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Dresdner Journal : 04.12.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id480674442-189712048
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id480674442-18971204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-480674442-18971204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Journal
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-12
- Tag 1897-12-04
-
Monat
1897-12
-
Jahr
1897
- Titel
- Dresdner Journal : 04.12.1897
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veiU,»Kre««: HL» Dresden vierteljährlich: 2 Mart SO Ps., bei den Kaiser lich deutschen Postanstalteu vierteljährlich 3 Mar!; außer halb de» Deutschen Striche« Pop» und Stewprlzuschlag Einzeln« Nummern: 10 Ps. Erscheine«: Täglich mit Ausnahme der Soun- und Feiertage abend«. Henflpr -Anschluß Nr. 129L N«t-»-i«»««««e»»tzre«: Für den Naum einer gespal tenen Zeile kleiner Schrift 20 Ps Unter „Eingesandt" die Zeile SO Ps Bei Tabellen- und Zlffcrnsatz entsprechender Aufschlag Herausgeber: Königliche Expedition de« Dresdner Journal« Dre-den, Zwingers» 20 Fernspr -Anschluß: Nr1LAL 1897 282. Sonnabend, den 4. Dezember abends. Ankündigungen für die Weihnachtszeit finden im „Dresdner Aournal" die geeignetste Verbreitung. Hierbei versäumen wir nicht, darauf aufmerksam zu machen, daß aus Anlaß des Weihnachtsfestes Handel- und Gewerb- ireiben-t« bei Ankündigungen mit mehrmaliger Wiederholung außerordentliche Vergünstigungen gewährt werden. Lönigl. Expedition -es Dresdner Journals. Amtlicher Teil. Sc. Majestät der König haben dem EiSkellerei- besitzer Moritz Paul Schramm in Dresden das Prädikat „Königlicher Hoflieferant" Allergnädigst zu verleihen geruht Verordnung, Maßregeln gegen Weiterverbreitung der Maul und Klauenseuche betreffend. Ta die Maul und Klauenseuche in verschiedenen LandeStheilen neuerdings wieder erheblich zugenommen hat, sieht sich das Ministerium des Innern veranlaßt, auf Grund von 8 7 und 8 des Reichsgesetzes vom ^^18^ - Reichsgesetz-Blatt 1894 Seite 410 — und bez. der 88 6 und 8 der Ausführungsverord nung vom 30. Juli 1895 — Gesetz- und Verordnung-- Blatt Seite 94 —, sowie Punkt 7 der Verordnung vom 25. Februar 1897 — Gesetz und Verordnungs- Blatt Sette 25 — und zwar für das ge sammle Gebiet des Königreichs folgende Maßregeln an zuordnen: I) Aus Viehmärkten, soweit solche nicht auf Grund von 8 5 der Ausführungsverordnung vom Juli 1895 überhaupt verboten werden sollten, hat die thierärztliche Untersuchung eines zeden einzelnen Stückes vor dem Betreten des Marktplatzes zu erfolgen. Zu diesem Zwecke hat die Zuführung von Rindern und Schweinen nur auf einem, bez. soweit die zur Verfügung stehenden thierärztlichen Kräfte au-reichen, auf mehreren im Voraus zu bestimmenden Wegen ttattzusindcn Die Bestimmung dieser Wege bleibt der Polizeibehörde überlassen. Der Vorverkauf von Rindern und Schweinen in verboten. Die bezirksthierärztliche Untersuchung der in Gastställen untergebrachten Rinder darf bereits an dem, dem Markttage vorausgehevden Tage ausgesührt werden. 2> Ausgenommen von vorstehenden Maßregeln bleiben die kleineren Ferkel- und Wochenmärkte, auf denen lediglich Saugferkel in Körben feil- gehalten werden — vergl. Punkt 2 der Ver ordnung voni 25. Februar 1897. 