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Wöchentlich erscheinen drei Nummern. Pränumeratwns- Prci« 22j Sgr. (> Thlr.) vierteljährlich, Z Thlr. für das ganze Jahr, ohne Er- hihnng, j» allen Theilen der Preußischen Monarchie. a g a für die Man pränumerirt auf dieses Beiblatt der Allg. Pr. StaalS- Zeitung in Berlin in der Expedition (Mohren-Straße Nr. 34); in der Provinz so wie im Ausland« bei den WohllSbl. Post - Aemtcrn. Literatur des Auslandes. 83. Berlin, Mittwoch den 12. Juli 1837. iN Frankreich. Zur Statistik der Französischen Zeitungen. Nach der LritisU snü ^Dreixa Hevievv. Seil dem Jahre 1840, wo in Frankreich die CaulionSsumme silr die Journale so sehr verringert wurde, schossen in der Provinz die Fei» tnngen wie Pilze hervor. Bordeaux, Lille, Lyon, Rouen und Mar seille haben jetzt jedes drei Tagcsblaner, und jede bedeulcnde Lcparle- mental-Stadt hat zum wenigsten eine Zeitung. Bis 1838 rechnete man dreihundert periodische Schriften in den Departements; seit den strengen Gesetzen von diesem Jahre mußten mehrere Republikaner und Legitimisten die Feder aus der Hand legen, und die Provinz hat nicht mehr als zweihundert Blatter. Die Provinzial-Blatter sind sehr nach- theiliz siir die Circulatien der Pariser Blätter geworden. Sie zahlen geringere Stempel-Gebühren, geringeres Porto, weil sie von geringerem Umfang sind; ihre Korrespondenten in Paris liefern ihnen die Neuig keiten einen Lag früher, als es die Zeitungen ibun können; die große Gleichgültigkeit gegen jede ausführliche Diskussion der Meinungen macht jetzt in Frankreich täglich auffallendere Fortschritte; dies Alles zu- sammengenommen, mußte die Pariser Presse an Popularität und Unter stützung sehr vermindern. Der (^»imtitntiuunvl ist von 22,000 Abon nenten auf 0000 herabgckommen: das .luurnal -los Döhats ist etwa« mehr geschützt durch die Freundschaft der finanziellen Mittelklasse, durch Unterstützung von oben und durch eine sehr gewandte Redaktion, und hat daher mehr Abnehmer, als sein früher glücklicherer Rival, doch ist es auch auf 10,000 gesunken. Die (ENtte flo t'ranco erhielt unter Potignac große Summe» ,,sür literarische Leistlingen" aus dem Staats schätze; sie hatte damals 10,000 Abnehmer; jetzt hat sie höchsten« 4000, von denen ein großer Theil ausländische Tories sind, denen unsere 8tanflarfl'», ülarninz post's und Pinie» noch etwas zu liberal und zugleich viel zu tbeuer sind. Die Provinzial-Preffc ist in Frankreich von der größten politischen Unbedeutsamkeit. Sie steht in der Regel dem Parteikampf zu fern und liefert nur die Resultate desselben; die Zeitungen in der Provinz ver langen wenig Einfluß und haben fast gar keinen auf die öffentliche Meinung; sie sind bloße Buchhändler-Spekulationen. Da die Cau- tionssumme so gering ist, Stempel-Gebühren und Porto herabgesetzt wurden, Setzer und Offizin wohlfeiler als in der Hauptstadt sind, so kann jeder Buchdrucker den Muth zur Herausgabe einer Zeitung haben. 