Volltext Seite (XML)
MMufferTageblaii Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, )Das «Wilsdruffer Tageblatt-erscheint «n allen Werktagen nachmittags 5 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. Drei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzüglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post- L>oten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle, nehmen zu «eder Zeit Bestellungen ent. Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend gegen. Im Falle höherer <8ewalt, Krieg od. sonstiger ' Betriebsstörungen besteht Mein Anspruch aus Lieferung, der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto deiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anzeigenpreis: die 8 gespaltene Raumzeile 20 Rpfg., die 4 gespaltene Zeile der amtlichen Bekanntmachungen 40 Reichs»» Pfennige, die 3 gespaltene Reklamezeile im textlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reichspfennige. Vorge schriebene Erscheinungs. tage und Platzvorfchristcw werden nach Möglichkeit Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 berücksichtigt. Anzeigen, annahme bis vorm.lOUHr. - > -> > - —— Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Betrag durch» Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meißen, des Stadlrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 274 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt" Wilsdruff-Drestm- Postscheck: Dresden 26-m Freitag, den 24. November 1933 Zeitwende. Situation und Bedeutung des Kanzler-Interviews. Reichweite und Auswirkungen des Interviews, das Reichskanzler Hitler dem Vertreter der Pariser Wirt- schaftszeitung „L'Jnformation", de Brinon, jetzt ge geben hat, werden sich erst in den kommenden Wochen und Monaten in ihrem ganzen Umfang herausstellen. Um das Gewicht dieses Gespräches annähernd ermessen zu können, mutz man sich die außenpolitische Lage klarmachen, »vie sie sich in den letzten 48 Stunden ergeben hat. Die grotze Politik, die seit Jahren in Europa auf dem Fleck zu treten schien, hat sich seit dem 15. Oktober, dem Tage des deutschen Auszuges aus Genf, in einem Tempo zu bewegen begonnen, das fast an die Sieben meilenstiefel des Märchens erinnern will. Und das gilt besonders von der letzten Woche und erst recht von den beiden letzten Tagen. Der von Frankreich und England in Genf gemachte Versuch, die seligen Tage endloser Ver handlungen in der berüchtigten Genfer „Atmosphäre" noch einmal heraufzubeschwören und das so oft böswillig getäuschte Deutschland ohne jede Zusicherung ehrlicherer Methoden ein letztesmal an die stimmungsvollen Gestade des Schweizer Sees zu locken, sind endgültig ge scheitert. Der englische Außenminister nahm das Schaugepränge der Londoner Parlamentseröffnung zum Vorwand, um weiteren Zudringlichkeiten des französischen Kollegen Paul-Boncour zu entkommen. Dieser selbst fah sich in dem weitläufigen „Völkerbund"Palast so vereinsamt wie sein eigenes Land in der europäischen Politik und fuhr ebenfalls nach Hause. Kaum in Paris angekommen, versicherte er den ihn erwartenden Journalisten: „Aber die Stellungen des 14. Oktober sind gehalten." Der französische Herr Außen minister hat sich erst vor wenigen Wochen von feiner Presse Unwahrhaftigkeit und Täuschungs- Versuch Vorhalten lassen müssest, als er trotz englischer »nd amerikanischer Dementis wiederholt behauptete, es bestehe eine französisch-englisch-amerikanische „Einheits front" in der Abrüstungsfrage gegenüber Deutschland. Die oben zitierte Behauptung Paul-Voncours ist genau so «nwahr: die englische Regierung hat ihren eigenen Außenminister veranlaßt, in aller Form zu betonen, daß kr seine Erklärung vom 14. Oktober über die erneute Ver- veigerung der Gleichberechtigung und die Verfälschung »es Macdonald-Planes nicht mehr aufrechterhalten könne und England