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Dresdner Journal. Verantwortlicher Redakteur: I. G. Hartmann. 7? 2:r Erscheint «tt Ausnahme der Sonn« -,d ü.«»..Donnerstag, de« 29. JanMr durch alle Postanstalten zu beziehen. Preis für da« vterteljahr Thaler. Insertion«. Gebühren für den Raum einer gespaltenen Zeile 1 Neugroschen. 1857. Amtlicher Theil. Dresden, 16. Januar. Se. Königliche Majestät haben dem Advocaken I>r. Alexander Otto Kormann zu Leipzig zu gestatten geruht, den von Sr. Durchlaucht dem Fürsten Heinrich L-XVIl. Reuß jüngerer Linie ihm verliehenen Cha rakter al« Hofrath in hiesigen Landen zu führen, Dresden, 26. Januar. Se. Königliche Majestät haben zu genehmigen geruht, daß der Consistorialrath, Superinten dent, Prof,stör und Domherr vr. Großmann zu Leipzig da« ihm verliehene Comthurkreuz II. Elast« de« Herzoglich Sachsen-Ernestinischen Hau«orden« annehme und trage. Nichtamtlicher Theil. Arbersicht. Tagetgeschichte. Telegraphische Nachrichten. — Dresden: Vom königlichen Hofe. Erläuterung de« neuesten bayrischen Papiergeldverdot«. — Wien: Die Regulirung der Theiß und ihrer Nebenflüsse. Die Kärnthner Bahn concessionirt. Die Bedeutung d«r neu»st«n Amnestie. Staat«»,rtrag mit Amerika. Vermischt,«. — Berlin: Au« den Kammervrrhandlungen. Di« bevorstehende kirch liche Conferenz. — München: Die Reise de« König« nach Italien. — Darmstadt: Anträge zur Deckung der StaatSdedürfnisse. — Weimar: Ein Karl-August-Denk mal beabsichtigt. Ein Cultu«ministerial,rlaß an die Schul- ephorien. Die TyphuS-Epidemie beendet. — Frankfurt: Baron v. Brunnow. — Pari«: Der neue Erzbischof. Die Vermählung de« Grafen Morny. Zur Angelegenheit Verger'«. Die Instruktion der Donaucommission. Ver mischte«. — Brüssel: Eine Engländerdeputation beim Fürsten v Ligne. — Bern: Proklamation an die Trup pen. — Genf: Die Stimmung. — Neapel: Gasbe leuchtung für Palermo. Eine Amnestie erwartet. — Ma drid: Deputirtenwahlen. — London: Zur persischen Krieg«frage. Die KriegSvorräthe zu Chatham. Da« Lager bei Colchester. — Kopenhagen: Berichtigung. Die Sundzollconferenzen. — St. Petersburg: Ob,rkam- merherr Graf Stroganoss Fortschritte im Zeitungs wesen. 8-eal. mr- Provin^alnngcleqrnbntrn. Mittelungen au« Dresden, Chemnitz, Zwickau, Wurzen und Lößnitz. Oeffentliche Gerichtsverhandlungen. (Chemnitz. Zwickau. Pirna.) Feuilleton. Vermischte-. Inserate. Tageskalender. Börsennachrichten. TageSgeschichte. Telegraphische Nachrichten. Paris, Dienstag, 27. Januar. Die Fürstin Lieven ist gestern Abend gestorben. Die „Revue de Pari-" ist wegen eines Artikel- gegen den König von Preußen auf einen Monat sus- peudirt worden. DaS „PayS" erklärt sich autorifirt zu melden, daß die Russen am L. Februar Bolgrad verlassen werden. Dresden, 28. Januar. Se. Majestät der König haben gestern Mittag 1 Uhr die Struve'sche Bereitungsanstalt für künstliche Mineralwässer mit einem Besuche zu d,ehren ge ruht. Wie un« mitgetheill wird, gestatteten Se. Majestät hierbei dem Besitzer der gedachten Anstalt, Herrn vr. Struve, alle die Momente vorzuführen, welche die Erfindung der künstlichen Mineralwässer und ihr, Entwickelung begleitet Haden, sowie di, wissenschaftlichen Einwürfe zu erwähnen, womit diese Erfindung zu kämpfe« hatte und welche zu er ledigen waren, bevor die jetzt weithin rühmlichst bekannte Struve'sche Anstalt ihre gegenwärtige selbstständige Stellung einnehmen konnte. Se. Majestät verfolgten hierauf mit größtem Interesse den technischen wie chemischen Theil der Anstalt und zwar von Beginn der Herstellung der zu den Mineralwässern erforderlichen chemischen Stoffe bi« zu deren Einverleibung in die Mineralwässer in allen ihren Einzeln- heiten. Erst nach 3 Uhr verließen Se. Majestät die Anstalt. — Da« gestrige Geburtsfest JWer Majestät der Königin Marie wurde hier und in Leipzig tzurch eine von den Mili- tärprufikchören auSgeführt« Reveille pruSgezeichnet. Die öffent lichen Plätze der Residenz warm Abend« festlich beleuchtet. — Nachdem am königlichen Hofe am 21. d. M. der erste diesjährige Kammerball stattgMnden, ist für heute Abend bei Sr. königl. Hoheit dem Kronprinzen ein größere« Ball fest angesetzt. . . . .