3> Die von Händlern zum Zwecke öffentlichen Ver kaufs aufgestellten oder öffentlich ausgebotcnen Rindvieh- und Schweinebestände sowie die zum Verkauf im Umherziehcn bestimmten Schweincbestände dürfen erst dann verkauft werden, wenn sie während einer Beobachtungs frist von 5 Tagen sich frei von der Maul- und Klauenseuche erwiesen haben. Ausgenommen sind hiervon nur Mast- iclrwriue, welche binnen 3 Tagen (von Beginn der Aufstellung bei den betreffenden Händlern ab gerechnet) zur Abschlachtung gelangen und Lunk und Wissenschaft. K. «ortheater. — Am 3. d. Mts: Trittes S»m- vhoniekonzert der König!, musikalischen Kapelle Im gestrigen Konzert gab es eine Suite „Impve^siou^ ü'ltntie" von Gustav Charpentier erstmals zu hören. Der Verfasser — ein Pariser Musiker, dessen Name uns vordem noch nicht begegnet ist — sucht darin Eindrücke, Stimm ungen, Bilder aus der Natur und dem Volksleben des südlichen Landes festzuhalten. Er venvendet dabei nicht ausschließ lich nationale Weisen, sondern auch eigene, im Charakter jcncr erfundenen Motive und legt großes Gewicht aus die Echtheit des Kolorits in Harmonik und Instrumentation. Er entfaltet eine sehr malerische Behandlung de» Klanges, thut jedoch in der Würze des orchestralen und harmonischen Ausdrucks mehrfach zu viel; die vorwiegenden Hellen Farben verstimmen schließlich da» Ohr wie lauter blendendes Licht das Auge. Auch der geringe Wechsel der Taktarten, da« hartnäckige Spiel mit einzelnen rhyth mischen Figuren stehen der gleichmäßigen Andauer unserer Teilnahme entgegen Diese wird durch den ersten Satz lebhaft angeregt, sinkt dann während der fol genden drei Teile und hebt sich erst wieder bei dem letzten, längsten Abschnitt der Suite In dem ersten Satze (Serenade) wirken nicht nur die Kleinkunst, die saubere Arbeit, Geschmack und echt französische« Sentiment de» Vortrags, sondern auch die langatmigere, kernigere Melodik, die ebenso dem anderen Äußensatze zu gute kommt, während die mittleren Stücke bei kleinen Motiven hauptsächlich aus die klanglichen Eindrücke von Akkord und Ton angewiesen sind Immerhin hat un» da» Werk die Bekanntschaft mit einem befähigten Komponisten vermittelt, der wie viele seiner Land»leute in seinem Schaffen eine feine Manier und leichte Hand zeigt und uns vielfach durch da» Wie über da« Wa» seiner Darbietungen gewandt hinwegleitet Auch ist die Komposition im wesentlichen an» rein musikalischen Saugferkel(Korb-, Spanferkel). — Vergl. Punkt 7 der Verordnung vom 25. Februar 1897. 4) Alle von zusammengebrachten Rindvieh- und Schwcinebeständen benutzten Wege und Stand orte (Rampen, Buchten, Gastställe, Marktplätze) sind nach ihrer Benutzung gründlich zu reinigen An den Stationen, an welchen Vieh- und Schlachtmärkte abgehalten werden, sind die Rampen, sowie die Vieh Ein- und Ausladeplätze nach dem Ein- und noch dem Ausladen durch Reinigung und Besprengung mit oprozentigen Karbolsäurelösungen zu desinfieiren. Die Bezirksthierärzte haben hierüber die nöthige Ueberwachung auszuüben und sind zu dem Zwecke ermächtigt, Gastställe, private Schlachthäuser, sowie Ställe von Viehhändlern zu revidiren. — Vergl. 8 H des Reichsgesetzes. 