sich an diese Erklärung nicht mehr »ebunden fühle — eine mehr als deutliche Absage an die Verewigung der Pariser Gewaltpolitik. Aber damit noch nicht genug. Vor einem Jahre noch Kälten die Machthaber des Genfer Mächtetrustes den ,eigenmächtigen" Austritt einer Großmacht für genau so unmöglich gehalten wie die direkte Forderung nach Gleich berechtigung durch Deutschland — seit dem 15. Oktober haben sie daran glauben müssen. Auch damit noch nicht genugI Heute, nur fünf Wochen danach, kann man w führenden Blättern der ausländischen Presse noch ganz »ndere Dinge lesen: kein geringerer als die Londoner .Times", das halbamtliche Londoner Regierungsblatt, ordert klipp und klar eine — R e f o r m des Völker bundes! Und noch deutlicher wird die gleichfalls der Mglischcn Negierung nahestehende „Morningpost": „Die stevisionsfrage ist jetzt in den Vorder grund getreten. England schwankt noch. Frank reich allein leistet noch der Revision Widerstand. Eine »eue Offensive gegen Versailles hat tat sächlich schon begonnen. Dazu ist eine Reform des Völker- rundes unbedingt notwendig". Ähnliches kann man auch in der führenden italienischen Presse lesen. Mit anderen Worten: der Gedanke der Notwendig feit der Vcrtragsrevision hat nun auch außer halb Deutschlands die feste Form der direkten Forderung angenommen! Erscheint die schon stürmisch zu nennende Entwicklung dieser Tage nicht als ein neuer durchschlagender Beweis gegen die wie ein Alp «uf Europa liegende Verschleppungs- und Friedensver hinderungspolilik des sogenannten Völkerbundes? Kaum !st er durch Deutschland in seiner ganzen Sinnlosigkeit ent larvt und aus der europäischen Politik praktisch aus- zeschaltet, da kommt der Karren flott ins Rollen. Indiese Situation hinein traf das Kanzler-Inter view, dessen schwerwiegende Bedeutung von der gesamten Weltpresse ausführlich behandelt wird. Mit Recht. Man muß wissen, daß de Brinon, dem der Führer die Unterredung gewährte, nicht irgendein beliebiger Korre spondent ist, sondern in Paris eine halbamtliche Stellung hat, wie es der Londoner „Daily Telegraph" nennt: und man muß weiter wissen, daß de Brinon bei der Londoner Weltwirtschaftskonferenz dem engeren Stabe des damaligen französischen Ministerpräsidenten Daladier selbst zugcteilt war. Diese Unterredung dürfte mithin — auch von französischer Seite aus gesehen — ein ganz anderes Gewicht haben als ein gewöhnliches Presseinterview. Uber den Inhalt ist kein Wort mehr zu sagen, der Kanzler hat klar genug gesprochen. Wieder hat er d i e Hand über den Rhein ausgestreckt. Kein Wunder, wenn man in Londoner Blättern Überschriften Nie smrWe Regierung gestürzt. Paris, 23. November. In der Abendsihung der franzö sischen Kommer sührte der sozialistische Abgeordnete Bedou - c e noch einmal den sozialistischen Gegenvorschlag zum Art. 6b an, der geeignet sei, das Haushaltsgleichgewicht wiederherzu stellen. Die sozialistische Fraktion werde auf alle Fälle gegen den Wortlaut der Regierung und des Finanzausschusses stim men, weil die Regierung moralisch verpflichtet sei, die Politik der Mehrheit vom Moi 1932 zu versolgen. Andernfalls müsse sie sich eine neue Mehrheit suchen. Der rechtsgerichtete Abge ordnete Marin unterstrich die Notwendigkeit einer allgemei nen Verwaltungsresorm, die aber nur in voller Uebereinstim- mung mit den Beamten und den Kunden des Staates durchge- sührt werden könne. Der Generalberichterstatter forderte die Kammer auf, sowohl den Antrag Marins als auch den der So zialisten abzulehnen. Ministerpräsident Sarraut erklärte anschließend, daß die Regierung im Einvernehmen mit dem Finanzausschuß bei de Gegenvorschläge ablehne und dagegen die Vertrauens frage stelle. Er habe nicht die Absicht, sich durch irgendwelche Manöver eine Mehrheit zu sichern, sondern er wolle vielmehr auch ohne solche Hilssmittel die