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Zäch Uche ElbMtmg. Amts- und Auzeigeblatt für das Königs. Gerichtsamt und den Stadtrath zu Schandau und den Stadtgemeinderath zn Hohnstein. Die „Sächsische Elb-Zeitung" erschein« Mittwoch und Sonnabend und ist durch alle Poltanstattcn, sowie durch die Erpediiiou dieses Blattes liir kN Ngr. viertel- jährlich zu beziehen. — Inserate sür das MitiwochSblait werden bis Dienstag früh N Uhr, für das SounabendSblatt spätestens bis Freitag früh 9 Uhr er- bete». — Preis für die einmal gespaltene CorpuSzeilc oder deren Naum I Ngr. — Auswärts werden Inserate für die Elbzeitung angenommen in Hohnstein bet Herrn Hesse, in Dresden und Leipzig in den Annoncen-Dureaur der Herren W. Saalbach, Nud. Mosse und Haascnstcin Vogler. Schandau, Sonnabend, den 7. März 1874. O Die Ausdehnung der Civilche auf ganz Deutschland. Die obligatorische Civilche hat in Deutschland eine ganz merkwürdige, noch nicht abgeschlossene Geschichte. Diejenigen Staalcn, welche diese Institution als ein Erbthcil der französischen Revolution mit übernehmen mußten, thatcn dies nicht gern. Aber die Civilche ist an sich so vernünftig und zweckmäßig, daß sie da, wo sic einmal cingcsührt war, nicht mehr beseitigt werden konnte. Schon bei früherer Gelegenheit ha ben wir darauf verwiesen, daß jene Zeit ja hinter uns liegt, in welcher die Kirche nicht blos für das himmlische Glück der Gläubigen, sondern anch schon für das irdische Dasein derselben sorgen wollte. Da her griff auch iu den Ländern, wo die Che ihres kirchlichen Charakters entkleidet und als ein rein bür gerlicher Act anfgcfaßt wurde, sehr bald die Uebcr- zcugung Platz, au der neuen Einrichtung mit aller Beharrlichkeit fcsthaltcn zu müssen. Die Civilche blieb namentlich in den rheinischen Gebieten Prcn- ßcns, Baicrns nnd Hessens in Kraft. Im Grnndc genommen weiß Niemand, warum eigentlich in Ber lin, München und Darmstadt eine so entschiedene Ab neigung bestand, diese zweckmäßige Einrichtung an das ganze Land anSzndchnen, znmal bei derselben alle die großen Ucbelstünde Wegfällen, die mit der privi- legirtcn kirchlichen Eheschließung verknüpft sind. Wie oft hat die Kirche nicht Ehen gcbrandmarkt, oder ge radezu verhindert! Wenn ein Geistlicher in seinem Gewissen sich verpflichtet fühlte, tränte er einfach nicht. Die Civilche schließt alle diese nnd ändere Unznträg- lichkcitcn anö nnd wenn sic trotzdcm in Prenßcn nnd anderen Ländern schwer Eingang fand, so lag dies einfach im Belieben der Regenten, die von der kirch lichen Training Gott weiß welches Heil für den Staat erwarteten. Erst als die Rebellion der katholischen Hierarchie seit der Berkündigung des Dogma'ö von der päpstlichen Unfehlbarkeit anch ans dem Gebiete dcö Ehcwcseus völlig unerträgliche Zustände schuf und gar kein anderer Anöwcg mehr offen stand, entschloß man sich in Berlin znr Einführung der obligatorischen Civilche, behielt sich aber die Beibehaltung der geist lichen Standcöbuchführung vor, waö ungefähr so klingt, wie die Republik mit dem Großhcrzog, oder die Preß freiheit mit Ccnsur. Wahrscheinlich eingeschüchtcrt durch die Vcrsichcr- ung officiöscr Mütter, daß die Civilche am Veto dcr Negierung scheitern werde, wenn man dem Pfarrer nicht die Führung der Civilstandörcgistcr überweise, ließ sich daö prcnßische Abgeordnetenhaus die seltsame Combinatiou gefallen, nm unmittelbar nachher durch daö Botum des Herrenhauses belehrt zu werden, daß die Regierung auch nachzugcbcn versteht, sofern sic nnr auf energischen Widerstand stößt. Genug, Dauk dem preußischen Herrcnhause wird die obligatorische Civilche unverfälscht in Preußen eingcführt und cs bleibt nnr noch der Wunsch übrig, daß dies anch in den anderen deutschen Staaten geschehen möge. Bor Allem würde