5) Die genaue Beobachtung dieser Anordnungen ist von den zuständigen Behörden gehörig zu überwachen. Dresden, am 3. Dezember 1897. Ministerium des Innern. v. Metzsch. Körner Ernennungta- versetz«»-«» rc. im öffentliche« Dienste. Ä« «eichiftSderetche »e« Ministerium« de« Kult«« und -ffentltcheu Unterricht« Zu besetzen Ostern 1898: die neugegründete 2. ständige Lehrerstelle an der Schule zu Gröditz-Rtvpis Kollaior: da» König!. Ministerium des Kult»« und öffentlichen Unterrichts. Einkommen: tvvv M. Gehalt und freie Wohnung. BemerbungSgefuche nebst den er forderlichen Beilagen sind bis zum 24 Dezember bei dem König! BrzirkSschulinspektor vr Gelbe in Großenhain einzu- reichen; — eine neubegründete ständige Lehrerstelle in Gers dorf Lollator: der Gemeinderat. Gehalt: 1100 M und IbO beziehentlich 2»0 M. WohnungSgeld Bewerbung-gesucht mit sämtlichen Zeugnissen die in die neueste Zeit sind bi- zum 18. Dezember bei dem Gemeinderatc einzureichen; — eine ständige Lehrerstelle am 1. Februar bez. Ostern 1898 a» der Volksschule mit Selekta zu Schönheide. Kollotor: der Gemeinderat da selbst. Die Stelle gewährt, einschließlich WohnungSgeld, 1300 M Einkommen, das mit Beginn des 27. Lebensjahres aus I40V M , mit Beginn des 2». Lebensjahres aus 1500 M. und von da ab von 3 zu 3 Jahren um je Ivo M. bis aus 2400 M steigt. Geiuche sind bis zum 14. Dezember 18S7 an den Kollator zu richten Im Geschäftsbereiche des evangelisch-lutherischen LandcSconsistoriums sind oder werden demnächst folgende Stellen erledigt; davon sind z u besetzen: X) nach dem «irch»" gesetzt vom 8 Dezember 1896 - vaeat — 8) im regelmäßigen Besetzungsversahren: da- neubegründete Diakonat an St Johannis in Chemnitz (Chemnitz v — Kl. II (ä) — Collator: der Stadtrath daselbst; das Archidiakonat zu St. Thomae in Leipzig (Leipzig l) — Kl. VIll (X) — Collator: der Stadtrath daselbst; das Diakonat zu Kötzschenbroda (Dresden II) — Kl. I — Collator: das cvang -lutd. LankeS- consistorium; das Archidiakonat zu Annaberg (Ephoralort) — Kl. V(^) — Collator: das evang-luth. LandeSconsiftorium. Dagegen wurden angestellt, bez. befördert: Gustav Georg Piegler, Hilfsgcistlicher in Glauchau, als Diakonus in Pesterwitz (Dresden II); Adols Johannes Pescheck, DiakonuS in Pesterwitz, als Psarrer in Rabenau (Dresden I?; Urban Richard Püschel, Diakonus in Oberlungwitz, als Pfarrer in Wernsdorf (Glauchau); vr. pbil. Martin August Zinßer, zeither Geistlicher an der deutschen evang-luth. Gemeinde la Billette in Paris, als Hilssgeiftlicher in Glauchau (Ephoralort). Nichtamtlicher Teil. (*uqland und Deutschland. Einem Aufsätze des neuesten Heftes der „Grenz- boten" über das Verhältnis Deutschlands zu England entnehmen wir die nachstehenden beachtenswerten Aus führungen. . . . England zu regieren wird durch das Verständnis serner Volksvertretung und seiner Gebildeten für die auswärtige Politik und für die Bedeutung der Seederrjwast als Grund des Elementen gestattet und wird verstänottch ohne das poetische Programm, da« mancherlei anziebt, was in der Musik nicht ausgedrückt und überhaupt nicht ausdrück- bar ist. Der Suite Charpentiers ging die symphonische Dicht ung „Ve8 I'rslucke*" von LiSzt voran. Sie ist die dritte »n der stattlichen Reihe dieser Schöpfungen und längst in Konzertprogrammcn