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Dresdner Journal : 19.08.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189708199
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18970819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18970819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-08
- Tag 1897-08-19
-
Monat
1897-08
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 19.08.1897
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Vei»»«»re1«: Für Dresden vierteljährlich r » Mark bvPs., bei den Kaiser lich deutschen Postanstaltrn vierteljährlich S Mark; außer halb des Deutschen Reiche» Post, und Stempelzuschlaa. Einzelne Nummern: iv Pf. Erscheine«: Täglich mit Au-nahme der Sonn- und Feiertage abend». Sernipr.-Anschluß: Nr. LSSL Dresdner M Mmml. Fnkstni»,gan»»»,bkhr„t Für den Raum einer gespal- tenen Zeile Neiner «.chnst »o Pf. Unter „Eingesandt" die Zeil« ÜO Pf Bei Tabelle», and Ziffernsatz entsprechender Anfschlag der,»»«eAer: KSniglickt Expedition de» Dresdner Journals Dresden, Zwrngerstr. TO Fernspr.-Lnschluß: NrILdL 1S1. Donnerstag, den 19. August abends. 1897. Amtlicher Teil. Dresden, 19. August. Ihre König!. Hoheit die Frau Prinzessin Johann Georg, Herzogin zu Sachsen, ist gestern abend 8 Uhr 4 Min. aus Franzens bad hier wieder eingetroffen. Dresden, 16. August. Mit Allerhöchster Ge nehmigung Sr. Majestät des Königs ist dem Steuer mann Karl Heinrich August Reinsch in Schandau für die von ihm am 29. Mai dieses Jahres nicht ohne eigene Lebensgefahr bewirkte Errettung eines fünfjährigen Knaben vom Tode des Ertrinkens in der Elbe die silberne Lebensrettungsmedaille nebst der Befugniß zum Tragen derselben am weißen Bande verliehen worden. - Se. Majestät der König haben Allergnädigst ge ruht, dem Amtsstraßenmeister May in Zschopau das Verdienstkreuz zu verleihen. Se. Majestät der König haben den Briefträgern Jahn und Zieschang in Dresden, sowie den Post schaffnern Lippmann in Dresden, Klemmer in Löbau und Wiedemann in Großenhain das All gemeine Ehrenzeichen Allergnädigst zu verleihen geruht. Vrnennungen, Versetzungen rc. im öffentlichen Dienste. JmWcschäftSbereiche des Ministeriums der Finanzen. Bei der Poft - Berwalcung sind ernannt worden. Geil hufe und Schmelzer, zcither gegen Tagegeld beschäftigte Postassistenten, als etatmäßige Postassistenten im Bezirke der Kaiser!. Oberpostdirektion zu Chemnitz. Im tSeschSftSbcreiche des Ministeriums des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Erledigt: die Kirchschul- stelle in Stenn Kollator: das König!. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts. Einkommen 1000 M. Gehalt und SO M. persönliche Zulage vom Schuldienst, 718M. 14 Ps. vom Kirchendiensr und sreie Wohnung Gesuche sind unter Beisügung sämtlicher Prüfung-- und Amtssührungszcug- nisse bis zum 1. September bei dem König!. Bczirksschui- inspektor Schulrat Lohs- in Zwickau einzureichen. — Zu be setzen: die Kirchschulstelle m Weigmannsdorf. Kollator: das König!. Ministerium des Kulms und öffentlichen Unter richts. Einkommen: I0>0 M vom Schuldienst, 66k M. 15 Ps. vom Kirchendienst, 72 M. für FortbildungSichulunterricht und freie Wohnung Gesuche sind dis zum s. September bei dem König!. Bezirksschulinspektor Schulrat Or. Winkler in Freiberg einzureichen. nichtamtlicher Teil. Ter Besuch des Präfideuten Faure in Lt. Petersburg wird in den chauvinistischen Kreisen Frankreichs, wie