Volltext Seite (XML)
reikerger Artiger und T agebla t t. Amtsblatt des Kgl. Bezirksgerichts zu Freiberg, sowie der Kgl. Gerichtsämter und der Stadträthe zu Freiberg u. Brand. ^213. Erscheint t. Freiberg jed. Wochent. Nb. KU, für den and. Tag. Jnser.werdm bl« N. ll U. für nächste Nr. angen. Mittwoch, den 13. September Pretzi vterleljähri. 2V Ngr, Inserate werden die gespaltene Zeil« oder derm Raum mit 8 Pf. berechnet. 1871. TagesgeschichLe. Bertin. Die Formation des 500 Mann starken Eisenbahn bataillons in Berlin erfolgt am 1. October und soll nach einer Verfügung des Kriegsministeriums denjenigen jungen Leuten, welche sich dem Maschinen- oder dem Eisenbahn-Jngenieurfache gewidmet haben und sonst die Qualifikation zum einjährigen freiwilligen Dienst besitzen, gestattet sein, am 1. October jeden Jahres als einjährig Freiwillige in dieses Eisenbahnbataillon einzutreten. — Der Kaiser hat dem General-Feldmarschall Prinzen Friedrich Carl an den Jahrestagen der Schlachten bei MarS la Tour und Gravelotte nachstehende Beglückwünschungs-Telegramme zugehen taffen: „Gastein, den 16. August 1871. Dem Prinzen Friedrich Earl in Potsdam. Glückwunsch zum blutigen Ehrentage unseres lieben 3. ArmeecorpS. Wilhelm." „Gastein, den 18. Aug. 1871. Dem Prinzen Friedrich Carl von Preußen in Potsdam. Deines heutigen Ehrentages gedenke in voller Dankbarkeit. Wilhelm." — Der Kaiser hat auf Antrag des Chefs des Generalstabes der Armee bestimmt, daß auch die Uebungsreisen des Generalstabes in diesem Jahre ausfallen. — Verschiedene Personen, welche gleichzeitig mit dem Kaiser und dem Fürsten Bismarck in Gastein waren, versichern, daß die geringe Beachtung, welche dem Herrn v. Mühler und seiner Familie von Seiten des Kaisers und des Reichskanzlers zu Theil geworden, ganz allgemein aufgefallen sei. Natürlich knüpft man hier an diese Wahrnehmung große Hoffnung auf einen bevorstehenden Wechsel im Kultusministerium; mit Recht warnt indeß die „Frankf. Ztg." davor, in dieser Beziehung allzu sanguinisch zu sein. Noch ist die Position des Hrn. v. Mühler bei dem Kaiser nicht erschüttert. Koblenz, 9. September. Wie die „Kobl. Ztg." erfährt, ist anfangs dieser Woche der Vorsteher der Postexpedition zu Strom berg, Geib, in Begleitung seines neunjährigen Sohnes verschwun den. Zugleich werden in der dortigen Postcasse 18,OM Thlr., hauptsächlich in Staatspapieren, vermißt. Dieselben bestehen auS vierprocentigen Staatsobligationen vom Jahre 1850 und 1852 in Appoints s 1000, 500, 200 und 100 Thlr. Von der hiesigen kai serlichen Oberpostdirection ist für Ergreifung deS Entwichenen eine Belohnung von 1M0 Thlrn. ausgesetzt. Straßburg, 7. September. Mit der Auszahlung der Kriegs entschädigungen wird jetzt energisch vorgegangen. Wie der „Niederrh. Cour." mittheilt, sind hier in Straßburg bereits 6,100,000 FrcS. ausgezahlt worden, und über die Auszahlungen in Lothringen meldet die „Ztg. für Deutsch Lothr.", daß dieselben in Abschlags zahlungen von 20 und 25 Procent, natürlich unter dem Vorbe halt erfolgen, daß die Entschädigten sich verpflichten, ihre zerstörten Häuser wieder aufzubauen. So haben daselbst neuerdings Ab schlagszahlungen erhalten, denen binnen Kurzem weitere folgen werden: Peltre 295,930 FrcS.: Norroy-le-Veueur 26,259 FrcS.; Gravelotte 35,123 FrcS. und Rezonvilte 11,707 FrcS. Ueberall herrscht eine rege Thätigkeit zur Herstellung der beschädigten Baulichkeiten. — Meldungen aus Paris lassen hoffen, daß in Bezug auf unsere Zollangelegenheiten noch einige günstige Zugeständnisse von Seiten der französischen Regierung bewilligt werden. Die maß losen fiScalischen Steuerbelastungen, welche die Republik einsührt, erzeugen überall Mißmuth, und Hr. ThierS dürfte bald die trau rige Erfahrung machen, daß namentlich die Portoerhöhung statt Mehreinnahmen nur Ausfälle in der Staatskasse erzeugen wird. Leider sind die Postverhältnisse zwischen Elsaß-Lothringen und Frank reich noch immer nicht geordnet. Wir wissen, daß die deutsche