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«.«ech>er»aLP ^7 jMm, r^chit» Dtrufta,, GW»«st«, »» G«»»»»r»» früH. UbMMe»e»tA- Prei-r »»UeltLhrl. M. 1^0. »beziehen durch » kiserl^chk» Poft. Mslalten und durch unsere Voten. Lin unterhaltendes Blatt für den Bürger und Landmann. Amtsblatt für die kgl. AmtShauptmannschasten Dresden-Altstadt und Dresden-Neustadt, für die Ortschaften des kgl. Amtsgerichts Dresden, sowie für die kgl. Forstrentümter Dresden, Tharandt und Moritzburg. Verantwortlicher Redakteur und Verleger Kerr»«»« Müller in Dresden N»»»tz»este«e»: Die «ruoldische Haasenstein» vH Rudolf Motte G. L. Daube « in Dresden, tieft Ar. 124. Sonnabend, den 22. Oktober 1881. 43. Jahrgang. VolMsche Weltschau. Deutsches Reich. Die letzte Woche vor der Reich-tag-wahl bricht an und de-halb ist die Mabnung an alle Freunde der gesellschaftlichen Ordnung am Platze, don ihrem.Wahl«ch> Gebrauch zu machen und dasselbe al» eine ernste Pflicht de« Volke- gegen Kaiser und Reich, König und Vaterland nach bestem Wissen und Eewissen auszuübrn. Kein Wahlberechtigter, wenn er nicht durchaus verhindert ist, versäume r«, dem Rufe zur Wahlurne zu folgen, ebenso pflichttreu, wie der Krieger der Fahne deS Monarchen folgt. Wenn eS hierbei gilt, den äußeren Feind LeS Vaterlandes zu be kämpfen, so sollen an der Wahlurne alle Bürger er scheinen, um Jeder an seinem Theile zu helfen, daß daS Reich nach innen immer mehr erblühe und erstarke. Jede einzelne Stimme, schreibt die „Köln. Ztg.", welche für einen liberalen Kandidaten gewonnen wird, Hal ihren nicht zu unterschätzenden Werth auch dort, wo daS Ergebniß der Wahl in dem betreffenden Wahl kreise dadurch nicht verändert wird. Die Stimmen, welche auf sämmtliche Kandidaten jeder einzelnen Partei im ganzen Reiche fallen, werden bekanntlich zusammen gezählt und die Anordnungen, welche die Regierung ge troffen hat, lassen erkennen, daß der Wahlstatistik dies mal ein besondere- Gewicht beigelegt wirb. In dieser Beziehung stehen alle Abschattirungen der liberalen Partei einig zusammen, damit die Regierung erkenne, ob Cen trum und Deutschkonservative in der Bevölkerung an Zustimmung noch gewinnen oder schon verlieren. Sine Belehrung hierüber hat für die Entscheidung deS Reichs kanzler- in der Frage, wo er feine Mehrheit suchen soll, große Bedeutung." „Jede einzelne Stimme zählt! bemerkt dagegen die „Nordd. Allg. Ztg.". „Mögen die Freunde der Regierung-Politik dessen im entscheidenden Augenblicke eingedenk sein!" — Die Monopolfrage bildet anscheinend den Angelpunkt der ganzen Wahlbewegung und bei der großen Wichtigkeit der Frage werden die Reich-tag-kandidaten in sehr vielen Kreisen angegangen, eine schriftliche Erklärung gegen daS Monopol abzu- geben. So wird aus Osnabrück gemeldet, daß dort von den drei Reichstagskandidaten, dem Welfen, dem Nationalliberalen und dem Fortschrittler darauf bezüg liche schriftliche Erklärungen abverlangt worden find. — Sine interessante Meldung kommt aus Wiesbaden, wo selbst dir konservative Partei den bekannten Kontre- admiral a. D. Werner dem KortschrittSmann Schulze- Delitzsch al- ReichStagskaudidaten entgegrnstellk. SS war in Wiesbaden verbreitet worden, daß der Reichs kanzler die Wahl Werner- nicht gern sehr und de-halb von konservativer Seite an denselben eine Anfrage er gangen. Darauf antwortete Fürst