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Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, Donnerstag und Sonnabend (Bormittag). AbonnementSprei« beträgt vierteljährlich 1 Mark 20 Pf. prssnum«r»uäo. AMiM für Inserat« werden bi« spätesten« Mittag« de« vorhergehenden Tage« de« Erscheinens erbeten und die Corpusspaltenzeile mit iv Pf., unter „Eingesandt" mit so Pf. berechnet. Zwönitz und^mgegend. Amtsblatt für den Stadtgemeinderath zu Zwönitz. 130. Dienstag, den 5. November 1878. 3. Jahrg. Bekanntmachung, die staatliche Einkommensteuer betreffend- Mit I. November u. o. wird die H. diesjährige Einkommensteuer-Hälfte fällig und ist längstens bis mit 21. November d. I. an die hiesige Stadtsteuer-Einnahme abzuführen. Gegen Diejenigen, welche nach Ablauf obiger Frist mit ihren Steuerbeiträgen noch im Rückstand verbleiben, ist gesetzlicher Be stimmung gemäß sofort das Mahn- resp. Executionsverfahren einzuleiten. Zwönitz, am 30. October 1878. Schönherr, Bürgermeister. Die diesjährige Herbst-Control-Versammlung für die Mannschaften der Stadt Zwönitz erfolgt Donners tag, den 7. November a. v. Nachmittags ^3 Uhr ans hiesigem Schietzhausplatze. Zwönitz, am 23. October 1878.Schönherr, Bürgermeister. Tagesgeschichte. Berlin, 2. Nov. Der „Rcichs-Anz." macht das Verbot des Volksvereins in Meerane, der Arbeiterharmonie in Waldenburg, des Offenbacher ThealerklubS „Bruderbund" und des Gesangvereins „Lassallia" in Offenbach und des Gesangvereins „Humoria" in Bieber bekannt. Ferner das Verbot der Druckschrift „Der arme Konrad", der periodischen Druckschriften „Zeitgeist" in München und des „Panier" in Braunschweig. — Der „Nordd. Allg. Zig." zufolge ist die Nach richt, dem Reichstage werde außer der Vorlage, betreffs der Revision der Gewerbeordnung, nichts Anderes, als die Vorlage, betreffs des Schankgewerbes, zugehen, voreilig. Es seien gegenwärtig eingehende Erwägungen darüber in der Schwebe, inwieweit und auf welchen Gebiete» im Zusammenhang mit der Aufgabe der positiven Bekämpfung der Sozialdemokratie Modifikationen an der Gewerbeordnung vorzu- nehmen seien. Baden-Baden, 31. Oklbr. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin sind heute Vormittag um 11 Uhr mittelst Extrazuges nach Koblenj abgereist, woselbst die Ankunft Nachmittags 4i/z Uhr erfolgt. Gleichzeitig mit ven Majestäten Hal auch die großherzoglich Badische Familie Baden-Baden verlassen und sich nach Karlsruhe begeben. Darmstadt, 3l. Oktober. Ei» großherzoglicher Erlaß beruft den Landtag zum 20. Nov. ein. Lokales und Sächsisches. Dresden, 31. Oktober. In Anwesenheit Sr. Majestät des Königs und Sr. königl. Hoheit keö Prinzen Georg fand heule im großen Ostragehege ein vom hiesigen Reilverein veranstaltetes Wettrennen statt, zn welchem eine Anzahl sehr kostbarer Prämien ausgesetzt waren. Dies für unsre Residenz immerhin seltene Schauspiel hatte selbstver ständlich ein vieltausendköpfiges Publikum auf die Beine gebracht. Schon von Mittag an wälzte sich ein dichter Menschenstrom dem Gehege zu nno bald war das riesige Terrain von einer doppelten und dreifachen Zuschauerlatle umgeben. Das Wettrennen begann mit einem Hürdenlauscn auf 1500 Meter Entfernung, woran sich bann ein schweres und leichtes Steeplechase auf 3750 Meter Distanz, sowie eine Schnitzeljagd anreihte. Leiber ist bas Rennen auch von einem Unfall begleitet gewesen. Bei dem Nehmen eines HinbernisseS stürzte Freiherr von Stralenheim so unglücklich, baß er zur Stunde, wo ich diese Zeilen schreibe, noch besinnungslos varniekerliegt. Wie ich höre, hat er eine schwere Kopfverletzung vavongetragen. Bei dem zweiten Steeplechase kamen übrigens noch zwei Reiter zum Falle, nahmen glücklicherweise aber keinen Schaben. Abgesehen von rem erwähnten Malheur verlief das Wettrennen aber in befriedigendster Weise. Se. Majestät