4 — 500 Subskribenten genügen, während die Pariser Blätter so viele Tausende haben müssen. Hal der entschlossene Buchdrucker gar noch einigt Zugänglichkeit für ministerielle Gesinnungen, so besitzt er in der Person des Präfekten allein 150 bi« 200 Abonnenten. Unter solchen Umständen ist es nicht allein kein Wunder, daß 200 Provinzial-Blätter eMiren, sondern man muß darüber staunen, daß nicht viel mehr er scheinen. Die rinzigen Zeitungen der Provinz, welche politischen Ein fluß hatten, waren nur Filial-Zeitungen der Pariser, entweder der P'rihunv für die Republikaner aus dem Lande, oder der O-Etto für die Legitimisten. Man schickte ihnen Artikel und Arbeiter von Paris. Die Juli-Ereignisse fanden den Lonslitutionnol und das .lonrnal flog Debüts im höchsten Glückt. Da bei letzterem weniger Eigenibümet waren (es waren nur zwei oder drei), so hatten diese mehr Einfluß und konnten wohl Minister ein - und absetzen. °) ES repräsenlirte die Wünsche der Borsenspicler, der reichen Kaufleute und Spekulanten und, was die Kammer betrifft, das rechte Centrum, während sein Neben buhler, der OnnstitnUnnnel, dort das Organ des linken Cenirums war. Bon der republikanischen Presse sind nur noch magere Reste da. Sie war nach der Juli-Revolution sehr fruchtbar, sie hatte den iXutinnal, bcn Pptrinte, 4venir, Zelnrmateur, pnziulnire, Dan 80ns, ü!ou- vnment und die Prihnne; aber die neueren Gesetze, die fortwährenden Prozess« (die Priknne balle deren über hundert und bezahlte nach und nach an eine Million Franken Strafe, während ihr Haupt-Redakteur sein Leben verdoppeln müßte, wenn er die ihm zuerkannlen Gefängniß- Strasen abfltze» wollte), die geringe Tbcilnahme für sie im Landt und ihre AuSIchließung vom Auslande baden ibllen schon Lebenskraft genug entzogen; b» Tepiember 1835 brachte ihnen den Gnadenstoß. Der Zan 8ens lchlcicht noch als lebendige Leiche am Arme einiger hundert Vertin, der Haupt, oder attciniac Eiqenthümer des 3nurv»I Ne, hat schon ost den tlnkrag, jpg Ministerium i» trete», abgelchnt und so» seine» Freunden als Grund haben, er suhle, wie jener Romer CuriuS, daß cs süßer >e», tue Herrscher in «einer Gewalt zu haben, als selber zu herr schen. Allein nach seinen guten Gesumsten zu urtheilen, wird er wohl schwer lich, wie lener Curiu«, von den Herrscher,1 beim Kochen seiner Rüden in einem irdenen Topse ß-h überraschen lassen Abonnenten umher; der National würde sich noch ferner Leser geschafft haben, da selbst seine Feinde den Geist, das Lalcnl und die Schärfe, mit welcher er geschrieben war, zu schätzen wußten; aber der Urheber dieser Vorzüge des Blatte«, die Hoffnung dec Partei und eine Zierde der Publizisten, fiel in einem Ehreukampfe, und dem überlebenden Blatte sicht man den Mangel der hingeschiedencn Mcisterkrast deutlich an. Seit dem Anfang des vorigen Jahres wurden Zeitungen aus bloßer Speculattonssucht und nicht für eine Partei gegründet. Da« Glück, welches einige gemachl haben, reizte die Geldmenscheäi mehr, als sie dar Unglück vieler anderer hätte vorsichtig machen sollen. Eine Aktie der (^cmstitutumnel ist »och heule 25 Mal so viel wcrlh, als der Einsatz war; die Aclic» der (»rette fles Prihunuux kosteten 500 Fr. anfangs und werden jetzt mit 30,000 Fr. verkauft; die Larett« fle L'rance brachte lange Zeit Herrn Genoude die Summe von 200,000 Fr. jähr lich, ohne die schönen Unterstützungen „für literarische Leistungen", welche Herr Genoude erhalten hat. Diese drei Beispiele von Glück reichten bin, Nachahmer zu wecken. Um aber Theilnehmer genug zu finden, sann man von jetzt an darauf, die Aktien eines neuen Blatter durch kleine Summen in einzelne Zettel abzutheilcn, wie man's in England bei den gewöhnlichen Unternehmungen von Windbeuteleien macht. Solche Zettel von 250 Franc« wurden an die Börje gebracht, und damit ward geschwindelt. Durch Künste aller Art trieben die Mäkler den Preis der Aktien i» die Höhe, nm