BiSmarck: „Erwürbe sich freuen, den Herrn Admiral im Reichstage begrüßen zu können, da er dessen Mitwirkung für die Entwickelung der deutschen Flotte al- eine sehr wichtige erachte." — AlS am vergangenen Freitag Abend der bekannte ultra- montan-konservative Kompromißkandidat Joseph Cremer im Schützenhause zu Berlin über da- Tabak-monopol sprach, wurde er darüber interpellier, ob er dem Centrum ! beizutreten gedenke. Seine Antwort, die unbändige Heiterkeit erregte, lautete: „Will da- Centrum unser Programm acceptiren, dann werden Sie wohl nichts dagegen haben, baß Ihr Abgeordneter mit dem Centrum geht. Findet sich keine Partei, dann wird man Wilder, und wenn der schwarze Cremer wild wird, dann sollen Sie waS erleben!" Dre „Provinzial-Korrespondenz" berichtet in ihrer neuesten Nummer: „Unser Kaiser ist zwar von dem leichten Unwohlsein, welche- ihn befallen hatte, nahezu wieder hergestellt, jedoch ist noch eine Heiserkeit zurück geblieben, so daß bei der Ungunst der Witterung noch ! einige Vorsicht geboten ist. Urber die Abreise von Baden-Baden haben daher feste Entschließungen noch nicht getroffen werben können. Nach der immerhin bald zu erwartenden Rückkehr gedenkt d.r Kaiser an ' den bevorstehenden Jagden, wenn auch nicht in dem ! zuerst beabsichtigten Umfange, theilzunehmen". Auf Anordnung deS deutschen Kronprinzen ist von den Ber liner Freimaurerlogen am Donnerstag eine besondere j Trauerfeierlichkeit zu Ehren de« kürzlich verstorbenen Prinzen Friedrich der Niederlande abgehalten worden, der lange Jahre hindurch sämmtlichen niederländischen Logen al- Großmeister Vorstand. DaS von dem konservativen Central-KomitS zur ! Feier deö kronprinzlichen GeburtStagS in 58 Festlokali- > täten Berlins veranstaltete Volksfest verlief in bester ' Ordnung. Die Nachfrage rach den gratis au-gegebenen ! Eintrittskarten war überaus groß. Die konservativen Wähler erhielten freie« Theater, Koncert und Ball. ! ES betheiligten sich ungefähr 60,000 Personen, darunter besonders viele Damen. Konservative Kandidaten hielten zündende Festreden, die, wie die Frstprologe, mehr oder ! minder tendenziös ausfielen. Die Gesammtkosten dürften ' 200,000 M. übersteigen, eine Summe, die von der großen ! Opferfreudigkeit der konservativen Arrangeure zeugt. Mit auffallender Genugthuung reproducirt die ! „Nordd. Allg. Ztg." eine der „B P. N." entnommene Notiz, nach welcher sich in Kreisen, welche mit dem Reichsgericht Fühlung haben, angeblich die Ueberzeu- gung geltend mache, rS werde auf die Dauer nicht möglich sein, demselben alle die Zweige, die ihm jetzt ! zugewiesen sind, zu belassen. E« verlaute mit Bestimmt heit, daß seitens de« Reichsgericht« selbst vor Kurzem rin Antrag gestellt worden sei, für gewisse Entschei > düngen, welche fpeciell nur auf Grund eingehender technischer Prüfungen, zu denen da- Material in Leipzig aber nicht zur Hand liegt, gefällt werden können, eme besondere Instanz in Berlin zu schaffen. In gewisftn Kreisen wird unaufhörlich für die Verlegung de- Reichs gericht- nach Berlin plaidirt und scheint die angedeutete Abbröckelung dazu ein nicht ungeeignete- Mittel. In BreSlau machte da« Erscheinen de- soeben au- dem Kaukasu« zurückg,kehrten Professor Virchow in einer fortschrittlichen Wahlversammlung im großen Saale der neuen Börse zu BreSlau wahrhaft Sensation. Nach dem die Versammelten