selbstverständlich, mit den größten Erwartungen begleitet, die sich nicht nur auf einen äußerst herz lichen und nthusiastischen Empfang des ersten Ver treters der Republik, sondern in letzter Linie auf eine offizielle Bestätigung der „Alliance" richten. In den unter optimistischen und revanchebedürstigen Kreifei. wird mit aller Berechtigung die erste Hoffnung geteilt, während man die zweite nicht laut aussprechen mag, namentlich nicht nach dem Deutschen Kaiser besuch, gegen dessen Bedeutung sich die besonnenen Politiker jetzt nicht mehr verschließen. Daß diese Bedeutung auch durch einen noch so warmen Verlauf des Präsidentenbesuchs unangetastet bleibt, darüber herrscht anderseits in der deutschen Presse Einstimmigkeit, zumal der wertvolle Eindruck der vergangenen Kaiser tage auch von den maßgebenden russischen Organen ohne Umschweife bestätigt worden ist. Wir haben all^ tzrund zu der Annahme, daß die Verbindung zwisck . Rußland und Deutschland zur Zeit wieder eine gesicherte ist, und daß das zwlschen dem Zarenreiche und der R-pubUk bestehende Verhältnis heute jeden ¬ falls nicht mehr von beiden Seiten vorzugsweise als ein Übereinkommen zu aggressiven Zwecken betrachtet wird. Vielmehr legt man in Rußland gegenwärtig Wert darauf, die ergiebige Freundschaft mit Frank reich mit guten Beziehungen zu den Dreibund- Mächten und insbesondere zu Deutschland in Einklang zu bringen. Bei der jüngsten Kaiserzusammenkunft ist nicht allein die Herzlichkeit des persönlichen Verkehrs der Monarchen als ein erfreuliches Moment hervor getreten, sondern eS ist vor allem und unter dem Beifall der öffentlichen Meinung in den Trink sprüchen eine Art Gelöbnis der Herrscher, gemeinsam den Frieden zu wahren, zum Ausdruck gekommen. Das unterliegt keiner Anfechtung und bleibt bestehen, was auch an Liebenswürdigkeiten jetzt zwischen dem Zaren und seinem Gaste ausgetauscht werden mag. Eine andere Frage ist, ob die kommenden Fest tage in St. Petersburg, wenn sie diesen Voraus setzungen entsprechend verlaufen, die Franzofen zu frieden stellen und ob letztere, wenn das ersehnte Wort „Alliance" auch diesmal auSbleibt, weiterhin noch den alten Gefallen an einer Freundschaft finden werden, die ihnen den hauptsächlichen Dienst nicht einmal in Aussicht zu stellen geneigt ist. Indessen hält die kluge russische Politik vielleicht einiges in Bereitschaft, was dem Gewünschten nahe kommt, ohne es schon ganz zu treffen, und wenn sie das möglichst geschickt vorbringt, so lassen sich die Franzosen, berauscht vom Klang der Worte, am Ende nochmals an einer halben Antwort genügen. Jedenfalls liegt es im natürlichen Interesse Rußlands, sich die großen Vorteile, die ihm die Freundschaft mit Frankreich einbringt, noch recht lange zu sichern, ohne die Pflege bester Beziehungen zu Deutschland aufzngeben, und um gekehrt. Es erhält sich dadurch in dem denkbar sichersten Gleichgewicht. Tie belgische Lozialdemokratie und lhre Gastfreundschaft blickt mit großer Genug- thuung auf die effektvolle nnse-en-scöue des am ver gangenen Sonntag in Brüssel veranstalteten Straßen umzuges, der als Kundgebung zu Gunsten der all gemeinen Wehrpflicht angekündigt war. Natürlich bildete dieser Anlaß nur einen Vorwand; der eigent liche Zweck der Veranstaltung war, im Angesichte der größten Öffentlichke t eine Generalmusterung der Parteitruppen vorzunehmen und darzuthun, daß die international« Umsturzpropaganda in Belgien