Volltext Seite (XML)
Der verschärfte Unterseebootkrieg und die Neutralen. Sie Haltung der nordischen Staaten. — England und die Freiheit der Meere. — bin Anstatt zur zwangsanleihe in England. Ne englische Arbeiterlrage.—Frankreich an der Grenze seiner Spier.—Die Petersburger Konferenz.—Russengreuel in Rumänien. Ser deutsche Abendbericht. »erli». L. Kebr., abends. («nrtlich. W. T. B.j An keiner Front wesentliche Kampfhandlungen. Lesterrelchlsch-ungarischer Krieg,bericht. Wien. Amtlich wird verlantbart de» L. Keb r. t0t7. Auf allen Kriegsschauplätzen keine besonderen Steig,risse. Der Stellvertreter des Eljess des (NeneralftabeS: «K. D. B.j v. Höfcr. Feldmarschatt-Leutnant. Sie reitende Tat. (inner der besten Kellner Englands. Dr. Karl Peters, bar kürzlich ans Grund von Nachrichten ans England, die er nir zuverlässig hielt und auch wohl mit Recht halte» konnte, erklärt, England furchte nichts als den uneingeschränkten Unterseeboot-Krieg, glaube aber nicht, das, er geführt mer zen würde. Wenn damit wirklich die Ansichten ivieder- gcgeben sind, die in englischen Negierungskreisen herrschen, so hätten wir einen neuen Beweis für die leichtfertige Art, Politik zu machen, die ein besvndereS Kennzeichen für das Ministerium Llond George zu sein scheint. Wir glauben „ich!, daß Männer wie Asguith öder Grc» das deutsche Friedensangebot mir so leichtem Herzen, mit so nubeküm- msrter Sorglosigkeit vv» sich gewiesen habe» würden, wie cs Noyö George, in dem Bestreben, vor dem eigene» Lande und rwr der Welt eine Krastorvbe abzulegen, getan hat. Und men» die Männer, die in der englischen Negierung licimi- chcr waren akö der Walliser Advokat, wirtlich z» demselben Gniichluß gekommen waren, dann hätten sie ihn doch wohl in eine andere Form gekleidet und hätten sich gehütet, die Maske der Ehrbarkeit, der Friedensliebe und des welt- beglüctenden Idealismus, die sie so lange getragen habe», ganz fallen zu lassen und sich offen zu de» Bernichtnngs- zielen und Ervberungsavsichten zu bekenne», die in Wirk lichkeit das A und O der englische» Politik bilden. Ei» Mann wie Greg hätte seiner ganzen Natur nach die Frage wohl lieber dilatorisch behandelt, wenigstens so lange, biö Englands Bersorgung für das kommende Jahr sichergestellt gewesen wäre und der drohende Unterseetrieg seine schärfste Loitze verloren hätte. Llond George hat das nicht getan. Hat er wirklich nicht daran geglaubt, daß die deutsche Legierung zu einem solchen Entschluß werde tommen können? Wir müssen die Frage offen lasse», da wir dem eng- i'ijchen Ministerpräsidenten nicht ins Herz schaue» können. Es wäre denkbar, daß er sich von Wilsons Friedensbestrebun- !«n eine die deutsche Entschlußkraft hemmende Wirkung oer- wrochen hat — die verhältnismäßig günstige Aufnahme, die dsr Botschaft des Präsidenten offenbar auf einen Wink von obenhcr in der englischen Presse bereitet worden ist, scheint dafür zu sprechen —. vielleicht darf man aber auch annehmen. daß er sich für den Fall, daß eö zum Aeußersten kommen -Me. der Hilfe der amerikanischen Negierung versichert üat. Air tun jedenfalls gut daran, biö zum Beweise deS Gegenteils diese Eventualiät in unsere Rechnung ein- ,»stellen. Sie ist auch von der deutschen Regierung berück- ichtigt worden, wie aus den Worten des Kanzlers mit voll ster Deutlichkeit hervorgeht: „Unsere militärische Gcsamt- lage läßt cs zu, alle Folge» auf uns zu nehmen". Ein mingender realer Grund, in die europäische Auseinandcr- ebung einzugreifen, besteht für die amerikanische Regie rung nach menschlichem Ermesse» heute ebensowenig wie im Mai 1916. Deutschland hat durchaus nicht die Absicht, ameri kanische LebenSinreressen zu verletze». Wad nun