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Die „Weißeritz-Zeitung" «scheint wöchentlich drei mal: Dienstag, Donners tag und Sonnabend. — Preis vierteljährlich 1 M. -iS Pfg., zweimonatlich 84 Pfg-, einmonatkch 42 Big. Einzelne Nummern 10 Pfg. — Alle Postan kalten, Postboten, sowie die Agenten nehmen Be stellungen an. Inserate, «elche bet b« bedeutenden Auflage des Blattes eine sehr wirk same Verbreitunä finde» werden mit 10 Pfg. dtp Spaltenzeile oder deren Raum berechnet. — Ta bellarische und complicirte Inserate mit entspreche» dem Aufschlag. — Einge sandt, tm redaktionellen Lheile, die Spalt«ueK 20 Pfg. Amtsblatt für die Königliche KmishaupLmarmschafi, das Königliche Amtsgericht und den Stadtrath zu Aippoldiswalde, Verantwortlicher Redacteur: Paul Ichne in Dippoldiswalde. Mit achtseitigem „Jllustrirten Uuterhaltungtblatt". Mit land- und hautwirthschaftlicher Mavattbetta-e. Nr. 98- Sonnabend, dm 26. August 1899. 65. Jahrgang. Dor Fleischermelster Herr Oswald Dietrich In Schmiedeberg beabsichtigt, an Stelle deS abzubrechenden alten Gebäudes Kat.-Nr. 44 in Schmiedeberg auf den Parzellen Nr. 88^ und 89L. des Flurbuchs für Echmieveberg ein neues Wohnhaus und Nebengebäude zu erbauen, tm letzteren über eine Schlachterei - Anlage HU errichten. Tägliche Erinnerungen. 28. August: 1749. Johann Wolfgang von Goethe geb. 29. August: 1523. Ulrich von Hutten gest. 1526. Vernichtung des Ungarnheeres unter Ludwig II. durch die Türken bei Mohacs. 1870. Gefecht bei Nouart zwischen der Avantgarde des 12. deutschen (sächsischen) Armeekorps und einer französischen Division, die sieb zurückzog. 3V. August: 1813. Sieg der Verbündeten bei Kulm und Nollendorf. 1870. Die 4. Armee unter dem Kronprinz von Sachsen schlägt bei Beaumont die Armee Mac Mahons zurück. 31. August: 1864. Ferdinand Lassalle gest. 1870. 31. August und 1. September: Schlacht bei Noisse- ville. 1880. Geburtstag der Königin Wilhelma der Niederlande, 1. September: 1870. Kämpfe bei Bazailles, Daigny, Givonne, Jlly und Floing. Gleichzeitig wird Mac Mahon von der 4. und 3. Armee bei Sedan eingeschlossen. Napo leon III. giebt sich kriegsgefangen. 2. September: 1814. Ernst Curtius geb. 1870. Kapitulation von Sedan. Der Kaiser Napoleon III. und die ganze Armee unter General Graf Wimpsfen kriegsgefangen. 3. September: 1877. Louis Adolphe Thiers, einer der bedeutendsten fran zösischen Staatsmänner, gest. Zur politischen Tageslage. Mit der erfolgten Rückkehr des Kaisers von seinem jüngsten Aufenthalte in Westdeutschland nach Berlin, resp. Potsdam ist auch die nächste Entscheidung in der ernsten inneren Krisis, welche der völlig negative parlamentarische AuSgang der Kanalfrage erzeugt hat, endlich herangerückt. Das persönliche Eingreifen des Monarchen in die schwebende Krisis thut allerdings auch noth, sollen doch selbst jetzt noch im preußischen EtaalSministerium Meinungsverschiedenheiten über die nun zu beobachtende Haltung herrschen. Speziell hinsichtlich einer eventuellen Auflösung des Abgeord netenhauses heißt es, daß ein Thetl der Minister unter Führung deS Reichskanzlers Fürsten Hohenlohe lebhaft eine derartige entschlossene Maßregel befürworte, während eine andere Strömung tm Ministerium, als deren Hauptträgcr Finanzminister v. Miquel genannt wird, nichts überstürzt wissen wolle. Hierin spiegelt sich freilich nur die unentschlossene, schwankende Stellung nahme wider, welche die preußische Regierung bis vor Kurzem in der gejammten Kanalangelegenheit bekun dete, und daß dieses unsichere Auftreten an leitender Stelle die kanalfeindliche Opposttiün des Abgeordneten hauses in deren Verhalten nur bestärkte, darin ist ja gegenwärtig so ziemlich alle Welt einig. Als sich dann bei der zweiten Lesung der