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Dienstag, 25. August 1836 Lchilpl-Uung: DresL-n-B., Pollerstr. 17, Fernrns «M1N.NS1» E-lchälisstell«, Druck und «erlag: Germania Buchdruck«,el «. Verlag Th. ». D. Winkel, Polierstratze 17. Fernruf IttUr, Postscheck: Nr. lora, Bank: Stadtbank Dreodeu Nr. «7«7 Lrschelnl v mal wiichenilich. Monailicher Bezugspreis durch Trilger elnschl. M Psg. dzw. <0 Psg. Tr!lgerl»hn 1.70; durch dl« Post 1.7« «lnschlletzlich Postllberwelsungsgebllhr, zuzüglich LS Psg. Post-Bestellgeld. Einzelnummer 1« Psg., Sonn. u. Festiagsnummer w Psg. Abbestellungen müssen spütestens «In« Woche oor Ablaus der «ezugszeit schrisllich beim «erlag «Ingegangen sein. Unler« slrüger dürsen kein« Abbestellung«« «ntgegennehme», Im Falle von HSHerer Gewalt, «erbot, elnlretender Belileb»» stSrungen hat der Bezieher oder Werbunglrelbend« teln« A» sprllche, fall, dl« Zeitung tn beschränktem Umsange, verspätet oder nicht erscheint C > s ii l I u n g s o r t i st D r e s d e ». Nummer 198 — ZS. Iahrg W W M M W W W W M W die lspaltige rr mm breit« Zeile s Psg.r Familienanzeigen Plg lSnnin wir kein« Liwähi volMMung Waffenembargo gegenüber Spanien Ein Beschluß der deuifchen Negierung Berlin, 24. August. Wie wir hören, ist die deutsche Regierung davon in Keimtnls gesetzt worden, datz sich alle in Frage kommenden Staaten der vorgeschlagenen Erklärung über ein Waffenembargo gegen über Spanien an geschlossen haben. Die deutsche Regierung hat daraufhin der französischen Regie rung mitgeteilt, datz sie das Waffenembargo in Deutschland nunmehr mit sofortiger Wir kung in Kraft setzen werde. Dieser Beschlutz ist gefatzt worden, obwohl die Erörterungen mit der Regierung in Madrid über die Freigabe des deutschen Transportflugzeuges noch nicht haben abgeschlossen werden können. Selbstverständlich wird dadurch die an die spanische Regierung gestellte Freigabeforderung nicht berührt. Die deutsche Regierung hat im übrigen bei ihrer Mitteilung an die französische Regierung der dringenden Erwartung Ausdruck gegeben, datz jetzt auch die übrigen beteiligten Regierungen, soweit dies noch nicht geschehen ist, das Ersorderlickfe veranlassen, um die verabredeten Massnahmen wirksam zur Durchführung zu bringen. Der HaN des britischen Dampfers „Gibel Zerjon^ Der neue Rechtsbruch Madrids Spanischer Kreuzer-Kommandant entschuldigt sich wegen der Durchsuchung des „Gibel Zerjon" Keine Munition an Nord des engl. Dampfers London, 24. August. Das grohe Thema der heutigen Morgenpresse ist die An haltung und Durchsuchung des britischen Dump- sers„lgibel Zcrso n" auf hoher See d u r ch e i n K r i eg s- schisf der Madrider Linkisrcgierung. Ter 14gg-to-Lainpscr „Gibel Zerson", der ini Fracht- und Possogierverkchr zwischen Gibraltar und Marokko verwendet wird, ist aus hoher See, 1 0 Meilen von Melilla entfernt, voneinemKriegsschifsderMadriderMegierung angchalten und durchsucht worden. Das Schiff hatte am Sonnabend mittag Gibraltar verlassen. Zu diesem Zwischenfall verlautete gestern abend von Lon doner gut unterrichteter Seite, dass das britische Flottillensührer- schiss „Lodrington" am späten Sonntagnachmittag den spanischen Kreuzer „Miguel de Cervantes" getroffen hat, der den britischen Frachtdampfer „Gibel Zerson" angehatten hatte. Ter Kommandant