die Krage der amerikanischen Wasfenhilfe anbetrtfft, so muß man sich vor Augen halten, daß mindestens eine halbe Million Mann nötig wäre, mein, sie wirklich ins Gewicht fallen sollte. Zum Trans port eines solchen Heeres sind verschiedene Millionen Tonne« Frachtramn notig, die weder von England, noch non Amerika, noch von sonst einem Staate ausgebracht werden können. Entfallen doch schon heute auf den englische» Handel nur noch rund Millionen Tonnen Schiffsraum, und konnte doch heute schon Englands Einfuhrbedars aus Nordamerika nur zu knapp 64 v. H. gedeckt werden. Eine weitere Beschlagnahme von Ha,U>elsschiffen zu Kriegs- ,wecken verbietet sich also von vornherein. Dabei ist noch gar nickt berücksichtigt, welche Schwierigkeiten unsere Unter- sccboote einem Truppentransport von Bedeutung ans dem weiten Wege von Amerika nach Europa in den Weg legen konnten. Ob sich dir M u » t t i v n s z n f nh r cn aus Amerika steigern werden, jetzt nachdem für unsere Unter- iieebovte die hemmenden Schranken gefalle» sind, können wir ^ sie !in guter Ruhe abivartc». Darauf legt man heute anch! »nd in England keinen so große» Wert mehr wie srüher. In erster Linie steht setzt die Bersorgung mit Brotgetreide, und ihr stehen, da, wie wir erwähnten. Amerika infolge der schlechten Ernte für den gesamte» Bedarf »icvr entfernt auskvmmen kann, fast „prvhibitive Schwierigkeiten" ent gegen. um mit Llond George zu reden. Der Weg ans Australien ist weit, er erfordert, wenn dasselbe Ergebnis erzielt werden soll, den zweieinhalbfachen Schiffsraum, und zwar müßte dieser Schiffsraum sofort verfügbar sein, da schon in der letzten Zeit der Wvchenbedars nicht mehr ge deckt werden tonnte. Ob England die nötigen Schisse aus- briiigen kann und ob diese Schiffe, wenn sie wirklich nach Australien komme», auch wieder die Heimat erreichen wer den. wird sich in de» nächsten Wochen oder Monate» zeige». ES bleibt also für England lediglich die Hoffnung, von Amerika in Höhere!» Maße als bisher mit Gels unterstützr zu werden. Wir wollen den Engländern diese Hoffnung nicht zerstören und es ihnen überlassen, von dem amerika nischen Gelde den bestmöglichen Gcbrnnch zu machen. In Weizen läßt es sich nicht verarbeiten In diesem Lichte betrachten wir die Hactung Amerikas. ES ist nicht ausgeschlossen, daß anch der Präsiden: sich die Aussichten überlegt, Sic für ein Eingreifen der Bereinigten Staaten in den europäischen Krieg bestehen, und doch vielleicht zu dem Schluß kommt, daß er England keine sonderlichen Dienste erweisen, für Amerika aber nichts gewinnen rann. Kür die anderen Neuralen dürfte ans verschiedenen Gründen, die hier nicht aufgezähit zu werden brauche», die Krage, ob sie die deutsche Kriegs- gebiet-Ertlärung zum oa.--us Iiolli machen wollen, kaum anf- zuwersen sein. Kür sie kann der verschärfte Unterseeboot- Krieg sogar die Wirkung haben, daß sich der englische Druck, der zentnerschwer auf ihnen lastete, etwas löst, daß sich für ihre Volkswirtschaft ein weiterer Spielraum eröffnet. Aber auch sür den Kall, daß das nicht allgemein anerkannt werden sollte, sind wir gesichert: „Unsere Krönt steht aus allen Seiten lest. Wir habe» überall die nötigen Reserven" Unser Unterseetrieg wird nun nicht mehr gehemmt werden. Was wir von ihm erwarten dürfen, sagen uns am besten unsere Feinde. Das englische „Journal vf Evm- mcree" schaueb am 18. Januar: „Biele Leute sind geneigt. Deutschlands Drohungen mit dem verschärften Untersee- Handelskrieg ans die leichte Achsel zn nehmen, und haben unbedingtes Bertrauen, daß die Marine der neuen Lage, ebenso wie im Anfang des Uniersee-HandelskriegeS, ge wachsen sein wird, wenn man ihr Jett läßt. Aber gerade die Zeit