auf dec ganzen Linie in raschem, unaufhaltsamem Vormärsche begriffen sei. Eine ehrlich gemeinte Begeisterung der belgischen Genossen für die Idee der allgemeinen Wehrpflicht erscheint schon deshalb ausgeschlossen, weil der bewegende Gedanke dieser Einrichtung, der sie allein befähigt, die lebendige Kraft eines Volkes auf den Gipfel militärischer Leistungsfähigkeit zu erheben, in der Pflege moralischer Imponderabilien liegt, die von der sozialdemokra.ischen Theorie und Praxis strikte verneint und verpönt werden. Vaterlandsliebe, mili tärisches Ehrgefühl, Hingabe des einzelnen an die Sache des Gemeinwohls sind Begriffe, die in einer auf den Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht aufgebauten Armmorganisation lebendig sein müssen, wenn das Prinzip selber nicht mehr Schaden als Nutzen stiften soll. Wo aber wäre in dem sozial d n'.okratischen Parteiprogramm sür jene Soldaten- und Bürgertngenden Raum? Wenn die Führer der belgischen Umsturzpartei sich so sehr für die Einführ ung der allgemeinen Wehrpflicht ins Zeug lcgen, so geschieht dies aus ganz anderen als aus patriotisch idealen Regungen. Sie erhoffen von der Dn'chführ- ung gedachter Neuerung eine wesentliche Verstärkung des sozialdemokratischen Elements in Reih und Glied, und, da es um die Disziplin und Subordination des belgischen Militärs schon jetzt nicht »um besten bestellt ist, dürste als ziemlich sicher angenommen werden können, daß bei dem unvermittelten Übergang vom Kon- striptionssystem zu der allgemeinen Wehrpflicht, ohne vorherige Anpassung des Offizier und Unteroffizier corps an die neuen Verhältnisse, die Moral der Truppe vollends Schiffbruch leiden werde, was natür lich niemandem größeren Vorschub leisten würde als der sozialdemokratischen Propaganda im Heere. Wenn das Eintreten der belgischen Genossen zu Gunsten der allgemeinen Wehrpflicht also auch keinesweges ehrlich gemeint ist, so braucht daraus doch nicht gefolgert zu werden, daß die allgemeine Wehrpflicht für Belgien nun unter allen Umständen ein Element der Auf lösung aller staatlichen und besonders militärischen Ordnung werden müsse. Auch hier kommt das Sprichwort zur Geltung, wenn zwei dasselbe thun, so ist es nicht dasselbe Wenn die Reorganisation des belgischen Heeres nach dem Muster der allgemeinen Wehrpflicht in die Hände der Genossen gelegt würde, dann allerdings möchte es schlimm um die Sicherheit der Grenzen und die Ordnung im Innern bestellt sein. Da aber auch außerhalb der Umsturzpartei, zu mal an fachmilitärischen Kreisen, und in erster Reche an König Leopold selbst die Einführung der all gemeinen Wehrpflicht einen kräftigen Rückhalt besitzt, so ist man ohne weiteres zu dem Schlüsse berechtigt, daß die zur Erreichung des Zieles einzuschlagenden Wege so gewählt werden, um den Zukunftsplänen der Sozialdemokratie einen festen Riegel vorzuschieben. Immerhin laden die klerikalen Widersacher der belgi schen Heeresorganisation eine schwere Verantwortung nicht nur unter dem Gesichtspunkte pfleglicher Be Handlung der LanderverteidigungSinteressen, sondern auch der Parteitaktik auf sich, indem sie den Sozial demokraten die dauernde Fruktifizierung der allgemeinen Wehrpflicht für ihre staats- und gesellschaftsseindliche Rechnung überlassen. Ter belgische KlerikalismuS legt mit seiner Behandlung der Armceangelegen- heiten gerade kein Zeugnis besonderen politischen Scharfblicks ab. Tagcsgeschichte. TreS-cu, 