wahren Republikaner um sich scharen. Sarraut richtete sodann harte Worte an die Adresse der Sozialisten. Er, Sarraut, habe nur die Politik der Radi kalsozialisten zu vertreten. Er verschließe sich aber deshalb lei nen Verbesserungen, von welcher Seite sie auch eingebracht würden. Als er sich weigerte, auf verschiedene von ihm als be langlos bezeichnete Fragen zu antworten, ries man ihm von der äußersten Linken zu: „Diktator". Auf die Anfrage der Neu sozialisten und eines Linlsrepublikaners hinsichtlich der Vier zigstundenwoche erwiderte er, daß eine derartig wichtige Ange legenheit von internationaler Tragweite eine Sonderoussprache erfordere. Sarraut vermied es aber, in der einen oder anderen Form die Regierung in dieser Frage festzulegen. Mit 321 gegen 247 Stimmen Paris. Die Regierung Sarraut ist im Zusammenhangs mit den Hausholtberatungen über den Artikel 6b (Kürzung der Beamtengehälter) mit 321 gegen 247 Stimmen in die Minder heit gedrängt worden und damit gestürzt. Wie verlautet, hatte der Abgeordnete Gounin einen Zusatzantrag eingebracht, wo nach die Gehälter über 10 000 Franken in der Kürzung der Beamtengehälter ausgenommen werden sollen. Der Regie- rungsentwurs sah eine solche Ausnahme erst von 12 000 Fran ken an vor. Enlrüstungssturm gegen die französische Hetze. Berlin, 24. Nov. Der „Völkische Beobachter" erklärt unter der lleberschrisl „Ein Angriff auf den Frieden" u. a.: Das Ziel der infamen Hetze des „Petit Parisien" gegen das nationalsozialistische Deutschland ist, das Ausland zu krie gerischen Auseinandersetzungen gegen das Dritte Reich aufzu hetzen. Hinter diesen journalistischen Fälschern stehen in Wahr heit die Interessenverireter der Rüstungsindustrie, deren Ge schäft blüht, wenn Europas Boden wiederum von dem Blut von Millionen Menschen getränkt wird. Frieden bedeutet für diese Kreaturen schlechtes Geschäft, Baisse und Verluste. Des halb Hetzen sie zum Krieg, deshalb vergiften sie die Atmosphäre mit gefälschten „Dokumenten". Die „Kreuz-Zeitung" sagt: Von der Seite eines durchschnittlichen gesunden Menschenverstandes kommt man in liest wie die: „Hitler spricht zu Frankreich. Ein Interview von außergewöhnlicher Bedeutung." Oder der italienische „Corriere della Sera" schreibt: „Mit solchem Freimut kann nur ein mit Vollmachten ausgestatteter und seiner bistorischen Verantwortung bewußter Führer sprechen." Das Blatt deutet mit dieser sehr richtigen Kennzeichnung schon die noch unübersehbare Reichweite dieser bedeut samen Unterredung an. Es gibt auch jetzt noch Unbelehrbare bzw. Böswillige an der Seine und an der Themse, die dem offenen unr- staatsmännisch Weitgreisenden Wort Adolf Hitlers an die Adresse Frankreichs nichts anderes entgegenzuhalten haben als die neue Anzweifelung seiner Ehrlichkeit. Mögen sie! Sie sind schon heute in einer verschwindenden Minderzahl und die Zeit wird über diese bezahlten Friedensstörer genau so hin weggehen wie über die heute erledigten Bekämpfer der Tributrevision und über die schon unterliegenden Gegner der Versailler Revision überhaupt. Der Kanzler hat in einem welthistorischen Augenblick in das Nad der europäischen Geschichte gegrissen. Die Bewegung ist nicht mehr auszuhalten. PA.R. dieser Sache nicht weiter. Es gehört schon eine für anständige Menschen unvorstellbare Portion v.on Charakterlosigkeit und Verantwortungslosigkeit dazu, den naiven Leiern eines Volkes, das im Grunde ebenso friedliebend und verständigungswillig ist wie das deutsche, gerade in diesem Augenblick unserer ernst- hasten Bemühungen um einen unmittelbaren Ausgleich von Volk zu Volk eine solche Lügenbinde vor die Augen zu legen. Die „Berliner B ö r s en - Z e it u n g" schreibt, der Herausgeber des „Petit Parisien" hat zu der gemeinsten und verwerflichsten Art des politischen Kampfes gegriffen, um Ver nunft und Wahrheit zu