ist ein außerordentlich wichtiger Faktor. Es fragt sich: Wird der Feind imstande sein, unsere Handelsflotte derartig zu schädigen, daß wir in der Fortführung des Krieges ernskUch behindert werden, bevor unsere Gcgcn- maßregcln in Kraft treten können? D i c n ä cb st c n p a a r Mvnatc wcrdcn die kritiichsten sein, die England je erlebt hat. liniere Verbindungslinien über Sec, sowohl für unsere Ernährung wie für die Krieg führung, sind durch heimtückische Gefahr bedroht. Auch die Neutralen sind gefährdet, aber am meisten Enaland. und eben durch England der ganze Berlauf des Krieges. Es mag widersinnig klingen, aber die Möglichkeit, daß der Krieg in gewissem Sinne aus eng1,ischem Boden, den bis her nur gefangene Krieger betreten haben, entschieden werden wird, ist nicht ausgeschlossen. Wenn Deutschland imstande ist, England mit seiner Unterscebvvtwafse schwer genug zu treffen, bevor die Wersten die Schisse zum Lebens- mitteltransoort Herstellen können, oder bevor unser Land diese Lebensmittel selbst hcrvorzubringen imstande ist. dann ist cs möglich, daß der Verband, der sich gegen den Kaiser und seine Genossen gebildet hat, sich lockern wird, und daß Deutschland eine» Frieden erhält, der ihm manches von dem, was eS verlangt, bringt." — In demselben Sinne hieß eö am 2V. Januar in einem Leitaussatze bcö Pariser „Matin": „Wenn ich sagen sollte," so schreibt da ein Herr Charles Nordmaiin, „welches gegenwärtig der beunruhi gendste Kehler in dem Panzer der Verbündeten ist, so könnte ich ihn weder in den Niederlagen der Rumänen noch in dem tragikomischen Spiel der Regicruna von Athen entdecken, sondern müßte de» Fehler weit eher in der bevorstehenden Verdopplung des Unter- seedovt-K ri cges suchen." Herr Nvrdmann gibt dann der französischen Regierung den Rat, dvch ja vvr- zubeugcn, er muß sich aber etngestehcn, daß er kein Mittet kennt zur wirksamen Bekämpfung der Unterseeboote. In der Tat dürfte cs unseren Feinden sehr schwer werben, eins zu findem Den» gerade der uneingeschränkte Unter seeboot-Krieg, in dem die Unterseeboote ihrer Eigenart entsprechend, d. h. unter Wasser, angewandt werde», ist sür sie viel weniger gefährlich als -er Krenzcrkrieg, in dem Wirkung der weittragenden englischen Geschütze dem Rammstotz schnell fahrender Bemachungssahr- zengc ansgesetzt waren. Es ist angesichts dieser Verhält nisse nicht zu viel gesagt, wenn man den Entschluß der Obersten Heeresleitung und der Rcichsleitung als rettende Tat begrüßt. Der verschärfte Unterseebootlrleg und die Neutralen. Der schweizerischen Regierung ist von der deutschen Regierung eine Noce ingestellt worden, in der die näheren Angaben über die Blockaöcgrenzen enthalten sind. 'Nach dieser Mitteilung liegt einzig noch Eette von allen französischen Häfen außerhalb der Blockade- z o u e. Der Bnndcörat hat in außerordentlicher Sitzung sich mit der durch die Ausdehnung der Blockade geschossenen schwierigen Lage der Lebensmittel- und Rohstoff-Versorgung der Schweiz befaßt. Anschließend an die Sitzung fand eine Konserenz zwischen Vertretern der verschiedenen Departe ments statt, die sich mit der Verwrginigssrage beschäftigte und in welcher im einzelnen die durch die neue Lage not wendig gewordenen Maßnahmen beivrochen wurden. «WLB.f Die G-eheimsitzung des dänischen Reichstages. tRihau.j In der einstündigen geheimen Reichs- i a g s s i v u n g. der alle Mitglieder der Regierung und alle Abgeordneten beiwohnten, machte der Minister des Acußeren Mitteilung über die gegenwärtige Lage. Er teilte mit, es sei die Absicht des Ministeriums, im Zu sammenarbeiten mit de» verschiedenen Erwerbsorganiia tionen dahin zu wirken, daß der Umsatz mit dem Auslande unter