< Dresden, 28. Januar. Ua»r Bezugnahme auf die von un« in Nr. 21 mitHetheilte kö«igl. bayrische Verordnung, daSjVerbotderAahlungSleistllngmlttMft fremden Papiergeld,« be treffend, erscheint e« nicht stderflüsßtz, darauf hinzuweisen, daß e« nach §. 5 der gedachten. Verordnung ausdrücklich bei den Bestimmungen der königl. Verordnung vom 24. November 1855 sein Verbleiben hat. Diese letztere lautet aber: „....Unter Bezugnahme auf Ke» Schlußabsatz Unsrer in verzeichnetem Betreffe erlassest,» Verordnung vom 21. No vember laufenden Jahre« i (dieser Schiußabsatz enthält den Vorbehalt, die nach Maßgabe besonderer Verhältnisse etwa erforderlich werdenden Ausnahme» zu bestimmen und ein zelne Gattungen de« uatkr dem Verbote der letztgrdachten Verordnung begriffenen Papiergeld»« nach Umständen zuzu lassen. D. Redl) bestimmen Wir,» daß von dem hierin aus gesprochenen CirrulativnSverbote auswärtiger Papierqeldsorten di» königl. preußischen und königk sächsischen Kassenanwei sungen ausgenommen sind." b m Wien, 26. Januar. In »Ungarn wird gegenwärtig mit der größten Energie an einem jür daS Land sehr erfreu lichen Werke gearbeitet, woran sich Regierung, Gemeinden und Private gleichmäßig betheiligeN? E« gilt die lange ver nachlässigt, Regulirung der Theiß und ihrer Nebenflüsse. DaS Unternehmen ist von dreifacher Wichtigkeit, weil dadurch nicht nur den verheerenden Überschwemmungen vorgebeugt wird, sondern auch viele tausend Joch neuen, sehr frucht baren Lande« gewonnen und die Flüsse — namentlich die Theiß und die KöröS — schiffbar und so als willkommene Straßen dem Handel und dem Verkehre geöffnet werden. Der Verein für Regulirung der Theiß hat allein im vorigen Jahre eine Strecke von mehr als 30 Meilen eingedämmt. Freilich überstiegen die Kosten — mehr al« 1,300,000 fl — obwohl die Regierung 250,000 fl. beisteuerte, bei weitem seine Kräfte, so daß ein Deficit von circa 300,000 fl. blieb, aber der Verein läßt sich dadurch keineswegs abschrecken und wird demnächst eine Generalversammlung in Pesth abhalten, um eine AnnuitärSanleihe unter solidarischer Haftung sämmt- licher Mitglieder zu negociiren. — lieber die Regulirung der Körö«, welche mit der größten Energie gefördert wird, liegen mir amtliche Daten vor, au« denen ich Ihnen Fol gende« im AuSzuge mittheile. Die Grsammtarbeit erfordert nicht weniger al« eine Erdbewegung von 1,355,000 Kubik- klafter und sind sämmtliche Kosten mit 4,500,000 fl. ver anschlagt. Dazu trägt der LandeSbaufond« 50,000 fl., die Staatskasse aber gar nicht« bei! Die Gemeinden haben im lobenSwerthen Wetteifer sämmtliche Erfordernisse auS eigenen Mitteln zu liefern übernommen, und mag ,« al« hervor ragende« Beispiel seltener Opferbereitwilligkeit hier angeführt sein, daß die Commun Kepzot Märton, die nicht mehr al« 8000 Seelen zählt, au« Eigenem die Ausführung von vier Durchstichen, darunter zwei der größten auf der ganzen Linie, und den Bau einer neuen 100 Klafter langen Brücke über nommen hat. Freilich ist der Lohn auch der Mühe wrrth, da nach Durchführung der Regulirung nicht weniger al« 84,000 Joche neuen Lande« gewonnen werden und dadurch da« gegenwärtige Vermögen der Betheiligten um mehr al« 12 Millionen Gulden vergrößert sein wird. — Die heute hier angelangte „Klagenfurter Zeitung" meldet die von Sr. Maj. dem Kaiser mittelst telegraphischer Depesche an den Statthalter von Kärnthen erfolgteConcessionirung der Kärnthner Bahn. Tüten, 26- Januar. (Ostd. P.) Die Amnestie, welche der Kaiser von