Volltext Seite (XML)
Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Blatt Amts des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes WuLsnrtz Erscheint: Miltwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, Carl Daberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-Bureaus von Haasen stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Moffo und G. L. Daube L Comp. Als Beiblätter: Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljahr!. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. schenk ^für Pulsnitz, -n» 8«chsundvier;igaev Jahrgang. Sonnabend. Mx. 10^t. 29. Deeember 1894. Kinderfeste und Betheiligung von Schulkindern an öffentlichen Festen Erwachsener betr. Im Einverständniß mit dem Bezirksausschüsse wird hiermit Folgendes bestimmt: Zur Abhaltung von Kinderfesten an öffentlichen Orten, gleichviel von wem sie veranstaltet werden, und zur Betheiligung von Schulkindern an öffentlichen Festen Erwachsener bedarf eS jedesmal der Genehmigung der Königlichen Bezirksschulinspektion. Gesuche in dieser Richtung sind minde st exs 14 Tage vor dem betreffenden Feste bei dieser Behörde einzureichen. Dem Gesuche muß, soweit es nicht vom Schulvorstande ausgeht, ein Gutachten des Letzteren, und wenn Tanzmusiken oder öffentliche Umzüge mit dem Feste verbunden sein sollen, ein Gut achten der Ortspolizeibehörde (Bürgermeister, Gemeindevorstand, Gutsvorsteher) beigefügt sein. In dem Gesuche ist anzugeben: 1 ., welche Räume für das Fest in Aussicht genommen sind, 2 ., von wem es geleitet und beaufsichtigt werden soll, 3 ., zu welcher Zeit es anfangen und endigen wird, 4 ., welcher Art die beabsichtigten Unterhaltungen und zu veranstaltenden Spiele sind, 5 ., ob etwa besondere Abzeichen von den am Feste theilnehmenden getragen werden; gegebenen Falls sind diese Abzeichen genau zu beschreiben oder eine Probe davon vorzulegen, 6., welche öffentlichen Straßen und Plätze bei etwa zu veranstaltenden Umzügen berührt werden sollen, 7 ., ob zur Bestreitung der Kosten des Festes von den Kindern oder den sie begleitenden Erwachsenen Eintrittsgeld erhoben, oder eine Geldsammlung veranstaltet, oder ob sonst eine öffentliche Gelegenheit zur Entrichtung von Beiträgen geboten werden soll, 8 ., ob bei dem Feste die Aufstellung von Buden oder Zelten geplant ist, und welchen Zwecken diese dienen sollen, Soweit die Genehmigung der Königlichen Amtshauptmannschaft zu den geplanten Veranstaltungen erforderlich ist, wird sie durch die Königliche Bezirksschulinspektion vermittelt werden. Bei Festen Erwachsener, an denen sich Schulkinder betheiligen, ferner bei Kinderfesten, die zwar von der Schule veranstaltet werden, bei denen aber Erwachsenen der Zutritt gestattet ist, und endlich bei allen Kinderfesten, die nicht von der Schule veranstaltet werden, hat die Ortspolizeibehörde für Aussicht über den Verlauf der Feste zu sorgen, insbesondere auch 'r Beginn des Festes sich die von der Königlichen Bezirksschulinspektion eingeholte Genehmigung vorlegen zu lassen. Verboten ist die Aufstellung von Zelten, Buden und dergl. auf dem Festplatze oder in seiner Nähe, wodurch ein jahrmarktartiger Verkehr hervorgerufen werden könnte. Die Abhaltung von Kinderfesten wird an solchen Tagen nicht gestattet werden, an denen öffentliche Tanzmusik abgehalten wird. Geldsammlungen durch Schulkinder sind ein für allemal verboten. Bekanntmachungen wegen der geplanten Kinderfeste re. dürfen nicht eher erlassen werden, als die Genehmigung zur Abhaltung des Festes von der Königlichen Bezirksschulinspektion ertheilt worden ist. Zuwiderhandlungen gegen die Bestimmungen dieser Bekanntmachung oder gegen die Bedingungen, die bei der Genehmigung von Kinderfesten re. gestellt worden sind, sowie gegen di« Anord nungen oder Verbote der Aufsichtsbeamten werden