dies in Baiern und zwar rechts dcö Nhcinö nothwcndig sein, wo daö Ehcrecht noch ganz und gar in den Banden der Kirche liegt, derge stalt, daß zwar für christliche Dissidenten die Noth- Civilchc besteht, die Vcrheirathung zwischen Protestan ten nnd Katholiken aber äußerst erschwert und die zwi schen Christen nnd Inden gcradezn unmöglich ist, wenn nicht, wie cö dieser Tage in München geschah, beide Theile bis nach vollzogener Tranung anö ihren rcspck- tivcn Ncligionögcnossenschaftcn ansschcidcn. Solche Zustände sind ebenfalls unhaltbar. Die bairische Rc- giernng wird aber das Preußische Beispiel noch iu der gegenwärtige» Legislaturperiode befolgen müssen, falls sic dcr Reichstag dessen nicht übcrhcbt, weil sic in dcr folgenden einer nltramontanen Kammcrmehrhcit sich gegenüber befinden könnte, welche derartige Reformen sicherlich vereiteln würde. In den übrigen dcntschcn Staaten würde die Sache, selbst wenn das praktische Bedürfnis; nicht so dringend als in Preußen nnd Baiern wäre, ernsten Schwierigkeiten nicht begegnen. Im Reichstage be reitet man gegenwärtig einen Antrag vor, die Civil- ehc auf ganz Deutschland auszudchncn. ES ist nur dabei nicht recht klar, ans welchen Paragraphen dcr NcichSvcrfassnng dic Antragsteller eine Aercchtignng dcö Rcichcö zu derartiger Intervention stützen wollen nnd wir glauben daher auch nicht an einen Erfolg dcö Antrags. Aber selbst ohne diese Intervention halten wir die Ansdchnnng dcr Civilche ans ganz Dcntsch land lediglich nur für ciue Frage dcr Zcit, dcr sicl auch unser engeres Vaterland Sachsen nicht wird ent ziehen können. Tagesgeschichte. Sachsen. Lichtenhain, am 4. März. Sc. Majestät der König haben geruhe«, dem Kirchschul- lehrcr Johann Gottlich Hennig zu Lichicnhain die goldene Medaille deö Verdienstes zu verleihen. Die Aushändigung derselben fand gestern durch Herrn Superintendent I)r. Blochmänn und Herrn GcrichtS- anttmaun Tränckncr in Gegenwart des Localschul- inspectorö und dcö versammelten Schulvorstandes in feierlicher Weise statt, und hierauf folgte ein zn Ehren dieses Tageö in dcr Pfarre veranstaltetes Fest mahl, bei welchem die Freude über daö gesegnete Wirken cincö trcuvcrdicntcn Lchrerö bei ungetrübter Stellung zu seiner vorgesetzten Behörde und Schul gemeinde einen heitern Ausdruck fand. Am 2. d. M. wurde in Pulönitz unter großer Thcilnahmc dcr greise Veteran Herr Ür. mecl. Bey rich zur Erde bestattet. Dcr Entschlafene, dcm in Folgc cincö Schliffes in dcr Schlacht bci Lcipzig dcr linke Arm abgcnommcn werden mußte, stand seit I8l4 in Pension. AIS vr. mmi-, zu welcher Würde sich Beyrich später fortgcbildct, hat derselbe nach seinem Unglück noch 60 Jahre treu im Dienste der leiden den Menschheit gestanden. Dcr Procurist dcs Dankgeschästs Meusel u. Schulz in Zitiau ist nach Unterschlagung einer Summe von 11,800 Fl. flüchtig geworden. Auö Olbernhau wird den „Dr. N." untcrm 1. März geschrieben: Daö von hier rcferiric Pasch, erciguiß ist zwar Thaisache, aber mit etwas starke» Farben aufgetragcn. ES sind nicht, wie angeführt, 23 Hocke», sondern nur 16 von dcr k. k. östcrr. Finanz-Wachmannschaft bci Böhmisch-Einsicdcl in dcr Nacht vom 21. zum 22. Februar a. c. mit Be schlag belegt worden; diese rcpräscntiren nicht einen Werth von 3000 fl., sondern bleibt deren Werth auf die bescheidenere Ziffer von ca. 800 fl. bc- schränk«. Blutspnren hat cS auch nicht gegeben, da Niemand verwundet worden ist. Von Gebrauch neuer secholäufiger Revolver kann wohl kaum die Ncdc sein, da die östcrr. Finanzwachaufschcr nur Percussions- gewehre älicrcr Construction führe». Am Freitage vor. Woche, Abends in dcr 10. Stunde, ist cin Meerancr Bürger im Sciseritzer Gehölz bei Meerane von cincm handfesten Kerl räuberisch angefallen, angepackt und unter Drohungen