Oesterreich in Mailand erlassen, ist einer der großartigsten politischen Acte, di« seit einer Reihe von Jah ren in Europa stattg,funken... . Die politische Amnestie, die ein Monarch öffentlich und im Großen erläßt, ist ein Dokument de« Vertrauen«, da« er der ganzen Bevölkerung ertheilt. Darin liegt der wesentliche Unterschied zwischen der Einzrlnbegnadigung und einem kollektiven Gnadenacte. Die Einzelnbegnadigung kann au« Motiven der Barmherzigkeit, wie au« der Ueberzeugung von der Reue und ferner» Un schädlichkeit de« Verurtheilten «fließen; eine Collectivbegnadi- gung aber spricht da« Vertrauen zu der Treue der Gesammt- heit au«, in deren Mitte selbst der ungebessert Heimkehrende al« bedeutungslos und unschädlich erkannt wird. Eine Am nestie, di« im Großen ertheilt wird, ist ein geschichtlicher Ab schnitt, der eine Vergangenheit abschließt und eine neue, schönere Epoche eröffnet. In dieser Beziehung steht die Am nestie vom 25. Januar al« rin Act da, der seit langen Jah ren ohne Beispiel ist. Selbst an jener Stelle, wo man am 8. April vorigen Jahre« in einer langen Conferenz so viel über da« Schicksal der Verurtheilten zu sprechen wußte — ist ein Beispiel in dem Maße, wie Kaiser Franz Joseph ,« gestern gegeben hat, bisher noch nicht vollzogen worden, und mit Recht dürfen wir daher die Amnestie vom 25. Januar eine europäische That nennen! — Noch vorgestern sind Couriere au« dem Ministerium nach Mailand abgegangen. Die Her«, Minister dürften daher den Aufenthalt um einige Tage verlängert haben. — Infolge allerhöchster Entschließung hat die wegen eine« aller höchsten Gnadenacte« bewilligte Zurückstellung eine« confiS- cirten Vermögen« ganz gebührenfrei zu geschehen. Diese Gebührenfreiheit erstreckt sich aber nicht auf dritte Personen, folglich auch nicht auf die eingetretenen Ueberlragungen von Tod,« wegen. — Die „Wien. Ztg." enthält den Staat-Vertrag zwischen Oesterreich und Nordamerika wegen gegenseitiger Ausliefe rung der Verbrecher, geschlossen zu Washington am 3. Juli, in den beiderseitigen Ratificirungen daselbst ausgewechselt am 13. December v. I. ü Berlin, 27. Januar. Im Abgeordnetenhaus« fand heute di« elfte Plenarsitzung statt, welche fast 4 Stunden währte. E« handelte sich um da« Gesetz in Betreff de« Cre- ditgebenS an Minderjährige und um die bekannten Abände rungen der landrechtlichen Bestimmungen über daS Sclaven- wesen. Der erstgenannte Entwurf ist unter Ablehnung mehr facher Amendement« nach den Vorschlägen der Commission und Berücksichtigung einzelner Anträge angenommen wor den, welche auf die Annahme mildernder Umstände und dem gemäß milderer Strafen für den Creditgeber in den Fällen abzielen, in welchen der Minorenne al« majorenn betrachtet werden konnte. Al« hauptsächliche« Resultat de« Gesetzes Feu ille t o u. Hoftheater. Dienstag, 27.Januar. Zu Mozart'« Geburts skier: Oosi f»n tutte! over: „Frauentreue". Komische Oper von W. A. Mozart. Die nun fest bei unser« Hoflheater angenommene Sitte, die Geburt«- und LodeStage klassischer dramatischer Dichter in Worten und Lönrn durch Vorführung eine« ihrer Werke zu ehren, ist »l« wohlerkannte Pflicht eine« großen Kunstinstitut« dankend entgegrnzunehmen; e« knüpft sich dadurch in den weitesten Kreisen de« Publicum« die Erinnerung an da« geistige und künstlerische Wirken genialer Männer lebendiger und fester, und die Lrkenntniß und Schätzung ihrer Werke wird inniger angeregt. Die Wahl der Oper Oosi kau tutte! zeigte zugleich einen Vorzug unsrer Bühne, welche jetzt allein die« Werk und „Jdomeneu-" in ausgezeichneter Ausführung auf ihrem Steper- Wir besitzt, und zwar mit unzweifelhafter, nachhaltiger Theil. nähme deS Publicum-. Die Schönheiten der Musik in Owi tao tutte! entzücken wiederholt die Hörer, und eS ist bemerkenlwerth, wie fich Mozart'- Genie zu diesen au« der