mit Geldstrafe bis zu 150 Mk. oder Haftstrafe bis zu 14 Tagen geahndet und zwar auch an den Veranstaltern und Leitern des Festes, sowie den Vorstandsmitgliedern der betreffenden Vereine. K a m e n z, am 15. Dezember 1894. Königliche Amtshauptmannschaft und Königliche Bezirksschulinspektion, Von Erdmanusdorff. Fink. Freifahrtscheine «ns ärztliche Zeugnisse für mittellose Kranke betreffend. Mit dem 1. Januar 1895 hört die Vergünstigung aus, wonach mittellosen Kranken re. zum Zwecke ihrer ärztlichen Untersuchung u. s. f. auf den Eisenbahnen freie Fahrt gewährt worden ist. Vielmehr wird in Zukunft mittellosen Ohren-, Augen-, Unterleibs- und anderen Kranken zu ein- oder mehrmaliger Behandlung in Üniversitäts- und anderen öffentlichen Kliniken, Inhabern von Bade freistellen zu Reisen von und nach den Bädern u. s. w. soweit nöthig auch ihren Begleitern, nur noch die Beförderung in der 3. Wagenklasse gegen Entrichtung des Militärfahrpreises — d. i. 1,5 Pfg. für-das ki». — zugestanden werden. Besondere Gesuche zum Zwecke der Erlangung dieser Vergünstigung bedarf es jedoch nicht mehr, vielmehr sind die Fahrkartenausgabestellen ermächtigt, gegen Vorweis der gegenwärtig in Geltung tretenden Bescheinigung über die Mittellosigkeit und des ärztlichen Zeugnisses die Fahrkarten zum ermäßigten Preise zu verabfolgen. Die Formulare zu diesen Ausweisen können gegen Bezahlung an EanzleisteNe der Königlichen TtmtShauPtmannschast entnommen werden. Den Ortsbehörden wird empfohlen, im Bedarfsfälle hiervon Gebrauch zu machen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 21. Dezember 1894. von Erdmannsdorff. Bezugs-Emlaimg auf das am 1, Januar 1895 beginnende 1. Vierteljahr des im 47. Jahrgang erscheinenden Wochenblattes für Pulsnitz und Umgegend, Amtsblatt des König!. Amtsgerichts und des Stadtrathes zu Pulsnitz. Das „Pulsnitzer Wochenblatt" kann bei allen Post anstalten, Briefträgern, Zeitungsausträgern, sowie in der unterzeichneten Geschäftsstelle bestellt werden. Hochachtungsvoll Die Geschäftsstelle des Pulsnitzer Amts und Wochenblattes. Politische Jahresrundscha«. Das zu Ende gehende Jahr 1894 ist in politischer Hinsicht kein besonders hervorragendes Jahr in der Welt geschichte gewesen, denn wenn auch sanguinische Politiker und fanatische Parteimänner den Versuch gemacht haben, einzelne bedeutende Begebenheiten des verflossenen Jahres zu grundstiirzenden Weltereignissen aufzubauschen, so sehen wir doch, daß sich im Großen und Ganzen das Leden aller Cultm Völker im Jahre 1894 in denselben Bahnen bewegte, wie in den früheren Jahren, und daß nur im fernen Ostasien das dünkelhafte und anmaßende China aus seinem tausendjährigen Traume, der Mittelpunkt der Welt zu sein, durch das der europäischen Cultur erschlossene kleinere und bisher verachtete Japan aufgeschreckt worden ist. In Europa herrschte ini Jahre 1894 unterdem Einflüsse derDreibundspolitik und der sichtlichen Abnahme kriegerischer Neigungen in Frankreich und Rußland tiefer Frieden. Ganz besonders befestigt wurde die friedliche Situation ersichtlich durch die thatkräftige Frie denspolitik des deutschen Kaisers, welcher im verflossenen Frühjahre zu diesem Zweck auch seinen erlauchten Ver bündeten den Kaiser Franz Josef von Oesterreich in Abaz- zia zum Besuche empfing und dann einige Zeit darauf diesen Besuch auch in der Hofburg zu Wien erwiderte. In der Zeit seines Aufenthaltes in Äbazzia hatte der Kaiser Wilhelm mit seinem zweiten hohen Verbündeten, mit dem Könige von Italien, auch eine Begegnung in Venedig, welchem fürstlichen Stelldichein auch die Kaiserin Augusta Victoria beiwohnte. Auf dem Gebiete der inneren deutschen Angelegenheiten waren die wichtigsten Ereignisse die Versöhnung des Kaisers mit dem um des Vaterlandes Einheit und Größe so hochverdienten Altreichskanzler