eingebürgert Nach Gedanken und Form hat sie auch mehr als eine andere Anspruch aus diese Beliebtheit gehabt. Das zweite (Horn-)Thema bildet eine der schönsten, volkstümlich deutsch anmutenden Erfindungen LiSzts Die Hälfte des Konzerts nahm Beethovens Eroica ein, deren Trauermarsch und Scherzo von der König!. Kapelle unter Hrn. Schuch am beifallSwttrdigsten vorgeführt wurden Die Hornstelle kam rein und glänzend heraus Die Wiedergabe der modernen Musik ließ keinen Wunsch offen Der Dirigent und das Orchester setzten in Bezug auf Beweglichkeit, Feinheit und Tonschönheit des Vor trags alles daran, dem Werke Charpentiers Erfolg zu sichern, doch war die Aufnahme nur eine „wohlwollende" Einzig nach der Serenade, die eine originelle Fassung und in dem Bratschensolo (Verklingen des Ständchens) einen poetisch wirkenden Abschluß hat, sowie nach dem Finale klang der Beifall lebhafter. Jenes Solo wurde vorzüglich gespielt H. P Emin Paschas Tod. Fünf Fahre ist nun Emin Pascha tot, und noch war e« bisher nicht möglich, ein zuverlässiges Bild von seinen Schicksalen zu geben Wa» Emin in den schweren Tagen, die seiner Ermordung voranqingen, erlebt hat, blieb in Dunkel gehüllt Erst jetzt sollen wir Kenntnis von dieser Zeit erhalten Georg Schweitzer*), der Ordner des Nach *) Emin Pasba, eine Darstellung seines Lebens und Wirkens von Georg Schweitzer. Berl», Verlag von Herr mann Walther Wohlstandes der ganzen Nation sebr erleichtert Englands M-ssionare, Beamte, Kaufleute und Offiziere arbeiten alle im Sinne der Weltvolitik im Auslande mit, ohne die Reibungen in und außer Dienst zu kennen, die bei uns leider ost Vor kommen, oder sie gar bi- z -r Schädigung der Staatsirueressen anwachsen zu lassen Ls bedurfte I88g und 1897 nur des Hinweifcs, daß andere Nationen nach mehr Seemacht strebten als bisher, und daß Englands Seeherrfchaft gegenüber jeder denkbaren Bereinigung anderer Mächte nicht mehr völlig außer Frage fei, um weitgehende, zum Teil für mehrere Jahre im rorauS gesicherte Geldbewilligungen für Neubauten von Kriegs- schiffeu zu erlangen. Dieses Jahr Hot das Bolk selbst die Admiralität zur Vergrößerung der Flotte gedrängt Als Lohn seiner Secherrschast und Politik hat Großbritannien während der sechzigjährigcn Regierung seiner Königin um S Mill, englische Qnadratmeilen an Landbesitz und gegen 200 Mill. Unterthanen zugcnommen. Es ist jetzt daS größte Weltreich; das Geld seiner unternehmungslustigen Kausleute und sein Handel beherrschen den Weltverkehr, seine Kabel umspannen die Erde und werden in Kricgszeitcn nur sür englische Interessen arbeiten; an allen Hauptverkehrsstraßen Hal Eng land Festungen und Floticnstationen. Aber da« alle« genügt ihm noch nicht. Der Plan seines Kolonialministcr-Cbamberlain, die gesamten Kolonien und daS Stammland zu einem Reich mit gemeinsamer Wehrkraft und zu einem großen Zollverein zuiammenzuschließen, wird nach Beseitigung der Schwierigkeiten der Durchführung den andern Rullurfiaatcn ein engvereintes t,r«»ter-8rit»in von «00 Mill Einwohnern und 12 Mill eng lischen Ouadratmeilen Flüche entgegenstellen. Es wird ein Riesenschutzzollgebiet sein, da- bei seiner Ausdehnung durch ave Zonen alle Rohr rodukle, mit Ausnahme de- Petroleums, sür seinen