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Dresden, den 29. Map 1829. Ueber die Glasmahl er ei der Alten. (Aus dcm Moniteur ü-. vom Herm Lenoir.) Fabrikation des farbigen Glases ist alt. Die Gerälhschaflen zum häuslichen und gottesdienstlichen Gebrauch, so wie die ge schnittenen Steine nachahmenden Glaspasten, die wir von den Ezyptern, Griechen und Römern haben, sind ein Beweis, daß die Alten die Kunst, das Glas zu färben, ver standen. A's man Glastafeln in viereckigter Gestalt an die Stelle des Alabasters und ge schnittenen Talksteins setzte, womit die Fen steröffnungen der Tempel, Paläste und Pri- vatwohnungen vermacht wurden, erzeugte der Geschmack, dieser Nährer des Vergnü gens, dieses Kind der Bequemlichkeit, gewiß auch-die Lust, dieses Glas zu verzieren und angenehme Gegenstände oder historische Tha- ten darauf vorzustellen. Die Mühlerei auf Glas war also in ih rem Ursprünge eine bloße Decocatrons-Mah- lerei, und blos aus diesim Gesichtspuncte müssen ww unsre alten Fensterscheiben be trachten, denn sie wurden gewöhnlich mit starken, einfachen, sehr wenig schattirten Tinten, aber mit einer solchen Mannichfal- tigkeit der lebhaftesten Farben, verfertigt, daß sie noch jetzt das Bild eines mit Blumen gezierten Gartenstücks darstcllen. Es scheint auch nicht unwahrscheinlich, daß die glückliche Anwendung der Mosaick in den innern Verzierungen die Erfindung der Mahlerei auf Glas veranlaßt haben kön ne. Bei Verfertigung der Mosaick werden bekanntlich auch kleine Stückchen gefärbten und emailürten Glases mit angewandt. Auf ähnliche Weife bestehen die ersten Giasfen- stern dlos aus kleinen Stückchen couleurren Glases, durch Fensterblei mit einander ver bunden, das ihnen Consistenz giebt, indem sie dadurch in einem eisernen oder andern Rahmen fcstgehalten werden, und auf diese Weise eine Art von Gemählde bilden, so wie die neben einander gelegten und durch Mastix oder Kitt befestigten Steine und Glasstück chen diejenige Mahleret hervorbringen, wel che mau Mosaick nennt. Ich möchte sogar glauben, daß man bei Entstehung der Mah lerei auf Glas anfänglich die Figuren mit Wasserfarben, oder mit durch Eiweiß oder Firniß anaeriebenen Farben auf weißes Glas gezeichnet hat, so wie man heut zu Tage die Gläser zu den Zauberlaternen macht, bevor