitisch als unekrllck und irreführend. Dieselben Kommunisten, die den Faschismus angeb- bekämpfen, sind nach der Parole von Radek in Moskau verpflichtet, mit den Faschist« gemeinsam« Sache zu machen . . . Man kann nustt zugleich für und wider den Faschismu» sein." Knttfaschisten-Sufrus Im Ruhrgebiet Esse», 27. Juli. (Eig. Tel.) Trotz de» Der- sammlungsverbotes am Anttfaschistentag durch die deutschen und die französischen Behörden fordern di« Kommunisten de» Einbruchsgebietes zu Kundgebun gen am 29. Juli auf mit der Parole: »Sturz der Regierung Lunol Ausrufung einer Arbeiter und Bauernregierung! Bündnis mit Rußland!" Die Essener Volkszeitung, da« hiesige Zentrums organ, bringt heute einen Artikel mit der Heber schrift »Der Kommunismus marschiert". Nachdem das Blatt da» Anwachsen der kommunisti schen Bewegung im Ruhrgebiet nochgewiesen hat, heißt «« zum Schluß: »Sollt« der passiv« Wider stand eines Tage» zusammenbrechen, bevor eine Einigung erzielt ist, dann wird mit dem Reiche auch Frankreich vor einem Ehao» stehen. Urteilsfähige Ausländer haben da« längst erkannt und auch betont. Weil die französisch-belyische Gewaltpolitik da» nicht erkennen will, vielleicht um ihrer selbst willen nicht erkennen darf, wird sie, wenn Deutschland vorzeitig zusammenbrechen sollte, das Verhängnis Europa, werden." Mannheim-Rheinau besetzt Mannheim, 27. Juli. (Eig. Te l.) Die Mann heimer Besatzungszone ist in vergangener Nacht erweitert worden. Heute früh 4 Uhr er schien ein« französische Abteilung in der Polizei wache des Vorortes Rheinau, räumte das Lokal und gab die Erklärung ab, daß nun der ganz« Stadtteil Rheinau einschließlich des Bahnkörpers al» besetzt gelte. Görges begnadigt Ein Ludendorff-Artikel ass Belastuugsmaterlckß Esse«, 27. Juli. (E i-g. Tel.) General Dee gouttt-hat dem päpstlichen Delegierten, Monsigno?» Tessa, der sich namens des Papstes um die Be gnadigung des zum Tode verurteilten Landwirr schaftslehrers Paul Lörge» bemüht hatte, mit geteilt, daß dem Gnadengesuch stattgegeben wor den sei. Der Essener Rechtsanwalt Dr. Grimm war Ende Juni in Paris, um für die Begnadigung seines Klienten Görges einzutreten. Er wurde vom Präsi denten Millerand empfangen, der ihn eine ganz« Weile ruhig anhörte. Am Schluß der Ausführungen Dr. Grimms äußerte Millcrand, es sei sonst zwar nicht seine Art, mit Rechtsanwälten politische Dinge zu besprechen, aber er könne nur sagen, daß die Neichsregterung die Sabotageakte nicht unzweideutig und energisch genug zurückgewiesen habe. Darauf unterbreitete Dr. Grimm dem Präsidenten einen Zeitungsartikel über die Rede des Reichskanzler» in Barmen, in dem die aktive Sabotage verurteilt wurde. Als Antwort legte Millerand Dr. Grimm ein Schriftstück Ludcndorffs vor, in dem die Tat Schlageters verherrlicht wird, und fügte dem Sinne nach hinzu, daß dies die wirkliche Ansicht Deutscklands sei. Dr. Grimm hielt dem entgegen, baß hinter dem Politiker Liidendorff nur eine ver schwindende Zahl von Deutschen stehe. Damit war der Empfang beendet. Zur Frage der Begnadigung Görges selbst äußerte sich Millerand nicht. General Noklet führt Klag« Pari», 27. Juli. (Lig. Tel.) Poinearä empfing gestern nachmittag den Vorsitzenden der interalliier ten Kontrollkommission in Deutschland, General Nollett. Wie der Petit Parisien mitteilt, wurden hierbei die Schwierigkeiten besprochen, auf welche die Kommission bei der Ausführung ihre» Mandate» i» Deutschland angeblich stößt. Der Petit Parisis» erinnert in diesem Zusammenhang daran, daß die Kommission auf Grund der von ihr in Berlin er hobenen Vorstellungen ihr Amt am 26. Juni wieder aufnehmen könnte. Ab«r auch nach diesem Datum habe sich ein Anwachsen de» schlechten deutschen Willens immer deutlicher bemerkbar gemacht. Di« Kontrollkommission befind« sich heute durch die Be hörden de» Reiches in einer Lage, die t» ibr nicht ermöglicht, di« Anwendung der militärischen Klauseln des Versailler Betrages zu überwachen. Ferner empfing Poincars gestern nachmittag den General Pellt, der aus Lausanne zurückgekehrt ist und über den Abschluß des Frieden» mit der Türket Bericht erstattete. Dollar in New Porst vorbörslich 909 091 Lmertlts»l-<der Sestimsrkl * 8oa6«IcLdeI ü«, Ist