19. August. Se. Excellenz der Staats minister des Innern v. Metzsch ist heute von seiner Badekur aus Norderney zurückgekehrt und hat die Geschäfte seines Rrssons wieder übernommen. Als bald hat er sich mit dem Ministerialdirektor Geh. Rat Badel, dem Kreishauptmann Schmiedel und dem Amts hauptmann Geh. Regierungsrat Vr. Schmidt in den Plauenschen Grund zur Besichtigung der Verheerungen begeben, mit denen derselbe durch die Überschwemm ungen der letzten Tage des vorigen Monats heim- gesucht worden ist. Zu gleichem Zwecke wird er auch in den folgenden Tagen in noch andere Landesteile reffen und sodann in einer zu dem Ende bereits fest gesetzten Konferenz mit den Kreishauptleuten und den Amtshanptleutcn dir betroffenen Bezirke, soweit dies bisher nicht hat geschehen können, unter Berücksichtig ung der auf Erfordern des Ministeriums des Innern aufgestellten Nachweisungen über die Schäden, die zahlreichen hilfsbedürftigen Gemeinden, Gutebezirken und Privaten durch die Hochwässer entstanden sind, eventuell in betreff der zu leistenden Staatshilfe sowie über die Maßnahmen beraten, welche sür die Zukunft zu thunlichster Beschränkung der Wirkungen von Hochfluten ins Auge gefaßt werden können. Nicht unerwähnt mag hierbei bleiben, daß die in einem Teile der Presse verbreitete Nachricht völlig unbegründet ist, daß seiten der StaatSregierung zur Unterstützung geschädigter Privatpersonen lediglich MOOi) M., d. h. diejenige Summe bestimmt seien, die vom Gesamtministerium mit Allerhöchster Ge nchmigung aus den Mitteln der Mende-Stiftung ver- willigt worden sind. DeatscheS «eich. * Berlin Se. Majestät der Kaiser hörten gestern vormittag im Schlöffe WilhelmShöhe die Vorträge de» Chefs de» Militärkabinetts, Generals v Hahnke, und de» Chef« des Marinekabinett«, KontreadmiralS Frhrn v Senden- Bibran Nachmittags ^2 Uhr fand zur Feier des Ge burtstages des Kaisers Franz Joseph eine Galatafel statt, an welcher Prinz Adolf zu Schaumburg-Lippe mit Ge mahlin, Fürst und Fürstin zu Walde! und Pyrmont, ferner die Mitglieder der österreichisch-ungarischen Botschaft, Kavalleriegeneral Fürst Windischgrätz, der kommandierende General des XI. Armeecorps, General der Infanterie v. Wittich u a teilnahmen Se. Majestät der Kaiser tranken auf das Wohl Seines teuren Verbündeten, de« Kaisers von Österreich. — Ihre Majestät die Kaiserin haben dem Vater ländischen Frauenverein der Provinz Schlesien für die überschwemmten eine zweite Gabe von lOOO M. überweisen lasten und in einem Schreiben an den Vater ländischen Frauenverein in Berlin den Wunsch ausgedrückt, daß sämtliche Provinzial- und Zweigvereine Sammlungen eröffnen möchten — Der König von Siam wird am Donnerstag, 26. d. Mts, gegen Abend in Potsdam eintreffen. Am nächsten Tage wird der König nach Berlin kommen und beim siamesischen Gesandten ein Gabelfrühstück einnehmen; am Sonnabend wohnt er der Herbstparade des GardecorpS bei. Am Sonntag folgt er der Einladung des HerzogS- Regenten von Mecklenburg nach Schwerin und begiebt sich von dort nach Esten — Die BerusSgenostenschasten haben dem Reichs- versicherungSamte die Rechnungsergebniste des Jahre« 1896 übermittelt Die dem Bundesräte und Reichstage zu unterbreitende Zusammenstellung kann somit in Angriff genommen werden Zum letzten Male wird sich in dieser Zusammenstellung ein Posten befinden, der elf J-chre hin durch recht beträchtliche Beträge ausgewiesen hat, der Zu schlag