der König verweilte bis zum Schlüsse und wohnte dann auch noch der PrerSvertheilung bei. Soeben höre ich, daß bei dem Hürden rennen Lieutenant von Milkau mit der Stute „Zerline" aiS Sieger hervorging. Der Preis bestand in einer Krystallbowle mit silbernem Untersatz. Im erste» Steeplechase siegle Lieutenant von Campe mit dem Wallach „Goorson" (Preis: ein massiver silberner Humpen), im zweiten Steeplechase wieder Lieutenant von Milkau mit der Stute „Neverlast" (Preis: silbernes Schreibzeug mit Leuchtern im Rococo» gcschmack). Bei dem Schnitzelreiten war der Adjutant Sr. Majestät des Königs, Oberstlieuteuant v. Minckwitz, so glücklich, den Fnchsschwanz zu erobern. Ein vom Prinzen Georg gestifteter Gewehrschrank wurde ihm für diese Bravour zu Theil. Bemerkt sei ferner, daß dem Rennen auch noch der Staalsmiiiister von Nostiz-Wallwitz, sowie der preußiche Gesandte Graf von Solmö-Sonnenwalde beiwohnten. Am Sieges» Pfosten fungirte General von Miltitz. — Mit Anfang nächsten MonatS soll ein sehr zeitgemäßes Institut, eine Milchcuranstalt, in unsrer Stadt in'S Leben treten. Die zum Verkauf bez. zum Versandt kommende Milch entstammt nur reinem Gebirgsvieh, welches ausschließlich mit Gebirgsheu ober Weizen- und Gerstenmehl gefüttert wird. Die Ueberwachung der Anstalt, sowie die spezielle Untersuchung der Milch geschieht durch eine aus drei Aerzlen sowie einem Chemikerbe stehende Kommission. Dresden, t. November. Der Zustand des bei dem gestrigen Wettrennen verunglückten PremierlieutenantS von Stralenheim giebt zu den größten Besorgnissen Anlaß. Wohl glauben die Aerzte ihn am Leben erhallen zu können, doch läßt sich bei der Schwere der Ver» letzung etwas Gewisses über den Ausgang nicht sagen. Die Theil» nähme an dem Unglück des muthigen jungen Mannes ist eine allge» meine. Lebhaft mleressirl sich für ihn auch Se. Majestät der König, welcher schon wiederholt bat Erkundigung einziehen lassen. — Der hiesige „Bergkeüer" ist in diesen Tagen in die Hände eines Konsor tiums übergegangen, welches nun ein großartiges Vergnügungsetab» lissement a la Kroll in Berlin au» ihm machen will. — Uebernächsten Sonntag, den 16. Nov., will kcr in eer letzten Zeit in den Blättern vielgenannte Oberförster Baumgarten nun allen Ernstes mit seinem neuerfundenen „lenkbaren" Flügellustschiff eine Probe veranstalten. Die Auffahrt soll vom nahen Gasthaus zum „Weißen Hirsch" aus slallfiiiben. Selbstverständlich werbe ich prompt am Platze sein, um genaue Kcnnlniß von einer Sache zu nehmen, die mir jetzt noch sehr „nebelig" verkommt. Leipzig. Der Tapezirer und „siehenköpfige" Redacteur Werner, diese Säule des socialistischen ZukunflSstaales fungirte, längerer Zeit als verantwortlicher Redacteur von nicht weniger als sieben social« demokratischen Localblättern, die für Borna, Groitzsch, Zeitz, Neichen» bach, Schneeberg, Lausigk rc. erschienen. Herr Werner saß ganz ge« müthlich in Leipzig und redigirte nach einer und derselben Schablone jene Blätter, so daß mit ganz geringen Ausnahmen der Inhalt der» selben vollständig übereinstimmte. Mit der Zeit hatte Werner eine recht erkleckliche Anzahl Preßproceffe gegen sich heraufbeschworen, die ihm längere Freiheitsstrafen in Aussicht stellten. Diese Perspective und wohl noch mehr die Katastrophe, die über die Socialbemokratie hereingebrochen, haben nun anscheinend Werner den Boden zu heiß unter den Füßen werden lassen und er hat sich aus d-m Staube ge» macht, um, wie es heißt, jenseits des Ocean „bessere Menschen" aufzusuchen. ZWilkau, 1. November. Gestern Nachmittag zum Reformations feste hat ei» Italiener Namens Rossi, Bergarbeiter und 22 Jahre alt, welcher in der Marienstraße wohnhaft war, einen Selbstmord auSgeführt. Derselbe hatte sich in seiner Schlafkammer mit dem Rasirmesser am linken Arm die Pulsader geöffnet. Durch sein langes