zur Herausgabe seines Geldes aufgcfordcrt worden, Der Bürger griff aber zu scincm Hausschlüssel und hieb dem ungebetenen Gaste damit dermaßen auf den Kopf, daß er zurückiaumeltc und den Bürger cnikommen ließ. Dcr Strolch war schon vorher von einigen Lcuicn auf dcr Landstraße bemerkt worden; cstnehmcn konnte man ihn aber noch nicht. Als dcö Mordes dcr vcrwittwctcn Frank in Niederplanitz bci Zwickau (die sich, wie cS an fänglich schien, erhängt haben sollte) verdächtig, Hai man einen 20jährigcm Bergschüler verhafte». Un- verhälinißmäßigc GelkanSgaben haben dic Aufmerk samkeit auf ihn gelenkt. Am 28. vorigen Monats hat in Kainödorf bei Zwickau eine Frau ihr 2jähriges Kind in einen Kessel mit siedendem Wasser fallen lassen; an den Brand wunden ist daö Kind Tagö darauf gestorben. Preußen. Berlin. Die „Prov.-Corr." schreibt: Se. Majestät dcr Kaiser Wilhelm ist in folge einer leichten Erkältung etwas heiser und hat sich die Thcilnahmc an dcn Hoffestlichkeilen vcrsagcn müssen, doch konnte Se. Majestät tägliche Bcsnche von anwesenden Fürstlichkeiten empfangen, ebenso Vorträge regelmäßig enigegennehmcn. Die beiden ehemaligen Lieuienams Solche und Pntzki, die bekanntlich mi Jahre 1862 in Magde burg einen Hausknecht medergestochen hatten und sich dann dcr deshalb über sie verhängten Festungü- Haft durch gemeinsame Fluch« nach Amerika entzo gen, befinden sich dort, dem „T. B." zufolge, gegen wärtig in sehr guten Verhältnissen. Pntzki trat, nachdem er sich in allen möglichen Lebensverhällnissen versucht, zu Philadelphia als Commiö in cin bc« vculcndcö kaufmännisches Geschäft cin, dessen Be sitzer er nunmehr geworden, nachdem er die Toch ter seines sehr reichen PrincipalS gehciraihet Hal. Sein Freund v. Sobbe, dcr währcnd des Krieges gegen die Südstaatcn als Sergeant Major in die Nordarmce eingetreten war, ist nach Beendigung dea Krieges in das Putzkl'sche Geschäft eingelrcten und schließlich Theilhaber desselben geworden, nachdem er sich ebenfalls mit einer sehr wohlhabenden Ameri kanerin vcrheiraihe« hat. Ob die beiden Schicksals gefährten die weltbekannte Firma „Sobbe und Pntzki" führen, darüber verlautet nichts in dem erwähnten Briefe. Spanien. Der „Gaceta" zufolge beträgt der Verlust der Armee in der letzten Schlacht am Monte- Albano etwa 800 Mann an Tobien und Verwun deten; dcr Verlust der Carlistcn ist ebenfalls be trächtlich. — Wie dem „Neuicrschcn Bureau" auö Elizondo vom 1. d. M. lelegraphirt wird, ist nach einer Meldung dcs Commandanicn von Vcrgara (bei Placencia) eine Abtheilung Ncgierungötruppen von 5000 Mann bci dcr Brücke Saint-Pierre, unweit Pvmoroiro, von dcn Carlistcn überfallen wordc». Die Brücke wurde von Letzteren in die Luft gesprengt. Dcr größcre Theil dcr Truppen wurde gefangen genommen; gegen 1000 Mann sind bci der Spreng ung dcr Brückc umgckommcn ovcr crtrunkcn. Feuilleton. Ein exilirter Jesuit. Erzählung von Gocnr SIcsilcr. (Fortsetzung.) Der Rector dcs Noviziaihauscs zu M. empfing Franziskus in Gegenwart zweier anderer Professen und bedeutete dem Novizen, ohne Scheu näher zu treten. Franziskus «hat das mit ehrerbietigem Gruße und erwartete die Anrede seines geistlichen Zwing- jerrn. Pater Anastasius, dcr Rector, war eine lange, ausgcmcrgeltc Gestalt, cin hervorragendcö Glicd dcö Ordens, dessen Gesicht jedoch den Stempel finsterer ASHese trug. Er firirlc mit seinen grauen, stechen den Augen den Novizen und sprach hierauf langsam und nachdrücklich: „Du kommst auö Westprcußen, ungcr Mann, wo uns gar liebe Ordensbrüder leb en, die nun wie dic Hccrde vor dcm rcißcndcn Volfc zcrstrcut wordcn sind. Dcine Bricfc lauten ui und da Dli an der Grenze deö Noviziats stehst, o kann Dir die dcmnächstigc Auöweihung als Scho- astikcr nicht fehlen. Ich betrachte Dich jetzt schon