den armen Schwach töpfen Lust zu machen. In der Residenz wie in der Provinz wanderte man mit Lem Journal umber und ließ es durch Handlungs-Reisende ausbieten, wie man ein Faß Zucker und einen Ballen Baumwolle aus- dictet. Die Zeitungen dieses Ursprung« wollen weiter nicht«, al« Geld, gleichviel, ob es legitimlstisch, republikanisch, oder gemäßigt liberal ist, wenn es nur nicht falsch ist. Nur darin kommen alle diese Produkte überein, daß sie die achtbaren Zeitungen um ihr Ansehen bringen. Die krosse (das neue Journal dieses Namens) Hal e« auf die Vernichtung de« flournol fles Dehnt» abgesehen; der 8ieelv will dem Oourrieo Pranpsis den Rang ablausen; die Lurozio stellt sich der tzuotifliennv zur Seite; der ülonfle sucht dem Pemzrs e« gleich zu thun; La«flonr- nrl general fle h'ranee hofft die Erbschaft des ehemaligen flournal fles Villes et fles Oainzwgnes durch seinen Französisch zugestutzten TorhiSmu« zu erwerben. Vor kurzem kamen auch drei juristische Jour nale an« Tageslicht, der Droit, da« flnnrnal fles Pribunaux und die l-oi. Ein republikanische« Blatt, der liaflical, ist angeküiidigt; wir wissen nicht, ob e« erschienen ist. Diese neue Presse ist wohlfeil, ein Umstand, der nähere Betrach tung verdient. In der Zeil der Restauration zahlte man jährlich für ein Blatt, da« täglich erschien, zuerst 60, dann 57, endlich 80 Franc«. E« stieg der Preis, so wie die Regierung die Stcmpelgcbühren und das Porto erhöhte, aber da« Format des Blattes stieg in demselben Ver hältnisse. Hatte der Flächenraum de« Blattes weniger als 30 Dccime- - trc« im Quadrat, so zahlte e« 5 Centimcs (ein Centime ist ungefähr ein Pfennig) Stempel- und 4 Centime« Postgcld; dies macht jährlich 32 Francs 85 Centimes. Rechnet man nun noch 4 Francs für die Verkäufe ab. so bleibt der Rcdactivn für Druckkostcn, Papier, Honorar und dergl. 43 Fr. 15 Cent. Hingegen muß man als Einkünfte des Journals noch die zahlreichen Ankündigungen rechnen, ein Gewinn, der erst seil dem Jahre 1828 bei den Französischen Blättern in Betracht zu kommen anfing. Ein Blatt von 5000 Abonnenten kann aus 60,000 Francs von diesem Zweig seiner Einkünfte rechnen; der Oonslitutionnek nimmt 120,000, das flvumml fles Dehnt» 200,000 Francs hierdurch ein. Das letztere Blatt zahlt am meisten an die Herausgeber, nämlich 125,000 Fr., die Korrespondenz nicht mitgercchnet. Die Franiöflsche Presse bat aber keine Korrespondenz, die in irgend einem Verhältnisse zu dec der Englischen Zeitungen steht. Die Pinie» allein zahlt für ihre Korrespondenz in Paris bloß so viel, als die sämmtlichen Ausgaben einer Französischen Zeitung betragen. So sehr aber auch die Französi schen Blätter im Preise niedriger, al« die Englischen sind, so findet man da« Zeitungshatten in Frankreich doch noch zu tbeuer, und man vermehrte Vie Leser einer Zeitung, ohne ihre Abonnenten zu vermehren, durch die Ouhinets fle lectnre, wo man für eine Kleinigkeit alle Blätter liest. Wäre keine Stempel-Taxe, so würden die Herausgeber ihre Blätter auf dl» Prci« von 50 Fr. ermäßigen können, und die bir- culation müßte jald verdoppelt werden. Die Stempel-Taxe bringt dem Schatze zwar gegen 2 Millionen jährlich, allein diese Steuer würde leicht durch die Vermehrung der Postgclder und Lurch Lie erweiterte Verbreitung Ler Blätter ersetzt werden. Ohne zu warten, Lis sich die Negierung mit dieser Ansicht ein verstanden zeigt, haben cs in der neuesten Zeit einige kühne Geschäfts-