allgemeinen, mehr konventionell - meisterhaften Behandlung »mporhebt, wo er fich der Wahrheit de« Gefühl- hingiebt, während der Tert die Parodie desselben festhält, oder wo einzelne Scenen fortschreiten der Handlung und bewegter Situation ihn die Abgeschmacktheit de« Tert»« vergessen machten. Die feiten« aller Mitwirkenden in Gesang und Spiel treff liche Gesammtdarstellung ist bekannt; di« Leistungen der Frau Bürde.Reh (Kiordiligi) und de« Herrn Mitterwurzer (Guiglielmo) traten dabei noch besonder« al« ersten Range« hervor. L.Banck. Dresden, 28. Januar. Da- zweite Theater brachte außer den Wiederholungen beliebter Stücke seit unsrrm letzten Referate zwei Novitäten zur Aufführung: eine Originalzauber- poffe von Hugo Merlin: „Die fünf Sinne" und ein komische- Charaktergemäldr: „Der Trödler". Der Darstellung der erst, genannten Neuigkeit wohnten wir nicht bei. „Der Trödler" ging vorigen Sonntag vor vollbesetztem Hause in Scene und be lustigte da« Publicum vielfach, wozu insonderheit Herr Krilling al- Repräsentant der Titelrolle wiederholt Anlaß gab. Da« Be streben de« Herrn Director- Nr-müller, dem Publicum möglichst immer neue Stücke vorzuführen, ist an fich gewiß sehr löblich ; aber es dürfte mit Rücksicht darauf, daß die meisten der hierher gehörenden dramatischen Produkte in Bezug auf Erfindung, Charakteristik, Witz rc. fich so wenig kernhaft und bühnenwirk, sam erweisen, doch zu erwägen sein, ob nicht ein öftere« Zurück- kommen auf da« Repertoir älterer Zeit in mehr al- einer Hin- ficht ersprießlich sein sollte. Beispiel-weise sei hierbei nur auf di« werthvollern Werke von F. Raimund, A. Bäuerle, J.Nrstroy, K. v. Holtei u. A. aufmerksam gemacht, welche einem großen Theile der heutigen Theaterbesucher schwerlich so bekannt sein möchten, al- man vielleicht glaubt. Dresden, 28. Januar. Herr Kammermusicu« F. Seel mann hat fich mit dem Pianisten Herrn R. Wehner zu einer musikalischen Soiree vrrrtnig», welch« Sonnabend, den 3l.d.M., stattsinden soll. Bride Herren find al« strebsame und tüchtig« Künstler dem Publicum genugsam bekannt, und Herrn Seel mann'« virtuose Violinvorträge haben schon oft Zeugniß seine« hervorragenden und in gedirgenster Richtung zu bedeutender Vervollkommnung stet« vorschreitenden Talent« abgelegt. Den zahlreichen Musikfreunden Dresden« kann die Benutzung der Gelegenheit, einem Künftlerconcerte ibre fördernde Untere stützung in regster Weise zuzuwenden, nur al« eine angenehm- Verpflichtung erscheinen, und ihrer Theilnahme sei daher die an- gekündigte Soiree auf« Wärmste empfohlen. C. B. Ein seltsamer stiller Freitag. Bon E. Ziehen. (Fortsetzung au« Rr. 22.) In athemloser Spannung hatte die versammelte Gemeinde jede der Bewegungen de« Kosakenosstzier« beobachtet, und tausend Befürchtungen stürmten auf Aller Gemüth ein. WaS hatte seine Erscheinung zu bedeuten? War er gekommen, um die bevor stehende Ankunft einer großen russischen Truppenmaffe zu melden, oder waren die Russen von den Franzofkn zurückgedrängt und geschlagen worden, so daß sie nun im Begriff waren, sich auf da- jenseitige Ufer der Elbe zurückzuziehen? Hauen dir Letz ter» vielleicht die weit vorgeschobene Cavalerie - Abtheiluug Benkendors'« von Hamburg abgeschnitten, und kam Jener nun in der Absicht, fich von dem neben dem Altar fitzenden Bogt ^nen zuverlässigen Führer durch unwegsame Gegenden zu er bitten, wa« früher schon einmal von dem Befehlshaber einer französtschen Heere-abtheilung während de« Gottesdienste« ge schehen war? Wa- seine Erscheinung auch zu bedeuten hatte, Jeder fegte fich mit schwerem Herzen, daß di» kurz« friedliche Zeit vorüber sei und daß fich vielleicht in wenigen Stunden die Seinen der Angst erneuern würden. Der Kosakrnoffizirr schien indessen durchaus keine Eile z» haben. Al- er den Altar erreicht hatte, dessen Wand mit Se-