Unterhalt und seine Industrie selbst hervorbringt. Es wäre unpolitisch und eine Verkennung der Bedeutung Chamber lains, wenn wir in »hm hauptsächlich den Politiker sähen, der in der Jameson- und Rhodes-Angelegenheit ein in den Augen der Nichtengländer unsauberes Spie! getrieben habe. Seine Handlungsweise war durchaus patriotisch, und daS Verlangen de« Volkes nach vortkiibnngtnder Weltpolitik halte ihn und jede Regierung wegzesegt, wenn solche Kämpen sür Englands Ländergier, wie Jameson und Rhodes, vom Kolonialminister und von der Regierung im Stich gelosten worden wären. Bei der Erwirkung einer übrigens derrchiigten Ent schädigung deutscher Kausleute in Haiti durch unsere gedeckten Korvetten „Binets" und „Gazelleunter Leitung de- spälerenAd- miral-BaischimJahre1872, handelte ein zartsühlenderTeil unsrer Bolk-verttetung genau in der entgegengesetzten Weise; ob richtig oder klug, mag dahingestellt bleiben Die genannten Schiffe halten, um den wiederholten Ausflüchten der Regierung von Haiti ein Ende zu machen, in Port au Princr zwei kleine Kriegsschiffe mit Beschlag belegt und dadurch endlich die Ersatzleistung er zwungen Daraushin trat der Abg Lasker im deutschen Reichs tage aus und hielt eine gewaltige Rede gegen die Vergewaltig ung harmloser Republiken. Unsere Vettern von der anderen Seite des Kanal- sollen damul- über unS herzlich gelnchl haben Seit einigen Jahren scheint nun ein Teil der kontinentalen Mächte etwa- mehr zu empfinden, in welcher Weis« er bisher von England sür besten Zwecke ausgenutzt worden ist, und möchte nicht mehr aus side «usreizung zur gegenseitigen Prügeln Hineinsellco Frankreich kolonisiert rn feiner Art energisch, und Deutschland sängt an, dir Auswanverong feiner üverschüssigen Volkszahl nach Ländern mit englischer Sprache zu bedauern, eS breitet, dank seiner intelligenten Bevölkerung, die Absatz- gebie e seiner Industrie immer weiter aus, vergrößert seine Handelsflotte und möchte sogar seine Wehrkraft zur See steigern Ta dasselbe Bestreben zuglrich in Rußland, Frank reich, den Vereinigten Staate» und Japan besteht, und Eng lands Handelszunahmc nicht mehr so schnell steigt wie srüher, jo kommen drüben unbehagliche Gefühle aus. Noch ist der britische Handel und die Handelsflotte sieben mal so groß als die Deutschlands, noch ist Englands Übergewicht zur See durch kein Staalenbündnis ernstlich gesährdct, und doch versetzt schon die Bedrohung der bis herigen schnellen Zunahme seines Wohlstandes daS englische Volk in gewaltige Auslegung. Es würde salsch und unpolitisch sein, England Borwürse zu machen wegen seines Wunjches, der alte Zwist der Nachbarn aus dem Kontineot möge wieder auf leben; es wäre unberechtigt, ihm die Äußerungen des Unmuts über Deutschlands Gedeihen zu rerargen; jeder weiß, daß in Geldsachen die Gemütlichkeit aujhört. Tie solgende Wieder gabe einzelner englischer Preßstimmcn soll daher nicht etwa den Zweck haben, unser Bolt gegen Eng land anfzuhetzen, sondern es soll nur daran gezeigt werden, wie ein Volk denkt, das seit Jahrhunderten Weltpolilik treibt und jeden FaN, wo andere vvn unkultiviertem Land Besitz ergreisen, als Verletzung seiner Interessen aussaßt. Zugleich ist eS wohl zeit gemäß, dem deutschen Volke einmal zu