Fürsten Bismarck, vor aller Welt kund gegeben durch den Besuch des Fürsten Bismarck am Vortage des Geburts tages des Kaisers am Hofe zu Berlin und besiegelt durch den Gegenbesuch des Kaisers bei dem Fürsten Bismarck in Friedrichsruh, sowie der Rücktritt des bisherigen Reichs kanzlers Grafen Caprivi und die Ernennung des Fürsten Hohenlohe, eines hochangesehenen, maßvollen und erfah renen Staatsmannes zum Reichskanzler. Diese Ereignisse sind, zumal wenn man an so mancherlei Beunruhigungen patriotischer Kreise vor einem Jahre zurückdenkt, sehr dazu angethan gewesen, die innere Lage Deutschlands hoffnungs- freudiger zu gestalten. Sehr wichtig für die fernere Ent wickelung des Reiches und der Bundesstaaten ist auch die Thatsache, daß in Folge des damals ebenfalls nothwendig gewordenen Rücktrittes des preußischen Ministerpräsidenten Grafen Eulenburg die beiden höchsten Mintsterämter im Reiche und in Preußen wiederum wie unter dem Fürsten Bismarck in der Person des Reichskanzlers Fürsten Hohen lohe, welcher auch preußischer Ministerpräsident ist, ver- einigt sind. An Stelle des Fürsten Hohenlohe als Statt- Halter von Elsaß - Lothringen trat dessen Vetter, Fürst von Hohenlohe-Langenburg. Mit dem Fürsten Hohenlohe trat in das preußische Cabinet als Minister des Innern auch dessen bisheriger Staatssecretär für Elsaß - Lothringen Herr v. Köller ein, ferner übernahm Herr von Hammerstein-Loxten an Stelle des Herrn von Heyden das preußische Landwirthschaft Ministerium und der Oberlandesgerichtspräsident Schönstedt wurde an Stelle des Ministers von Schelling zum preußischen Justizmini ster ernannt. In der neuen, seit dem 5. Dezember be gonnenen Reichstagssession sind die neuen Minister vor eine Reihe wichtiger Aufgaben, von denen zumal das Gesetz gegen die Umsturzbestrebungtn von größter politischer Bedeutung ist, gestellt. Inder deutschen Colo nialpolitik waren auch in diesem Jahre große Schwierigkeiten zu bekämpfen, doch ist es gelungen, alle Aufstände in Kamerun und Deutsch - West - L srika zu be siegen. In der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie ist, was Oesterreich anbetrifft, das politische Leben unter dem Coalitionsministcrium des Fürsten Windischgrätz ziemlich ruhig verlaufen, desto leb hafter gestaltete sich dagegen der Parteienkampf in Ungarn, Wo die liberale Kirchenpolitik des Ministeriums Weckerle eine Ministerkrisis herbeigeführt hat, welche sich noch in der Schwebe befindet. Große politische und finanzielle Krisen hat das Königreich Italien unter der festen Hand des Ministerpräsidenten Crispi glücklich über standen und die neue durch schamlose Verleumdungen und Entstellungen der Vergangenheit Crispis von verblendeten Gegnern desselben heraufbeschworene Krisis wird hoffent lich auch überwunden. In der französischen Republik wurde durch ein anarchistisches Verbrechen das ganze Land in eine Katastrophe gestürzt. Der Prä sident Carnot fiel dem Dolche eines anarchistischen Fana tikers zum Opfer, doch war der allgemeine Unwille in Frankreich so groß, daß sich die Wahl des neuen Präsi denten Casimir Perier ohne jede politische Wandlung vollzog. Das große russische Reich hat im letzten Jahre einen unerwarteten Thronwechsel gehabt. Ein früher nicht für schlimm erachtetes Leiden des Kaisers Alexander wurde plötzlich lebensgefährlich und nach großen Schmerzen erlag der Zar diesem tödtlichen Nierenleiden. Ihm folgte auf dem Throne sein Sohn Zar Nikolaus II., welcher eine friedliche Politik zu befolgen entschlossen ist. In England trat im letzten Jahre wegen Alters schwäche der greise Premierminister Gladstone zurück und Lord Rosebery wurde sein Nachfolger. Von den übrigen Staaten ist nichts Sonderliches zu melden, zu erwähnen bleit nur noch, daßsichderchinesisch-japanische Krieg seinem Ende zu nähern scheint-