zum Reservefonds Nach dem Gesetze waren die Berufsgenostenschasten verpflichtet, die ersten elf Jahre ihrer Thätigkeit hindurch einen bestimmten Prozentsatz der von ihnen gezahlten Entschädigungen in einen Reservefonds abzusühren Die Zinsen de« Fonds sollen ihm dann noch solange weiter zugeschlagen werden, bis er die doppelte Höhe der Jahresausgaben erreicht hat. Alle BerufS- genossenschaften jedoch, bei denen der Fonds schon nach Ablauf des !!. Jahres die gesetzlich vorgeschriebene Höhe erreicht hat, sind ermächtigt, die ReservefondLzinsen zur Bestreitung laufender Ausgaben zu verwenden. Dem Reichsversicherungsamte wird nun die neue Ausgabe er wachsen, über die rechtmäßige Benutzung dieser Ermächtig ung seitens der Berufsgenosienschaflen zu wachen Eine ganze Anzahl der letzteren hat bereits beschlosten, die Zinsen nicht weiter zuzuschlagen, sondern zur Erleichterung in der Belastung der Berufsgenosten zu verwenden, was den letzteren jedenfalls mit Rücksicht auf die bisher von Jahr zu Jahr höher gewordenen Beiträge recht erfreulich sein wird Die Erleichterung wird zum ersten Riale für das Jahr 1897 zur Geltung kommen Wie lange sie allerdings andauern wird, hängt von der Differenz ab, welche der jetzige Reseroefondsbestand und die doppelte Jahresausgabensumme aufweisen Sobald der Fonds unter die gesetzliche Grenze der letzteren gelangt ist, wird mit dem Zuschlag der Zinsen wieder begonnen werden muffen. — Es verdient verzeichnet zu werden, daß die türkische Presse, die in der letzten Zeit eine mehr als unfreund liche Haltung gegen England beobachtet und demselben wiederholt mit einer Beeinflussung der Mohammedaner in Indien zum Nachteile des Jnselreichs gedroht hat, gleich zeitig eine äußerst warme Sprache über und für Deutsch land führt und das freundschaftliche Verhältnis zwischen dem Deutschen Reiche und der Türkei bei jeder Gelegen heit kräftig betont In einem der jüngsten Artikel des „Malumat", dessen Beziehungen zum Sultanspalais be kannt sind, wird ebenso ausführlich wie warm die Macht- füllc Deutschlands hervorgehoben Das Blatt bespricht bei diesem Anlaß den Besuch Kaiser Wilhelms in St. Petersburg und meint, der Kaiser habe auch dort in einem freundlichen Sinne für die Türkei mit Be zug auf die Friedensverhandlungen gewirkt Dank der Kraft und dem Einflüsse, so schließt der Artikel, Len Deutschland in allen Teilen der Welt ausübe, bedürfe e« Kunst und Wissenschaft. Erfahrungen mit dem neuen Tuberkulin. Erfahrungen mit dem neuen Kochschen Tuberkulin werden in der „Deutsch Mediz. Wochenschr" in großer Zahl mitgeteilt aus der Universitätsklinik in Bonn, aus der medizinischen Universitätsklinik in Greifswald, aus dem Allgemeinen Krankenhause in Hamburg-Eppendorf, aus der Charitee in Berlin und vielen anderen Instituten Di- Urte le sind zumeist sehr vorsichtig abgesaßt. Eine Zu sammenstellung läßt erkennen, daß die Meinungen der Ärzte über den Wert des neuen Tuberkulins sehr weit auseinandergehen In der Universitätsklinik für Hautkrankheiten in Bonn sind bisher 15 Kranke mit Kochs neuem Tuberkulin TU behandelt worden. Prof. Doutrelegont berichtet, daß bei diesen Kranken selbst bei vorsichtigster Steigerung der Injektionen Temperaturen bis zu 40 Grad eintraten. Er ist der Meinung, daß das Alter des TU auf die Temperatur steigerungen von Einfluß ist. Doutrelegont glaubt: „Die bisherigen Erfahrungen sprechen für eine günstige Ein wirkung