gleichen Grundsätzen wie bisher ausrcchterhalten werde. Di? Führer der verschiedenen Parteien erklärten ihre Zustimmung zn dem seitens des Ministeriums vorge schlagenen Verfahren. Der Minister des Innern gab Auf klärungen über die getroffenen und beabsichtigten Ver anstaltungen Der Präsident des Fotkethings schloß in ttebereinstimmnng mit dem Minister des Acußeren die Sitzung mit der Aufforderung, der neuen Lage mit würdiger Ruhe und Kaltblütigkeit zu begegnen. iW. T. B.j Die norwegische Presse über de« deutschen Unterseeboo»- Erlaß. Die Mvrgenpresse in Ehristiania neröfsciitlicht unie- großen Neberschristen den Wortlaut der de nt schon Blockade-Erklärung, die, ivie „Astenposten" schreibt, klar und bis zum Aeußersten konsequent sei. Sie werde den Verbandsmächten Schwierigkeiten schaffen, die man nicht unterschätzeil dürfe, und wahrscheinlich den neu trale» Schiffsraum wegscheuche», so lange inan nicht ans effektiven Schutz durch Geleit oder andere Mittel rechnen könne. tW. T. B.1 Einstellung des Lchisssdieustes der ZceiandgescUkchast. Die Z c e l a i, ü g c s c l l s ch a f t hat aus Anordnung der Regierung ihre» Dienst mit England eili ge st e l l t. iW. D. B.j Der spanische Ministcrrat trat zufammen und beschäftigte sich mit der deulichen Unterseeboot - Note. Einer Madrider Havas- Melünng zufolge wird die Negierung das Parlament so fort vertagen, um gefahrbringende Erörterungen zu ver hüten. Die Zeitungen sehen die Lage übereinstimmend als außerordentlich ernst sür Spanien an, dessen Ein- und Ausfuhr künftig gehemmt werde. >ß.j Bezeichnende englische Wutausbrüche. b. „Evclilng Standard" schreibt: Alles weist daraus hin, daß die Prophezeiung sich erfüllen werde, die aus Grund der Kenntnis des deutschen Charakters erfolgte, dalitngcliend, daß dem Zusammenbruch eine „Entfesselung der Barbarei" uorangehen würde, die alles übertrifft, was seit dem Anfana des Krieges oorgekommen ist. „West- minster Gazette" schreibt: Die Wichtigkeit der Note liegt nicht so sehr in der ichmachen Beweisführung, als in der Drohung, daß alles, was Deutschland dem Präsidenten zu- gcstandcn hat, jetzt aufgehoben und rückgängig gemacht wird. Es gibt künftig keine Beschränkung in der Methode der Versenkung von Schissen mit wenig Ansnahmen gegen über Amerika. Eine direktere Heranösvröcrnng der Vereinigten Staaten ist nicht denkbar. Die britische Ne gierung wird gut tun, drastische Gegenmaßnahmen zn treffen. „Pall Mall Gazette" schimpft aus den Deut schen Kaiser und droht: Wir werden unsere Gegen- maßregeln gegen die deutsche Drohung treffen »nd mit größerer Entschlossenheit als je zuvor dafür sorgen, daß der Anstifter von allen Nebeln »»d Leiden zur Rechen schaft gezogen wird. Amerikanische Preßstimmen zum ltniersceboal-Ertaß I>. Reuter bringt aus Reunork eine Auswahl von Preßstimmen. Mehrere Blätter, besonders die „World" erklären, daß die Regierung dem Grasen Bcrnstorss seine Pässe zustellcn »nd die Beziehungen sofort ab- breche» müsse. Zu weiteren Maßnahmen soll aber erst geschritten werden, wenn die Regierung durch „absicht lichen Mord" und Zerstörung dazu gezwungen werde. Del Präsident soll die Bedingungen feines eigenen, seinerzeit Deutschland übermittelten Ultimatums ansüüren. und zwar so schnell, daß Berlin nicht die Entschnldiitung vor- bringen könne, es habe die Politik der amerikanischen Regierung mißverstanden. Wenn es tatsächlich zuw Kriege m i t D e u t sch l a n d kommen sollte, so möge es so sein: „Wenn wir lins bei einer Wiederaufnahme des rücksichtslosen Unterseeboot-Krieges beruhigen würden, würden wir uns selbst Kriegsverlusten aussetzen und uns gleichzeitig des Mittels der Selbstverteidigung berauben» der