Virchow mit begeisterten HochS ! empfangen, hielt derselbe in wunderbarer Frische eine viertelstündige zündende Ansprache, in welcher er sich über die Ziele, welche die Fortschrittspartei erstrebe, au-ließ und zu treuem Festhalten an derselben er mahnte. Nach Schluß seiner Rede verließ Virchow unter brausenden Jubelrufen den Saal, um nach Berlin weittrzufahren, woselbst, wenn auch nicht für den Partei mann, so doch für den berühmten Forscher, ein außer ordentlich ehrenvoller Empfang vorbereitet worden ist. Der Großherzoz von Hessen eröffnete am Dienstag den Landtag mit einer Thronrede, in welcher die Lor- lagen wegen eine- SrpropriationSgesetze«, desgleichen über > die Bildung von Provivzialfond« zum Zwecke von Slraßenbauten, über die Einkommensteuer und über eine Kapital- und Rentensteuer angekündigt werden. Eine Vorlage wegen der Sekundärbahnen soll erfolgen, wenn die Ergebnisse der gegenwärtig stattfindenden Prüfung vorlirgen. Das StaatShau-halt-budget bi- zum 31. März 1885 liege zur Berathung bereit. Die ordent lichen Ausgaben und größtentheilS auch die außerordent lichen Ausgaben würden durch die laufenden Einnahmen ! gedeckt. Weitere Ausgaben stünden aber, besonders wegen deö Baue« von Sekundärbahnen in Aussicht und würden die erforderlichen Mittel nur durch Benutzung de« StaatS- kredits zu beschaffen sein.— DaS würtemdergische Kabinet ist in der Weise ergänzt worden, daß der Präsident der Kammer der Abgeordneten, v. Hoelder, zum Staat«- Minister deS Innern ernannt und sofort im Auftrage ' de« Königs durch den Ministerpräsidenten v. Mittnacht vereidigt wurde, während der bisherige Departement«- Chef, v. Faber, da- Portefeuille de- Justizministerium- erhielt. — In München agitiren die Socialdemokraten lebhaft für ihren Kandidaten Bebel und überschwemmen die ganze Stadt mit Wahlzetteln, deren beigefügte ! „Gebrauchsanweisung" interessante Beiträge zu Wahl- manöoern liefert. Bei der in der baierischrn Residenz stark dominirenden ultramontanen und konservativen Partei scheint der Erfolg der socialdemokratischen Be- ! Mühlingen sehr fraglich. ES würde dir- auch in der ' sächsischen Residenz der Fall sein, wenn nicht mit selt- Feuilleton. Zu spät. Novelle von Lduard Volger. ll. Fortsetzung.) Ich lachte über seinen Enthusiasmus und meinte, er hätte nur ordentlich in die Nixenaugen sehen sollen, er würde dann schon erkannt haben, daß eS gerade so ein zimperliche- Jüngferchen gewesen sei, wie alle an deren Bürger-töchter. Aber da kam ich schön bei ihm an, er blieb stehen, legte mir beide Hände auf die Schultern und sagte. „Fritz, höre, ich wollte um alle Heiligen der Welt nicht, daß Du diese Augen einst zu sehen bekommst, denn sonst — sonst wäre eS mit Deiner Ruhe wohl gerade so vorbei wie mit der meinen. — Ich habe einst al- Kind ein Märchen gelesen von einer schönen Are, die auf ihr inständige- Bitten von dem Beherrscher de- Feenreich- die Erlaubniß erwirkt hatte, eine kurze Zeit unter den Menschen zu leben. Doch bald mußte er sie wieder Heimrufen in sein Reich, denn wen sie einmal angeschaut hatte mit ihren schier uner gründlichen Augen, den ließ eS nicht mehr au- ihrem Bann, er folgt« ihr nach, wohin e- auch war, von Ort zu Ott, von Land zu Land, bi- er erschöpft und er mattet von der unstäten Wanderung niedersank, sterbend noch ^en erlöschenden Blick auf die