zeigen, wie wenig be liebt cs in England ist, und in wie cinsacher Weise man dort die Vernichtung eines Konkuricnten ins Auge saßt, sobald besten Fortschritte in Industrie und Handel den Einlünstcn der briti sche» Kausleute bedrohlich werde». Zunächst Sir Richard Temple. Er erzählt uns in einem Aussätze „Die Beüebuvgen zwiichen dem englischen und deutschen lasses Emins und Vormund semer Tochter Fonda, Hal die Tagebücher, Briese und sonstigrn Aufzeichnungen des Forschers zu einer umfassenden und fesselnden Darstellung des Lebens Emins verwertet. Indem wir die Aufmerk samkeit aus dies interessante Werk lenken, veröffentlichen wir die Hauptmomente aus der Schilderung der letzten Tage Emms Es ist bereits eine furchtbare Lage, in der wir den un erschrockenen Mann zu der Zeit des Jahres 1892 sehen, do er sich entschloß, seinen Begleiter Stuhlmann zurück zusenden. Schweitzer erzählt: Ter weitere Rückmarsch ge staltete sich sehr traurig. Unter den Leuten der Expedition brachen die Blattern aus. Emin selbst war gleich falls krank Er hatte sich am 5. November 189! eine Hautabschürfung zugezogen, die, vernachlässigt, bald eine schmerzende Wunde wurde. Seine Tagebuchnotizen beschränken sich auf das Allernotwendigste Am 12. No vember wurde Undussuma wieder erreicht Vorläufig konnte man nun nicht weiter.. . Nach etwa zehn tägiger Ruhe besserte sich wenigstens der Zustand Emins, vr. Stuhlmann konnte nun die Gelegenheit be nutzen und einen Ausflug nach dem Albert-Nyanza unternehmen, der etwa 50I<m östlich lag Am 24. No vember brach V, Stuhlmann auf; am 2. Dezember kehrte er zurück Die Lage war recht verzweifelt; das mag der Grund sein, weshalb Emin auch an seine Schwester nicht weiter berichtete. Wir lassen daher hier einige Auszeichnungen aus dem Tagebuch folgen: „2. Dezember, Mittwoch Vr. Stuhlmann gekommen, Kavali mit ihm. Keine zoologischen Resultate" — „3 Dezember, Donners tag. Zwei Todesfälle (Blattern), ein neuer Fall . . . „6. Dezember, Sonntag. Heiliger Nikolaus, was bringst Du mw? Wegen zunehmender Blindheit meteorologische Messungen einzustellen." - „7. Dezember, Montag, Drei zehn Blatternsälle. Vv Stuhlmann aufgesordert, mit ollen Gesunden, d h solchen, welche die Blattern schon gehabt Bolk"(„D. Rdsch ", Oktober) zur Verhütung ernsterer Berstim»* ungen, wie man im englischen Volk über Deutschland denkt Nach dem er unS in einigen Sätzen iu Erinnerung gebracht hat, daß der Deutsche in englischen Ländern meist sehr schnell ein guter Engländer werde, zeigt er, daß die deutsche Kolonisation Eng land habe beunruhigen wüsten, weil sie im Gegensatz zur sran- zösijchen wesentlich auf den Handel gerichtet lei. Die Gedanken de- Verfasser- sind etwa folgende: Die deutschen Erwerbungen in Neuguinea, in Ost- und Wesrasrika, in Kamerun rc ver letzten eigentlich immer englische Interessen; aber da- englische Volk wurde dem deutschen noch nicht böse, es konnte Deutsch land- Wunsch nach eigenen Kolonien begreifen, aber e» grollie mit seiner Regierung, weil diese keine triftigen Gründe zur Verhinderung vorrätig hatte. Auch die deutfchen Bestrebungen in Ostasrika so bedenklich sie vor 1890 sür englische Interessen wurden, konnten nach dem englisch - deulschen Übereinkommen über die Abgrenzung