der „Codrington" ist dann an Vord des spanischen Kreuzers gegangen und hat gegen die spanische Einmischung In die britische Schiffahrt ausserhalb der spanischen Hoheitsgcwässer protestiert, worauf sich der K a - pitän der „Miguel de Cervantes" entschuldigt hat. Inzwischen mar auch der britische Panzerkreuzer „Rcpulse" In Sicht gekommen. Nach der formellen spanischen Entschuldi gung sind die britischen Kriegsschiffe in Richtung Gibraltar ab- gefahren. Der Kapitän der „Gibel Zerson" ist, wie es heisst, davon unterrichtet worden, dass er seine Fahrt nach Belieben fortsetzen könne. Der Flaltcnkorrespondent des „Daily Telegraph" äussert sich zu dein Zwischenfall folgendermassen: Da weder eine formelle Kriegserklärung von irgendeiner der beiden kämpfenden Par teien in Spanien noch eine Blockadeverhängung vorliege, sei das Anhalten fremder Kauffahrteischiffe ausserhalb der spani schen Hoheitsgeivässer durchaus ungesetzlich. Es sei guter Grund zu der Annahme vorhanden, dass, wenn in Zukunst ein spa nisches Kriegsschiff bei einer Einmischung oder Belästigung eines britischen Kauffahrteischiffes aus hoher See betrogen würde, britische Kriegsschiffe unter Feuerandrohung den Rück zug der spanischen Schiffe erzwingen würden. Die britische Re- gierung sei ganz sicher bereit, an allen Küsten das Recht der freien Schiffahrt auf hoher See aufrechtzuerhnlten. Nach einer Reutermeldung ist der britisch Dampser „Gibel Zerson" zur Zeit in Melilla mit dem Löschen seiner La dung beschäftigt. Er habe, wie versichert wird, jedoch keine Munition an Bord. Wie weiter bekannt wird, hatte der Kapitän des Dampfers vor der Abfahrt von Gibraltar Schmierigkeiten mit der Mann schaft, die hauptsächlich aus Spaniern bestanden habe, die nicht nach Melilla fahren wollten. Diese Spanier seien dann durch britische Seeleute ersetzt worden. Nach einem inzwischm vor liegenden Bericht habe der spanische Regierungskrenzer ,Miguel de Cervantes" in Malaga von Geheimagenten aus Gibraltar Nachricht über Fahrt und Ziel der ..Gibel Zerson" erhalten und sich dann in der Nachbarschaft Melillas aus die Lauer gelegt. Oer Kardinal von Tarragona ermordet Vis letzt sechs spanische Visch-se Opfer des Vtiraertttegs Paris, 24. August. Wie Havas aus Burgos berichtet, soll der Kardinal von Tarragona, Erzbischof Bidal y Barraquer von Miliz- soldatcn In Barcelona ermordet worden sein. Bei den Berfolgungen der katholischen Geistlichkeit tn Spanien durch die roten Mordbanden wurden nach einer Zu sammenstellung des „Avvenire d'Italia" bis jetzt äusser dem Kardinal von Tarragona noch fünf weitere Bi. schöfe ermordet. Es sind die Bischöfe von Iaen, Lerida, Segovia, Siguenza und Barbastro. Der Bischof von Si- guenza wurde bei lebendigem Leibe verbrannt, lieber den Verbleib des Bischofs von Barcelona fehlt jede Nackp richt. Dagegen steht fest, dass der Madrider Bischof und der von Toledo in Sicherheit sind. Der SauptsKristlelter der Madrider Zeitung ML ermordet Hendaq«, 24. August. Zn Madrid wurde der Hauptschriftleitvr der Zeitung ABC und Präsident des Verbandes der Madrider Presse, Alfonso Sauiamaria, von den Roten füsiliert. Santamaria Ivar eine der bekanntesten Persönlichkeiten der spanischen Presse. Gleich zeitig wurde der Sä-auspieler Nioelles in Madrid erschossen. Bombardierung der