Perwallung es nicht an Bemühungen und nöthigensallS an Opfern fehlen läßt, um diesem jämmerlichen Zustand, der unS durch Uebertaxen so sehr überbürdet, ein Ende zu machen; allein wie eS scheint, zeigt sich wenig Nachgiebigkeit in Paris zu unsern Gunsten. Besser steht eS mit den internationalen Eisenbahnbeziehungen, die allmälig wieder in Fugen zurücktreten, wie sie schon vor vem Kriege bestanden. Die hiesige Betriebscommission wird in der nächste« Zeit schon in eine General-Direction umgewandelt werden. Aus Nürnberg, 7. September, schreibt der „N. C": Ueber einen gestern hier vorgekommenen, sehr ernstlichen Exceß läßt sich nahezu mit Bestimmtheit sagen, daß derselbe infolge einer in einem der größten hiesigen Fabrik-LtabliffementS unter einer Anzahl von Arbeitern geplanten Verabredung gewesen ist. Die Tumultuanten zogen erst ohne Ruhestörung um die Stadt herum zum „Plärrer" — woselbst wegen der zur gegenwärtigen Messe aufgeschlagenen Schaubuden in den Abendstunden regeS Leben herrscht —, um von den dort sich bewegenden Volksmaffen Verstärkung an sich zu zie hen, und setzten dann ihren Weg nach dem Hallplatze fort. Nach dem die Zahl der Theilnehmer an dem Zuge auf etwa 8M Per sonen angewachsen war, begann die Zerstörung der Fenster der Metzger und Bäcker in den Straßen, durch welche sich der Haufe« bewegte. So wurden die in der Nähe des HallplatzeS liegenden Straßen, die Lorenzer-, die Theater- und die Lauferstraße, die Beck« schlagergasse rc. heimgesucht, am stärksten wurde der Unfug io der Vorstadt Wörhd getrieben, während in den anderen Vorstädten die Ruhe nicht im Geringsten gestört wurde. Da trotz wiederholter polizeilicher Aufforderung die Menge sich nicht zerstreute, mußte die zahlreich aufgebotene Militärmacht mehrmals energisch einschrei ten, hauptsächlich den ChevauxlegerSabtheilungen gelang es, die an gesammelten Haufen auseinanderzutreiben. Im Ganzen wurden 27 Personen verhaftet. Wie wir hören, wurde einer der Excedenten leicht verletzt, auch soll ein Soldat einen Stich im Nacken erhalten haben. Als Ursache werden die hohen Brod« und Fleischpreise bezeichnet. Bad ReichkNhall, 8. September. Der Kanzler des deutschen Reichs, Fürst Bismarck, und der österreichische Reichskanzler, Graf Beust, sind heute gegen 11 Uhr Vormittags mittelst Extrapost von Salzburg hier angekommen. In einem zweiten Wagen fuhren der österreichische SectionSches Hofmann und einige Herren der preußischen Staatskanzlei. Graf Beust stattete der hier zum Curgebrauche verweilenden Fürstin Bismarck seinen Besuch ab, und begab sich nach dem im „Hotel Burkert", der Wohnung des Fürsten, einge nommenen Familiendiner um halb 5 Uhr in Begleitung des Sectionschess v. Hofmann nach Salzburg, resp. Wien, zurück. Der deutsche Reichskanzler bleibt bis zur Beendigung der Cur seiner Gemahlin hier. Der Empfang des Fürsten war ein überaus herzlicher. Sämmtliche Privatgebäude der Stadt bedeckten sich als« bald mit dem Schmucke deutscher und bayerscher Fahnen und eine Deputation der Bürgerschaft begab sich zu dem Fürsten, um denselben im Namen der Stadt willkommen zu heißen. Leider konnte diese Deputation nicht vorgelassen werden, weil der Fürst, der bis Morgens gearbeitet hatte, eben die verlorene Nachtruhe nachholte. Heute wird demselben ein Ständchen gebracht werden. Paris, 8. September. ThierS empfing heute die MaireS von Pari«. ES handelte sich um die Aufhebung des Belagerungs zustandes von Paris. Derselbe wird noch in seiner ganzen Strenge aufrecht erhalten. Zahlreiche Patrouillen zu Pferd und zu Fuß durchziehen ohne Aufhören, besonders des Nachts, die Hauptstadt. — Herr Pouyer-Quertier hat sich wegen des Transportes der deutschen Truppen mit der Ostbahn benommen. Es scheint, daß jeden Tag drei Truppenzüge (jeder mit 1000 Mann) abgehen sollen. Die Garnisonen der NordfortS sollen zuerst abziehen. I« Folge eines Mordversuchs auf eine deutsche Schildwache zu RoSnh und vb« mrhmm Schliigneien, die in Neuilltz sm Md.NvM nntz