der dortigen Schutzherrschasten da» eng lischt Volk noch nicht besonder- gegen Deutschland ausregen, zumal da der englische Vertrauen-mann, Stanley, erklärt hatte, daß e- sür England ein gute- Geschäft sei Schlimmer stand c» schon, als England- Wunsch aus Abtretung eine- Land- strtisen- des Kongostaate- durch Deutschland veieitelt wurde Dann aber kam nach dem überraschenden Einfall JamefonS in Tran-vaal da» noch überraschendere Telegramm de- Deutsche» Kaiser- an den Präsidenten Krüger. Das war mehr, al- die Engländer vertragen konnten, besonders weil man an die Absicht der Unterstützung Transvaals durch Deutschland glaubte. Man dachte thatsächlich an einen Krieg (den Sir Richard Temple wegen der Stammverwandtschaft beider Böller sehr beklagt haben würde). Da aber Deutschland nichts zur Unterstützung Transvaal» ihat. so blieb eS bei den drohenden Rüstungen, und da- sriedseriige England will Ge schehene- geschehen sein lasten. Wenn auch Cecil RhodeS mit seinem Vorgehen schließlich im Unrecht gewesen war, so konnte er doch der öffentlichen Meinung wegen nicht verurteilt werden Ob übrigens sür das Verhältnis zu Transvaal dasWort Suzerän» rät oder Oberherrlichkeit in jedem Abkommen vorkommt oder nicht vorkommt, ist gänzlich gl»ichgiltiz, da die Engländer daS erste an nehmen und keine fremde Einmischung dulden wollen Wa« insbesondere den Handel betrifft, so fangen die Engländer au, den großen Eifer der Deutfchen, ihren Handel über die ganze Welt auSzudehnen. unangenehm zu empfinden. Die Handels Verträge sind im Jnterefse der Kolonien gekündigt worden; da- Zusammenichließen de- gesamte» Reiche» zu einem großen Zoll gebiet mit Vorzugszöllen für das Mutterland wird allerding besonder- den deutschen Handel stark treffen, weil dieser in den britischen Kolonien besonders stark ist Die deutsche Presse ist zeitweise in ihrem Tadel gegen englizche Politik und dir natio nalen Grundsätze Englands unhöflich gewrfen, hat die Formen verletzt rc. Der Aufsatz schließt mit dem Wunsche daß man sich immer daran erinnern möge, wie nahe man 189« au einem Kriege der beiden Rationen vorbeigrkommen sei, und daß keine ernstlicheren Mißverständnisse aoskommen möchten Daß wir Deutschen dem Verfasser beiftimmcn sollen, verlangt er glücklicher weise nicht. In verschiedenen Zeitungen finden wir da- Bestreben, Frankreich im Gegensatz zu Deutschland sehr zart zu behandel» seine Verluste von 1870/71 mitzufühlen und >bm schließlich seiuen wahren Feind und scior wahren Interessen vom eng tischen Standpunkte au- zu zeigen. Ta versichert z B. kürzlich ein Vorstandsmitglied der üeu^us, Mr Trower, in einem offenen Brus au eine Militärzeitschrist, daß die Schmückung der NelsvnsLule am Trasalgartage keine Verletzung der Gesühle Frankreichs ver ursachen könne, weil der überwundene Napoleon I kein Fran zose gewesen sei. Dann spricht er den „ritterlichen" Franzosen daS Recht zu kolonislrren zu, während er es bei den Deutschen wunderbar findet, weil ihre Vorfahren srüher damit zusrieden gewesen seien, im englischen Heere Söldnerdienste zu thun. Der Pariser Korrespondent der .Times' schrieb Anfang Oktober mit dem guten Zweck, die Au'merksamkeit Frantrrichs von Ägypten und von Krrta abzulenkrn: »Es ist ein