Madrider Flughäfen! Havas meldet aus Valladolid, 21 Grossflugzeuge der Mili tärgruppe hätten am Sonntagnachmtttag Madrid überflogen und die beiden Flugplätze Getafe und Cuatro Vien tos bombardiert. Die Regierungsflugzeuge hätten sich nicht sehen lassen. Aus Madrid melde« Havas, die Regierung bezeichnete die Meldung als unrichtig, nach der Flugzeuge der Nationalisten den bei Madrid gelegenen Flugplatz von Getafe bombardiert hätten. Der frühere spanische Ministerpräsident Gras Romanones nach Frankreich gereist Havas n«ldet aus Hen-ckye, dass der frühere spanische Ministerpräsident Gras Romanones und Gräfin Romanones nach Frankreich entkommen konnten und sich gegenwärtig in -er französischen Stadt Dax befinden. Eine andere Meldung besagt, Gras Romanone s sei nach Frankreich nicht geflohen, sondern im Einverständnis mit der Madrider Regierung gereist, nackchem er eine gross« Kaution gestellt lpibe. Gr<rf Romanones sei, gewissen Berichten zufolge, von der roten Regierungspartei mit einer wichtigen Sendung betraut worden, die möglicherweise die Aussöhnung der beiden Parteien anginzze. Er werde sich vor allem nach Paris begeben. Die Abl-sung der deutschen Seestreltkräste tn den spanischen Gewässern Das Oberkommando der Kriegsmarine teilt mit: Die bisherige Nordgruppe der deutschen Seestreilkräftc in Spanien, Kreuzer „Köln" und die Torpedoboote „Seeadler" und „Albatros", ist im Laufe des 23. August von dem Kreuzer „Leipzig" und den Torpedobooten „Jaguar" und „Wolf" abge- löst morden und hat die Heimreise angctreten. Die zur Zeit noch im Mittelmcer befindlichen Panzerschiffe „Deutschland" und „Admiral Scheer" und die Torpedoboote „Leopard" und „Lux" werden nach erfolgter Ablösung im Laufe des 26. August den gemeinsamen Rückmarsch antretcn. Rote Offensiv-Rüflungen auch zur See Neben der Riesenaufrüstung Sowjetrusslands in der Luftwaffe und zuvor schon in der Noten Armee ist der Auf- riistungseifer der Sowjets aus dem dritten Gebiete der Wehrmacht, dem der Seestreitkräste und Seelampfmittel, von der breiten Oeffentlichkeit verhältnismässig weniger beachtet worden. In den baltischen und skandinavischen Staaten allerdings hat man die Anstrengungen Sowjet russlands auf einem Gbiete, das in früheren Zeiten dem Russen eigentlich nicht zu liegen schien, sehr aufmerksam ver folgt. In einem Artikel zu dem Thema „Ist der Friede in der Ostsee in Gefahr?" hat schon vor längerer Zeit der bekannte schwedische Marinesachverständige und Aussenpoli tiker Sjöberg eine sehr deutliche Sprache gesprochen. Er hat gemeint, dass er den Teufel zwar nicht an die Wand malen wolle: Aber die Skandinavier täten gut daran, den raschen Takt zu beobachten, mit dem Frankreichs Bundes genosse, Russland, seine Flotte ausbaus, sicherlich nicht nur, um Frankreichs grosspolitischen Zielen zu dienen, sondern um in der neugeschaffenen Noten Flotte ein neues Werk zeug zur Erzwingung der Weltrevolution im bolschewisti schen Sinne mit der Waffe in der Hand, mit Blutvergiessen und Vernichtung zu erzwingen. In der Tat erstrecken sich die cindeniigen Offensiv rüstungen Sowjetrusslands, die den Frieden der Welt be drohen, und die namentlich durch die ruckartig« ungeheuer liche Kraftsteigerung der letzten Zeit ihren Ossensivcharalter enthüllen, auch aus die Seerüstung. Bei der