Kanalvorlage die Sache plötzlich bedenklich zuspitzte, da haben cs die Äiegierungsvertreter mit Einschluß des Reichskanzlers und Ministerpräsidenten Fürsten, Hohenlohe selber gewiß nicht an klarem und bestimmtem Auftreten gegenüber der Kanalgegner tm Abgeordnetenhause fehlen lassen, die außerdem auch von den verschiedensten offiziösen Preßbatterien aufs Heftigste mit allerhand In Gemäßheit § 17 der Reichsgewerbeordnung wird die- mit der Auf* forderung hierdurch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen hiergegen, soweit sie nicht auf besonderen PrivatrechtS-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Bekanntmachung an gerechnet, allhier anzubriugen. Dippoldiswalde, am 14. August 1899. Königliche Amtshauptmannfchaft. 1649 Lossow. Sg. Drohungen bombardirt wurden. Indessen, dies Alles kam zu spät und konnte darum den definitiven Fall der Kanalvorlage und die hiermit verbundene überaus schwere Niederlage der Regierung nicht mehr verhindern. Neben dieser fehlerhaften Taktik in der parlamenta rischen Behandlung der Kanalangelegenheit hat aber die Hohenlohssche Regierung auch noch einen anderen Fehler begangen, an welchen in der seitherigen öffent lichen Diskussion über die entstandene Krisis offenbar noch zu wenig gedacht worden ist. Letzterer Fehler liegt zweifellos in der Thatsache, daß regierungsseitig die Kanalvorlage vorbereitet und dann im Landtage etngebracht wurde, ohne daß man vorher sonderlich nach der Auffassung der stärksten und maßgebendsten Partei desselben, der konservativen, in dieser wichtigen wirthschastlichen, finanziellen und verkehrspolitischen Frage geforscht hätte. Zwar war in der konservativen Presse gleich beim Auftauchen des Kanalprojektes eine demselben entschieden abgeneigte Stimmung zum Aus druck gelangt, und letztere ließ allerdings schon hin länglich darauf schließen, daß sich eine solche Gegner schaft auch in der konservativen Partei im Abgeord netenhaus« zeigen würde, was ja auch der Fall ge wesen ist. Trotzdem wäre es angezrigt gewesen, wenn die Regierung mit den konservativen Führern wenig stens noch vor Beginn der parlamentarischen Ver handlungen über die Kanalvorlage wegen derselben nähere Fühlung genommen und hierbei ihre An schauungen sofort bestimmt kundgegeben hätte. Dann würde man regierungsseitig bezüglich der Stellung der Konservativen von vornherein tm Klaren gewesen sein und danach seine Dispositionen haben treffen können; auch eine eventuelle Zurückziehung der Kanalvorlage bis aus günstigere Zeiten wäre nachher noch ganz gut möglich gewesen. So ist die ganze Kanalangelegen heit in allen Punkten so ordentlich wie nur möglich verfahren worden, das schließliche Scheitern ver ge- sammien Kanalvorlage war dann eigentlich nur das natürliche Ergebniß der entstandenen seltsamen Lage. Was nunmehr geschehen soll, um den verfahrenen Karren wenigstens einigermaßen wieder aus dem Sumpf herauszuziehen, darüber werden wohl schon die nächsten Tage Aufklärung bringen, es erscheint darum über flüssig, jetzt noch tiefsinnige Betrachtungen hierüber anzustellen. Eine Erscheinung in den politischen Auf regungen der letzten Tage aber ist entschieden ebenso sehr zu beklagen wie zu tadeln, es ist dies die gehässige, geradezu beleidigende, Sprache, welche in einzelnen maßgebenden konservativen Organen gegen den Reichs kanzler und Ministerpräsidenten Fürsten Hohenlohe wegen seines entschiedenen Auftretens gegen die Kon servativen beliebt wird. Wenn z. B. die „Kreuz zeitung" die Hohenlohesche Rede bei der dritten Lesung der Kanalvorlage als die „empörendste Leistung" be zeichnet, die ihr se t Langem vorgekommen, so ist dies eine direkte Beleidigung eines greisen und hoch verdienten Staatsmannes, welche sicherlich