des TU auf Lupus, in allen beobachteten Fällen läßt sich eine deutliche fortschreitende Besserung durch die Tuberkulin-Injektion nachweisen Jedenfalls scheint dieses neue Tuberkulin eine besser heilende Wirkung auf den Lupus auszuüben al« das alte Präparat." vr Leick von der medizinischen Universitätsklinik des Prof. MoSler in Greifswald erklärt: „Erst die kommen den Jahre werden »eigen, ob da« neue Präparat das leisten wird, was sein Entdecker von ihm erhofft, oder ob auch ihm bestimmt ist, da« Lo« aller bisher gegen die Tuberkulose gerichteten Mittel zu teilen Ein Um stand allerdings steht eingehenden Prüfungen de» TR — nur von diesem ist die Rede — hinderlich entgegen: fern enormer Preis. Kostet doch 1 ekcm - 10 mx fester Substanz 8,50 M. Da man nun ore mn- cierten Mengen bis zu der Dosis von 20 wx steigern soll, so würde diese einmalige Injektion 17 M. kosten." Im ganzen sind bisher (18. Juli) in der Greifs walder Klinik 15 Patienten mit den Injektionen behan delt worden; von diesen befinden sich fünf zur Zeit noch in Behandlung, einer starb nach einwöchentlichem Aufent halt in der Anstalt an plötzlichem Herzcollaps, mehrere andere verweilten nur ganz kurze Zeit in der Klinik. Bei keinem einzigen Kranken ist bisher die von Koch geforderte Maximaldosis von 20 mg zur Anwendung gelangt. Viele Patienten klagten in den ersten 24 Stunden, besonders empfindliche auch noch am zweiten Tage über brennende Schmerzen an den Jnjektionsstellen am Rücken zwischen den Schulterblättern oder an den Oberschenkeln. Im allgemeinen waren die Schmerzen um so intensiver, je größer die injizierten Mengen des Mittels. In Zu kunft soll in Greifswald übrigens nicht mehr der Rücken als Jnjektionsort benutzt werden, da manche Patienten über Unbequemlichkeit und Schmerzen beim Liegen klagten. Die Temperaturverhältniffe haben niemals eine bedrohliche Höhe erreicht Sämtliche in Greifswald behandelte Pa tienten litten an Lungentuberkulose, bei allen war durch den Nachweis der Tuberkelbazillen im Auswurf die Diag nose erhärtet. „Bei keinem einzigen Patienten", schreibt vr. Leick, „sahen wir durch die Kur einen Erfolg, der das überschritt, was wir auch sonst durch die bloße Anstaltsbehandlung bei derartigen Kranken häufig zu er reichen gewohnt sind. Es ist ja selbstverständlich, daß bei den doch meistens den unteren Ständen angehörenden Patienten durch die bloße Ruhe und Schonung, welche die Anstaltsbehandlung mit sich bringt, durch die bessere Er nährung und das regelmäßige Leben oft sich ohne jede Medikation gute Erfolge erzielen lassen, zumal, wenn es sich um beginnende Tuberkulose handelt Derartige Patienten aber sind e« auch, die sich besonder« für die Kochschen Injektionen eignen, da ja nach Koch« Angaben dec Kceder uver 38 Grao un allgemeinen mch! mehr auf Besserung durch das neue Mittel zu rechnen ist. Rian hat also keine Berechtigung, jede kleine Besserung bei diesen Kranken dem TR zuzuschreiben." Prof. Rumpf vom Allgemeinen Krankenhaus in Hamburg-Eppendorf erklärt, daß ein diagnostischer Wert des alten Tuberkulins in hohem Maße bestehe Mit dem neuen Tuberkulin hat Prof. Rumpf nur Erkrankungen im Anfangsstadium behandelt, „Fälle, bei denen die Abend temperaturen nicht über 37,5 hinaufgingen, anderseits aber im Sputum Tuberkelbazillen nachgewiesen waren oder sich die Erkrankung als eine leichtere Lungentuberkulose charakterisierte." Aus seinen Beobachtungen