töten: Zur Brunnenvergistung. Das Blatt geht dann aus die berufsmäßige Hetze des unter dem Namen Augur meist in englischer Sprache schreibenden rwsi- schen Juden Pojaloff ein und sagt, wer wie der „Petit Pari- sien" die Hetze dieses russischen Juden bei sich abladen ließ, kann auch nicht den mildernden Umstand gutgläubiger Dumm heit sür sich beanspruchen. Die „Deutsche Zeitung" stellt dem französischen Frontsoldaten das Zeugnis aus, daß er im allgemeinen seine Ritterlichkeit zu wahren verstand. An den Frontsoldaten richtet deshalb das Blatt die Frage, ob er es noch länger ertragen kann, daß die Völker erneut durch die Schuld eines feigen Lumpen, der sicherlich nie selbst im Krige gewesen ist, in neue Wirren gestürzt werden soll. Die „Germania" schreibt, das französische Volk wird nur durch dunkle Elemente aufgehetzt, die auch vor den nieder trächtigsten Mitteln nicht zurückschrecken und die zu Dokumen tenfälschungen ihre Zuflucht nehmen. Der „Petit Parisien" setzt, während die Welt aufhorcht, was Hitler gegenüber Frank reich sagt, seine verbrecherische Sabotage der Befriedung fort. Warum legt man den bezahlten Kriegshetzern nicht das Hand werk? Der „Lokolanzeiger" sagt, der Scherlverlag hat sich zur Aussetzung von 50 000 Reichsmark für die Klärung dieser politischen Hetze entschlossen, weil die politischen Brunnenver gifter gegenüber den Bemühungen des Führers um einen wirk lichen Frieden eine außerordentliche Gefahr darstellen. Für den Kenner kann es keinen Zweifel geben, daß der „Petit Pari- sien" von einer bestimmten Stelle in Frankreich zu dieser Ver- öfsentlichung veranlaßt worden ist, um alle Bemühungen für einen wahren Frieden zu zerstören. Das „Berliner Tageblatt" fordert von dem „Pe tit Parisien", daß er die Dokumente einer öffentlichen Prü fung unterwirft. Die deutsche Regierung hat diese Prüfung nicht zu scheuen. Unter der lleberschrift „Vo'lkerverhetzung" schreibt dis „Vossische Zeitung": Das französische Volk müße sich selbst gegen diese Methode wenden. Zwischen Deutschland und Frankreich möge es viele Differenzen geben, aber in einem werden alle Wohlgesinnten beider Länder einig sein: In der Abwehr gegen diejenigen, die die beiden Völker aufeinander zu Hetzen versuchen. so ooo Mark sür die Aufklärung der Sehe des „Petit parisien". Eine Preisausloüung des Scherl-Verlags. Der „Petit Parisien" hat am 16. November einen der übelsten verleumderischen Angriffe gegen Deutschland gerichtet, die je in der Zeitungswelt vorgekommen sino. Das Blatt hat angebliche vertrauliche Instruktionen für. deutsche diplomatische Stellen im Ausland veröffentlicht, in denen rundweg das Gegenteil von dem angeordnet worden sein soll ,was den wirklichen Inhalt der deutschen Außenpolitik im Zeichen der Erklärungen des Führers Adolf Hitler ausmacht. Der Scherl-Verlag hat sich ange sichts dieser Hetze und der dringenden Notwendigkeit der Aufklärung dieser politischen Brunnenvergiftung vor der ganzen Welt entschlossen, durch den „Berliner Lokal anzeiger" folgende öffentliche Aufforderung bekanntzu geben: „Der Scherl-Verlag setzt die Summe von 50 000 M!st- für denjenigen aus, der den einwandfreien Nachweis bringt, daß die von dem „Petit Parisien" veröffentlichte« angeblichen Instruktionen über die deutschen außcnpoliti« fchcn Ziele, die angeblich an alle Auslandsvertretungen von einer Berliner Propagandastclle gegangen sein sollen, wirklich in der veröffentlichten Form und mit dem ver- vffcntlichtcn Inhalt von einer verantwortlichen Stelle des Deutschen Reiches herausgegeben worden sind. Ter Nachweis muß durch Vorlage des Originaldoku ments und des dazugehörigen Materials erfolgen. Di« Nachprüfung des angeblichen Dokuments, des Materials und der Angaben von angeblichen Quellen soll durch eine neutrale Kommission erfolgen, deren Entscheidung rechts-, verbindlich ist.