großes Unglück, daß man in Frankreich durchaus kein Verständnis dafür haben will, daß Europa die verschiedenen Leiden und Wünscht Frankreich- von einem ganz anderen Standvunkte be trachtet al- dieses selbst Niemand wird es Frankreich ver denken. wenn es sich nicht freiwillig sür immer mit dem Schicksal des Besiegten zusrieden geben will, daS ihm der Augen blick aufzwang, als es nach Bismarcks Ausspruch das Knie des Eroberers aus seiner Brust sühlte; niemand wird von ihm verlangen, daß es aus die Hoffnung verzichte, in Zukunst das Verlorene wiederzugewinnen. Jeder muß zugeben, daß es stcis ei» großer Kummer und eine wahrhafte Tennuigung sür eine Nation ist, sich Land und Leute nehmen zu lassen und diese von einem anderen Herrn regiert zu sehen Der Irrtum der Franzosen besteht darin, daß sie sich cinbilden, Europa be trachie ihre Absichten aus Ägypten in demselben Lichte, wie es den woblbegründetcn Kummer Frankreichs und sein Verlangen nach seinen verlorenen Provinzen ansieht. Es ist salsch von Frankreich, anzunehmen, daß Europa dies natürliche und un vermeidliche Sehnen mit der erkünsttltcn, sentimentalen Sehn sucht der Republik nach Ägypten verwechseln könne, seine haben, abzumarschleren Da er nicht wollte, in Aussicht gestellt, daß ich mich von heute ab als frei von allen Verpflichtungen betrachte. Zwei Stoffballen, eine Kiste Munition, drei bis vier Soldaten, die Kranken sollen bleiben " — „10. Dezember, Donnerstag. Um 7 Uhr morgens ist Ur Stuhlmann abmarschiert; ich mit den Kranken hier Abends entlaufener Zwerg wiedergebracht und an vr. Stuhlmann gesandt unter Begleitung von vier Soldaten. Madsamboni will mich nicht fortlassen " Nach Stuhlmanns Abmarsch war Emin mit den Kranken, den Trümmern einer, wenn auch nicht glänzend ausgerüsteten, so doch mit allem nötigen versehenen Ex pedition, deren Führung er nicht aus eigenem Vorteil, sondern lediglich aus Dankbarkeit gegen sein Vaterland und feinen Kaiser übernommen hatte, und an die man nicht nur in Sansibar und Bagamoyo, sondern auch daheim in Deutschland große Hoffnungen geknüpft hatte, allein mitten in einer Gegend, die jeder Verbindung mit der zivilisierten Welt entbehrte, rings umgeben von feindlich gesonnenen Stämmen und bedroht von einer furchtbaren Epidemie, die Opfer über Opfer forderte Schon war die Disziplin bedenklich gelöst; Hunger und Krankheit hatten die Bande gesprengt Emin mußte sich sagen, daß, wenn ihn selbst die tödtliche Krankheit ver schonte, sein Leben nicht einen Augenblick sicher war, er konnte sich kaum mehr auf seine eigenen Leute ver lassen. Trotzdem war eS auch hier seine außerordentliche Gewissenhaftigkeit und seine bewunderungswürdige Nächsten liebe, die ihm nicht gestatteten, an seine Rettung zu denken und feine Leute einem zweifelhaften Schicksal, da» allerdings wahrscheinlich daS des Elend» und de» Unter ganges war, prei»zugeben Da» ihm vom Reichskommissar anvertraute Gut hatte er mit Stuhlmann zurückgesandt; für sich selbst hatte er nur da« allernöthigste behalten Im neuen Jahre (1892) sah sich Emin wochenlang in Un dussuma aufgehalten Krankheit, schwerer Regen und selbst Meutereien der Offiziere vereinigten sich, um seinen Aus-
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