mit dem neuen Tuberkulin schließt Prof Rumpf: „die Resultate der Behandlung mit TR sind bisher keine über mäßig glänzenden und fordern, was die Lungen tuberkulose betrifft, zur äußersten Vorsicht und Skepsis auf." Rumpf hat häufig schmerzhafte und entzündliche In filtrationen der Haut beobachtet: „EinzelnePatienten baten in solgedeffen um Sistierung der Behandlung, drei verließen das Krankenhaus." DaS Präparat, sagt Rumpf, ist hin sichtlich seiner Reaktion, bez Nichtreaktion kein konstantes und zuverlässiges, „denn auch minimale Dosen riefen öfters Fieber empor, während höhere ohne jegliche Störung in demselben Falle vertragen wurden." Die Reaktion, welche aus die Injektion von Tuberkulin R eintritt, bestehe in manchen Fällen nicht nur in Temperatursteigerungen, sondern auch in erhöhter Pulsfrequenz, leichcer Cyanose und lebhaft gestörtem Allgemeinbefinden (Schwindel, Blut andrang zum Kopf, allgemeinen Schmerzen rc). „Die er höhte Pulsfrequenz und die übrigen Allgemeintischeinungen können auch ohne oder mit ganz minimalen Temperatur steigerungen auftreten " Ob durch die von Koch empfohlene Maximaldosis Immunität de« Menschen bezüglich der Tuberkulose eintrete, sei noch zu eruieren. „Sollte durch das Tuberkulin R sich eine Immunität nicht erreichen lassen, so würde ein wesentlicher Vorzug de« neuen Tuber ¬ kulms vor dem alten nur m dem größeren Gehalt an toxischer Substanz bestehen" Unter diesen Verhältnissen, schließt Prof. Rumpf, „wird man bei ganz initialen (im Anfangsstadium befindlichen) und beschränkten tuberkulösen Prozessen der Lunge einen vorsichtigen Versuch mit dem TR machen können, aber an Stelle des bisher ungleich mäßigen wird ein möglichst gleichmäßig wirkendes Prä parat von der Fabrik zu verlangen sein." Aus der Abteilung für Ohrenkranke am Charitökranken- hause in Berlin, deren leitender Arzt Prof. Trautmann ist, be richtet Stabsarzt Rich. Müller, daß günstige Beeinflussung oder gar Heilung eine» schon bestehenden tuberkulösen Öhrenleidens durch das ursprüngliche Tuberkulin nirgends beobachtet wurde, wohl aber sind Fälle bekannt, in denen gesunde Ohren während der Kur — ob infolge derselben, bleibe dahingestellt — tuberkulös erkrankten. So behandelte Hr. Geh. Rat Trautmann 1891 eine Dame, der man wegen Lungentuberkulose Kochsches Tuberkulin injizierte; mitten in dieser Kur erkrankte das eine Ohr, es ließen sich mehrere miliare Knötchen am Trommelfell Nachweisen, die rasch zerfielen und zu einem Defekt im Trommelfell führten; die Dame ist bald darauf gestorben Jüngst ist nun ein Kranker wegen eines Lungenleidens mit dem neuen Kochschen Tuberkulin TR behandelt worden, aber die Einspritzungen des Neutuberkulin auf die schon vor Beginn der Kur bestehende linksseitige Ohreiterung haben „keinen bessernden Einfluß ausgeübt". Eine Verschlim merung ist links allerdings auch nicht eingetreten Be merkenswerter aber, schreibt Stabsarzt Müller, als dieser negative Erfolg der Kur sei die Neuerkrankung des bis dahin gesunden rechten Ohres während der Tuberkulm- behandlung Natürlich lasse sich ein strikter Beweis dafür, daß die Erkrankung eine Folge der Tuberkulineinspritz ungen gewesen s«, nicht erbringen; gleichwohl liege dieser Gedanke sehr nah«, namentlich wenn man erwäge, daß die Affektion auf dem vorher ganz gesunden Ohre ganz plötzlich und sehr intensiv eingesetzt habe, nachdem
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