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Freitag. Nr. 8. 27. Januar 1871. Erscheint . Preis MWetßerih-Zeckmg.ZL postanstalten. ' 8 Pfg. Amts- und Anzeige-Matt der Königlichen Gerichts-Aemter und Atadträlhe zn Dippoldiswalde vnd /ranensteia. Vkriintwortlicher vk-actrur: Lari Zehne in Dippoldiswalde. Zur Eifenbahnfrage. Ohne Zweifel hat die im laufenden Winter so schroff hervorgetretene Kohlennoth wesentlich dazu beigetragen, daß, wie wir aus guter Quelle hören, die Eisenbahnlinie Freiberg-Brüx im kom menden Frühjahre abgesteckt und vermessen werden soll. Wir halten es für einen guten Gedanken, den Ausgangspunkt aus dem böhmischen Kohlenbecken noch oberhalb Dux, in Brüx zu nebmen, weil einer seits in Folge deffen die Bahnlinie längs des böh mischen Gebirgskammes eine viel mäßigere Steigung erhalten wird, und andererseits zahlreichere Ortschaften in Böhmen berührt werden; übrigens sollen die Braun kohlen von Brüx und Umgegend von ganz vorzüg licher Qualität sein. Die Bahn verspricht als bloße Kohlenbahn, ganz abgesehen von anderen Gütern, eine namhafte Rentabilität, wenn man bedenkt, daß auf der Bodenbacher Linie im vorigen Jahre über 6 Millionen Centner Kohlen aus Böhmen nach Sachsen rc. verfahren wurden und trotzdem Mangel eintrat. Dieses Projekt schiebt aber auch unsere Zweig bahn von Zaunhaus nach Dresden durch das Weißeritzthal in den Vordergrund. Es wäre die direkteste und kürzeste Linie zwischen Dresden und dem böhmischen Kohlenbassin hergestellt, und wir zweifeln keinen Augenblick, daß, wenn die Staats - regierung auf diesen Bahnbau verzichten sollte, sich in nicht zu ferner Zeit eine Aktiengesellschaft finden wird, welche den Bau unserer Bahn in die Hand nimmt, wenn dies nicht Seiten der Unternehmer für die Linie Freiberg-Brüx geschieht, was wir fast mit Sicherheit erwarten. Daß eine Zweigbahn von Alten berg nach Zaunhans in dem einen wie in dem anderen Falle gebaut wird, betrachten wir nur als Frage der Zeit. Wir wollen die Angelegenheit hiermit wieder an geregt haben, indem wir wünschen, recht bald in der Lage zu sein, weitere erfreuliche Fortschritte über unsere Eisenbahnhoffnungen berichten zu können, r. TageSgefchichte. Dippoldiswalde. Am 24. dss. MtS. ist der Leichnam des am Abend vorher in der Freitag'schen Holzschleiferei zu Sch lott Witz verunglückten Arbeiters August Lupko aus Glashütte gerichtlich aufgehoben worden. Derselbe sand jedenfalls aus Unvorsichtigkeit seinen Tod; er war nämlich im Dunkeln in einen engen Winkel der Fabrik gegangen, wo er wahrscheinlich von einem R<w« erfaßt, an die Wand geschleudert und am Kopfe bedeutend verletzt worden war. Zu welchem Zwecke sich Lupko auf diesen Ort, wo er gar nichts zu schaffen hatte, begeben haben mag, ist bis jetzt nicht aufgeklärt. Leider hinterläßt er eine arme Wittwe und mehrere Kinder. — Am 17. Januar verunglückte in Hänichen der Bergarbeiter Carl Johann Lösch au aus Golberode, indem er in der Grube beim sogenannten „Holzrauben" von hereinbrechender Gesteinsmasse erdrückt wurde. Erst nach mehrstündiger Arbeit konnte sein Leichnam erlangt werden. Eine Schuld trifft bei diesem Unglücks falle Niemanden. Glashütte. Der am 24. Jan. hier abgehaltene patriotische Unterhaltungsabend hat sehr großen Beifall gefunden, so daß sich — um es gleich von vorn herein zu bemerken — der Ausschuß wohl nicht nehmen lassen wird, zu gleichem Zwecke in nächster Zeit noch einen solchen zu veranstalten. Der Prolog, von Frl. Wiedenhöff von hier ge sprochen, ward mit vielem Ton und tiefem Gefühl vorgetragen. Die beiden Quartette „Auf dem See" und „Hurrah Germania" waren präcis und wurden wohlklingend zu Gehör gebracht; auch daS Duett „Volks lied" war von ausgezeichneter Wirkung ; nicht minder die sehr passend gewählte Declamation. DaS hiesige Stadtmusikchor erfreute die Anwesenden durch schönes Spiel mehrerer Ouvertüren. — Lebende Bilder sind hier noch nicht gesehen worden; um so mehr gebührt den Herren, welche es sich zur schwierigen Aufgabe gemacht, dergleichen hier vorzustellen, der beste Dank. Derselbe gilt aber auch allen Mitwirkenden, die es sich zur Aufgabe gemacht, die darzustellenden Bilder so getreu und vollendet als möglich vorzuführen. Hierdurch gelang es auch, daß sämmtliche Bilder das Publikum zu vielfachen Beifalls- und äa ospo Rufen anregten; Hand und Mund schienen wirklich nicht eher ruhen zu können, bis nicht daS Auge noch einmal das lebende Bild gesehen. (Es dürfte zu empfehlen sein, daß bet etwaiger Wiederdarstellung von lebenden Bildern eine passende Musik dazu zu spielen sei.) Der Ertrag war ein solcher, wie wir ihn hier bei ähnlichen Gelegenheiten noch nicht gehabt haben; es waren ca. 34 Thlr. eingekommen. Dazu mag allerdings die günstige Witterung viel mit beigetragen haben; eine Schlittenparthie au» BurkhardSwalde war anwesend und gab ihren patriotischen Ginn.hier kund. Die Betheiligung von unfern Nachbardörfern war aber eine sehr geringe. Nach dem Programme ist der Ertrag für die im Felde sich befindenden Krieger von Glashütte und Umgegend bestimmt, und deshalb hätte man wohl eine größere Beteiligung erwarten dürfen.