unverkenn baren feindseligen Tendenz in der Haltung Sowjetrusslands gegen seinen stärksten geistigen Antwoden in Mitteleuropa verdienen diese Anstrengungen des 'Noten 'Nussland bei der deutschen Oeffentlichkeit besondere Aufmertmmkeit. Denn trotz allem, was man früher vielleicht über russische Eig nung zur Seemacht deuten mochte, bedeuten die Seestreit- kräfts der Sowjet-Union für die Ostsee sowohl und-alle ihre Anliegerstaaten wie auch für andere Scegebiete einen .Machtfaktor, mit dem gerechnet werden muss. Wie vor wenigen Jahren in der russischen Bevölkerung für einen beschleunigten Ausbau der stärkste» Lust.Kriegs flotte der Welt geworben wurde, wie dieser Werbung eine Niosenaktion für Vermehrung, Motorisierung und stärkste technische Materialausrüstung vorausgegang- n war, so hörte man schon seit einiger Zeit v»n einer energisch angefochten Propaganda für sowjetrussische Seemacht und Seegeltung. Die Erfolge der Propaganda sür die 'Note Armee und dis Note Lust-Kriegsflotte sind uns inzwischen in Zahlen sicht bar geworden, die den Offensivcharakter dieses ungeheuren und auf sehr lange Sicht kaum dnrchzuhaltenden Hoch- rüstungscisers zur Evidenz erweisen. Ist auch zur See ähn liches zu erwarten? Was hat es z. B. auf sich mit der ge steigerten Tätigkeit im Kricgshafen Ostsee-Nusslands, Kron stadt? Und in Wladiwostok, dem russischen Fenster zum Stillen Ozean? Was mit der regen Uebungstätigkcit der russischen Ostseeflottc unter dem Flottenchef im Finnischen Meerbusen, an denen neben den beiden Linienschiffen „Ma rat" und „Oktjabrakaja Nevolnzie" U-Boote und Zerstörer, Minenleger und Flugzeug-Einheiten in grosser Zahl teil nahmen? Und was mit der Einreihung zusammengekauf ter Handelsschiffe als designierte Hilfskreuzer und Händels- zerstörer in die Note Flotte? Schon zu Anfang dieses Jahres kündete auf der Tagung des Zentral-Exekutiv-Ausschusscs Tuchatschewjki die beschleu nigte Schaffung einer der Stärke der Noten Armee und Roten Luftflotte entsprechenden Kriegsmarine an: „Wir bauen eine starke Kriegsflotte. Bisher habe» wir unsere Kräfte aus die Entwicklung einer U-Boots-Seemacht ange spannt. In Zukunft aber werden wir daneben auch unent wegt die Ueberwasser-Streitkrüfte vcrgrössern. Unsere Flotte muss unbedingt stark und kräftig werden und dem allgemeinen Stande unserer Wehrmacht angepasst sein!" Das Flottenbauprogramm ist denn auch längst in Angriff genommen worden. Auf den russischen Werften, die bis zum Jahre 1932 in der Hauptsache nur mit der Modernisie rung älterer Kriegsschiffe beschäftigt waren, wurden di« nach 1932 aus Stapel gelegten grösseren Kriegsschiffe be schleunigt fertiggcstellt. Am stärksten aber fällt in die Augen der hohe Bestand an U-Booten in der russischen Flotte, mindestens 96 schon zu Beginn des Jahres und be stehend zum grössten Teile aus neuen, auf russischen Werf ten gebauten Booten. Eine weitere Besonderheit der rus sischen Aufrüstung zur See, eine Besonderheit, die den offensiven Charakter auch dieses Ausriistungszweiges erweist, ist die grosse Zahl der für den Ernstfall bercitgestelltcn Hilfskreuzer und Hilfsschisse aller Art. Darunter die den „o.ssonvinciiim", einer vom Sowjetstaat geförderten Wehr organisation mit über 13 Millionen Mitgliedern, zur Aus bildung überlassenen Fahrzeuge.