schon in weiter Kerne schwebend« Gestalt dir Fee richtend — Sieh, -«rade so kommt mir diese« Mädchen vor, — unerreich bar w^e da- dauernde Glück, — wie diese- tief be ¬ seligend, aber — unhaltbar. Hüte Dich vor diesen Augen, Fritz!" Wo war mein leichtherziger muthwilliger Genosse in diesem Augenblick? Ich traute meinen Augen kaum, denn vor mir stand ein Mann, so fieberhaft erregt, in seinen Augen eine so verzehrende Glut, daß ich erschreckt zurückwich! Dann aber kam die ruhige Besonnenheit wieder über mich und ihn bei der Hand fassend sagte ich: „Georg, sei kein Kind, wer weiß, welchen Scha- bernack Dir deine erhitzte Phantasie spielt«; hast virllricht damals deS Guten ein wenig zu viel gethan und Dinge gesehen, die gar nicht rxlstiren. Komm, laß un« nun au-einander gehen, Du weißt ja die Stelle, wo wir den Edelhirsch finden, eS wird Zeit dazu, jetzt für ihn die Augen aufzuhalten." Georg hatte schon, während ich noch sprach, sein Gewehr über die Schuller geworfen, hastig schritt er voran, mir ein fast barsch«»: „Ja, ja, «S ist gut, gut so" zurufend, dann bog er gleich darauf link- in den hochstämmigen Wald, dem Platze zu, den wir zur Er- legung deS WildeS einnehmen wollten. Ich sah dem eilig dahin Stürmenden fast überrascht nach; hatte ich doch von meinem Jugendfreunde noch nie Derartige- vernommen; dann aber schritt auch ich recht tiefer in den Wald hinein, arm meinen Platz zu erreichen. Aber seltsam, so viel Mühe ich mir auch gab, die beängstigenden Gedanken zu verbannen, welche die Worte Georg« in mir erweckt hatten, so oft ich meine ganze Aufmerksamkeit fast gewaltsam dem zu suchenden Wilde zuwendete, immer wieder tauchte da- von Georg gezeichnete Bild vor meinen Augen auf and sei» „Hüte Dich vor diesen Augen, Fritz," tönte wieder und immer wieder in meinen Ohren. Endlich hatte ich meinen Platz am Rande einer großen Lichtung erreicht, ich lehnte mich an einen Baum, da« Gewehr schußbereit im Arm, mechanisch auf die Lichtung blickend, während meine Gedanken immer weiter und weiter den wachen Traum festhielten. Mir war e«, al« wenn dort au« weiter Ferne die Fee mit ihren unergründlichen, seelenvollen Augen zu mir Ein samen herüberblickte, al« wenn sie mir mit zarte» Händen winkte, ihr zu folgen, — nicht unerreichbar schien sie mir zu sein, sondern nah und näher kam sie mir, — sie breitete die Arme au« — ich sah, wie fi« die Lippen öffnet«, da — krachten in kurzer Entfernung trockene Zweige deS Unterholze«, — der Waidmann in mir erwachte, — verschwunden waren mit einem Schlage alle phantastischen Bilder und, da« Gewehr i« Anschlag, blickte ich gespannt der Stelle zu, von welcher da- Ge räusch zu mir gedrungen «ar. Da tönte wieder da« Geräusch brechender Zweige von drüben zu mir herüber, — ein leichte« Schwanken der tief herabhänzenden Aeste zeigte mir genau die Stelle an, wo da- Wild herau-treten mußt,. Den Finger am Drücker, richtete ich den Lauf meiner Büchse, — aber eben so schnell ließ ich sie finken, al-jetzt die Büsche sich theilten und erst ein reizrnder Mäbchenkopf sichtbar wurde, dann aber, sich au« dem Dickicht windend, die schlanke Gestalt desselben in Hellem Gewände am Rande der Lichtung erschien Scheu wie ein Reh sah sie sich um, — «» schien wie Angst in ihren Zügen zu liege», — dann machte sie einige kurze, leichte Schritte, dann zögerte sie wieder,