die be sonnenen Elemente in den konservativen Reihen selber mißbilligen. Lokales unl» Sächstfche». Dippoldiswalde. Die Versammlung von Kauf leuten, welche am Mittwoch Abend im Rathskeller aus die Einladung des Herrn Eeibt und Mai aus Dresden hin stattsand, war von vier Prinzipalen und fünfzehn Gehilfen besucht. Der Vortragende legte zunächst klar, daß die beiden älteren kaufmännischen Vereine, der Leipziger und der 1858er, zwar vielfach segensreich gewirkt, aber doch auch viel unterlasse» haben, den Kaufmannsstand zu heben und besonders die Lags der Gehilfen zu bessern. So sei aus der Noth deS Standes nun 1895 der Deutschnationalo Handlungsgehilfen - Verband entstanden, der bestrebt sei, als echt deutscher Verein das Uebel au der Wurzel zu fassen und schon an 20000 Mitglieder zähle. Der Verband strebe besonders an gegen die kurze Kündi- digungSfrist, das Lehrlingsunwesen, die Frauenarbeit und die Konkurrenzklausel, erstrebe den Befähigungs nachweis, gewähre das Verbandsorgan und freien Rechtsschutz, Unterstützung bei Stellenlosigkeit, sowie Krankenunlerstützung. Im zweiten Theile wendete sich Redner besonders gegen die Waarenhäuser und Konsumvereine und warnt die jungen Leute, Stellung in denselben zu nehmen. Sie würden dort nur al- Maschine betrachtet und von den meist jüdischen Chefs aufs Aergste ausgenutzt. Nach dem Vortrage ent* wickelte sich eine Debatte, welche Herr Stadtrath Reichel damit eröffnete, daß er wünschte, der Vortrag hätte den jungen Leuren noch mehr Aufklärung über den Verein geben sollen, als es der Fall war. Vom Referent wird darauf ein späterer Vortrag in Aussicht gestellt, der sich ganz speziell mit diesem Thema beschäftigen soll. In einem patriotisch be geisterten Schlußworte wendet sich sodann noch einmal der Vorsitzende an die Versammlung, besonders er mahnend, auch im Kaufmannsstande das echte Deutsch» thum hochzuhalten, die Sozialdemokratie zu bekämpfe» und gegen die unerhörten Ausschreitungen der Juden im kaufmännischen Betriebe Front zu machen. Biele der anwesenden Gehilfen traten sodann dem Deutsch nationalen Handlungsgehilfenverbande bei. — Am 1. September wird Herr Bahnverwalter Puruckherr, der seit Eröffnung der Bahnlinie HainSberg-Schmiedeberg Vorstand der hiesigen Bahn- verwalteret war, unsere Stadt verlassen, um in gleicher Eigenschaft nach Hohnstein zu gehen, während Herr Bahnverwalter Schröder in Hohnstein nach hier ver setzt wird. — Nachdem nunmehr die Ernte weit vorge schritten ist, empfiehlt es sich für alle Landwirthe, de» gewonnenen Erntesegen gegen Feuersgefahr zu versichern. Die Erfahrung hat gelehrt, daß gerade nach der Ernte die Brände sich unheimlich mehren. — Da es nunmehr zeitiger zu dunkeln anfängt, dürste schon jetzt die Mahnung am Platze sein, die Hausfluren und Treppen am Abend genügend zu be leuchten, und zwar von Beginn der Dunkelheit an bezw. von dem Zeitpunkte an, in welchem die Straßen öffentlich beleuchtet werden. Die Beleuchtung hat so lange anzudauern, als der regelmäßige Verkehr in dem Hause dauert bezw. bis zu dem Zeitpunkte, wo das selbe verschlossen zu werden pflegt. — Die Generald rektion der Königlichen Hof theater hat dem Wunsche zahlreicher Theaterbesucher: dem Mißbrauch des Hervorrufs entgegen zu treten, sofort entsprochen und den betreffenden Beamten bereits die Weisung zugehen lassen, daß in Zukunft nach den Aktschlüssen drei Hervorrufe, am Schlüsse der Vorstellung sechs Hervorrufe als Höchstmaß zu- gelaffen werden. Darüber hinaus wird der Vorhang nicht auigezogen. Mit dieser Maßnahme ist eine heikle und delikate Frage ebenso vortheiihaft im Interesse der Kunst und der Künstler, wie glücklich im Sinne d.S urtheilSsähig'n Publikums gelöst. - 1 x. k r. p' E-'- -Z § Ä 1 k